29.10.2016 Ein fremdes Knie beschert Curslack Glücksgefühle von Andreas Killat
von Jan Knötzsch
vs.
SV Curslack-Neuengamme – TuS Dassendorf 1:0 (1:0)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Beldzik, Spiewak, Schalitz, Wulff - Monteiro Branco, Radic, Papke, Klein (67. Hoffmann) - Hammel (85. Degener), Landau (90. Nüchterlein) TuS Dassendorf: Böse – Warmbier, Lenz, S. Atug, Carolus - Aust, Ladendorf (66. Cosgun) - Nägele, Möller, Kurczynski (75. Akdogan) - von Walsleben-Schied (75. Suratman) Tore: 1:0 Warmbier (38., ET) Gelb-Rot: S. Atug (78., wdh. Foul) Rote Karte: Hoffmann (87., grobes Foul) Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth): Seine Entscheidung, Böse nicht vom Platz zu stellen (23.), war falsch, zumindest aber unglücklich. Auch Landau hätte nach seinem Tritt gegen Kurczynski im zweiten Durchgang die Rote Karte sehen müssen. Der Platzverweis gegen Hoffmann dagegen war etwas hart (87.). Pfiff gefühlt mehrheitlich zugunsten Dassendorfs. Beste Spieler: Landau, Schalitz, Radic – Möller Zuschauer: 295
Frederic Böse machte gar keinen großen Hehl daraus. „In Gedanken war ich nach der Szene schon auf dem Weg in die Kabine“, gestand der Keeper der TuS Dassendorf, als es in der Nachbetrachtung des Spiels um jenen Augenblick aus der 23. Minute ging. Böse war in besagtem Moment aus seinem Kasten geeilt und hatte vor dem Strafraum Jan Landau zu Fall gebracht. Nahezu jeder im Stadion am Gramkowweg wartete, was Schiedsrichter Kevin Rosin nun machen würde. War Landau wirklich allein durch? Hatte Böse den SVCN-Stürmer mit einer Notbremse zu Fall gebracht? Oder war mit Marcel Lenz ein weiterer Dassendorfer so nah an der Szene, dass er noch hätte eingreifen können und Böse eben nicht letzter Mann?
Hätte an alter Wirkungsstätte schon früh vom Platz fliegen können (müssen): Keeper Frederic Böse. Foto: Hanno Bode
Schiri Rosin jedenfalls war sich sicher, dass er dieses Foulspiel nur mit „Gelb“ zu bestrafen hatte – und erntete in der Pressekonferenz nach dem Spiel (siehe Stimmen) kritische Stimmen zu dieser Entscheidung. Wie dem auch sei: Im Derby des SVCN gegen die TuS blieb es dabei, dass auf dem Kunstrasen am Gramkowweg weiterhin elf gegen elf agierten – und auf Curslacker Seite weiterhin, so die Vermutung, die Angst mitspielen würde, gegen die Dassendorfer, die in der Vorwoche gegen Concordia eindrucksvoll ihre Stärke demonstrierten, am Ende zu verlieren.
Doch die Angst sollte im weiteren Verlaufe des Nachmittags einem Glücksgefühl weichen. Einem sehr großen sogar, wie Curslack-Coach Torsten Henke später auf der Pressekonferenz zugab. Ausgelöst wurde selbiges in der 38. Minute: Jan Landau kam rechts an den Ball, schaute, flankte und fand Stjepan Radic. Der schoss aufs Tor. Der Ball wäre vermutlich eine halbwegs sichere Beute für Böse geworden. Wäre. Wurde er aber nicht. Denn Joe Warmbier bekam die Kugel ans Knie, fälschte sie somit unglücklich ab – und auf einmal führte der Gastgeber, der die letzten sechs Spiele allesamt ohne glückliches Ende bestritten hatte, mit 1:0.
Das Eigentor war der Höhepunkt einer ersten Halbzeit, in der nicht viel passierte. Aust prüfte Gianluca Babuschkin per Kopf (18.), doch dieser Versuch stellte den SVCN-Torsteher ebenso wie der Schuss von Pascal Nägele (33.) vor keinerlei Probleme. Einzig weitere nennenswerte Szene neben Böses Foul an Landau und Austs Crux mit dem eigenen Knie: Ein Foul im SVCN-Strafraum an Marcel von Walsleben-Schied, das Dassendorfs Coach Thomas Hoffmann gerne mit einem Elfmeter bestraft gewusst hätte. Doch die Pfeife von Schiri Rosin blieb stumm.
Durchgang zwei erlebte dann einen Gastgeber, der darauf bedacht war, die Führung zu verteidigen und eine Gäste-Equipe, die sich insgesamt zu wenig mühte, das Ruder noch rumzureißen. Allenfalls die Schussversuche von Sven Möller (57., 73.) waren aus fußballerischer Sicht notierenswert. Auf den Zetteln der Pressevertreter aber gesellten sich dann doch noch zwei weitere Dinge hinzu: Seyhmus Atug handelte sich binnen acht Minuten mit zwei Fouls erst die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte ein (78.). Und auch Niklas Hoffmann – übrigens gerade einmal 21 Minuten auf dem Feld – musste frühzeitig runter: Nachdem Aust erst Landau gefoult hatte, rauschte Hoffmann nur Sekunden später heran und legte Aust. Der Unparteiische wertete das als grobes Foul – Rot (87.)!
Geschafft! Endlich wieder ein Sieg für Torsten Henke und seinen Co-Trainer Matthias Wulff. Foto: Hanno Bode
Am Sieg der Curslacker, denen mit freundlicher Mithilfe das erste Heimtor gegen Dassendorf seit elf Jahren glückte (zuletzt 0:0, 0:4, 0:3, siehe Statistik am Ende des Berichtes) änderte das nichts mehr. Und so durften sich die Hauherren freuen. Über den Sieg – und darüber, dass Mittelfeldspieler Cem Cetinkaya, der auf dem Heimweg von der Arbeit in der Nacht vorm Spiel einen schweren Autounfall hatte, bei selbigem von großen Verletzungen verschont blieb.
Stimmen:
Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf): So sieht Nachbarschaftshilfe aus von unserer Seite. Der Gegner hat furios gefightet, wir haben leider fußballerisch nicht das auf den Platz gebracht, was wir in den letzten Wochen gezeigt haben. Wir haben uns insgesamt – und gerade in der zweiten Halbzeit – viel zu wenige Torchancen herausgespielt. In der ersten Hälfte hatten wir ein paar gute Szenen nach Standardsituationen. Dann müssen wir aus meiner Sicht zu 100 Prozent einen Elfmeter bekommen, als Marcel von Walsleben-Schied gefoult wird. In der zweiten Halbzeit war alles nicht mehr so klar. Sich da nur eine Chance herauszuspielen, ist zu wenig. Eine Sache macht mich unfassbar sauer: Nach dem Foul von Frederic Böse, der mit der Gelben Karte sehr gut bedient war, sehen dann später in einer anderen Szene zehn Leute, dass ein gegnerischer Spieler unserem am Boden liegenden Spieler in die Magengrube tritt. Nur der Schiri-Assistent, der direkt davor steht, sieht das nicht. Fouls können passieren, aber dieser Tritt ist eine Sechs. Und dass der Assistent das nicht sieht, ist auch eine Sechs. Die Niederlage hat aber nichts mit dem Schiedsrichter zu tun, die haben wir nur uns selbst zuzuschreiben.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Mir sind mehrere Steine vom Herzen gefallen. Ich denke, wir haben ein hochklassiges und dramatisches Derby gesehen, in dem meine Mannschaft von der ersten Minute an gefightet hat. Wir haben versucht, tief zu stehen und nichts zuzulassen, was uns im Großen und Ganzen gelungen ist. Wir haben versucht, Nadelstiche zu setzen. Im Nachhinein diskutiert man beim einem 1:0-Sieg natürlich nicht mehr über die Situation mit Freddy Böse. Es soll nicht so rüberkommen, dass ich da eine Rote Karte fordere, aber es gibt gewisse Regeln. Und nach denen ist so etwas eben eine Rote Karte. Das ist nicht ansatzweise zu diskutieren. Das gilt dann auch für die Situation mit dem Tritt vor der Dassendorfer Bank. In der zweiten Hälfte haben wir eine Abwehrschlacht geliefert. Dassendorf hatte nur noch eine Chance, aber wir waren nicht in der Lage, den entscheidenden Stich zu setzen. So muss man eben bis zum Abpfiff zittern. Für uns ist das ein extrem wichtiger Sieg.
Gesamt-Punktspielstatistik (seit 1949) aus Sicht des Gastgebers: 37 Spiele: 13 Siege – 9 Remis – 15 Niederlagen, 70:80 Tore
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