05.03.2017 Keine Kekse, keine Punkte von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
SC Condor – SV Rugenbergen 1:2 (1:2)
SC Condor: Kleinschmidt – Lüdemann, Anders (46. Daudert), Krohn – Kamalow, Mellmann – Theis, Iscan (46. Özalp), Künkel – Martens, Weiser (69. Blunck) SV Rugenbergen: Waldmann – Lange, Tegeler, Hansen, Worthmann – Melich, Rühmann – von Bastian (80. Lauer), Ziller, Hoppe (90. Limani) – Haase (87. Bouveron) Tore: 0:1 Rühmann (18.), 0:2 von Bastian (37.), 1:2 Martens (42.) Schiedsrichter: Johannes Mayer-Lindenberg (HTB), der kurzfristig für den erkrankten Adrian Höhns (TuS Dassendorf) einsprang und seine Sache heute eher kleinlich anging. Beide Trainer waren mit vielen Pfiffen nicht einverstanden. Gravierende Fehlentscheidungen waren jedoch nicht dabei. Beste Spieler: Kleinschmidt, Mellmann – Haase, Hoppe, von Bastian, Ziller Zuschauer: 100
„Heute gibt es leider keine Kekse auf der Pressekonferenz“, teilte „Kiki“ Philipp (Tochter des Ehren-Vorsitzenden Günter Philipp) dem Team-Management des SC Condor (Matthias Bub, Kai Koch, Marco Krausz) rund eine Stunde vor dem Anpfiff mit. „Keine Kekse, keine Punkte“, scherzte der HAFO-Schreiberling daraufhin – und sollte Recht behalten. Coach Christian Woike sah dabei im Gesicht schon vor dem Spiel schwer lädiert aus (Pflaster und blaue Flecken). „Ich war aber nicht mit Kevin Großkreutz unterwegs“, scherzte der VfB-Fan. „Nein, das hatte mit der 0:4-Niederlage in Niendorf zu tun“, machte auch Bub sich ein Späßchen, doch in Wirklichkeit war es schlicht ein einfacher medizinischer Eingriff, dem sich Woike am Montag unterziehen musste.
Die ersten zehn Minuten schien es so, als ob die Gastgeber die zuletzt schwachen Auftritte vergessen lassen machen wollten. Jannick Martens mit einem satten Knaller aus halbrechter Position (5.) und Raffael Kamalow (nach Eckball von Gökhan Iscan) mit einem Kopfball, der von Keeper Jannis Waldmann mit einem Reflex pariert wurde (6.), hatten ordentliche Chancen auf die Führung. Doch dann folgte der große Einbruch und die Bönningstedter zeigten, warum sie seit 133 Tagen unbesiegt sind (7-1-0). Die pfeilschnellen Patrick Hoppe und Pascal Haase nahmen die „Einladungen“ der SCC-Dreierkette dankend an und überliefen diese immer wieder über die Flügel – und auch in der Mitte klafften große Löcher bei den Raubvögeln.
Haase scheiterte zunächst noch an Keeper Sascha Kleinschmidt (11.) und Patrick Ziller beförderte das Leder nach einem weiten Einwurf von Dennis von Bastian via Hacke (!) an die Latte (15.). Doch dann klappte das schnelle Kurzpass-Spiel der Gäste: Kapitän Jan Melich hatte im Zentrum alle Zeit der Welt, filetierte die Condor-Abwehr mit einem sauberen Zuspiel auf Haase, der wie gewohnt mit viel Tempo über rechts, dann quer in die Mitte abgelegt, wo Hendrik Rühmann mutterseelenallein flach unten rechts zum 0:1 einnetzte (18.). Doch damit nicht genug, auch das zweite Tor für die „Roten Teufel“ war eine echte Augenweide: Hoppe und Haase mit Speed über die Außen (na klar!), scharfe Hereingabe auf von Bastian und „Buddy“ bedankte sich aus 12 Metern für die ihm gewährten Freiheiten mit dem 0:2 (37.). Abwehrarbeit sieht (Max) anders aus…
Zum Glück für die Raubvögel kam es nicht noch schlimmer, denn es hätte auch gut und gerne schon 0:3, 0:4 stehen können. Stattdessen der völlig überraschende Anschlusstreffer: Julian „Kelle“ Künkel mit einem präzisen Pass auf Martens und der SCC-Goalgetter markierte aus der Drehung das 1:2 (42.). Mit diesem schmeichelhaften Ergebnis ging es in die Kabine.
Woike jedenfalls hatte genug Abwehr-Desaster gesehen: „Wir haben jetzt elf Spiele in Folge mit Dreierkette gespielt, da waren auch viele gute Partien dabei. Aber die drei Punktspiele in diesem Jahr waren wirklich alle schlecht. Ich war eigentlich der Meinung, wir können es. Das muss ich jetzt aber noch mal analysieren. Schon beim glücklichen Sieg gegen Süderelbe hätten wir vier Gegentore bekommen können. Es muss sich jedenfalls in der Einstellung und Mentalität deutlich mehr ändern, als in der Grundordnung“. Folgerichtig gab es einen Doppelwechsel (Anders und Iscan raus, dafür Daudert und Özalp) und die Umstellung auf Viererkette zur zweiten Halbzeit (Mellmann, Krohn, Lüdemann, Künkel).
Im Nachhinein betrachtet griff die Maßnahme, schließlich kassierte man keinen Gegentreffer mehr. Doch in Wirklichkeit war dies allein der fahrlässigen Chancenverwertung der Rugenbergener geschuldet. Denn weder Ziller, der erst mit seinem Kopfball nur das Lattenkreuz traf (56.) und dann aus wenigen Metern am stark reagierenden Kleinschmidt scheiterte (75.), noch Haase mit dem dritten Aluminium-Treffer der Gäste (77.) konnten das beruhigende 3:1 erzielen.
„So musst Du halt immer zitttern“, stellte Palapies korrekterweise fest (siehe „Stimmen“) und mit etwas Glück wäre Condor auch fast der Ausgleich gelungen, als Broder Hansen nach Mellmann-Flanke beinahe ein Eigentor produzierte (46.) und der von Mike Theis am herausgeilten Keeper Waldmann vorbeigespitzelte Ball erst kurz vor der Torlinie von der SVR-Abwehr entschärft werden konnte (69.). „Aber ein Remis hatten wir heute auch nicht verdient“, gab Woike ehrlich zu.
Stimmen:
Ralf Palapies (Trainer SV Rugenbergen): Obwohl wir zu Beginn der Partie sehr gepresst wurden, sind wir sehr gut ins Spiel gekommen. Das waren wahrscheinlich die Lehren aus dem 5:5 gegen Teutonia (Anmerkung der Redaktion: Testspiel am Dienstag). Das haben wir ganz gut gemacht, die beiden Tore waren toll herausgespielt. In der zweiten Halbzeit hatten wir so viele Chancen – da musst Du bis zum Ende zittern. Aber durch den Sieg heute haben wir noch mehr Selbstvertrauen, da gelingt Dir einfach auch mehr. Es läuft wirklich super im Moment. Wir gucken aber eher noch nach unten, als nach oben. Wir sind sehr glücklich und fahren fröhlich nach Hause.
Christian Woike (Trainer SC Condor): Wir sind weder glücklich, noch fahren wir fröhlich nach Hause. Ein völlig verdienter Sieg für Rugenbergen. In der ersten Halbzeit haben wir gar nicht stattgefunden. Exemplarisch war das erste Gegentor, wo sich Melich in Ruhe drehen und umschauen kann. Da war im Umkreis von zehn Metern keiner von uns – und dann spielt er das Leder auch noch durch fünf Mann von uns hindurch und im Rückraum steht auch noch einer völlig frei. Auch der zweite Treffer wäre eigentlich einfach zu verteidigen gewesen. Zur zweiten Halbzeit haben wir uns in der Grundordnung verändert, aber eigentlich war das völlig egal. Wenn Du nicht in den Zweikämpfen präsent bist, dann ist es egal, ob Du Dreier-, Vierer- oder Fünferkette spielst. Offensiv nach vorne hatten wir ganz wenig Ideen, während Rugenbergen ja noch mehrfach Pfosten und Latte getroffen hat. Heute hatten wir daher nicht mehr verdient, als eine Niederlage. Das ist jetzt die Situation bei uns. In der Hinrunde hatten wir Niendorf und Rugenbergen noch geschlagen, aber momentan haben wir einfach keine spielerischen Lösungen. Damit werden wir uns beschäftigen und einiges verändern müssen. Sonst kann das noch ne‘ verdammt lange Rückrunde werden…
Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 20 Spiele: 11 Siege, 6 Remis, 3 Niederlagen, 41:22 Tore
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