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08.04.2017
Wenn sich das Blatt auf einmal wendet von Andreas Killat



von Jan Knötzsch


vs.


Klub Kosova – SV Halstenbek-Rellingen 4:1 (1:1)

Klub Kosova: Dowideit – Hoff, Groenhagen, Streib, Ukshini (78. Ademi) – F. Osmani, Kepceoglu – Smereka, N. Osmani (46. Pedroso-Bussu), Krasniqi (86. Krefta) – Arboleda Sanchez
SV Halstenbek-Rellingen: Oest – D. Ghadimi, Krabbes, Ernst, Sottorf – Rußbüldt (81. Telli), Schöttke – Jeske, Okafor (56. Ermisch), Roesler (56. Behrami) – Brameier
Tore: 0:1 Schöttke (2., FE), 1:1 Arboleda Sanchez (28.), 2:1 Ghadimi (49., ET), 3:1/4:1 Pedrosu-Bussu (55./75.)
Gelb-Rot: Kepceoglu (80., Meckern/Foul)
Besonderes Vorkommnis: Oest (HR) hält Foulelfmeter von Kepceoglu (55.)
Schiedsrichter: Ralph Vollmers (FSV Geesthacht): War zusammen mit seinen beiden Assistenten im neon-gelben Outfit zwar der auffälligste Mann auf dem Platz, doch als Spielleiter eher unauffällig. Ergo: gut. Machte von der ersten bis zur letzten Minute alles richtig. Hervorragende Auslegung der Vorteilsregelung. Ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen und lag auch bei den Elfmeterentscheidungen richtig. So wünscht man sich einen Schiedsrichter.
Beste Spieler: Pedroso-Bussu (2. Hz), Kepceoglu, F. Osmani – Keiner
Zuschauer: 60

Der Frust musste einfach raus. „Das kann nicht sein“, platze es lautstark aus Mirko Oest heraus. Und der Keeper der SV Halstenbek-Rellingen legte noch nach: „Ich spiele klar den Ball. Das gibt’s doch nicht...“, herrschte er Schiedsrichter Ralph Vollmers lautstark an. Doch der Unparteiische ließ sich in dieser 55. Minute einfach nicht erweichen. Vollmers' Entscheidung stand: Er gab Elfmeter, nachdem Oest aus seinem Kasten gestürzt war und dort zwar sowohl den Ball, aber eben auch Kosovas Patrick Smereka abgeräumt hatte. Also trat Mert Kepceoglu zum Duell gegen den HR-Torhüter an und für einen Moment sah es so aus, als hätte Oest seinen Frust in die richtige Energie umgewandelt. Kepceoglu schoss, Oest parierte. Doch die Freude dauerte nur Bruchteile von Sekunden an. Denn: Der abgewehrte Ball landete bei Davide Pedroso-Bussu - und gegen dessen Nachschuss war Oest machtlos.

Pedroso-Bussus Versuch landete im Netz. Es war das 3:1 für den Gastgeber und die Hoffnungen von HR, an der Dratelnstraße im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, vielleicht doch noch einmal eine Wende herbeizuführen, waren in diesem Moment zerplatzt. Endgültig ad acta gelegt werden konnten sie genau 20 Minuten später – und wieder hatte Pedroso-Bussu seine Finger, im Fußball-Jargon wohl besser die Füße, im Spiel. Kosovas Florim Osmani profitierte im Mittelfeld von einem ungenauen HR-Zuspiel, schaltete schnell und passte den Ball links rüber, wo Pedroso-Bussu als dankbarer Abnehmer lauerte und den Ball rechts in den Maschen zum 4:1 für den Klub versenkte.

Selbst in Überzahl – der bereits mit Gelb verwarnte Mert Kepceoglu hatte die „Ampelkarte“ gesehen (80.) – schaffte es Kosova, den beruhigenden Vorsprung über die Zeit zu bringen und durfte am Ende jubeln.

Dabei hatte die Partie für die Gäste so begonnen, wie man es sich eigentlich nur wünschen kann. Noch nicht einmal zwei Minuten waren absolviert, als Amir Ukshini völlig überflüssig und ungestüm Tim Jeske im Sechzehner zu Fall brachte und Referee Vollmers folgerichtig Strafstoß für die „Baumschuler“ pfiff. Marcel Schöttke lief nach kurzer Unterbrechung an, zielte nach rechts, während Kosova-Keeper Denis Dowideit nach links sprang – 0:1 aus Sicht der Hausherren (2.).

Statt aber aus dieser Führung Profit zu schlagen, überließ HR Kosova das Heft des Handelns. War Smerekas Schuss nach einer Viertelstunde noch keine richtige Gefahr für Oest, so stand es nach 28 Minuten auf einmal 1:1. Agonis Krasniqi setzte energisch am Strafraumeck nach und spitzelte die Kugel zu Yiner Ronal Arboleda Sanchez und der Kolumbianer, der trotz der vehementen HR-Proteste nicht im Abseits stand, vollendete.

Kurz vorm Pausentee hätte Sebastian Krabbes dem Match noch einmal eine andere Geschichte bescheren können, doch sein Seitfallzieher landete nur am linken Pfosten (31.). Und das Pech der Gäste sollte sich fortsetzen: In der 49. Minute schoss Arboleda Sanchez aus der Distanz einfach aufs Tor. Eigentlich sah es gar nicht nach einer Chance aus, doch der Ball wurde lang und länger. Oest streckte sich vergeblich, das Spielgerät klatschte an die Querlatte. Von dort sprang der Ball vor die Füße von Pedroso-Bussu, der das Leder aber nicht vollends unter Kontrolle bringen konnte und Dennis Ghadimi anschoss. Von dem aber prallte der Ball unglücklich über die eigene Linie. Mirko Oest kauerte anschließend geschlagen am Boden. Still und wortlos. Sein lauter Ausbruch sollte ja erst sechs Minuten später folgen, als er binnen Sekunden vom Heldendasein zurück auf die Verliererstraße geschickt wurde...


Stimmen:

Heiko Barthel (Trainer SV Halstenbek-Rellingen):
Was mich sprachlos macht, sind die einfachen Fehler. Wir haben Dinge vorher besprochen und die wurden nicht umgesetzt. Wenn jemand den Ball nicht annehmen kann, dann ist das etwas, womit ich leben kann. Aber nachdem man 25 Mal an der Tafel war und es trotzdem nicht hinbekommt und sich unterstützt, verstehe ich das nicht. Es geht damit los, dass wir sagen: Wir wollen es eng machen, stehen in der eigenen Hälfte und wollen Zweikämpfe gewinnen. Und dann wollen wir ins Spiel kommen. Wir können keinen Gegner anlaufen. Dazu sind wir zu planlos. Wenn man beim Vorletzten, der so viele Tore bekommen hat bisher, gewinnen will, dann ist der einfache Gedankengang; geht vorne drauf und die machen Fehler. Wenn wir das versucht hätten, dann hätten wir hier zweistellig bekommen. Wir gehen in Führung und wussten nicht warum. Vielleicht haben einige gedacht, wir schaukeln das durch wie gegen Buxtehude. Aber Kosova war viel viel besser als Buxtehude. Ich weiß nicht, ob es der Kunstrasen ist oder unsere Auswärtsschwäche – aber heute kam alles zusammen. Das hatte wenig mit Oberliga-Fußball zu tun. Dass uns individuell die Klasse fehlt, weiß ich, aber ich habe gedacht, wir hätten wenigstens die elementaren Sachen drauf. Ich weiß gar nicht, wo ich heute anfangen oder aufhören sollte, zu kritisieren.

Arton Mazrekaj (Trainer Klub Kosova):
Das war der erste Sieg unter der Regie von Kai Oder, Ahmed Kücükler und mir. Das ist schön und vor allem auch für die Mannschaft gut, damit sie weiß, dass es klappt. Darauf muss man aufbauen und den positiven Schwung mitnehmen. Auch, was die vier Tore angeht. Ich glaube, so viele Treffer haben wir in dieser Saison noch nie erzielt. Aber man darf es nicht überbewerten. Es war ein wichtiger Sieg, aber am Ende des Tages zählt dieser Sieg nichts, wenn man den Weg nicht weitergeht. Mit der Einwechselung von Davide Pedroso-Bussu zur Pause hatten wir natürlich auch Glück. So einen Spieler kannst du als Gegner einfach nicht stoppen, auch wenn er zwei Jahre lang nicht gespielt hat. Das ist ein Spielertyp, mit dem man Erfolg haben kann.


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