10.04.2017 Rückblick: Take five! von Folke Havekost
Welch ein Wochenende! „Fußball ohne Leiden“ hatten wir uns gewünscht, und ob der so zu sehen war, fragen wir lieber die Stürmer als die Torhüter. 5,0 Treffer pro Partie machten Dave Brubecks Jazz-Klassiker „Take five“ am 28. Spieltag zur Erkennungsmelodie der beschwingten Oberliga ( https://www.youtube.com/watch?v=PHdU5sHigYQ).
45 Tore fielen also, und ausgerechnet der Meister schoss drei zu wenig. Mit einem 7:0 in Niendorf hätte sich Dassendorf an die Oberliga-Spitze gesetzt, was angesichts der eklatanten Überlegenheit der Sachsenwalder am Sachsenweg durchaus im Bereich des Möglichen lag. Schließlich wurde es „nur“ ein 4:0, was Meistertrainer Peter Martens aber nicht bekümmerte: „Wir haben alle Möglichkeiten und ich glaube nicht, dass am Ende das Torverhältnis entscheidet“, prognostizierte er „spannende Wochen“ bis zur Meisterschafts-Entscheidung. In Niendorf waren nur wenige der 90 Minuten spannend: Mit Kristof Kurczynskis schnellem 1:0 bewegte sich Dassendorf früh auf der Siegerstraße und drohte nur in der 35. Minute vom Weg abzukommen. Da trat Özden Kocadal für Niendorf zum Elfmeter an, entschied sich aber für einen Panenka-Lupfer, den der cool stehenbleibende Christian Gruhne locker parierte und so das 1:1 vereitelte ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6051).
Wir notieren uns: Wer den Meister in Gefahr bringen will, sollte Strafstöße schießen können. Das beherzigte und beherrschte Nick Brisevac am besten. Einen lange uninspirierten Auftritt von Altona 93 rettete der Goalgetter mit zwei späten Treffern vom „ominösen Punkt“ – aus einem 0:2-Rückstand wurde so ein 2:2 in Curslack-Neuengamme, das die Altonaer in der Tabelle mit dem knappen Vorsprung von zwei Toren vor Dassendorf hielt ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6047).
Späte Treffer sind auch eine Spezialität von Altonas Aufstiegskonkurrentin Concordia: Nach dem wahnwitzigen 8:5 im Oktober lagen die Erwartungen hoch, dass es auch im Rückspiel gegen Wedel ein Spektakel geben würde. Und das gab es auch – wieder mit glücklichem Ende für die Marienthaler. Während „Cordi“ im Hinspiel einen 0:3- und 3:5-Rückstand drehte, musste diesmal zwar nur ein 1:2 aufgeholt werden. Alex Mucunski und Benjamin Bambur schlugen in den letzten zehn Minuten zu, konnten mit ihren Treffern Trainer Florian Gossow aber nur bedingt begeistern: „Ich weiß selbst nicht, wie wir das Ding gewonnen haben“, rätselte der Coach nach dem 3:2-Spätsieg, der den Rückstand auf Altona im Regionalligaaufstiegsrundenteilnahmeberechtigungsrennen auf sechs Zähler verkürzte. ( http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/sport_137/article210212621/Kopfballschwaeche-kostet-Wedeler-TSV-Punkt-bei-Cordi.html)
Während Gossow grübelte, mussten die Trainer in Bönningstedt nach dem Schlusspfiff erst einmal tief durchatmen. In der „Super Sonnen Sorglos-Show“ beim SV Rugenbergen hatten sie neun Treffer und noch viel mehr Abwehrfehler ansehen müssen. Ein tolles Treiben für die Zuschauer, aber „für die Trainer: Herzklabaster“, wie Buchholz-Coach Thorsten Schneider resümierte. Sein Team hatte dank Arne Gillichs Last-Minute-Tor mit 5:4 das bessere Ende für sich behalten ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6050).
Kaum weniger kurios, was sich an der Hoheluft abspielte: Wie schon im Oktober gegen Buxtehude verspielte der SC Victoria auch gegen den TuS Osdorf daheim eine 3:0-Führung. „Man darf gegen uns nicht aufhören, Fußball zu spielen“, erklärte Osdorfs Coach Piet Wiehle danach. Für den späten Ausgleich des Aufsteigers sorgte ein direkter Freistoß von TuS-Urgestein Torben Krause – in der vierten Minute der Nachspielzeit das richtige Signal für den Pokalkracher am Karfreitag bei Concordia, wenn der Herbstmeister auf die beste Mannschaft der Rückrunde trifft ( http://www.radiohamburg.fussifreunde.de/artikel/nach-0-3-nie-totzusagende-osdorfer-bestrafen-vicky-in-letzter-sekunde/).
Angesichts der Torflut am Sonntag musste der FC Süderelbe schon befürchten, dass die eigene Kraftanstrengung zumindest nördlich der Elbe in Vergessenheit geraten würde. Erinnern wir uns noch? Nach fünf Pleiten am Stück fiedelte der abstiegsbedrohte FCS Barmbek-Uhlenhorst mit 5:0 vom Kiesbarg. „Wir wissen, dass wir Fußball spielen und Mannschaften schlagen können“, atmete Trainer Markus Walek auf ( http://radiohamburg.fussifreunde.de/artikel/mit-der-macht-der-tafel-suederelbe-im-siegesrausch/).
Über den Kantersieg freute sich Süderelbe auch noch am Tag danach – erst recht, als die Kunde aus Wilhelmsburg kam, dass die Konkurrenz aus Halstenbek-Rellingen beim Klub Kosova 1:4 untergegangen war. „They Never Come Back“, lautet eine Faustregel beim Boxen, die Davide Pedroso Bussu sportartübergreifend niederschlug. Nach zwei Jahren mit Boxhandschuhen statt Fußballstiefeln traf er in seinem erst dritten Spiel doppelt für Kosova. HR-Trainer Heiko Barthel lag nach dem Debakel im Abstiegskampf am Boden: „Die einfachen Fehler machen mich sprachlos. Ich habe gedacht, wir hätten wenigstens die elementaren Sachen drauf, aber das hatte wenig mit Oberliga-Fußball zu tun.“ ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6048)
Besser als die Nachbarn aus Halstenbek machte es der VfL Pinneberg, der nach einigen Anlaufschwierigkeiten am Ende doch deutlich 3:0 gegen Schlusslicht Buxtehude gewann. Mittelfeldspieler Christian Dirksen wurde für seinen „Abstiegskampf adé“-Gesang zwar von Trainer Torben Reibe zurückgepfiffen, der staatsmännisch verkündete, sein VfL benötige noch acht bis zehn Zähler, um in der Oberliga zu bleiben. Wir meinen aber: „Take five“ sollte auch schon reichen. ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6052)
Condor und Türkiye blieben bei ihrem 2:2 knapp unterhalb dem Fünf-Tore-Schnitt des Spieltags – und auch sonst unter den Erwartungen ihrer Übungsleiter. „Das war kein schönes Fußballspiel aber immerhin schönes Wetter“, fasste Türkiye-Trainer Max Weiß zusammen. Und das ist im Hamburger April ja auch nicht zu verachten ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6049).
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