30.04.2017 Ein Spiegelbild der Rückrunde von Mirko Schneider
vs.
Klub Kosova – FC Süderelbe 0:5 (0:2)
Klub Kosova: Mamudi – Hoff, Groenhagen, Bedrolli (46. Arbolea-Sanchez), Fernandes-Silva – F. Osmani, Kepceoglu – Smereka, Oruk – N. Osmani, Krasniqi FC Süderelbe: Lohmann – Güner, Murtezani, Lasko, Greff – Gyimah, Hartmann (66. Petrekovic-Loncar) – Düzgüner, Jaoudat (71. Antwi-Davis) – Louca – Kohpeiß (77. Sekulic) Tore: 0:1 Lohmann (22., Foulelfmeter, Hoff an Kohpeiß), 0:2 Louca (33., Vorarbeit Jaoudat), 0:3 Jaoudat (69., Kohpeiß), 0:4 Düzgüner (80., Petrekovic-Loncar), 0:5 Sekulic (83., Louca) Schiedsrichter: Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide): lag beim Elfmeter daneben, Kosovas Christopher Hoff spielte klar den Ball. Dazu ein paar Schwächen in der Zweikampfbewertung. Beste Spieler: Mamudi – Jaoudat, Louca, Düzgüner, Murtezani Zuschauer: 100.
Blerim Murtezani strotzte vor Selbstvertrauen. „Ich will die Note 1-2 kriegen“, befahl Süderelbes Innenverteidiger der kleinen Journalistenschar nach dem Abpfiff. Dabei zeigte er im Vorbeigehen mit beiden Daumen auf seine Rückennummer „6“. Sein Grinsen sagte: „Ich war richtig gut, was?“ Nun stand die FCS-Abwehrkante zwar bereits vor dieser Aktion mit einem kleinen „+“-Zeichen versehen im Notizblock, allerdings unter Vorbehalt. Sollte ein zweifellos zweikampfstarker Defensivakteur in die Kategorie „Beste Spieler“ Aufnahme finden, obwohl er sich so gut wie keinen konstruktiven Aktionen seiner Gegner gegenübersah? Murtezani klärte diese Frage durch sein Selbstvertrauen, für das wir ihm unter dem Motto „Frechheit siegt“ die Nennung in der leistungstechnischen „Hall of Fame“ dieser Begegnung spendieren. Alle übrigen sportlichen Fragen in diesem Fußballspiel hatten die 90 Minuten bereits zur Genüge beantwortet.
Der Klub Kosova ist beispielsweise nicht deshalb abgestiegen, weil der Schuss von Patrick Smereka aus der Distanz an den Außenpfosten 20 Minuten vor dem Abpfiff die einzige gefährliche Offensivaktion dieses Tages darstellte. Nein, heute wurde nur endgültig der Deckel auf den Oberligaabgang drauf gemacht. Die Kosovaren spielen vielmehr in der Spielzeit 2017/18 eine Etage tiefer, weil sie seit geraumer Zeit so gut wie alles vermissen lassen, was sie einst stark machte. Auf den Punkt gebracht: temporeiches, variables, technisch feines Offensivspiel gepaart mit einer bissigen, aggressiven, kompakten Verteidigung. Das schlechteste Rückrundenteam (vier Punkte in 14 Partien, 14:59 Tore) kickt sich vielmehr seit geraumer Zeit, von wenigen Ausnahmen wie dem 4:1 gegen Halstenbek abgesehen, unstrukturiert und ohne jegliche Passsicherheit und Zweikampfhärte durchs Geschehen.
Somit konnten die Gäste ihrerseits eine Frage – halten Sie dem Druck stand, einen Pflichtsieg einfahren zu müssen? – ausweichen. Es gab keinen Druck, da der Gegner von Beginn an nichts zu melden hatte gegen Süderelber, denen der Schongang reichte. Dennoch benötigte der FCS die Hilfe des Schiedsrichters zur Führung, weil Samuel Louca (3.) und Klaas Kohpeiß (16.) aus guten Positionen am einzigen Kosovaren in starker Form, Torwart Adrian Mamudi, scheiterten, Mehdi Jaoudat zudem nur den Pfosten traf (9.). Doch Michael Ehrenfort bewertete einen Zweikampf zwischen Christopher Hoff und Kohpeiß nahe der Torauslinie, bei dem Hoff den Ball zur Ecke klärte, fälschlicherweise als Foulspiel. Dennis Lohmann ließ sich die Chance zu seinem fünften Saisontreffer per Elfmeter nicht entgehen und verwandelte sicher links oben zum 1:0 für die Gäste (22.).
Diese legten mit einem Lattenschuss von Vedat Düzgüner nach (28.). Der sah schon schick aus, der zweite Treffer war noch schicker. Jaoudat wunderte sich auf der linken Außenbahn über null Gegenwehr bei seinem Haken, spielte den Ball wundervoll durch die Schnittstelle der hoch verteidigenden Kosovaren und Louca, frei durch, tunnelte Mamudi abgezockt per Außenrist (33.).
Pfosten, Tor, es folgte wieder Pfosten – in der 51. Minute. Francis Gyimah überlegte nach einer Flanke von Kohpeiß recht lange, und schloss aus fünf Metern ans Aluminium ab, als er immer noch nicht so richtig attackiert wurde. Besser machte es Jaoudat beim 0:3 (69.). Süderelbe nutzte einen der zahllosen Ballverluste der Gastgeber im Aufbauspiel, Kohpeiß bediente den Dribbler, der sich durchsetzte und den Ball in die lange Ecke chippte (69.).
Das Spiel – in Hälfte zwei bis zu diesem Zeitpunkt auf arg bescheidenem Niveau dahindümpelnd, nahm nun wieder etwas Fahrt auf. Louca verpasste im Anschluss an Smerekas bereits erwähnten Pfostenschuss eine abgefälschte Flanke am zweiten Pfosten nur knapp (71.), scheiterte bald darauf am bedauernswerten Mamudi (78.) – und war dann gar nicht beteiligt, als Düzüner zwei Verteidiger am Sechzehner zu einem Tänzchen bat, sich mit zwei Körpertäuschungen lässig seinen Weg bahnte und zum 0:4 abschloss (80.). Was Düzgüner technisch anspruchsvoll hinbekam, kopierte der eingewechselte Lennart Sekulic auf brachiale Weise. Einen Treffer nämlich, nur eben mit Schmackes voll abgedrückt aus bester Position (Kosovas Abwehr war zum x-ten Male nur körperlich anwesend), zum 0:5 (83.).
Somit ist Süderelbe fast durch. Und eine weitere Frage könnte der Klub Kosova durch eine solche Leistung in der nächsten Woche beantworten. Die nach dem Klassenerhalt des Niendorfer TSV. Dieser dürfte bei einem ähnlichen Auftritt im Auswärtsspiel am Sachsenweg für die Mannen von NTSV-Trainer Ali Farhadi reine Formsache sein. Mit 37 Punkten und einem nahezu egalisierten Torverhältnis (aktuell -7) sollte nichts mehr anbrennen.
Stimmen:
Markus Walek (Trainer FC Süderelbe): Halstenbek kann uns durchaus noch einholen. Wir sind noch nicht durch und müssen weiter unsere Spiele gewinnen, um es ihnen schwer zu machen. Unser Ziel bleibt es, 41 Punkte zu holen. Heute haben wir verdient gewonnen. Ich denke, das Ergebnis hätte durchaus höher ausgehen können. Aber mit einem 5:0 auswärts muss man auch mal zufrieden sein.
Arton Mazrekaj (Trainer, Manager und Präsident Klub Kosova): Das war heute ein wenig Not gegen Elend. Es kam kein wirklicher Spielfluss zustande. Gerade bei uns klappte nicht viel, viele Pässe kamen nicht an. Es wird Zeit, dass die Saison zu Ende geht. Der Abstieg steht nun fest und letztlich muss man sagen: Wir haben uns blenden lassen nach dem doch glücklichen Oberligaaufstieg in der vergangenen Saison. Wir hatten nicht genug Qualität für die Oberliga. Nun werden wir intern die Ziele für die nächsten Jahre definieren und uns dann an den Neuaufbau machen.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.