12.05.2017 Landesliga Hansa: „Olli“ obenauf: Kunkel kontert Kritik cool von Olaf Both
von Jan Knötzsch
vs.
Hamm United FC – Barsbütteler SV 1:0 (0:0)
Hamm United FC: Graudenz – Ahmadi, Weber, Harrsen, Hoppe – Asante, Suntic – Honig (46. Kucukovic), Meier (79. Kunkel), Varela Monteiro – Schirosi Barsbütteler SV: Lenz – Lauppe, Gökmen, Sandig, Wallner – Zmijak (72. Hiob), Grosche-Müller (84. Radulovic) – Sütcü, Demircan, Sander – Stirl Tore: 1:0 Kunkel (81.) Schiedsrichter: Paul Jennerjahn (TSC Wellingsbüttel): Hätte nach einem Foul an Stirl, das vorm HUFC-Tor genau auf der Sechzehmeter-Linie stattfand, im ersten Durchgang gut und gerne auch auf den Punkt zeigen können. Auffällig ansonsten: die Gelbe Karte saß recht locker. War alles in allem aber ein guter Leiter eines nicht unbedingt so guten Spiels. Beste Spieler: Hoppe, Varela Monteiro – Lenz, Lauppe Zuschauer: 113
Wie heißt es doch so schön? Wer für den Schaden hat, der braucht nicht für den Spott zu sorgen. Ganz ähnlich erging es Oliver Kunkel, dem Stürmer von Hamm United. Als der Blondschopf noch nicht im Spiel war, sondern sich aufwärmte, musste er an einer Gruppe von Spielern des FC Elazig Spor vorbei. Die Kicker von Uniteds größtem Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt in der Landesliga Hansa kannten kein Erbamen. „Kunkel, nicht mal hier bist Du Stammspieler“, frotzelte das Grüppchen. Als Schiedsrichter Paul Jennerjahn (TSC Wellingsbüttel) einige Zeit später nach der dritten Minute der Nachspielzeit die Partie vor den 113 Zuschauern im Stadion Hammer Park abpfiff, da war es Kunkel, der breit über das Gesicht grinste und ein anderes Sprichwort – zumindest für den Verlauf des Freitagabends – bestätigte: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Denn: Nachdem sich Kunkel in der 79 Minute endlich die Trainingshose und die Trainingsjacke abgestreift hatte und bereit war, ins Spiel zu kommen, drehte er nur 120 Sekunden später in die dunkle regnerische Nacht ab, breitete die Arme aus und wartete darauf, dass seine Mitspieler bei ihm ankamen. Es war Zeit zum Feiern! Ausgerechnet der eingewechselte Kunkel nämlich war es, der nach 81 Minuten endlich das Kunststück fertig brachte, das seinen Teamkollegen zuvor nicht geglückt war. Nach einer Ecke von Artur Hoppe stieg Daniel Weber hoch und köpfte auf das Barsbütteler Gehäuse. Irgendwie klärte Keeper Lenz, doch die Kugel kam zu Kunkel und der tat, was ein Stürmer tun muss. den Ball im Netz versenken. Dank seines Siegtreffers hat der HUFC zumindest vorerst noch die Chance, die Landesliga Hansa zu erhalten. Zumindest dann, wenn Elazig Spor am morgigen Samstag nicht beim Meiendorfer SV gewinnt.
„Ein paar Spieler von uns werden da hin fahren und sich das angucken“, verriet Torschütze Kunkel, der damit die Kritik der Elazig-Spieler an seinem Ersatzspieler-Status cool gekontert hatte, nach dem Match. Die Hoffnung der Hammer ist klar: Elazig darf nicht dreifach punkten. Denn dann kommt es am kommenden Sonntag zum echten Abstiegs-Endspiel zwischen dem HUFC und Elazig auf deren Platz. Den neutralen Zuschauern des morgigen Kicks in Meiendorf sei gegönnt, dass sie einen besseren Kick zu sehen bekommen als die Betrachter des heutigen Duells im Hammer Park. Denn das berühmte „Gelbe vom Ei“, also eine Partie, die einen vom Hocker reißt, war das Kräftemessen des HUFC mit dem BSV nicht.
Und so sind die wichtigsten Szenen bis hin zum Kunkel-Treffer auch schnell erzählt: Nach 26 Minuten hätte Varela Monteiro von links quer auf Luis Honig legen müssen, der freie Bahn gehabt hätte. Doch der Pass von „VM“ landete bei Keeper Lenz, der auch im Duell mit Ronn Asante Sieger blieb (30.). Zwei Minuten später zielte Alessandro Schirosi am langen Pfosten vorbei. Nach der Pause prüfte Christian Meier auf dem inzwischen regennassen Rasen aus 25 Metern – erfolglos (55.). Dann scheiterte Weber per Kopf an Lenz (58.). Barsbüttel wurde nur durch einen Distanzschuss von Ramazan Sütcü von der Mittellinie, der lang und länger wurde und sich Richtung Tor senkte, gefährlich, doch HUFC-Schlussmann Samuel Graudenz konnte im letzten Moment klären (70.). „Eine Chance haben wir noch. Mal sehen, was die uns bringt“, beschied der wie immer wortkarge United-Coach Thorsten Bettin im Anschlus an das Spiel, in dem Kunkel sein Tor hatte für sich sprechen lassen...
Stimmen:
Aydin Taneli (Trainer Barsbütteler SV): Ich denke, wenn man clever ist, hat man hier große Möglichkeiten, weil Hamm kommen muss und wir geduldig sein konnten und befreiter aufspielen konnten. Aber wir waren nicht clever, wir haben es unclever gestaltet. Wir hatten wieder zu viele Fehlpässe im Spiel. Das macht uns die ganze Saison schon kaputt. So müssen wir dem Ball hinterherlaufen und uns fehlt die Luft, vorne die Bälle präzise zu spielen. Die entscheidenden Pässe und Torabschlüsse waren nicht da. So haben wir uns immer wieder selbst aus dem Konzept gebracht. Das tut uns immer wieder weh. Die Lücken, die uns Hamm in der zweiten Hälfte gegeben hat, hätten wir eiskalt zum Auskontern nutzen müssen.
Jassi Huremovic (Ligamanager Hamm United FC): Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht – egal wie. Ich denke schon, dass der Sieg verdient ist. Man weiß ja, wie das im Fußball in einer solchen Situation ist: Man will kaum ein Risiko oder gar keins eingehen. Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, ist es schwer. Jetzt haben wir, wenn Elazig gegen Meiendorf nichts holt, das Endspiel bei denen. Da stehen die Chancen meiner Meinung nach dann 50:50.
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