15.05.2017 Rückblick: Altona verliert und feiert, HR gewinnt und trauert von Andreas Killat
Manchmal ist das schon komisch im Fußball. Der VfB Stuttgart verlor gestern unter den Augen des Condor-Dreigestirns Christian Woike, Matthias Bub und Meik Ehlert mit 0:1 in Hannover – und feierte nach dem Abpfiff trotzdem mit den Fans. Denn durch die unfassbare 0:6-Pleite der Braunschweiger Löwen in Bielefeld ist der VfB trotz der eigenen Niederlage dank des deutlich besseren Torverhältnisses zu 99% zurück in der Bundesliga.
Ähnliche Gefühlswelten – allerdings über zwei Tage gestreckt – durchlebten die Anhänger von Altona 93, die nach der 1:2-Niederlage beim Wedeler TSV schon alle Regionalliga-Felle davonschwimmen sahen. Schon ein Remis hätte dem AFC gereicht, doch „der Dicke“ (Zitat Jan Schönteich), im Hamburger Amateurfußball besser bekannt unter Eric Agyemang, schickte mit seinem Treffer zwölf Minuten vor dem Ende die Bahrenfelder ins Tal der Tränen – und durfte dafür am Sonntag als Belohnung in die St.-Pauli-VIP-Loge von Dassendorfs Gönner Michael Funk.
Der hatte nämlich unabhängig vom eigenen 4:0 Gala-Sieg gegen den VfL Pinneberg vorher besagte „Prämie“ ausgelobt. Wäre im Nachhinein gar nicht nötig gewesen, denn die Blau-Weißen krönten ihre unglaubliche Aufholjagd ab dem achten Spieltag (elf Punkte Rückstand auf Cordi) mit einer weiteren erstklassigen Vorstellung und machten die Meisterschaft aus eigener Kraft klar ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6077). Anschließend zogen die „Feierbiester“ bis morgens um acht Uhr (!) um die Häuser und suchten auf den gedruckten Meister-Shirts dringend jemanden, der ihnen das Wasser reicht ( http://www.hafo.de/hafosmf/index.php?topic=2196.msg77662#msg77662) – und das nicht wegen des „Brandes“ nach feucht-fröhlicher Nacht und verkatertem Morgen. HAFO gratuliert ganz herzlich.
Reichlich Wehmut kam an der Hoheluft bei der Partie gegen den Niendorfer TSV auf. „Sir“ Marius Ebbers (39) macht nämlich nicht nur seinen Szene-Laden dicht ( http://www.bild.de/sport/fussball/st-pauli/klamottenladen-vor-dem-aus-51568662.bild.html), sondern hängt nach über 20 Jahren (davon die letzten drei beim SC Victoria) auch seine Buffer an den Nagel. Beim 4:2-Erfolg machte der Goalgetter „natürlich“ wieder zwei Treffer. Vicky schaffte dabei das Kunststück, zum vierten Mal (!) in den letzten acht Partien einen 0:1-Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln (Condor, Buxtehude, Türkiye, Niendorf).
Einen versöhnlichen Abschluss vor eigenem Anhang feierte auch der HSV Barmbek-Uhlenhorst mit dem 3:2 gegen den SC Condor. Doch Platz 11 ist nach den Erfolgen der letzten Jahre sicher nicht das, was man sich an der Dieselstraße vorgestellt hatte. Ganz ähnlich erging es den Raubvögeln, die nach einem sensationellen Saisonstart (Platz 2 mit 24 Punkten aus den ersten zehn Partien) nur noch 22 Zähler aus den folgenden 23 Begegnungen verbuchen konnten. Besonders die Abwehr machte beiden Teams große Sorgen. BU legte im Vergleich zu den Vorjahren (34 bzw. 35 Gegentore) um 50% zu, während Condor (aktuell 69 Gegentore) sogar der schlechteste Wert der gesamten Vereinsgeschichte (!) droht (bislang sind dies 72 Gegentore in der Saison 1991/92).
Ganz anders hingegen die Lage beim Aufsteiger vom TuS Osdorf. Der Neuling in Hamburgs höchster Amateurklasse kam aus der berüchtigten Blomkamp-Party-Laune gar nicht mehr heraus und eilte von Sieg zu Sieg, so auch beim 2:1 gegen die SV Curslack-Neuengamme. Stolze 55 Punkte und mindestens Platz 7 sind für die „Hobby-Truppe“ (O-Ton Piet Wiehle) eine großartige Ausbeute, während für die Vierländer der wellenartige Saisonverlauf mit abwechselnden Sieges- und Niederlagen-Serien weitergeht.
Am „Internationalen Tag der Pflege“ (Freitag, 12. Mai: http://www.ndr.de/nachrichten/Tag-der-Pflege-verdi-warnt-vor-Notstand,tagderpflege112.html) hat sich der FC Süderelbe gesund gestoßen. Mit einem sagenhaften 10:1 (!) gegen den Buxtehuder SV wurde der Klassenerhalt perfekt gemacht, während die Gäste die höchste Pleite ihrer Vereinsgeschichte einstecken mussten (bislang ein 0:9 gegen ASV Bergedorf 85).
Eine ganze Reihe historischer Niederlagen musste auch Liga-Neuling Klub Kosova verkraften. Nach der Hinrunde unter Coach Thorsten Beyer überwinterten die Wilhelmsburger noch auf einem Nicht-Abstiegsplatz, doch nach dessen Rücktritt am zweiten Weihnachtsfeiertag (wegen wiederholter Undiszipliniertheiten im Team und Umfeld) ging es steil bergab. Das 2:5 am gestrigen Muttertag gegen den SV Rugenbergen ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6079) war da nur noch der „krönende Abschluss“ einer total verkorksten Rückrunde mit nur vier Punkten und 66 Gegentoren. Genau entgegengesetzt lief es bei den Bönningstedtern, die nach durchschnittlicher Hinserie (20 Punkte) eine tolle zweite Hälfte hinlegten (Platz 5, 29 Punkte).
Duplizität der Ereignisse: Auch das zweite Wilhelmsburger Team, der FC Türkiye, zeigte eine erschreckend schwache Rückrunde. Das hochgelobte Star-Ensemble, das im Herbst zwischenzeitlich sogar öffentlich über Regionalligaträume schwadronierte, holte sich beim TSV Buchholz 08 eine 0:7-Klatsche ab und rangiert im Rückrunden-Tableau damit auf einem Abstiegsplatz. Großen Anteil daran hatte „Fußball-Gott“ Arne Gillich, der zum Abschied auf der heimischen OKK nochmal mit vier Treffern glänzte ( http://www.landkreis-fussball.de/news/20170514). Wir werden die „Tor-AG“ vermissen! Die Buchholzer jedenfalls haben jetzt ihr „Finale“ um die Vizemeisterschaft am kommenden Freitag auf der „AJK“. Die Platzierungen der Nordheidjer in den letzten zehn Jahren sind dabei wirklich aller Ehren wert (7,4,2,2,5,3,5,6,5 und nun 2 oder 3). Respekt!
Respekt – nicht nur zum Muttertag – auch an die SV Halstenbek-Rellingen, die trotz des bereits feststehenden Abstiegs nach Dassendorf und Altona (1:0/2:1 im Pokal) und Buchholz (3:2) nun auch den WTSV Concordia im Punktspiel mit 2:1 geschlagen nach Hause schickte. Fehlt aus den Top-Five nur noch der SC Victoria, die sich für das Nachholspiel am morgigen Dienstag trotz vorhergesagter 20 Grad schon mal warm anziehen sollten. Coach Heiko Barthel hatte diese Einstellung seiner Mannschaft als „charakterlich fragwürdig“ bezeichnet, denn gegen die „Kleinen“ holte HR nur selten Zählbares. Für Concordia bedeutete diese bittere Niederlage das Aus im Kampf um die Regionalliga-Relegation, was nach zwei Tagen Zittern für großen Jubel in Altona sorgte (siehe Beginn dieses Berichtes). Doch beide Viertliga-Anwärter schwächeln seit Wochen bedenklich: Cordi holte in 2017 nur magere 15 Punkte (4-3-7) und Altona 93 konnte von den letzten acht Partien nur eine (!) gewinnen (1-6-1). Ob das für die am 28. Mai beginnende Aufstiegsrunde reicht?
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