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22.05.2017
Rückblick: Wasser für Alle von Folke Havekost



Lange war es eine geheime Verschlusssache, aber HAFO liegt inzwischen die Untersuchung vor, deren Ergebnisse unbedingt ans Licht der Öffentlichkeit gelangen sollten: 500 Jahre nach den Thesen von Martin Luther haben Wissenschaftler herausgefunden, dass gegen Ende einer Fußballsaison überproportional viele Stoßgebete gen Himmel gerichtet werden. Glück, Gesundheit, Weltfrieden und das eine Tor zu Meisterschaft oder Klassenerhalt gelten als bewährte Kombination bei der Anrufung von Wesen, die nach herkömmlicher theologischer Auffassung "den Unterschied ausmachen können".

Selten aber wurde ein Wunsch so präzise erfüllt wie im Falle des alten und neuen Hamburger Meisters: "Kann uns bitte endlich mal jemand das Wasser reichen?", fragten die Sachsenwalder nach dem vorletzten Spieltag auf ihren Meister-Shirts.

Wasser wollten sie, Wasser kriegten sie. Von ganz oben, wie es einem Champion gebührt. In Massen prasselte es am Freitagabend aus den Wollen, und weil H2O nicht die FDP ist, bekamen auch die 17 schlechtergestellten Mitbewerber Dassendorfs ordentlich ab. Ganz nach Funny van Dannen: "Regen, Regen, Regen, Regen. Wir haben nichts dagegen. Regen macht uns Spaß. Wir werden alle nass." ( https://www.youtube.com/watch?v=1HMXV8gmfFk)

Dassendorfs Marcel von Walsleben-Schied machte die Wetterlage nichts aus: Er pflügte sich durch Türkiyes Abwehr wie der Riverbus durch die Billwerder Bucht. Das Dassendorfer Wasserballett gewann souverän 5:2 bei Türkiye, im einzigen Spiel, das nach einer Gewitterunterbrechung noch fortgesetzt wurde. Auf vielen anderen Plätzen riefen die Schiedsrichter in den Spielpausen ausnahmsweise einmal nicht ihre gewohnten Whistleblower-Websites auf, sondern eher regenradar.de - was allerdings nichts daran änderte, dass der Mai bisher ein äußerst erfolgreicher Monat für Chelsea war.

Erstaunlich übrigens, dass ausgerechnet auf den wetteranfälligsten Oberliga-Plätzen in Wilhelmsburg und Pinneberg zu Ende gespielt werden konnte, während an fünf der neun Spielorte abgebrochen werden musste, um die Gesundheit der Beteiligten nicht zu gefährden.

Der VfL Pinneberg krönte seine bärenstarke Rückrunde mit einem 4:1 gegen Barmbek-Uhlenhorst, dem in den Wochen zuvor bereits das Kunststück gelungen war, auch auf festem Untergrund ins Schwimmen zu geraten.

Von sportlich größerer Bedeutung waren die beiden anderen ordnungsgemäß beendeten Partien: Pitschnasse Buchholzer feierten nach einem 3:2 bei Altona 93 die Vizemeisterschaft und zugleich den Abschied von Torjäger Arne Gillich, der in seinem 285. und letzten Oberliga-Spiel für die Nordheidjer zwar torlos blieb, aber die Vorlage zum Sieg-Eigentor des Altonaers Ricardo Balzis gab.

Altona 93, das einige Akteure für die bevorstehende Aufstiegsrunde zur Regionalliga schonte, macht sich nun mit einer Serie von sechs sieglosen Spielen auf nach Bremen zum dortigen SV. Am Geschick der Altonaer hängt vermutlich nicht nur der Aufstieg des Harburger TB in die Landesliga, sondern auch die Zukunft der eigenen "Zweiten", die dank der sportlich widersinnigen "Quotientenregelung" tatenlos um den Aufstieg in die Bezirksliga bangen muss. Zum Glück gibt es demnächst einen HFV-Verbandstag, auf dem die Vereine der Willkür und der Manipulationsanfälligkeit dieser Regel für die Zukunft einen Riegel vorschieben können.

Zurück zu höheren Gefilden: Der Wedeler TSV drehte beim Schlusslicht Buxtehude derweil einen 0:1-Pausenrückstand in einen 3:1-Sieg, den Mario Steinecke erst in der 90. Minute sicherte. Mag einigen Beobachtern die Oberliga-Tabelle am Freitagabend auch verschwommen erschienen sein - die Sicht der Wedeler war glasklar. Durch das 3:1 zogen die Elbestädter im Kampf um den Titel "bester Aufsteiger" am TuS Osdorf vorbei, dessen Spiel bei Condor beim Stand von 2:2 Blitz und Donner zum Opfer fiel.

Die Saison will einfach nicht zu Ende gehen. Endet die dortige Neuansetzung mit einem Remis, wären Osdorf und Wedel punkt- und tordifferenzgleich. Osdorf läge aber nur dann vor Wedel, wenn in Farmsen mindestens 30 Tore fallen. Ein 15:15 würde der Elf von Piet Wiehle also bereits reichen. Und seien wir ehrlich: Nach den Gewitterstürmen vom Freitag könnte uns auch eine solche Torflut nicht mehr überraschen.


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