27.08.2017 Dassendorfer Luxus (-probleme) von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – VfL Pinneberg 4:1 (3:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – Warmbier, Aust, Carolus – Thomas, Dettmann (46. Müller), Louca, Dittrich (70. Steinfeldt) – Nägele, Möller – von Walsleben-Schied (64. Kurczynski) VfL Pinneberg: Albracht – Albry, Müller, Walter, Knottnerus – Kulicke (64. Sarpong), Ivanko – D. Diaz, L. Diaz – Borck (78. Ay), Agyei Antwi (62. Amoah) Tore: 1:0 Möller (27.), 2:0 Dittrich (37.), 3:0 Möller (40., FE), 3:1 Amoah (85.), 4:1 Nägele (86.) Schiedsrichter: Torben Kunde (SCALA): Gute und klare Ansagen an die Spieler. Hätte allerdings dem VfL etwas früher Gelb zeigen können (statt immer nur zu Ermahnen). Beste Spieler: Möller, Dettmann, Warmbier, Nägele – Albry Zuschauer: 143
Der „Dasse-Express“ ist weiter auf voller Fahrt Richtung Titel-Quintett unterwegs! Gegen absolut chancenlose Pinneberger, die im gesamten Spiel nur einmal (!) auf das Tor schossen, gab es heute ein souveränes 4:1 – und damit den fünften Sieg im fünften Spiel. Das einzige „Luxusproblem“, was die Blau-Weißen momentan haben: Die Erfolge fallen meistens zwei, drei oder gar vier Tore zu niedrig aus (heute wäre schon zur Halbzeit ein 5:0 möglich gewesen) und der Kader ist so gut besetzt, dass selbst Top-Spieler auf der Ersatzbank „schmoren“. Doch Coach Thomas Hoffmann stellte klar: „Bei uns herrscht eine Superstimmung. Es gibt keine unzufriedenen Gesichter“.
Die Hausherren starteten gewohnt furios: Sven Möller nach gespielten 40 Sekunden mit einem schnellen Einwurf auf Höhe der Mittellinie in den Lauf von Marcel von Walsleben-Schied, der legt quer zurück für Finn Thomas, doch dessen Knaller zischt über die Latte (1.). Auch die nächste Chance führte (noch) nicht zum Ziel: Freistoß Möller (Note 1 mit Sternchen), Kopfball Max Dittrich neben das Gehäuse (7.). Das dickste Ding aber hatte „Schiedi“ auf dem Fuß. Nach einem tollen Pass von Henrik Dettmann aus der eigenen Hälfte genau in den Lauf von Pascal Nägele hätte der Ex-Profi dessen Hereingabe eigentlich „todsicher“ zum 1:0 verwandeln müssen, scheiterte aber aus fünf Metern an Keeper Lucas Albracht (10.). Auch eine scharfe Möller-Hereingabe erwischte „MvWS“ nur mit der Fußspitze, so dass Albracht den harmlosen Roller problemlos entschärfen konnte (25.). „Normalerweise müsste Schiedi schon bei acht Saisontoren stehen, aber es gibt eben Phasen für Stürmer, wo es nicht so rund läuft“, übte sein Trainer Thomas Hoffmann Nachsicht und ließ auch gleich den Grund dafür folgen: „So lange er dieses Laufpensum für die Mannschaft bringt – und das tut er – gibt es gar keine Kritik von uns“.
Das längst überfällige Führungstor gegen völlig überforderte Pinneberger besorgte Möller dann eben selbst: Nach einem schönen Flügelwechsel von Rinik Carolus von links zu Thomas auf die rechte Seite, folgte ein „mit Auge“ in den Rückraum zurückgelegter Ball, den „Mölli“ aus 16 Metern mit einem platzierten Flachschuss ins rechte Eck beförderte (27.). Die spielerische Dominanz der Gastgeber war wirklich eine Augenweide. Immer wieder wurde toll von hinten heraus kombiniert und hier alle gefährlichen Torraumszenen zu schildern, würde den Rahmen sprengen.
Konzentrieren wir uns daher auf das Wesentliche: Die Tore. Freistoß Möller (wer sonst) aus 30 Metern – Maxi Dittrich ist im Fünfmeterraum zum 2:0 zur Stelle (37.). Möller (wer sonst) marschiert über links in den Strafraum und wird von Madjid Albry (trotzdem bester Pinneberger) zu Boden gerissen: Elfmeter! Den verwandelt der Gefoulte höchstselbst (wer sonst) zum 3:0 (40., siehe Foto). Was für eine Wahnsinns-Vorstellung des Meisters. Auch über ein 5:0 zur Pause hätte sich Pinneberg nicht beschweren dürfen.
2:0! Da strahlt der „Maximiser“ Max Dittrich (r.) zusammen mit Vorlagengeber Sven Möller (m.).
Keeper Lucas Albracht fliegt nach links, der Elfmeter von Möller zum 3:0 schlägt mittig ein.
Kapitän Amando Aust hebt den doppelten Torschützen Möller in die Luft. Fotos: Hanno Bode.
Nach dem Seitenwechsel verrichteten die Gäste deutlich bessere Defensivarbeit und bei den Hausherren fehlte ob der klaren Dominanz (und 3:0-Führung) nun die letzte Konsequenz. Vielleicht lag es auch an der Herausnahme von „Benno“ Dettmann, der nach einer frühen Gelben Karte (24.) für einen Trikotzupfer kurz vor dem Halbzeitpfiff eine „letzte Ermahnung“ von Schiri Torben Kunde kassierte und daher vorsichtshalber ausgewechselt wurde.
So plätscherte die Partie bei „Sonne satt“ (gefühlt 25 Grad) nur noch so dahin. Zwei weitere Tore wären trotzdem möglich gewesen, doch erst traf Dittrich die Kugel nicht richtig (nach schöner Hereingabe von Nägele, 61.), dann scheiterte Amando Aust gleich doppelt aus kürzester Entfernung (75.). Die gelegentlichen Nachlässigkeiten wurden dann sogar noch mit einem Gegentor „bestraft“: Samuel Louca mit einem folgenschweren Fehlpass und Namensvetter Samuel Amoah mit freier Bahn über links und einem sehenswerten Lupfer über den herausgeeilten Keeper Christian Gruhne hinweg zum 1:3 (85.). Angestachelt von diesem Fauxpas markierten die Dassendorfer quasi im direkten Gegenzug noch das 4:1 durch Nägele (86.) und stellten den alten Abstand wieder her (und verhinderten so eine 0:1-„Niederlage“ in der zweiten Halbzeit).
Fazit: In dieser Form dürfte dem Dauer-Meister nur schwer beizukommen sein. „Die sind eine Liga für sich“, oder „das sind die Bayern der Oberliga“ hört man inzwischen fast nach jedem Spiel. Mal sehen, wie sich das am Freitagabend am Blomkamp anhört. „Da hatten wir letztes Jahr in der zweiten Halbzeit viel Glück“, erinnert sich Thomas Hoffmann nur zu gut an das 1:1-Unentschieden. Also doch noch Hoffnung für die Konkurrenz?
Stimmen:
Thorben Reibe (Trainer VfL Pinneberg): Mit Mannschaften wie Dassendorf können wir uns nicht messen, das war uns bewusst. Dennoch hatten wir eigentlich einen ganz anderen Matchplan. Wir wollten vorne früh raufgehen, den Gegner unter Druck setzen und so zu Ballgewinnen kommen. Doch das wurde leider Null umgesetzt. Da fehlte uns wohl die Überzeugung. Dassendorf war zwar überlegen, aber die Gegentore ärgern mich, weil das drei individuelle Fehler von uns waren. Der Elfmeter war für mich keiner, danach war das Spiel dann gelaufen und es ging für uns nur noch darum, uns hier nicht abschießen zu lassen. Dassendorf ist der FC Bayern der Oberliga, da bekommst Du eben nicht viele Chancen. Die erste Hälfte war schlecht, die zweite Halbzeit zufriedenstellend.
Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf): Überraschenderweise ist es bei uns genau umgekehrt: Die erste Halbzeit war super, die zweite nicht ganz so. Wir haben hochverdient gewonnen, ärgern uns aber sehr über das Gegentor. Das war total unnötig, passte aber zu unserer zweiten Halbzeit. Aber ein 4:1 gegen Pinneberg ist ja nicht so verkehrt. Wir haben uns gegenüber dem Vorjahr spielerisch nochmal ein Stück verbessert. Die neuen Spieler haben sich granatenmäßig integriert. Wir sind eine total homogene Gemeinschaft und haben das Luxusproblem, nur elf Spieler aufstellen zu können/dürfen. Wir könnten momentan ohne Probleme 15 Top-Spieler aufstellen und es würde keinen Leistungsabfall geben. Das ist ganz selten, aber wir haben trotzdem eine richtig gute Stimmung in der Mannschaft. Alle geben richtig Gas.
Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 13 Spiele, 8 Siege, 3 Remis, 2 Niederlagen, 29:10 Tore
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