24.09.2017 Ein Spiel mit Würze: "Maggi" versalzt Pinneberg die Suppe von Andreas Killat
Dieses Heimspiel des Niendorfer TSV wird präsentiert von Marcus Scholz
vs.
Niendorfer TSV – VfL Pinneberg 3:2 (1:0)
Niendorfer TSV: Kindler – Benn, Krüger, Huneke, Agdan – Ercetin (57. Tafese) – Ehrenberg (79. Jeong), Kukuk, Trenel – Wilhelm (63. Kutschke), Hartwig VfL Pinneberg: Baese – Knottnerus, Müller, Werning, D. Diaz – Kulicke (89. Boesten), Dora – Borck, Kaetow, L. Diaz (83. Uitz) – Antwi (74. Albry) Tore: 1:0 Wilhelm (38.), 1:1 Antwi (50.), 2:1/3:1 Hartwig (53./58.), 3:2 Borck (61.) Besondere Vorkommnisse: Nach einer Kopfverletzung von Jan-Henrik Kaetow (Zusammenprall mit Adam Benn) musste Pinneberg die letzten beiden Spielminuten der Nachspielzeit in Unterzahl beenden, da das Auswechselkontingent bereits erschöpft war. Schiedsrichter: Adrian Höhns (TuS Dassendorf): Leitete die Partie mit viel Ruhe und Übersicht und kam mit nur einer Gelben Karte aus (56., Ercetin). Beste Spieler: Ehrenberg, Wilhelm, Hartwig, Trenel – Borck, Antwi, Kaetow Zuschauer: 107
Die Niendorfer Nico Kukuk (19) und Tarek Abdalla (20) hatten bereits gestern ein schönes Erfolgserlebnis. Die beiden sicherten sich nämlich die erstmals vom HFV ausgetragene eSports-Meisterschaft FIFA18. Unter insgesamt 28 angetretenen Mannschaften (2er-Teams) setzten sich die Youngster im Finale mit 3:2 gegen Lemsahl durch ( http://www.hafo.de/hafosmf/index.php?topic=1935.msg79056#msg79056). Heute feierte dann ganz Niendorf mit: Denn mit dem vierten Heimsieg in Folge kletterte der NTSV schon auf Platz 4. Dabei musste „NK“ allerdings auf seinen Konsolen-Partner verzichten, denn Abdalla weilt ab heute im Urlaub.
Die Partie ging gleich feurig los: Nach schöner Vorarbeit von FIFA18-Sieger Nico Kukuk scheiterte Pascal Ehrenberg im kurzen Eck an Keeper Norman Baese (8.) – und im direkten Gegenzug zirkelte Jan-Henrik Kaetow das Leder auf den zweiten Pfosten, wo Jephter Antwi freistehend Marcel Kindler anschoss. Nur 40 Sekunden später eine fast identische Szene: Kaetow diesmal mit einem feinen Flachpass aus dem Zentrum durch die Schnittstelle genau in den Lauf von Antwi, der wieder an Kindler scheitert (10.). Doch das war es dann auch schon für Pinneberg. Bis zum Ende der ersten Hälfte ging gar nichts mehr.
Stattdessen nun die Gastgeber am Drücker: Kevin Trenel mit einem satten Schuss aus 16 Metern – Baese klärt mit einer Faust zur Ecke (15.). Magnus Hartwig legt ab für Malte Wilhelm, doch dessen Knaller wird leicht abgefälscht (19.). Der wäre sonst drin gewesen. Und wieder eine schöne Kombination: Wilhelm zu Hartwig, der quer zu Trenel und dessen Versuch aus acht Metern streicht knapp vorbei (26.). Der NTSV wollte mit aller Macht den Führungstreffer – und bekam ihn auch! Trenel mit einer Hereingabe fast von der Eckfahne auf den zweiten Pfosten und dort darf 1,60-Meter-„Zwerg“ Malte Wilhelm ungedeckt zwischen den Pinneberger-Abwehrhünen zum 1:0 einköpfen (38.). „Unser neues Kopfballungeheuer“, jubelte NTSV-Manager Carsten Wittiber.
Doch nach dem Seitenwechsel hatten die Pinneberger eine ganz andere Körpersprache. Plötzlich ging es sofort mit ordentlich Dampf in die Aktionen nach vorne, statt wie vorher erstmal verhalten abzuwarten. Die Niendorfer Abwehr, am Dienstag im Nachholspiel gegen Sasel noch eine Bank, geriet nun gehörig ins Schwimmen. Alexander Borck (Spitzname: „Schlachter“) mit einem Schleuder-Einwurf Marke Gunnarsson direkt in den Fünfmeterraum, wo Jephter Antwi zum Ausgleich einköpfen kann (50.). Für ein paar Minuten hatte der VfL nun Oberwasser. Nach schönem Doppelpass zwischen Antwi und Luis Diaz kam das Leder zu Lennart Dora, der aus 16 Metern zentral vorm Tor einen ordentlichen Strahl losließ, aber an Kindler scheiterte (52.).
Doch Niendorf hat im Vergleich zum Vorjahr eine neue Qualität: Das Comeback. „Wir fallen nach Rückschlägen nicht mehr auseinander“, so Ali Farhadi. Und wie zum Beweis holten seine Männer zum würzigen Doppelschlag aus: Magnus „Maggi“ Hartwig versenkte erst eine Benn-Flanke mit einer Direktabnahme zum 2:1 (53.) und nach toller Vorarbeit vom immens fleißigen Ehrenberg nagelte „Maggi“ die Kugel aus vier Metern satt unter die Latte zum 3:1 (58.). Die Vorentscheidung? Mitnichten.
Denn auch Pinneberg bewies Nehmerqualitäten, kam fast postwendend zum Anschlusstreffer: Antwi mit einem starken Dribbling über links, einer perfekten Hereingabe und der „Schlachter“ (Borck) vollstreckte zum 2:3 (61.). Da gab es sogar Lob vom gegnerischen Trainer Ali Farhadi: „Ein unglaubliches Tor. Höchste Qualität im Aufbau, wie auch im Abschluss“.
Beide Teams „verzichteten“ nun mehr oder minder auf die lästige Abwehrarbeit (Farhadi: „Man hat deutlich gesehen, dass uns Marvin Karow (5. Gelbe) gefehlt hat“), lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. Doch weder konnte der VfL eine seiner vielen Chancen zum Ausgleich nutzen (u.a. Borck 74. und Marcel Uitz 87.), noch brachten die Hausherren einen Konter mit dem entscheidenden vierten Treffer zustande.
Pinneberg bleibt damit auswärts sieglos (0-1-4), während der NTSV (mit einem Spiel weniger) schon auf Platz 4 vorgerückt ist. Da schmeckte das Sieger-Bier so richtig gut nach dem Abpfiff.
Stimmen:
Thorben Reibe (Trainer VfL Pinneberg): Wir haben das Spiel im Prinzip in der ersten Halbzeit verloren, die haben wir komplett verschlafen. Nach der Pause war das ein richtig gutes Oberliga-Spiel. Das macht uns aus: Mit Leidenschaft Fußball spielen. Wir hatten so viele Chancen zum Ausgleich, da hätten wir heute einen Punkt verdient gehabt. Schade, dass wir uns nicht belohnt haben. Vielleicht habe ich zu Beginn die falsche Taktik gewählt. Aus der Defensive heraus sind uns kaum Aktionen nach vorne gelungen, obwohl uns genau das in der Rückrunde ausgezeichnet hatte.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Das war ein hart erkämpfter und erarbeiteter Sieg. Pinneberg und wir hatten letzte Saison ähnliche Entwicklungsstufen, von daher war es das erwartet schwere Spiel. In der ersten Halbzeit waren wir relativ dominant, haben aber andererseits viele Fehler im Aufbau gemacht, was Pinneberg in die Karten gespielt hat. Nach der Pause bekommen wir dann gleich das 1:1. Aber was uns gerade ausmacht ist, dass wir nicht umfallen. Das ist gut. Unterm Strich haben wir verdient gewonnen. Über Platz 4 freue ich mich sehr und die Jungs dürfen das auch genießen. Aber wir bleiben bodenständig. Wir wollen am Ende der Saison besser dastehen, als letztes Jahr. Ab Dienstag ist wieder Drecksarbeit angesagt (Vorbereitung auf das Spiel gegen Billstedt).
Statistik: Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 23 Spiele, 10 Siege, 6 Remis, 7 Niederlagen, 33:33 Tore.
Historie: Der VfL Pinneberg stieg 1960 als Meister der Germania-Staffel erstmals in Hamburgs höchste Amateurliga auf. Es folgten sehr erfolgreiche Jahre, u.a. mit sechs Meisterschaften (1964, 1968, 1971, 1973, 1975, 1977) und 1973 dem Aufstieg in die Regionalliga Nord, damals die zweithöchste Spielklasse in Deutschland (die 2. Bundesliga Nord wurde erst 1974/75 eingeführt)! In der RL-Saison 1973/74 spielte man dabei u.a. gegen VfL Wolfsburg, Eintracht Braunschweig, FC St. Pauli, VfL Osnabrück und Holstein Kiel, musste die Liga aber am Saisonende als Vorletzter wieder verlassen.
Nach der Hamburger Meisterschaft 1977 gelang nochmals für ein Jahr der Aufstieg in die 3. Liga (Amateur-Oberliga Nord) und 1994 schafften die Pinneberger als Tabellenvierter (in der VL HH) die Qualifikation für die neu gegründete Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein (4. Liga). Dort konnte man sich stolze 10 Jahre lang halten, bevor man 2003/04 „Opfer“ einer weiteren Spielklassen-Reform wurde (Zusammenlegung der Oberliga Niedersachsen/Bremen und OL HH/SH zur neuen Oberliga Nord). Platz 9 reichte damals nicht zur Qualifikation, es fehlt ein (!) Punkt ( http://www.hafo.de/tabellenarchiv.php?file=ol03-04.l98&action=table).
Nach vier Jahren in der Verbandsliga Hamburg (2004/05-2007/08) musste man 2008 erstmals nach 48 Jahren (seit dem Aufstieg 1960, s.o.) wieder zurück in die Landesliga (6. Liga). Und das, obwohl man Platz 14 erreicht hatte. Aber durch die Einführung der neuen Profi-Klasse „3. Liga“ wurde die Oberliga Nord aufgelöst und es gab fünf Absteiger aus der Hamburger Verbandsliga.
„Schuld“ hatte damals übrigens auch der heutige Gegner, Niendorfer TSV. Denn der VfL verpasste den Klassenerhalt nur wegen der schlechteren Tordifferenz ( http://www.hafo.de/tabellenarchiv.php?file=hamburgliga0708.l98&action=table), weil man am 33. Spieltag zu Hause beim „Matchball“ nur 0:0 gegen den NTSV gespielt - und das Hinspiel im November 2007 sogar mit 1:7 verloren - hatte ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=3079). Nach drei Jahren in der Landesliga Hammonia gelang dem VfL dann 2011 die Rückkehr in Hamburgs Oberhaus. Ob es wohl wieder 48 Jahre werden?
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