03.10.2017 Pokal: Dassendorf obenauf, Henke am Boden von Andreas Killat
4. Pokal-Runde
vs.
SV Curslack-Neuengamme - TuS Dassendorf 1:3 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Brudler, Spiewak, Schalitz, Wilhelm – Beldzik (62. Landau), Rogge, Radic, Papke (86. Lenz), Witmütz (79. Folarin) – Sousa TuS Dassendorf: Gruhne – Warmbier, Karikari, Carolus – Thomas, Dettmann, Aust, Dittrich (79. Kurczynski) – Nägele (90. Louca), Möller – von Walsleben-Schied (72. Müller) Tore: 0:1 von Walsleben-Schied (12.), 1:1 Landau (67.), 1:2/1:3 Möller (71./90.) Rote Karte: Schalitz (78.), grobes Foul Schiedsrichter: Patrick Ittrich (MSV Hamburg): Unser Bundesliga-Schiri ist einfach gut! Bei ihm gibt es kein Gemecker und keine Diskussionen auf dem Platz. Die Rote Karte war berechtigt. Beste Spieler: Witmütz, Landau – Gruhne, Thomas, Möller Zuschauer: 590 Zahlende (insgesamt ca. 700)
Da lag er nun. (Fast) wie ein Maikäfer. CN-Trainer Torsten Henke hatte sich nach der „Tausendprozentigen“ Chance von Adrian Sousa zum 2:1 (68.) aus Verzweiflung in seiner Coaching-Zone auf den Boden geworfen und rief nur noch: „Nein, nein, nein“. Wohlwissend, dass die „Strafe“ für das Auslassen dieser Gelegenheit noch kommen und somit bittere Folgen haben könnte. „Sowas habe ich ja noch nie von Papa gesehen“, meinte Tochter Laura, bei den HSV-Bundesliga-B-Mädchen selbst als Stürmerin aktiv. Tatsächlich war die Szene symbolisch für das Match: Dassendorf obenauf, Curslack am Boden. Aber es hätte eben alles auch ganz anders laufen können…
Doch der Reihe nach. Vor toller Kulisse (die Tribüne war erstmals komplett belegt) entwickelte sich ein leidenschaftlicher Pokalkampf. Wie gewohnt legten die Gäste mit voller Kraft vor: Nach Flanke von Joe Warmbier köpfte Marcel von Walsleben-Schied nach 40 Sekunden auf (ins?) Tor und Keeper Gianluca Babuschkin kratzte die Kugel wohl erst hinter der Linie aus dem Giebel (1.). Doch Diskussionen kamen gar nicht erst auf, der SR-Assistent hatte auf Abseits entschieden. Aber die nächste Flanke saß: Diesmal über rechts von Finn Thomas, der den Ball sehr hart und präzise in den Strafraum flankte, wo „Schiedi“ mit all seiner Klasse das Tempo des Balles voll mitnahm und quasi mit einem „Kopfball-Torpedo“ ins lange Eck zum 1:0 einschädelte (12.).
Ausverkauft! Die vollbesetzte Tribüne spornte beide Teams an.
Aber die Gastgeber verdauten den Schock rasch und kamen vor allem durch Standards zu guten Gelegenheiten. Nach einem Wilhelm-Freistoß hatte Mike Beldzik aus drei Metern den „sicheren“ Ausgleich auf dem Kopf, setzte die Kugel aber um wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbei (14.). Da war auf der Tribüne schon Jubel zu hören. Den nächsten Kracher ließ Till Witmütz los, der aus 35 Metern einfach mal abzog und Keeper Christian Gruhne damit fast überrascht hätte (25.). Szenenapplaus der fast 700 Zuschauer! Und auch den Freistoß von Sousa aus knapp 20 Metern hatten viele schon drin gesehen (26.).
Dassendorf ruhte sich fast ein wenig zu sehr auf der knappen Führung aus, verwaltete mehr, als aktiv zu agieren. Dies wurde insbesondere in der zweiten Halbzeit deutlich, wo die ersten 20 Minuten eindeutig den Vierländern gehörten. Doch weder Rogge (59.), noch Schalitz (64.) konnten den herbeigesehnten Ausgleich erzielen. Aber Trainer-Fuchs Henke hatte ja noch einen „Joker“ bzw. eine „Schlange“ im Ärmel: Mit Jan Landau (ab 62.) kam der vorher erdachte „Matchplan“ voll zur Entfaltung. Gegen nachlassende Gäste sollte das Glück erzwungen werden (siehe auch „Stimmen“). And it work’s!
Der vollbärtige Edeltechniker war kaum fünf Minuten auf dem Platz, da feierte das ganze Stadion! Joe Warmbier, sonst immer einer der Besten, verlor als letzter Mann im Duell mit Landau das Leder, der stürmte auf Gruhne zu und netzte eiskalt unten rechts zum 1:1 ein (67.). Die Fans standen Kopf und im ohrenbetäubenden Lärm geriet der Meister ins Wanken. Nur 50 Sekunden später steckte Landau den Ball genau im richtigen Moment durch die Schnittstelle auf Sousa durch. Der hatte freie Bahn (!), scheiterte aber 14 Meter vor dem Tor am herausgeeilten Gruhne (68.). Es folgte der „Kniefall“ von Henke (siehe Beginn des Berichtes). Das wäre der KO für Dassendorf gewesen, auch wenn Martens hinterher ganz cool meinte: „Dann hätten wir eben noch das 2:2 gemacht und in der Verlängerung gewonnen“.
War jedoch nicht nötig. Nach der vergebenen 2:1-Chance nutzte die TuS nämlich eiskalt die aufkeimende Euphorie der Vierländer und setzte seinerseits den KO-Schlag. Gegen weit aufgerückte Gastgeber (Henke: „Wir wollten die Gunst der Stunde nutzen“) haute Nägele eine Traumflanke in den Strafraum, wo sich Sven Möller (heute wieder mit seinen orangefarbenen Pokalschuhen: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6099) völlig ungedeckt die Ecke aussuchen konnte und aus acht Metern per Kopf (!) das 2:1 erzielte (71.).
Als dann auch noch Marvin Schalitz nach rüdem Foul an Möller berechtigterweise mit „Rot“ vom Feld musste (78.), ließen die Kräfte (zwei Tage nach dem Pinneberg-Match) spürbar nach. „Wir hatten noch unsere Situationen, aber der letzte Pass kam nicht mehr“, trauerte Henke nach dem Schlusspfiff. Stattdessen setzte der Serien-Meister noch einen drauf: Abstoß Gruhne, Kopfballverlängerung Müller im Mittelfeld und Möller auf und davon zum 3:1 (90.).
Für Henke, der bekanntlich zum Saisonende aufhören will, war es somit das letzte Pokalspiel. Doch Tochter Laura widersprach: „Du darfst erst aufhören, wenn Du den Pokal gewonnen hast“. HAFO drückt die Daumen… :-)
In vier Wochen gibt es in Dassendorf sozusagen das „Rückspiel“ (15. Spieltag Oberliga Hamburg), aber das heutige Ausscheiden aus dem Pokal kann da natürlich nicht mehr gutgemacht werden.
Stimmen:
Peter Martens (Trainer TuS Dassendorf): Wir freuen uns sehr, dass wir eine Runde weitergekommen sind. Der Gegner stand wie erwartet sehr tief, aber wir haben bis auf ein paar Standards wenig zugelassen. Nach dem traumhaften 1:0 – tolle Flanke, toller Kopfball – waren wir allerdings nicht mehr so gefährlich. Da haben wir zu wenig über die Flügel gespielt. Nach einem Fehler von uns fiel dann der Ausgleich und unser Torwart hat anschließend herausragend in einer 1:1-Situation gehalten. Das ist kein Glück, der kann das einfach. Danach haben wir auf Viererkette umgestellt und nichts mehr zugelassen. Am Ende ein verdienter Sieg für uns.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Das ist nicht so einfach für mich. Aber Glückwunsch an Peter, der hier glaube ich das erste Mal seit 30 Jahren gewonnen hat. Wir hatten uns sehr viel vorgenommen und eigentlich sind alle Dinge, die wir besprochen haben, auch zu 100% umgesetzt worden bzw. eingetreten. Wir wollten die Partie lange offen halten und zum Ende hin mit offensiven Wechseln das Glück erzwingen. Leider fällt das 1:0 viel zu früh. Aber Dassendorf hat in der zweiten Halbzeit nicht mehr so druckvoll agiert und nach dem Ausgleich war alles möglich. Der Knackpunkt war die Situation mit Sousa (68.). Eigentlich hat er die Qualität, so eine Chance zu nutzen. Da sind wir dann beim Thema: „Was wäre, wenn…“. Das hätte ich gerne miterlebt, wie Dassendorf nach einem Rückstand reagiert hätte. Ist dann ja aber leider anders gekommen. Großes Kompliment an meine Mannschaft. Nach dem schweren Spiel vor zwei Tagen in Pinneberg war das eine tolle Leistung.
Statistik: Pflichtspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 40 Spiele, 15 Siege, 9 Remis, 16 Niederlagen, 76:85 Tore
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