23.10.2017 Rückblick: Blauhelm-Einsatz am Wendelweg: Verfolger lassen Federn von Andreas Killat
Der 13. Spieltag birgt für abergläubische Fußballer ja immer allerlei Gefahren. Und tatsächlich gab es mit fünf Platzverweisen (2x Rot, 3x Gelb-Rot) einen neuen Saison-Rekord. Nur ein Auswärtssieg (in Osdorf – wo auch sonst?) ist ebenfalls (Minus-)Rekord (wie am 1. Spieltag). Dafür fielen wieder satte 38 Tore (im Schnitt sind das jetzt 34 Treffer pro Spieltag – bei noch vier ausstehenden Nachholpartien). Hauptverantwortlich für diese Torflut sind vor allem Dassendorf (40), Vicky (37) und Wedel (34), die zusammen auf 111 erzielte Tore kommen. Des Zuschauers Dank geht aber auch an die „Abwehrreihen“ vom HSV, Osdorf und erneut Wedel (jeweils 35 Gegentore). So macht Zuschauen Spaß, während Jörn Großkopf und Piet Wiehle vermutlich unter akutem Haarausfall leiden.
Bei Spitzenreiter Dassendorf sind übrigens alle ganz besonders abergläubisch! Das fängt bei der immer gleichen Kleidung an (u.a. Peter Martens mit bis zum Knie hochgekrempelter Trainingshose und Michael Funk mit geflickten Turnschuhen), geht weiter mit stets der gleichen Musik bei der Anreise von Alexander Knull und Jan Schönteich (Helene Fischer) und der Parkplatz muss auch immer gleich sein. Lohnt sich offenbar! Denn 13 Siege sind wirklich unheimlich. Da auch noch die Verfolger patzten (Vicky und Teutonia nur Remis), beträgt der Vorsprung jetzt schon 12 Punkte. Kaum anzunehmen, dass die Serie ausgerechnet nächste Woche beim Schlusslicht HSV reißt…oder? Immerhin fällt der Spieltag genau in den Zeitraum des großen Börsencrashs von 1929 (24.10.-29.10.)! Wenn dann noch auf dem Hof von „Kobra“ Funk eine schwarze Katze unter der Leiter langläuft…
Auch beim SC Condor haben die Verantwortlichen tief in der Trickkiste gekramt, damit nach fünf sieglosen Partien (0-1-4) gegen den FC Süderelbe endlich der Knoten platzt. Trainer Christian Woike zog seine ältesten Adidas-Treter an, die er finden konnte. Olufemi Smith blieb bis Donnerstag vor dem Spiel dem Training fern, Marco Krausz schleppte sich trotz fiebriger Erkältung zum Platz und Matthias Bub wollte endlich seinen Ruf als Unglücks-Raubvogel loswerden. Das klappte beim 5:0-Sieg ganz vorzüglich ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6148).
Am Blomkamp hingegen hält der „Heimfluch“ an. TuS Osdorf verlor die Pokal-Revanche gegen den SV Rugenbergen mit 1:3 und kassierte die siebte Heimniederlage ( http://www.fussifreunde.de/artikel/der-doppelte-hoppe-lehrmeister-igel-und-bouverons-fast-maerchenhaftes-comeback/). „Natürlich nervt mich das“, stöhnte Piet Wiehle über die 007-Bilanz, „aber von Resignation keine Spur“! Vielleicht sollte man das nächste Heimspiel gegen Billstedt einfach mal auf Sonntag verlegen?
Das hat die TuS Dassendorf nämlich auch gemacht: Sonntags gegen Sasel, Pinneberg, und Vicky, Freitags gegen Rugenbergen und Teutonia und Samstags gegen Billstedt, Türkiye und den Niendorfer TSV. Dazu die bereits weiter oben beschriebenen Rituale. Ergebnis: Alles Siege! Sogar das erstmalige Fehlen (wegen der 5. Gelben Karte) von Mittelfeld-Motor Sven Möller, der bisher alle 112 Punktspiele seit seinem Wechsel an den Wendelweg mitgemacht hatte, konnte den TuS-Express nicht stoppen. Niendorfs Coach Ali Farhadi beklagte nach der 1:3-Niederlage das zeitweise „Blauhelm“-Verhalten seiner Abwehr ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6149), denn die UN-Friedenstruppen gucken auch nur zu. Doch zu mehr Kritik gab es wahrlich keinen Anlass. Es war ein Match auf Augenhöhe, die Gäste forderten dem Meister alles ab. Farhadi: „Ein tolles Spiel. Nur das Ergebnis ist scheiße“.
Ein paar Kilometer südwestlich entfernt gab der SV Curslack-Neuengamme am Gramkowweg „Vollgas nach der Vollkatastrophe“ ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6150). Zu spüren bekam das der FC Türkiye, der gleich mit 5:1 nach Hause geschickt wurde (wie zuvor schon der FC Süderelbe). Dafür hatte Torsten Henke zuvor reichlich Gespräche geführt und im Training die Schrauben angezogen, die 0:5-Pleite bei Teutonia lag dem Coach nämlich schwer im Magen. So erging es wohl auch seinem Gegenüber Dennis Kreutzer, der noch am späten Abend nach dem Spiel seinen Rücktritt bekanntgab. In nur fünf Jahren haben die Wilhelmsburger nun stattliche 14 (!) Trainer verschlissen.
Beim HSV Barmbek-Uhlenhorst hatten sie u.a. sogar schon die Ersatzbänke mit der Gastmannschaft getauscht (der Aberglaube!) und ein „Ultimatum“ ausgesprochen, doch nichts half. Es hagelte sechs Niederlagen in Folge an der Dieselstraße. „Aberglaube entsteht durch die falsche Verknüpfung von Ursache und Wirkung“, sagt dazu die Fachliteratur. Gegen den Hamburger SV III schüttete Glücksgöttin Fortuna nun ihr komplettes Füllhorn über die Barmbek-Dreamboys aus. Denn BU musste quasi nichts selber machen, die Gäste erledigten alles alleine: Eigentor, Dezimierung, verschossener Elfmeter ( http://www.fussifreunde.de/artikel/hsv-iii-schenkt-bu-den-ersten-heimsieg/). „Über das ‚Wie‘ unterhalten wir uns heute nicht, denn das ist erstmal scheißegal“, war BU-Coach Frank Pieper-von Valtier heilfroh, dass der „Rucksack“ des zu-Hause-nicht-gewinnen-Könnens nun Ad acta gelegt werden kann.
Auch im Derby zwischen dem Wedeler TSV und dem VfL Pinneberg schleppten beide Teams einen Rucksack mit sich herum. Über den Gästen schwebt nach dem 2:2 ( https://www.abendblatt.de/region/pinneberg/sport_137/article212317749/Punkteteilung-im-Derby-hilft-nur-dem-VfL-Pinneberg.html) und nun sechs sieglosen Partien (0-2-4) weiterhin das Damoklesschwert des Abstiegs und bei den Hausherren deutet das aktuelle Torverhältnis (34:35) hochgerechnet auf 89:91 zum Saisonende hin. Da wollte WTSV-Coach Jörn Großkopf nach dem Schlusspfiff lieber keine Stellungnahme abgeben. Die letzte Oberliga-Begegnung ohne Gegentor liegt für Wedel bereits fast acht (!) Monate zurück (3:0 gegen Kosova am 5. März). Sportchef Frank Ockens überlegt daher bereits, das nächste Heimspiel gegen Teutonia (wie damals gegen Kosova) um 11.00 Uhr vormittags ansetzen zu lassen…
Ähnlich „faulen Zauber“ probierte man auch in der Nordheide. Die Stadionsprecherin des TSV Buchholz 08, Annkathrin Eschler, versuchte beim Spiel gegen SC Vorwärts/Wacker 04 Billstedt mit Hilfe ihrer beschwörenden Durchsagen („unverdient“) Schlimmeres zu verhindern, aber bei der „Al you can meet“-Show schlug Volkan Al dreimAl zu ( http://www.pressreader.com/germany/hamburger-morgenpost/20171023/282067687177122). Der TSV konnte also den Schwung des 3:0-Sieges in Pinneberg nicht nutzen und bleibt auf Platz 17 kleben. Düstere Aussichten angesichts des hammerharten Programms bis zur Winterpause (bis auf Vicky geht es noch gegen alle Klubs von Platz 1 bis 6).
Wie man die Geister auf seine Seite zieht, weiß man natürlich beim Klub von der Kreuzkirche. Denn der FC Teutonia 05 konnte auch beim WTSV Concordia durch ein Last-Minute-Tor (90.!) einen wichtigen Punkt retten. Das war zuvor schon in Rugenbergen und gegen Pinneberg gelungen. Trotzdem war Sören Titze gar nicht zufrieden, sah sich durch die Rote Karte gegen Danijel Suntic um den verdienten Lohn gebracht ( http://www.fussifreunde.de/artikel/ein-punkt-dank-velis-wahnsinns-winkeltreffer-doch-titze-ist-enttaeuscht/). Sein Gegenüber Florian Gossow (Ex-T05-Coach!) hat weiterhin „das Gefühl, dass hier gut und gemeinsam gearbeitet wird“, auch wenn die hochgesteckten Ziele meilenweit entfernt sind. Concordia ist eben nicht nur irgendein Begriff aus der römischen Mythologie…
Der TSV Sasel profitierte beim 2:2 gegen den SC Victoria ebenfalls von einem späten Treffer ( http://www.fussifreunde.de/artikel/geile-fussis-und-ein-spaeter-punch-verunglueckter-fallrueckzieher-als-punktretter/). Wie schon eine Woche zuvor beim 3:5 gegen Osdorf ging es dabei mit vielen Emotionen und Leidenschaft zur Sache. Attribute, die insbesondere die beiden (jungen) Trainer Danny Zankl und Jean-Pierre Richter intensiv vorleben. Auf abergläubische Riten haben nach unseren Recherchen bisher beide verzichtet. Allerdings hatten sie auch noch keine längere Durststrecke zu überstehen…
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