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27.10.2017
Niendorf in Unterzahl zum sechsten Heimsieg von Andreas Killat

Dieses Heimspiel des
Niendorfer TSV
wird präsentiert von
Marcus Scholz


vs.


Niendorfer TSV – SV Curslack-Neuengamme 3:1 (1:1)

Niendorfer TSV: Kindler – Benn, Krüger, Huneke, Speck – Karow, Tafese (79. Agdan) – Ehrenberg (38. Afsin), Trenel – Hartwig (74. Ercetin), Kutschke
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Beldzik, Spiewak, Schalitz (89. Yücel), Bober (65. Klein) – Papke, Rogge – Lenz (60. Landau), Hoffmann, Wilhelm – Folarin
Tore: 0:1 Hoffmann (6.), 1:1 Krüger (41.), 2:1 Trenel (75.), 3:1 Kutschke (86.)
Gelb-Rot: Krüger (44., 2x Gelb binnen 30 Sekunden: Foul/Meckern)
Besondere Vorkommnisse: Kutschke verschießt FE (55., Babuschkin hält)
Schiedsrichter: Falah Abed Saad (VfL 93): Ohne Worte (und zwar sprichwörtlich!). Ein SR, der die Spieler nicht versteht (er spricht weder deutsch, noch englisch), aber trotzdem Gelb-Rot für das Wort „Lächerlich“zückt – das ist schon kurios. Beide Teams beklagten sich mehrfach über seine Entscheidungen (insgesamt 10x Gelb!).
Beste Spieler: Speck, Kutschke, Hartwig – Rogge, Hoffmann (beide 1. Hz)
Zuschauer: 92

Im Niendorfer Gehege dürfte es wohl ähnlich wie am Sachsenweg zu gehen: Matschig und dunkel! Denn den weitläufigen Rasenplatz konnte das Flutlicht nur unzureichend ausleuchten, dazu hatten die Gäste noch tiefdunkelblaue Trikots an. Da bekam die Redewendung „wie aus dem Nichts“ heute mehrfach seine sprichwörtliche Bedeutung. Das schwere und rutschige Geläuf tat sein Übriges.

Angesichts dieser Umstände begann die Partie furios: Nach gerade mal vierzig Sekunden steckte Kevin Trenel perfekt durch die Curslacker Abwehrreihe auf Ante Kutschke durch, der umkurvte Keeper Gianluca Babuschkin und wollte schon jubelnd abdrehen, aber Marvin Schalitz klärte („wie aus dem Nichts“) auf der Linie (1.). Was für ein Paukenschlag! Doch danach übernahmen die Vierländer das Kommando. Nach einem Pressschlag zwischen Niklas Hoffmann und Keeper Marcel Kindler (ungewohnt nervös zu Beginn) verfehlte das Leder zunächst nur knapp das Ziel (3.). Aber dann gab es Unterstützung von den Hausherren: Fynn Huneke mit einem katastrophalen Fehlpass in der eigenen Hälfte, Collins Folarin reagierte gedankenschnell und leitete die Kugel auf Witalij Wilhelm weiter. Dessen Hereingabe von der linken Seite drückte Hoffmann im Fünfmeterraum zur frühen Führung über die Linie (6.).


Hoffmann (Nr. 20) trifft zum 0:1. Foto: Hanno Bode

Die große Chance, die Weichen endgültig auf Sieg zu stellen, hatte wieder Hoffmann: Nach feinem Zuspiel von Folarin zog der 21jährige aus gut 20 Metern kraftvoll ab, doch Kindler rettete artistisch mit einer Faust über die Latte zur Ecke (23.). Was dann passierte, lässt sich nur schwer ergründen: Die Gäste stellten ihre Offensivbemühungen komplett (!) ein und kamen bis zur 85. Minute zu keinem einzigen Torschuss mehr. Angesichts einer vollständigen Halbzeit in Überzahl noch unverständlicher. Doch dazu später mehr.

Zunächst einmal erwachten die Hausherren aus ihrem Oktoberschlaf. Tevin Tafese machte den Anfang, verfehlte aus 18 Metern nur um wenige Zentimeter das Tor (27.). Dies hätte jedoch kurze Zeit später zwingend Pascal Ehrenberg treffen MÜSSEN, aber sein Kopfball aus drei Metern ging tatsächlich daneben (32.). Darüber war Farhadi so erbost, dass er ihn umgehend auswechselte. Besser machte es Innenverteidiger Tim Krüger: Nach einer Ecke von Lennard Speck hatte zunächst Fynn Huneke das Kopfballduell mit Schalitz für sich entschieden, so dass die Kugel Krüger vor die Füße fiel. Der hatte aus sieben Metern wenig Mühe, den Ausgleich zu erzielen (41.).


Ausgleich zum 1:1! Da konnte Tim Krüger (Nr. 15) noch jubeln. Foto: Hanno Bode

Doch die Freude währte nicht lange: Für Krüger wurde es quasi die „Nightmare on Sachsenstreet“. Nach einem harmlosen Foul zog der schwache Schiedsrichter „Gelb“. Krüger konnte es nicht fassen, trottete zurück Richtung Abwehr und brummelte „Lächerlich“ vor sich hin. Anlass genug für den Referee, sofort Gelb-Rot zu ziehen (44.)! Für Farhadi ein Schock: „Warum hält er da nicht die Klappe? Wir wussten, dass der Schiedsrichter schnell Gelb zieht“.


Ali Farhadi bat Schiri Saad um Erläuterung der Gelb-Roten Karte.


Collins Folarin konnte über seine Gelbe Karte nur noch lachen...


…und auch Torsten Henke verzweifelte an so mancher Entscheidung. Fotos: Hanno Bode

Damit hatte Curslack eigentlich alle Trümpfe auf der Hand. Aber in (oder gegen) Niendorf sticht Kreuz Bube bekanntlich nicht (nachzufragen bei Reenald K. aus N.). Trotz der kompletten zweiten Halbzeit in Überzahl brachten die Gäste nicht einen (!) vernünftigen Angriff zu Stande. „Am Besten wäre es wohl gewesen, wir hätten uns nur hinten reingestellt“, meinte Henke nach dem Abpfiff mit einem leichten Anflug von Sarkasmus.

Denn tatsächlich nutzte der NTSV die heutigen Curslacker Schwachstellen (insbesondere die linke Abwehrseite) gnadenlos aus. Da störte selbst der verschossene Elfmeter nicht (wie schon gegen Norderstedt und in Dassendorf): Nach einer Attacke von Babuschkin kam Ante Kutschke zu Fall, schnappte sich auch selbst die Kugel zum fälligen Elfmeter – doch scheiterte am CN-Goalie (55.). Spätestens das hätte den Gästen doch Auftrieb geben sollen?! Tat es aber nicht. Weiter nur Niendorf im Vorwärtsgang (in Unterzahl!).

Nach einer strittigen Situation zwischen Adam Benn und Hoffmann, wo Henke gerne einen Elfmeter für seine Farben gesehen hätte, konterte der NTSV grandios und Kevin Trenel vollstreckte aus 14 Metern halbrechter Position ins lange Eck (noch leicht abgefälscht von Beldzik, 75.). Curslacks einziger (!) Torschuss im zweiten Durchgang resultierte übrigens aus einem Freistoß von Jan Landau (85.). Henke erklärte das hinterher mit dem tiefen Rasen („Das liegt uns nicht“). Die reichlich vorhandenen Räume in der Schlussphase nutzte schließlich Kutschke (auf Vorlage von Mustafa Ercetin) zum verdienten 3:1-Endstand (86.). Jetzt konnte auch Krüger wieder lachen – und wird heute Nacht sicherlich keine Schlafprobleme haben.


So sehen Sieger aus! Ali Farhadi und sein Co-Trainer Hubertus „Hubi“ Reinecke. Foto: Hanno Bode

Stimmen:

Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme):
Die ersten 20 Minuten haben wir das ganz gut gemacht, aber danach lief nicht mehr viel zusammen. Schon zur Halbzeit hätten wir 1:2 hinten liegen können. Nach der Gelb-Roten Karte denkst Du, jetzt spricht alles für uns. Aber ich habe der Mannschaft schon in der Pause gesagt, dass es mit Sicherheit kein Stück einfacher wird. In der zweiten Halbzeit waren wir dann wirklich schlecht. Und ich weiß auch, woran das liegt: a.) Thema Rasenplätze – da haben wir von Haus aus ein großes Problem mit. Und bei tiefen Rasenplätzen noch mehr. b.) Uns liegt es nicht, das Spiel zu machen. Das hat sich heute eindrucksvoll bestätigt. Nach dem gehaltenen Elfmeter hatten wir ja eigentlich moralisch gesehen einen weiteren Vorteil, konnten das aber in keinsterweise nutzen. Niendorf hat vollkommen verdient gewonnen, sie haben ihre aktuelle Stärke eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Vielleicht hätten wir uns trotz Überzahl einfach hinten reinstellen sollen.

Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV):
Die ersten 20 Minuten waren wirklich schlecht. Ich habe uns lange nicht mehr so nervös, unkonzentriert und zittrig gesehen. Vor allem unsere sonst so bärenstarke Achse mit Kindler, Karow und Huneke hatten keinen guten Tag, das war schon krass. Mein Co-Trainer und ich haben uns da ganz bewusst zurückgehalten und die Mannschaft erstmal nach dem Motto „Die Jungs kriegen das schon hin“ in Ruhe gelassen. Wir sind dann auch immer besser reingekommen, vor allem vorne waren wir unglaublich lauffreudig. Da wurde nicht ein Meter preisgegeben. In der Halbzeit war es nach der blöden Gelb-Roten Karte deutlich lauter, als sonst. Wir sind mutig geblieben, haben hinten auf Dreierkette umgestellt und weiter mit zwei Spitzen gespielt. Das hat sich ausgezahlt. Für mich überraschend war die Passivität von Curslack. Ein großes Dankeschön an Torsten Henke und sein Team, dass sie der Verlegung auf Freitag zugestimmt haben. Das war sehr fair und sportlich.

Statistik:
Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1919): 25 Spiele: 7 Siege, 6 Remis, 12 Niederlagen, 33:40 Tore

2003/04: 2:5 / 2:0 Landesliga Hansa
2006/07: 3:1 / 1:1 Hamburg-Liga
2007/08: 1:2 / 2:0 Hamburg-Liga
2008/09: 2:2 / 1:1 Oberliga Hamburg
2009/10: 2:4 / 1:2 Oberliga Hamburg
2010/11: 2:0 / 0:2 Oberliga Hamburg
2011/12: 0:2 / 1:1 Oberliga Hamburg
2012/13: 1:1 / 1:2 Oberliga Hamburg
2013/14: 0:2 / 1:1 Oberliga Hamburg
2014/15: 3:1 / 0:2 Oberliga Hamburg
2015/16: 1:2 / 2:1 Oberliga Hamburg
2016/17: 0:2 / 1:2 Oberliga Hamburg
2017/18: 3:1 / --- Oberliga Hamburg

Historie:
Zum allerersten Punktspiel zwischen beiden Teams kam es am Sonntag, 10. August 2003 (1. Spieltag Landesliga Hansa) – und endete mit einer bösen Überraschung für den Top-Meisterschaftsfavoriten aus Niendorf. Gegen den krassen Außenseiter Curslack (damals gerade erst aus der Bezirksliga aufgestiegen) ging man am Sachsenweg (auf Grand!) mit 2:5 baden (siehe Foto Spielbericht).

Doch der NTSV, damals unter Trainer Heino Stemmann u.a. mit André Tholen (Torwart), Marcus Scholz (Abwehr), Jörn Großkopf (Mittelfeld) und Carsten Wittiber (Sturm) mit einem ausgezeichnet besetzten Kader, erholte sich schnell von dem Schock und wurde am Ende mit 73 Punkten Meister und stieg erstmals in seiner Vereinsgeschichte in Hamburgs höchste Amateurklasse auf (und kickt dort seither ununterbrochen). Nur bei der Torjäger-Kanone musste sich „Fußballgott“ Carsten Wittiber trotz 33 (!) erzielter Treffer mit Platz 2 zufrieden geben – hinter einem gewissen Carlos Flores (Bramfelder SV, 36 Tore).

Für SVCN-Coach Torsten Henke war es 2003 erst seine zweite Saison als Chef-Trainer. In seiner Premieren-Spielzeit 2002/03 hatte sich der damals 36jährige mit seiner Mannschaft nach einer ungeschlagenen Rückrunde (13-2-0) die Meisterschaft in der Bezirksliga Ost geholt und landete 2003/04 als Aufsteiger auf einem tollen vierten Platz in der Landesliga Hansa. Ein Jahr später war es dann schon Platz 3, bevor man 2006 als Vizemeister (punktgleich mit Eintracht Norderstedt) schließlich ebenfalls den Aufstieg in die Verbandsliga schaffte.

Henke erinnert sich übrigens noch aus einem ganz besonderen Grund sehr gut an den 5:2-Erfolg: „Meine Tochter Laura war damals gerade fünf Monate alt und sollte an dem Sonntag getauft werden. Als der Spielplan rauskam, habe ich die Taufe abgesagt. Das kam in der Familie aber nicht überall gut an…“. Doch ein paar Wochen später wurde die Taufe nachgeholt und heute ist Laura (14) selbst eine sehr gute Fußballerin (HSV-B-Jugend-Bundesliga).


Spielbericht aus dem „Sport-Mikrofon“ vom 11.08.2003


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