27.10.2017 Dezimiertes Dassendorf schickt HSV III auf die Matte von Jan Knötzsch
vs.
Hamburger SV III – TuS Dassendorf 1:2 (1:2)
Hamburger SV III: Heuer – Hinrichsen (88. Ostermann), Ulbricht, Steckel (81. Krasniqi), Mann – Wacker, Trefzger – Yasar, K. Augustinovic (50. Ileri), Rikspun – Bauer TuS Dassendorf: Gruhne – Warmbier, Karikari, Carolus – Kurczynski (23. Lenz), Dettmann, Aust, Dittrich (90. Steinfeldt) – Nägele, Möller – von Walsleben-Schied (75. Müller) Tore: 0:1 von Walsleben-Schied (8.), 1:1 Ulbricht (23., FE), 1:2 Heuer (45.+4, ET) Rote Karte: Gruhne (20., grobes Foulspiel) Schiedsrichter: Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB): Machte im Gegensatz zu seinem Assistenten, der auf der Seite der Bänke an der Linie stand und selbige völlig verlor, einen über weite Strecken guten Eindruck. Die Rote Karte gegen Gruhne war vertretbar. Allerdings hätte der Referee nach 15 Minuten bereits einen Strafstoß für Dassendorf geben müssen. Dass er das nicht tat, blieb sein einziger großer Fehler. Beste Spieler: Heuer, Trefzger – Warmbier, Dittrich Zuschauer: 121
Die sozialen Medien erfreuen sich auch im Hamburger Amateurfußball immer mehr Beliebtheit. Hier ein kurzer Post, dort ein kleines Bild, ein Spruch oder eine Kampfansage. Das macht bisweilen auch vor den Offiziellen und Betreuern nicht halt. Und so wünschte sich Jindra Nesteriuk, die Physiotherapeutin des HSV III, am Morgen des Spiels via „Instagram“ einen Sieg des Schlusslichts gegen den Spitzenreiter. Warum eigentlich nicht? Man kann ja äußern, was man gerne hätte. Nach dem Spiel war der Post von Nesteriuk – die junge Dame war selbst übrigens mal als Judoka aktiv – verschwunden. Warum auch immer. Klar aber war: Die TuS Dassendorf hatte sich an diesem kalten Oktober-Abend auf dem Kunstrasenplatz der Paul-Hauenschild-Sportanlage nicht zu Boden bringen lassen, sondern vielmehr die „Rothosen“ auf die Matte geschickt. Ein Umstand, den man so angesichts der tabellarischen Konstellation hätte erwarten können – doch der Erfolg war knapper und härter umkämpft, als das vermutlich selbst die größten Experten vorhergesagt hätten.
Zunächst nahm das Match zwischen dem Primus und dem Kellerkind genau den Verlauf, den man ahnen konnte: Die TuS bestimmte das Geschehen, der HSV lief hinterher – und das nicht nur auf dem Feld, sondern auch sinnbildlich. Denn: Direkt mit dem ersten guten Angriff gingen die Gäste in Führung. Amando Aust spielte im Strafraum Marcel von Walsleben-Schied an, der sich den Ball seelenruhig in eine ideale Position vorlegen konnte und dann abzog. HSV-Schlussmann Yannick Heuer bekam zwar noch die Finger an den Ball, konnte den Einschlag des Spielgerätes im Kasten aber nicht mehr verhindern (8.). Nachdem Sven Möller nur eine Minute später im Abschluss zu zentral zielte, sodass Heuer diesmal parieren konnte, hätte die TuS nach einer Viertelstunde schon das 2:0 nachlegen können. Pascal Nägele setzte von Walsleben-Schied in Szene, der mit dem Ball am Fuß aufs Tor zusteuerte und dann ganz deutlich sicht- und hörbar von Heuer berührt wurde und in Folge dessen aus dem Gleichtgewicht geriet. Statt eines Torschusses ging „Schiedi“ zu Boden – doch Schiri Mayer-Lindenberg pfiff keinen Strafstoß. Die Chance war dahin.
Der Unparteiische sollte auch bei der nächsten Szene im Blickpunkt stehen. Diesmal pfiff er. Zum Leidwesen der Dassendorfer: Es lief die 20. Minute, als TuS-Torwart Christian Gruhne im Strafraum einen Ball abfing und der HSV-Offensivmann Kristijan Augustinovic auf ihn zulief. Gruhne hatte die Kugel bereits sicher, Augustinovic hatte keine Chance mehr, an die Kugel zu kommen, Urplötzlich hob Dassendorfs „Goalie“ das Knie, so wie man es als Torhüter eben zum Schutz macht. Augustinovic lief gegen selbiges und ging zu Boden. Mayer-Lindenberg sah in Gruhnes Aktion ein grobes Foulspiel und zögerte nicht. Der Spielleiter griff zur Roten Karte, verwies Gruhne des Feldes und verhängte zudem einen Strafstoß. Statt Gruhne stand nun Stanislaw Lenz im Kasten, für ihn musste Kristof Kurczynski in den saueren Apfel beißen, der Feldspieler zu sein, der seinen Platz räumen musste (siehe Stimme unten). Gegen den Strafstoß, den Michael Ulbricht sicher verwandelte (23.), konnte „Stani“ nichts ausrichten.
„Ich habe in den letzten Wochen viel auf die Socken bekommen, wenn Spieler mich angelaufen sind. Ich wollte mich diesmal schützen, weil der HSV-Spieler in der Situation durchsprintet“, erklärte Gruhne nach dem Match, „das Knie kam viel zu spät. Ich kann auch aus dem Weg gehen. Das war eine dumme Aktion von mir. Sie hat uns aus dem Spiel gebracht.“ Mit dieser Einschätzung lag Dassendorfs „Rotsünder“ richtig: Mit einem Mann weniger tat sich die TuS schwer, hätte durch Augustinovic, der nach einer Hereingabe von Dimirtij Rikspun am zweiten Pfosten das Kunststück fertigbrachte, aus zwei Metern das leere Tor nicht zu treffen (35.) beinahe das 1:2 hinnehmen müssen und vergab selbiges auf der anderen Seite, als Jeremy Karikari und von Walsleben-Schied nach einer Ecke von Möller in der Mitte verpassten (41.).
Doch der zweite Dassendorfer Treffer sollte noch vor der Pause fallen – in der vierten Minute der Nachspielzeit: Nach einem hohen Ball in den Strafraum stiegen Aust und Heuer in die Luft und der HSV-Keeper haute sich den Ball letztlich beim Klärungsversuch ins eigene Netz. Christian Gruhne hatte diesen Treffer gar nicht mitbekommen. „Ich habe das Tor nicht gesehen, weil ich nach meinem Platzverweis in die Kabine gegangen bin und dort traurig gesessen hab. Ich dachte, es steht 1:1, als die Jungs zur Pause reingekommen sind. Doch alle haben gelacht und mir erzählt, dass wir 2:1 führen. Trotzdem bin ich am Ende traurig, es war ein scheiß Tag für mich. Die Szene aus der 20. Minute muss ich auf mich nehmen.“
Nach dem Seitenwechsel fanden die Gäste dann zurück zu ihrer Stärke aus den Anfangsminuten, kämpften und erspielten sich eine Vielzahl an Chancen, auch wenn man jede Sekunde auf der Hut sein musste, sich in Unterzahl nicht ausspielen zu lassen und den Ausgleich zu kassieren. Insgesamt betrachtet aber war die TuS dem dritten Treffer doch näher als der HSV III seinem zweiten. Beispiele gefällig? Gerne: Beim HSV III waren es Emre Yasar (56.) und Torben Wacker (71.), die Lenz prüften. Hannes Steckels Kopfball (80.) ging vorbei, während für Dassendorf zunächst Maximilian Dittrich, der am grandios parierenden Heuer scheiterte (58.) vergab. Und weitere TuS-Spieler sollten sich in die Liste der vergebenen Gelegenheiten einreihen: von Walsleben-Schied hatte nach 66 Minuten kein Glück, Aust zielte nach 72 Minuten vorbei und Henrik Dettman scheiterte an Heuer (74.). Der eine Viertelstunde vorm Ende eingewechselte Lennart Müller agierte in der Schlussphase gleich mehrfach unglücklich. So musste der Spitzenreiter bis zum Ende zittern, doch nach erneut vier Minuten „Overtime“ stand fest, dass sich – anders als für HSV III-Physio Jindra Nesteriuk – für Alexander Knull, Dassendorfs Liga-Manager und Pressemann, ein Wunsch erfüllt hatte: ein Sieg zum Geburtstag!
Stimme:
Peter Martens (Trainer TuS Dassendorf): Das war ein schwer erkämpfter, schmutziger Sieg. Wir hatten bis zum Platzverweis alles im Griff und haben es bis dahin gut gemacht. Die Situation hat sich durch die Rote Karte natürlich komplett verändert. Das ist super bitter für Kristof Kurczynski, der sein erstes Spiel von Anfang an macht, und den wir dann runternehmen, weil wir reagieren müssen. Das tut mir unendlich leid. Über die Rote Karte kann man philosophieren. Aus meiner Sicht muss man die nicht geben. Das Knie kommt hoch und dadurch läuft der Stürmer, der maximal 30 Zentimeter von unserem Torwart entfernt ist, davor. Christian hat in der Szene das Recht, sich zu schützen. Ob er noch einen Schritt zur Seite hätte machen können, ist dabei gar nicht so wichtig. Eine sehr zweifelhafte Entscheidung für mich. Was ich überhaupt nicht verstanden habe, ist, wieso wir nicht nach 15 Minuten schon einen Elfmeter bekommen, Jeder hat den Schlag, den Schied in dem Moment am Fuß abbekommt, gehört. Er versucht auf den Beinen zu bleiben, kommt dann aber aus der Balance. Ein klarer Elfmeter. Der Assistent vor unserer Bank hat einen desolaten Tag gehabt, ich weiß gar nicht, was der hier heute überhaupt gemacht hat. Entscheidend war, dass wir gefightet und dagegengehalten haben gegen eine Mannschaft, die meiner Meinung nach nicht wie ein Abstiegskandidat aufgetreten ist. Bei elf gegen elf hat man gesehen, wer der Chef im Ring war. In Überzahl haben sie dann Einiges probiert. In der zweiten Hälfte haben wir es in Unterzahl gut gemacht, hätten aber einen der zahlreichen Konter besser ausspielen müssen, um für eine Vorentscheidung zu sorgen.
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