08.04.2018 Landesliga Hammonia: Die Nachspielzeit ist der Tauben Tod von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – FC Union Tornesch 3:3 (3:0)
USC Paloma: Spielberg – Marx, Hartung, Iwosa, Dreyer – Merkle, Nendza – Schiemann (84. Mandelkau), Ulaga (75. Azadeh), Madadi – Bein (68. Ebongo) FC Union Tornesch: Brüggemann – Lüneburg, Marcks, Swennosen, Tiedemann – Schwabe (76. Ziller), Stahnke – Dostal (63. Badermann), Laut, Haag – Beckmann (63. Pohlmann) Tore: 1:0 Bein (16.), 2:0 Hartung (30.), 3:0 Schiemann (45., FE), 3:1 Laut (80.), 3:2 Pohlmann (90.+2), 3:3 Brüggemann (90.+6) Schiedsrichter: Florian Schwarze (MSV Hamburg): Beide Seiten beklagten sich über ihn. Union hatte einen „klaren“ Elfmeter gesehen (63.), Paloma forderte Rot gegen Dostal (39.) und sah die lange Nachspielzeit als völlig unberechtigt an. Beste Spieler: Ulaga, Bein, Hartung (alle 1. Hz) – Stahnke, Lüneburg Zuschauer: 125
„Das Gegentor zum 2:2 vor 14 Tagen gegen HEBC in der 95. Minute war echt bitter“, sinnierte USC-Coach Steffen Harms heute vor dem Anpfiff im Gespräch mit dem HAFO-Redakteur – als ob er schon so eine dunkle Vorahnung gehabt hätte…
Dabei sah heute lange Zeit alles so glänzend für die Tauben aus. Trotz einiger Personalsorgen, wie schon bei HEBC musste wieder Alt-Herren-Keeper Carsten Spielberg (43) ins Tor, weil vier (!) andere Torhüter nicht zur Verfügung standen, dazu hatten sich aus der Vierer-Abwehrkette Max Krause und Lennard Wallner gleichzeitig die fünfte Gelbe Karte abgeholt, dominierte der USC das Geschehen. Bei traumhaftem Frühlingswetter schienen die Gäste gedanklich noch im Bett zu liegen, anders ist die fast schon lustlose Darbietung in den ersten 45 Minuten nicht zu erklären. Paloma konnte schalten und walten wie sie wollten - und nutzte die Freiräume zu einer klaren Pausenführung:
Dominic Ulaga mit einem Freistoß auf den zweiten Pfosten, Kapitän Torsten Hartung legt via Kopf quer und Tom Bein staubt aus drei Metern zum 1:0 ab (16.). Und weil das so einfach war: Wieder Freistoß Ulaga aus dem Halbfeld, wieder Hartung am zweiten Pfosten, aber diesmal mit dem Kopf direkt in die Maschen zum 2:0 (30.). Bei beiden Standard-Gegentoren sah die gesamte FCU-Abwehr (inkl. Torhüter Tim Brüggemann) gar nicht gut aus. Der dritte USC-Streich ging dann ganz alleine auf die Kappe von Brüggemann, der ohne Not an der Außenlinie Ulaga abräumt. Den fälligen Elfmeter verwandelt Denny Schiemann sicher (45.). Und hätten Christian Merkle (13.) und Bein (3./26.) ihre dicken Chancen genutz – es wäre wohl ein Debakel für Tornesch geworden. Doch auch so schien die Lage bei der ersten Hitze des Jahres (viele kurze Trinkpausen!) schon schlimm genug.
Doch Paloma verfiel mal wieder in alte Muster (drückend überlegen sein, in Führung gehen, einpennen, Gegner stark machen und den eigenen Sieg in Gefahr bringen). Zwar hatte der hoch geschätzte Kollege Mirko Schneider erst kürzlich etwas von „Powernapping“ geschrieben ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6189), aber heute war schon wieder alles vergessen.
Ab Minute 46 standen zwar dieselben Leute, aber dennoch offensichtlich eine andere USC-Mannschaft auf dem Feld. Bis zur 81. Minute (!) hatte Keeper Brüggemann gar nichts (!) mehr zu tun. Wirklich nicht einen Torschuss hatten die Tauben bis dahin zu verzeichnen. Doch weil die nun deutlich aktiveren Gäste auch beste Gelegenheiten ausließen - u.a. Maik Stahnke an die Latte (54.), Jannek Laut an den Pfosten (79.) und Sören Badermann aus 25 Metern mit einem Gewaltschuss (67.) - sah es bei 3:0 bis zehn Minuten vor dem Ende nach einem „lockeren“ Erfolg der heimstärksten Mannschaft der Liga aus.
Aber dann wurde der „FCU“ wachgeküsst: Badermann-Flanke auf Laut und der befördert die Kugel zum 1:3 in die Maschen (80.). Nun wollten die Gäste mehr - und machten hinten auf. Das hieß: Reichlich Platz für die Tauben. Aber die versemmelten (in Person von „Kiko“ Ebongo) alles kläglich. Erst verstolperte der „Stadtpark-Kicker“ aus einem Meter (81.), dann stand er erneut ganz alleine vor Brüggemann und brachte nur einen Kullerball zustande (89.). Wahnsinn. Ein paar Meter neben ihm stand Youcef Madadi völlig frei vorm leeren Tor und wartete vergeblich auf das Zuspiel. Das sollte sich ganz bitter rächen…
Allerdings machte sich im USC-Lager noch immer niemand wirklich Sorgen. Es lief schließlich schon die letzte Spielminute. Aber Referee Florian Schwarze signalisierte: Noch vier Minuten! Tornesch bäumte sich auf! Serge Haag mit einer langgezogenen Flanke von links und Philipp Pohlmann köpft aus sieben Metern zum 2:3 ein (90.+2). Jetzt kamen die Erinnerungen vom Reinmüller-Platz wieder hoch (2:2-Gegentreffer in der 95. Minute). Man konnte quasi zusehen, wie der Heimelf die Beine zitterten. Nachspielzeit abgelaufen, aber Schiri Schwarze hatte seinen Spaß. Ein letzter Freistoß von der Mittellinie. Alle (!) 21 Spieler inkl. Keeper Brüggemann im USC-Strafraum. Flemming Lüneburg haut die Kugel 40 Meter vors Tor auf den zweiten Pfosten, dort steht Patrick Ziller, legt mit dem Kopf in den Fünfmeterraum ab und von hinten kommt der stürmende Torwart Brüggemann und macht aus drei Metern den Ausgleich (90.+6)! Wahnsinn! Jubeltänze der Gemeinde Esingen!
FCU-Trainer Stefan Dösselmann über seinen Torhüter: „Natürlich waren wir in der ersten Halbzeit nicht mit seiner Leistung einverstanden. Aber es lag ja auch nicht nur an ihm. Er sagt immer zu mir, er ist Stürmer. Das muss ich mir jetzt die ganze Woche anhören“. HAFO meint: Es gibt Schlimmeres…! Zum Beispiel binnen 14 Tagen insgesamt 5:0 zu führen (2:0/3:0) und dennoch vier Punkte im Kampf um den Aufstieg liegen zu lassen. Nix mehr mit „Powernapping“….
Stimmen:
Stefan Dösselmann (Trainer Union Tornesch): Ich habe mich eigentlich schon hier sitzen und dem Gegner gratulieren sehen. 3:0 zur Halbzeit ist normalerweise eine Vorentscheidung. Wir haben uns in der Pause in der Kabine einfach gesagt, lasst uns ein paar Schippen drauflegen und die zweite Halbzeit gewinnen. Wir haben die komplette erste Hälfte verpennt und alles vermissen lassen, was uns zuletzt ausgezeichnet hat. Bei den Gegentoren haben wir geschlafen. Die zweite Halbzeit ging dann klar an uns. Als wir hinten aufgemacht haben, hat uns unser Torwart Tim Brüggemann zweimal im Spiel gehalten (81./89.) und ist am Ende zum Helden geworden. Natürlich ist es glücklich, wenn Du so spät den Ausgleich machst. Wenn ich aber bedenke, dass wir vorher Latte und Pfosten getroffen haben und uns ein Elfmeter verweigert wurde, dann finde ich es nicht unverdient. Der Schiedsrichter hat sich über die Spieldauer nicht verbessert, wir dagegen schon. Unser Wille war am Ende entscheidend.
Steffen Harms (Trainer USC Paloma): Ein ganz schwieriger Moment für uns. Das tat vor 14 Tagen gegen HEBC schon sehr weh - und das sich das jetzt so schnell wiederholt ist unglaublich brutal. Mit ein paar Minuten Abstand zum Spiel muss ich aber sagen: Wir waren in beiden Partien selbst schuld. Wir haben es heute in der zweiten Halbzeit nicht mehr hinbekommen, Fußball zu spielen. Es waren sehr sehr große Räume für uns vorhanden, wo wir viele gute Konter hätten spielen können. Aber wir hatten ein miserables Passspiel, so dass alle Situationen verpufft sind. Das zeigt uns dann eben wohl doch, dass da noch ein Quäntchen für den ganz großen Wurf (sprich Aufstieg) fehlt. Aber wir geben nicht auf. Jetzt werden wir nach diesen beiden Partien und vier verschenkten Punkten Charakter zeigen müssen. Wir glauben an unsere Entwicklung und werden alles dafür tun, noch viele Punkte zu holen. Mal sehen, was dann am Ende dabei herausspringt. Der Schiedsrichter hatte vier Minuten Nachspielzeit angezeigt und meine Uhr hat 50:25 angezeigt. Das verstehe ich nicht. Angeblich haben wir an der Eckfahne Zeitspiel gemacht, aber da war der Ball im Spiel. Das war eine alberne Aussage vom Schiri. So war es auch schon bei HEBC, da haben sich die Schiedsrichter leider zweimal zu unseren Ungunsten ganz schön wichtig gemacht.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1946): 4 Spiele, 3 Siege, 1 Remis, 0 Niederlagen, 14:10 Tore
Historie: Während der USC Paloma in den letzten 30 Jahren ausschließlich höherklassig spielte (13 Jahre Oberliga, 11 Jahre Landesliga, 6 Jahre Bezirksliga), dümpelte Union Tornesch im gleichen Zeitraum überwiegend in der Kreis- und Bezirksliga vor sich hin. Erst vor zwei Jahren gelang als Vizemeister in der Bezirksliga West erstmalig der Sprung in die Landesliga (zusätzlich kickte man von 1953/54 bis 1954/55 und von 1964/65 bis 1968/69 in der Verbandsliga Germania, was in etwa auch dem heutigen Level entspricht).
Doch auf dem TORNEUM, einem der modernsten Vereinsgelände Norddeutschlands ( http://union-tornesch.de/), blühen große Pläne. Mit der Verpflichtung von Thorben Reibe als künftigen Chef-Trainer und diversen oberligaerfahrenen Spielern will man schnellstmöglich in Hamburgs höchste Amateurliga aufrücken. Dabei bedient man sich besonders gerne beim (noch) großen Nachbarn vom VfL Pinneberg, wo nicht nur Reibe weggelotst wurde, sondern unter anderem auch Norman Baese, Fabian Knottnerus, Christian Kulicke und Philipp Werning. Zusammen mit Sören Badermann, Tim Brüggemann, Serge Haag, Flemming Lüneburg und Jan-Philipp Zimmermann bilden dann 10 ehemalige VfL-Akteure das Gerüst für das „Zukunftsprojekt FCU 100“ (in Anspielung auf das in drei Jahren anstehende 100jährige Vereinsjubiläum).
Gegründet wurde der Verein 1921 unter dem Namen FC Union Esingen, neun Jahre später ergänzt auf Esingen-Tornesch. Nach dem zweiten Weltkrieg durfte der Vereinsname nicht fortgeführt werden und in SV Blau-Weiß 1946 Tornesch umbenannt. Erst am 25.08.1949 erfolgte dann die abermalige Umbenennung auf den noch heute gültigen Vereinsnamen FC Union Tornesch.
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