16.04.2018 Rückblick: Fußball in anderen Sphären von Marius Meyer
Am 12. April – wer weiß es nicht? – wird der „Internationale Tag der bemannten Raumfahrt“ begangen. So entschied es im April 2011 die Generalversammlung der Vereinten Nationen. Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist... Blöd nur: In diesem Jahr war der 12. April ein Donnerstag. Ein denkbar schlechter Tag, um zu feiern. Wie gut, dass die fußballerischen Feierlichkeiten sowieso ihren regulären Spieltag am Wochenende haben, sodass auf neun Plätzen die Raumfahrt und das Universum an sich zelebriert werden konnten.
Am Freitag begannen die intergalaktischen Feierlichkeiten beim SC Victoria, der gegen den FC Süderelbe abging wie eine Rakete. Keine acht Minuten dauerte es, bis die Führung für die Hausherren hergestellt war. André Monteiro Blanco nutzte einen Freistoß aus etwa 20 Metern und versenkte direkt. Auch danach ging die Victoria weiterhin steil. Dank Yannick Siemsen in der 27. und Nick Scharkowski in der 37. Minute stand es bereits zur Halbzeit 3:0. Doch die Victoria-Rakete hatte nicht genug, in Hälfte zwei erhöhten Klaas Kohpeiß (62.) und Dennis Bergmann (75.) gar noch auf 5:0. So standen fünf Tore durch fünf verschiedene Torschützen zu Buche. Ein torreiches Spiel!
Ein Spiel wie von einem anderen Stern erlebten parallel dazu auch die Besucher der Galaxie Blomkamp. Schier unendliche Weiten begegneten einem hier bereits in der dritten Minute, als Nico Zankl den TSV Sasel gegen die Gastgeber vom TuS Osdorf mit 1:0 in Führung brachte. Es folgte die große Enrik Nrecaj-Show: Treffer in der 20., 57. und 60. Minute sorgten dafür, dass es bereits 0:4 aus Sicht der Osdorfer stand. Zwar konnten sie noch einmal auf 2:4 aufholen, aber in der Nachspielzeit setzte Bünyamin Balat der Sasel-Leistung die Krone auf mit dem Endstand. 2:5 hieß es für Osdorf – ein Spiel, das einen erdet, nachdem man jedoch gleichermaßen schnell ins Raumschiff und weg möchte.
Am Samstag lud Captain Henke dann am Gramkowweg ein, wo sich Raumschiff Teutonia nicht lange bitten ließ und der Einladung folgte. Allerdings schien man bei Teutonia Probleme mit dem Raum-Zeit-Kontinuum. „Wir haben auf einmal hohe Bälle auf lange Leute gespielt, die wir gar nicht haben“, so die räumliche Problematik, die Trainer Sören Titze nach dem Spiel beschrieb und auch gleich das zeitliche Problem sah: „Offensichtlich denkt der ein oder andere bei uns, wir müssen in der Liga nicht mehr gewinnen, weil wir ja sowieso als einziger Klub für die Regionalliga melden.“ Im Endeffekt lief die Teutonia den Gastgebern die meiste Zeit hinterher. Zwar konnte mit einem zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1, aber ein doppelter Niklas Hoffmann führte – erst per Elfmeter und in der zweiten Hälfte aus dem Spiel heraus – zum deutlichen 3:1, bei dem der 3:2-Anschlusstreffer von Veil Sulejmani nur noch Ergebniskosmetik war gegen ein Curslacker Team, das sich von der 3:6-Klatsche in Billstedt gut erholt hat. (Alles zum Sieg gibt’s hier: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6215)
Beamen wir uns weiter zum Sonntag, den der SC Condor eröffnete. Gegner war der Hamburger SV III, der sich mit Sternen auskennt, schließlich hat er selbst einen auf der Brust. Viel Glanz war da allerdings nicht zu sehen in Halbzeit 1. Hin und wieder mal eine Einzelaktion, aber die erste Hälfte gehörte dem SC Condor, dessen 1:0-Pausenführung an sich zu gering war. Nach der Pause ein gänzlich anderes Bild. „Die zweite Halbzeit war eine Frechheit“, konstatierte Condor-Coach Woike hinterher. Tatsächlich war es mit Schwerelosigkeit vergleichbar, was Condor in der zweiten Hälfte bot: Der Ball flog umher, die Spieler schwirrten über das Spielfeld, aber zielgerichtet wirkte es alles nicht. Und während sie umher schwirrten, holte der Hamburger SV die Condoraner zurück auf den Boden der Tatsachen – mit zwei Toren von Torben Wacker (starke Leistung als Innenverteidiger) und einem von Jendrik Bauer. So wurde aus dem 1:0 ein 1:3 und der HSV hat wieder einen Hoffnungsschimmer am Klassenerhalts-Horizont. (Wir waren vor Ort: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6217)
Auch auf dem Planeten Wendelweg herrschte am Sonntag schon um 12:15 Uhr Betriebsamkeit. Der Planet Wendelweg ist übrigens mit dem Saturn vergleichbar, ist dieser doch nach dem römischen Gott des Reichtums und der Ernte benannt. Dassendorf ist reich an Punkten und erntet damit voraussichtlich die Meisterschaft. Auch Barmbek-Uhlenhorst konnte sie auf diesem Weg nicht aufhalten. Zu harmlos agierten die Gäste, es entstand nicht wirklich ein Duell. „Wir sind nicht richtig in die Zweikämpfe gekommen und haben Dassendorf viel zu viel Raum gelassen“, resümierte Trainer Frank Pieper-van Valtier hinterher. Die Folge: Ein 3:0 für Dassendorf, das schon in der ersten Halbzeit feststand. (Wie dieses zustande kam und alles weitere zum Spiel gibt’s hier: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6216)
Ein Phänomen im Universum sind auch schwarze Löcher. Eines davon dürfte seit einer Weile in der Nähe des Wedeler Elbestadions sein, denn bei Wedel verschwinden aktuell regelmäßig Punkte. Sechs von sieben Spielen wurden verloren, inzwischen hat sich der TSV Wedel von Trainer Jörn Großkopf getrennt. Das 0:2 im Heimspiel gegen den SV Rugenbergen war zu viel des Guten. Kaum Chancen kreiert, zunehmend weniger Ballbesitz, bei Wedel ging nicht viel zusammen. Zwar konnte man noch das 0:0 mit in die Pause nehmen, aber danach trafen Kevin Lohrke (64.) und Kostas Kordistas (85.) zur Entscheidung.
Beim Spiel des Niendorfer TSV gegen den FC Türkiye muss es währenddessen einen Star Wars-Moment gegeben haben. Lange Zeit passierte nichts, plötzlich gab es „Das Erwachen der Macht“ ab der 60. Minute. Auf einmal ging es, das Tore-Schießen. Eingeleitet wurde der Reigen von einem Elfmeter, nachdem Niendorfs Ilyas Afsin im Strafraum gelegt wurde, eröffnete Adam Benn mit dem Elfmeter den Tag des offenen Tors. Zehn Minuten später glich Mümin Mus aus, später wurde der Zustand der taktischen Regellosigkeit ausgerufen, sodass Niendorfs Coach Ali Farhadi schon mit einem „nicht so wild“ intervenierte. Das Warten auf den ersten Treffer hatte sich für die Zuschauer definitiv gelohnt. Die letzten 30 Minuten waren schließlich äußerst unterhaltsam. (Alles zum Spiel: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6218)
Wo wir schon bei Star Wars sind: Im Jahr 1977 erschien Star Wars Episode IV. Titel: „Eine neue Hoffnung.“ Diese dürften sich die Pinneberger vor dem langen Weg von Pinneberg nach Buchholz angeschaut haben. Denn: Eine neue Hoffnung dürfen die Pinneberger nach dem Sieg auf der Otto-Koch-Kampfbahn schöpfen, den Weg aus dem Tabellenkeller zu stemmen. Wie gewillt die Pinneberger waren, die Punkte aus Niedersachsen mit nach Schleswig-Holstein zu nehmen, war schon in der 9. Minute deutlich, als Christian Kulicke zum 1:0 aus Gästesicht traf. Das gab Auftrieb und Selbstbewusstsein, das 2:0 folgte alsbald von Fabian Knottnerus nach Reingabe von Philipp Werning. Nach der Pause brillierte Kulicke noch ein weiteres Mal, als er für Jan-Henrik Kaetow die Vorarbeit zum 3:0 leistete. Der Anschlusstreffer von Buchholz durch Niklas Jonas wird da nur noch zur Randnotiz.
Den Abschluss des Spieltags machte die Concordia, die schon in ihrem Namen etwas Intergalaktisches hat, denn der (58) Concordia ist ein Asteroid, der bereits im Jahr 1860 entdeckt wurde. Da Concordia sich erst 1907 gründete, ist somit das Rätsel gelöst, welchen Hintergrund ihr Vereinsname hat. Das Spiel gegen Vorwärts-Wacker Billstedt war dann wiederum kein sonderlich großes Rätsel, sondern eine ziemlich klare Sache. Zwar blieb das 1:0 von Cem Cetinkaya lange Zeit der einzige Treffer, aber die Überlegenheit war klar. Benjamin Bambur sorgte später in Minute 76, 83 und 85 mit einem lupenreinen Hattrick für den 4:0-Endstand.
Und da war er auch wieder vorbei, der 29. Spieltag der Oberliga Hamburg. Schauen wir nun gespannt, was die Nachholspiele unter der Woche und die Runde 30 am kommenden Wochenende so mit sich bringen.
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