04.07.2018 Testspiel: HSV serviert Hamburgs Meister zweistellig ab von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – Hamburger SV 0:10 (0:3)
TuS Dassendorf: Gruhne (46. Braun) – Warmbier (89. Koops), Karikari, Carolus – Dettmann (57. Nägele), Aust (70. Lenz) – Thomas (57. Louca), Möller (70. Hinze), Maggio (80. Saqib), Dittrich (70. Kurczynski) – von Walsleben-Schied (70. Müller) Hamburger SV: Mickel (46. Pollersbeck) – Narey (46. Knost), Jung (46. Bates), Ambrosius (46. van Drongelen), Vagnoman (46. Douglas Santos) – Steinmann (46. Janjicic) – Drawz (46. Jatta), Arp (46. Moritz), Kwarteng (46. David), Ito (46. Opoku) – Lasogga (46. Wintzheimer) Tore: 0:1 Lasogga (15.), 0:2 Lasogga (23., FE), 0:3 Drawz (34.), 0:4 Jatta (66.), 0:5 Warmbier (69., ET), 0:6 Moritz (71.), 0:7 Wintzheimer (73.), 0:8 Bates (78.), 0:9 Wintzheimer (85.), 0:10 Jatta (88.) Besondere Vorkommnisse: Arp verschießt Foulelfmeter (43.; TW Gruhne hält) Schiedsrichter: Jorrit Friedrich Eckstein-Staben (SC Wentorf): Ganz souverän. Kam ohne Gelbe Karte aus! Hätte der TuS mit etwas Wohlwollen allerdings auch einen Eflmeter zusprechen können (Jung an Dittrich, 32.). Sein Assistent Tim Kossek hatte in der ersten Hälfte einige Mühe mit dem wieselflinken Ito, den er zu Unrecht zweimal im Abseits sah. Beste Spieler: Gruhne, Warmbier – 1.Hz: Ito, Lasogga, 2.Hz: Wintzheimer, Jatta, David Zuschauer: 3.622 (Ausverkauft); „gefühlt“ waren ca. 4.500 Zuschauer da
„Wir hätten auch locker 7.000 Karten verkaufen können“, strahlte Dassendorfs Marketing- und Organisationschef Robert Mimarbachi übers ganze Gesicht. Doch mehr als die 3.622 Tickets (alle binnen weniger Tage im Vorverkauf abgesetzt) hatte das Bezirksamt nicht genehmigt für die Sander Tannen („gefühlt“ waren aber deutlich mehr da). Eine großartige Kulisse für ein Testspiel an einem Mittwochnachmittag (ein paar Fotos/Impressionen ganz am Ende des Berichtes). „Alle wollen eben die neue TuS Dassendorf sehen“, frotzelte Sportchef Jan Schönteich, der es bekanntlich mit den Bayern hält und dem HSV nicht besonders zugetan ist, während Gäste-Trainer Christian Titz nach der Partie lobte: „Die vielen Zuschauer – das war wirklich phänomenal. Eine klasse Unterstützung für uns, alle waren so euphorisch“.
Denn nach den getrockneten Abstiegstränen macht sich in der Stadt tatsächlich spürbar eine ganz neue Euphorie beim Ex-Dino breit. Die Rothosen haben schon über 24.000 Dauerkarten verkauft und für das Eröffnungsspiel in der 2. Liga gegen Holstein Kiel wird mit einem ausverkauften Volksparkstadion gerechnet (57.000)! Kuriosum am Rande: Auch die „Störche“ testeten heute zeitgleich gegen einen Klub aus dem HFV, nämlich gegen den Bezirksligisten Hetlinger MTV (und siegten dort ebenfalls mit 10:0!).
Der erste Auftritt des „neuen HSV“ in Hamburg begeisterte dabei heute die zahlreichen Fans in Bergedorf und bestätigte die aufkeimende Hoffnung auf den direkten Wiederaufstieg. Denn Dassendorf ist schließlich nicht nur „irgendein“ Oberligist, sondern fünffacher Serienmeister, Pokalgewinner und gespickt mit Ex-Profis (Schied, Maggio), einem Nationalspieler (Aust) und diversen Akteuren, die schon dritte oder vierte Liga gespielt haben. Dennoch setzte es eine deutliche und happige 0:10-Niederlage, was Schönteich mit „unendlich peinlich“ kommentierte.
Dabei war der Beginn mehr als ordentlich. Eine gute Viertelstunde lang war vom HSV nichts zu sehen. Im Gegenteil, die TuS hatte sogar zweimal die Führung auf dem Fuß: Nach einem schlimmen Patzer von Moritz Kwarteng verzog Marcel von Walsleben-Schied aus 25 Metern knapp (8.) und kurz danach jagte „Schiedi“ Tatsuya Ito im HSV-Strafraum das Leder ab und legte quer auf Sven Möller. Doch der Dassendorfer Regisseur traf den Ball nicht richtig (11.).
Es folgten zehn ganz starke Minuten von Leeds United-Rückkehrer Pierre-Michel Lasogga. Erst traf „PML“ den Innenpfosten (13.), dann rutschte Henrik Dettmann unglücklich im eigenen Strafraum aus, Kwarteng bediente gedankenschnell Lasogga und der traf aus wenigen Metern zum 0:1 (15.). Einen Freistoß von „The Maschine“ aus 17 Metern faustete Keeper Gruhne noch sehenswert über die Latte (20.), aber gegen seinen Foulelfmeter (Finn Thomas hatte Ito gelegt) war er dann machtlos (23.). Mit ein wenig Wohlwollen des Schiedsrichters hätte auch der Hamburger Double-Gewinner einen Strafstoß zugesprochen bekommen können, doch nach einer Grätsche von Gideon Jung gegen Maximilian Dittrich ließ Referee Eckstein-Staben weiterlaufen (32.).
“The Maschine“ ist zurück und traf doppelt: Pierre-Michel Lasogga (r.). Foto: Hanno Bode
Nach dem 0:3 durch Marco Drawz (34., vorausgegangen war ein Traumpass von Matti Steinmann) gab es dafür auf der Gegenseite erneut einen „Penalty“. Jeremy Karikari hatte leichtfertig das Leder vertändelt und wusste sich nur noch durch ein Foul an Jann-Fiete Arp zu helfen. Der gefoulte Jungstar trat selbst an – und scheiterte kläglich. Gruhne konnte den harmlos in die Mitte geschossenen Ball ohne Mühe parieren (43., siehe Foto). Kurz zuvor bekam Joe Warmbier den verdienten Applaus der über 4.000 Zuschauer, als er mit einer „eingesprungenen Fluggrätsche“ die von Drawz geschossene Kugel noch heldenhaft von der Linie kratzte und dabei an den Pfosten knallte (41.).
Augen zu und gehalten: Gruhne pariert den Elfmeter von Arp. Foto: Hanno Bode
Zur Halbzeit wechselte der HSV dann komplett (!) durch (siehe Statistik oben). „Wir hatten heute 22 Mann im Kader und die sollten auch alle spielen“, so Titz. Ähnlich wie im ersten Durchgang dauerte es eine gute Viertelstunde, doch dann griff bei den Rothosen ein Rädchen ins andere und die „Übermannschaft“ der Hamburger Amateure wurde gnadenlos auseinandergenommen. Vier Tore binnen acht Minuten (!) sorgten für klare Verhältnisse. Insbesondere der Bayern-Neuzugang Manuel Wintzheimer, aber auch Jonas David und Bakery Jatta zeigten, dass sie für den HSV noch ganz wichtig werden können. Die Treffer im Schnelldurchlauf: Wintzheimer schön über links, quer zu Jatta: 0:4 (66.). David mit scharfer Hereingabe von rechts, Warmbier rutscht rein und trifft via Eigentor: 0:5 (69.). Jatta auf Christoph Moritz, der netzt aus elf Metern zum 0:6 (71.) und schließlich wieder Wintzheimer von halbrechts mit einem satten Knaller an Pfosten, Latte, Pfosten – drin (0:7, 73.)!
Nach einem „Ausflug“ von Keeper Julian Pollersbeck vergab Ex-HSVer Mattia Maggio den Ehrentreffer, als er fast von der rechten Seitenauslinie das leere Tor verfehlte (76.). So kam es, wie es wohl kommen musste, auch wenn bei Dassendorf wirklich niemand mit einer derartigen Klatsche gerechnet hatte: Es wurde zweistellig! Eine Flanke von Aaron Opoku schädelte Neuzugang David Bates sehenswert in den Giebel (0:8, 78.), dann staubte Wintzheimer aus drei Metern zum 0:9 ab (85.), als der bedauernswerte Tobias Braun endlich mal einen (Kopf-)Ball von Jatta gehalten hatte und den Schlusspunkt setzte Jatta, der eine tolle Vorlage von David (mit der Hacke!) aus sechs Metern zum 0:10 veredelte (88.).
Wurde zur zweiten Halbzeit eingewechselt und kassierte sieben Stück: Tobias Braun. Foto: Hanno Bode
Stimmen:
Christian Titz (Trainer Hamburger SV): Mit der ersten Halbzeit war ich nicht ganz zufrieden. Es ist zwar nur ein Testspiel, aber wir hatten zu viele Fehlpässe und mit den Chancen sind wir viel zu fahrlässig umgegangen. Auch nach hinten haben wir einiges zugelassen. Aber bei so vielen neuen und jungen Spielern finde ich das gar nicht ungewöhnlich. In der zweiten Halbzeit haben wir viel konsequenter gespielt, besonders Jonas David fand ich beeindruckend.
War insgesamt sehr zufrieden: HSV-Coach Christian Titz. Foto: Hanno Bode
Elard Ostermann (Trainer TuS Dassendorf): War nicht vor Ort, sondern beim Trainerlehrgang in Köln.
Mirko „Naddel“ Petersen (Co-Trainer TuS Dassendorf): Das sogar Duisburg Leute hier hochgeschickt hat (Anmerkung der Redaktion: Teammanagerin Katharina Günther und Analyst Philipp Klug), zeigt, wie ernst die uns nehmen. Auch der HSV hat uns nicht auf die leichte Schulter genommen und war in Bestbesetzung hier. Insgesamt war das eine ganz tolle Veranstaltung, so etwas erlebt man nicht alle Tage. Nur das Ergebnis war nicht so toll. Mit einem zweistelligen Ergebnis haben wir nicht gerechnet. Wir hatten uns sehr gut vorbereitet und in der ersten Halbzeit ist unser Matchplan auch weitestgehend aufgegangen. Schade, dass wir unsere beiden Chancen nicht genutzt haben. In der zweiten Halbzeit hatten wir eine schwache Phase, wo wir binnen fünf oder sechs Minuten vier Tore kriegen. Danach wurden die Beine schwer. Wir werden daraus unsere Lehren ziehen und in sechs Wochen gegen Duisburg ganz sicher einiges anders machen.
Robert Mimarbachi (Organisationsleiter TuS Dassendorf): Wir hätten gut und gerne auch 7.000 Karten verkaufen können, aber das Bezirksamt hat uns „nur“ für maximal 3.622 grünes Licht gegeben. Die Tickets waren binnen weniger Tage komplett vergriffen. Das war ein sehr guter organisatorischer Test für das bevorstehende DFB-Pokalspiel gegen Duisburg. Wir konnten so alle Prozesse, die es vor, während und nach so einem Spiel gibt, für den Ernstfall am 18. August schon einmal durchspielen. Insbesondere im Bereich der Elektrik musste einiges getan werden und auch die Stehtraversen wurden auf Vordermann gebracht.
Statistik: Gesamt-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 5 Spiele, 2 Siege, 0 Remis, 3 Niederlagen, 11:21 Tore
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