05.08.2018 Landesliga Hammonia: Immer das gleiche Muster: „FNVN“ – Paloma kann sich seine Spielweise patentieren lassen von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – FC Türkiye 2:3 (2:1)
USC Paloma: Voß – Istrefi, Styhn, Hartung, Dreyer – Merkle, Iwosa – Schiemann (61. Mandelkau), Ulaga, Blunck (75. Madadi) – Lindholm FC Türkiye: Capa – Pettersson, Lasko, Rottstedt (58. Saaba), Taflan – Schröder, Tüysüz – Shtarbev, Richert, M. Okur – Mus (75. Gürel, 90.+1 B. Okur) Tore: 1:0 Styhn (5.), 1:1 Richert (23.), 2:1 Ulaga (28.), 2:2 Saaba (62.), 2:3 Richert (80., FE) Schiedsrichter: Dr. Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide): Dass der Türkiye-Torwart kein gleichfarbiges Trikot tragen darf, hätte man sicher schon vor dem Einlaufen klären können. Die Tätlichkeit an Mus (56.) blieb ungeahndet (hier war vor allem der SRA verantwortlich). Beste Spieler: Styhn – Richert Zuschauer: 111
„Kämpfen bis zum Ende – werdet zur Legende für die Oberliga“ – mit diesem großen Transparent über mehrere Meter hatten die treuen USC-Fans aus der „Meggeregge“ heute auf das mehr als deutliche „Problem“ der Tauben hingewiesen: Meist geht es ganz gut los, man geht in Führung (gerne auch mal 2:0 oder 3:0), wird dann nachlässig, schließlich verunsichert und kassiert noch späte Gegentore. Dieses „Muster“ („FNVN“: Führung – Nachlässigkeit - Verunsicherung – Niederlage) kann sich der USC inzwischen wirklich patentieren lassen. Schon letzte Saison „verschenkte“ man so um die 15 Punkte, daran änderte sich auch heute nichts.
Dabei standen die Vorzeichen für einen Heimsieg richtig gut. „Es war ein hartes Spiel heute für mich, denn ich habe nicht viel geschlafen. Wie sicher alle wissen, lief die ganze Nacht „Kaisermania“ im Fernsehen ( https://www.mdr.de/meine-schlagerwelt/kaisermania-dresden-100.html)“, so Türkiye-Coach und Schlager-Fan Michael „Helene“ Fischer. Und auch seine Truppe schien (trotz 8.00 Uhr-Frühstück im Schweinske) noch nicht ganz wach zu sein. Vor allem im Tor hatte der FCT heute ein „Handicap(a)“. Ersatz-Keeper Hasan Capa wirkte alles andere als durchtrainiert, war fußballerisch limitiert und ein ständiger Unsicherheitsfaktor.
„Ich bin trotzdem froh, dass ich ihn habe. Denn sonst hätte mein Co-Trainer ins Tor gemusst“, so Fischer nach dem Spiel. Stamm-Torhüter Zakaria Chergui fällt aktuell nämlich wegen einer Kapselverletzung am Finger aus. „Kein Vorwurf an Hasan. Er hat erst einmal trainiert, das war schon in Ordnung so. Er kann es besser und wird es auch noch zeigen“.
Paloma begann – wie so häufig – gut und schwungvoll. An der ersten Ecke von Dominic Ulaga rutschte Prince Boateng Styhn noch haarscharf vorbei (3.), doch schon die Zweite brachte den gewünschten Erfolg: Ulaga direkt in den Fünfmeterraum vors Tor und Styhn grätscht die Kugel quasi auf der Torlinie zum 1:0 in die Maschen (5.). Wo war da der Keeper? Doch dann kam wieder das altbekannte USC-Muster: Mit einer Führung im Rücken setzt Zufriedenheit ein. Kein Nachsetzen mehr, keine schnellen Vorstöße, kein Pressing. So macht man tote Gegner munter. „Gerade in der ersten Halbzeit hätten wir mit konsequenterem Spiel die Partie frühzeitig entscheiden können“, so Trainer Steffen Harms.
Stattdessen wie aus dem berühmten Nichts der Ausgleich: Einwurf Pettersson in den Sechzehner, Paloma kriegt die Kugel nicht weg, die fällt Sascha Richert vor die Füße und der netzt aus 11 Metern flach unten rechts ein (23.). Schien nicht unhaltbar, wie auch der Kommentar von Keeper Sebastian Voß („Oh scheiße“) vermuten lässt. Aber Türkiye verteilte Gastgeschenke: Eine harmlose Rückgabe von Sahin Taflan bekam Torhüter Capa nicht unter Kontrolle, traf den Ball nicht richtig und servierte ihn dem drei Meter vor ihm stehenden Ulaga direkt in die Füße. Der ließ sich nicht zweimal bitten und schob ganz cool ins lange Eck zum 2:1 ein (28.). Die dicke Chance zum 3:1 vergab anschließend der heute sehr blasse Denny Schiemann, der eine Hereingabe von Ulaga aus sechs Metern nicht im Tor unterbringen konnte (33.).
Nach der Pause drehte Paloma für ein paar Minuten an der Temposchraube (Iwosa!), aber dann kam wieder „Muster FNVN“. Unerklärlich. „Es ist Fakt, dass wir in den letzten zwei Jahren und auch jetzt zum Saisonstart, immer wieder Fehler anbieten und den Gegner zurück ins Spiel holen“, so Harms. „Das sind Dinge, die bereiten uns natürlich Sorge. Wir haben uns schon so oft mit den Spielern und auch im Trainerteam darüber unterhalten. Aber wir haben das Talent, dass wir eine Baustelle schließen und die nächste tut sich auf“. Glück hatte man allerdings, als Kapitän Hartung im Laufduell Mus voll mit dem Ellenbogen erwischte (56.). Auch wenn es keine Absicht gewesen sein sollte - für so etwas (oder weniger) sind auch schon Spieler vorzeitig in die Kabine geschickt worden.
Konsequenz der USC-Nachlässigkeit im Laufe der zweiten Hälfte war der erneute Ausgleich für die Gäste: Goalie Capa mit einem weiten Abschlag über die Mittellinie, Tüysüz verlängert mit dem Hinterkopf genau in den Lauf von Mümin Mus. Der hat aus halblinker Position die dicke Chance zum 2:2, doch Voß kann klären, lässt allerdings nach vorne abprallen, wo der gerade erst eingewechselte Frank Saaba aus drei Metern erfolgreich abstaubt (62.). Ausgerechnet Saaba, der offensichtlich noch ein paar Kilos zu viel mit sich rumschleppt. „Manchmal ist ein gutes Kampfgewicht auch gut fürs Spiel“, so Fischer lächelnd. Der Mann versteht etwas vom Geschäft!
Die Hausherren kamen aus ihrem (spielerischen) Tief nun nicht mehr heraus. Lediglich zwei Distanzschüsse von Ulaga (67.) und Mandelkau (78.) sorgten noch für kurzeitige Hoffnung auf einen „Dreier“. Doch es kam ganz anders: Boris Shtarbev taucht am Fünfmetereck auf, Keeper Voß wirft sich ihm in den Weg und holt ihn dabei von den Beinen. Klare Sache: Elfmeter! Richert schickt Voß in die linke Ecke und verwandelt ganz souverän rechts unten zum 2:3-Sieg (80.). Bitter für die Tauben, die nun schon am zweiten Spieltag fünf Punkte hinter dem angestrebten Aufstiegsplatz hinterherlaufen.
Ganz anders natürlich die Stimmungslage bei den Gästen, wo man trotz einiger Personalsorgen einen guten Auftakt feierte (auch das erste Spiel hätte man wohl gewonnen, wurde aber beim Stand von 1:0 wegen eines Gewitters abgebrochen). „Andere Landesliga-Kader sind vielleicht von den Namen her spektakulärer – aber spektakulär war der Kader, den Herr Löw hatte, auch“, verwies Fischer auf die miese WM und meinte damit: Namen gewinnen kein Spiel, sondern Leidenschaft und Wille.
Stimmen:
Michael Fischer (Trainer FC Türkiye): Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, mit dem Spiel über weite Strecken auch. Wir hatten Paloma mehrmals beobachtet und kannten das beeindruckende Umschaltspiel. Das konnten wir heute gut verhindern, haben die Räume durch tieferes Stehen gut zugemacht. Mein Herz muss ich morgen trotzdem untersuchen lassen, bei den Standards von Paloma kann immer mal einer durchrutschen. Beim 0:1 haben wir einmal nicht aufgepasst, sind danach aber immer besser ins Spiel gekommen und haben verdient den Ausgleich gemacht. Aber dann kriegst Du so ein Gegentor zum 1:2 – da kannst Du auch achtmal die Woche trainieren, das passiert einfach und ist ärgerlich. Zur Halbzeit habe ich eine klare Ansprache gehalten: Aggressiver, mutiger und selbstbewusster zu spielen! Wir sind noch in der Aufbauphase, es sind noch nicht alle Spieler da, wo wir sie haben wollen. Umso wichtiger dieser Sieg heute. Das hat meine Mannschaft klasse gemacht in der zweiten Halbzeit.
Steffen Harms (Trainer USC Paloma): Wir sind mit dem Ergebnis natürlich nicht zufrieden – und auch nicht mit unserem Spiel. Trotz der 1:0-Führung haben wir nicht das gespielt, was wir uns vorstellen. In den entscheidenden Momenten hatten wir kein Tempo in unseren Aktionen und haben uns einschläfern lassen. Eigentlich haben wir genug Erfahrung auf dem Feld, haben es aber nicht gut gelöst. So bricht Dir dann plötzlich ein Spiel weg, dass Du eigentlich im Griff hast. Leider hat uns heute auch die fußballerische Qualität gefehlt. Wahrscheinlich sind wir trotzdem in allen Statistiken (Ballbesitz, Torschüsse) vorne – aber das interessiert am Ende niemanden. Das war keine optimale Leistung von uns – und dann verlierst Du halt. Das ist dann so. Müssen wir mit leben. Das wird sicher eine interessante Trainingswoche bei uns…
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 2000): 3 Spiele: 0 Siege, 0 Remis, 3 Niederlagen, 6:12 Tore
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