Zum heutigen Spitzenspiel gegen den noch verlustpunktfreien Tabellenführer aus Niendorf liefen die „Tauben“ mit Trauerflor auf und es gab vor dem Anpfiff eine Schweigeminute. Denn letzten Dienstag verstarb Palomas Ehrenmitglied Werner Hintz (92). Hintz war seit 1946 (!) USC-Mitglied, hat 1963 erst das alte und dreißig Jahre später auch das neue Vereinsheim mit aufgebaut. „Er war die treue Seele des Vereins, hat uns auch immer finanziell unterstützt“, berichtet Wolfgang Wüpplinger, „er war hier unter anderem 11 Jahre lang Platzwart und hat am Eingang eine Eiche gepflanzt“ (siehe Foto).
Gedenktafel für Werner Hintz an „seiner Eiche“. Foto: A. Killat
Während die Gäste auf beide etatmäßigen Innenverteidiger (Colin Blumauer und Jakob Kollotzek) verzichten mussten, fehlte bei den Hausherren eigentlich „nur“ Co-Trainer Mario „Harry“ Jurkschat, der irgendwo in Sachsen den Futsalern von Hohenstein-Ernstthal bei der Champions-League-Quali die Daumen drückte (gegen so namenhafte Gegner wie Douka SAC aus Griechenland, KF Tirana aus Albanien und Belfast United aus Nordirland).
Aber an der Brucknerstraße wurde heute „richtiger Fußball“ gezeigt und in Sachen Tabellenplätze quasi auch Champions League. „Immer wenn ich die Jungs warm gemacht habe, sind wir in Führung gegangen“, schickte der Ex-Stürmer spaßige Grüße via WhatsApp nach Hamburg und drückte seinem Team kräftig die Daumen. Und tatsächlich: Auch das Aufwärmprogramm von Chef-Trainer Steffen Harms verfehlte seine Wirkung nicht. Paloma begann bärenstark, zeigte die mit Abstand besten 25 Minuten der Saison. „Wir haben zwei tolle Trainingswochen hinter uns und wir hatten heute ein gutes Gefühl. Nach den vielen unnötigen Punktverlusten zu Saisonbeginn ist jetzt viel mehr Willen und auch Bewusstsein da. Jeder pusht mehr, jeder merkt jetzt, wenn er wieder mehr machen muss und jeder findet schnell in die Ordnung zurück“.
Dabei zeigte der USC vor allem in der Defensive eine richtig starke Leistung, ließ die bis dahin fünfmal siegreichen Niendorfer „Bomber“ (15 Tore in 5 Spielen) nie zur Entfaltung kommen und setzte seinerseits immer wieder Akzente nach vorne. Lion Mandelkau machte mit einem schönen Solo über links den Anfang, doch Keeper Constantin Lustermann verkürzte geschickt den Winkel und rettete per Fußabwehr (7.). Keine 50 Sekunden später schickte Youcef Madadi Torben Lindholm mit einem feinen Pass auf die Reise, aber auch hier parierte Lustermann großartig (8.).
Nach einem klaren Foul von „Ersatz“-Innenverteidiger Moritz Niemann (NTSV-Trainer Matthias Jobmann: „Unsere Jungs sollen auf verschiedenen Positionen einsetzbar sein und zurechtkommen“) verwandelte Madadi den fälligen Elfmeter ganz sicher zum längst überfälligen 1:0 (21.).
Moritz Niemann steigt Lindholm auf den Fuß: Elfmeter! Foto: Hanno Bode
Erst jetzt erwachten beim Tabellenführer die Lebensgeister und Collins Baafi vergab aus elf Metern freistehend die dicke Ausgleichschance (27.). Fünf Minuten später versuchte es der heute völlig abgemeldete Lion Jodeit aus der Drehung, wurde jedoch geblockt. Quasi mit dem Halbzeitpfiff hatte Jannik Dreyer (nach Schiemann-Ecke) das 2:0 auf dem Kopf, traf aber nur das Außennetz.
Nach dem Seitenwechsel zeigten die Tauben dann eine ganz neue Qualität: Sie blieben stabil, hielten dagegen und überließen nicht dem Gegner die Initiative. „Es hat offensichtlich Klick gemacht“, freute sich Harms nach der Partie. Natürlich kamen die Gäste bei ihrer Qualität trotzdem zu Torchancen, doch der USC-Abwehrverbund erwischte einen Sahnetag (siehe oben, Kategorie „beste Spieler“). Nico Kukuk (51., mit einem 25-Meter-Schuss) und Artur Krüger von der Strafraumgrenze (59.) konnten „Oldie“-Keeper Sebastian Voß (35) nicht überwinden.
Dafür schlugen die Hausherren erneut zu: Nach einer tollen Kombination über mehrere Stationen (von hinten aus der Abwehr heraus bis nach vorne an den gegnerischen Sechzehner) legte Schiemann vom rechten Flügel quer in die Mitte für den heranrauschenden Mandelkau auf, der das Leder im Fallen mit einer Art Grätsche aus vier Metern über die Linie drückte (60.).
So sieht ein Matchwinner aus: Lion Mandelkau feiert seinen Treffer. Foto: Hanno Bode
Aber Niendorf zeigte Moral, versuchte weiter alles, um die Siegesserie nicht reißen zu lassen. Doch Voß war nicht zu überwinden: Erst fischte er ganz stark den Schuss von Finn Thele aus der Ecke (62.), dann warf er sich dem Flugkopfball von Simon Flandrin entgegen (68.). Bei einer dieser Aktionen holte sich der USC-Goalie allerdings leider eine Zerrung und musste kurz danach vom Feld (76.). Aber auch Ersatz-Torwart Dennis Gansel hielt seinen Kasten sauber – und so feierte Paloma seinen vierten Sieg in Folge.
„Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg, das gibt uns ganz viel Mut und Kraft“, so Harms und sein „Boss“, Sportchef Frank Hüllmann, ergänzte: „Jetzt sind wir wieder im Geschäft“.
Stimmen:
Matthias Jobmann (Trainer Niendorfer TSV II): Ich könnte es mir ja leicht machen und sagen, wir haben absichtlich verloren. Dann kriege ich von den Jungs keine Getränke mehr. Aber das war natürlich nicht der Fall. Wir haben heute ein gutes Spiel gesehen. Paloma hat es gerade am Anfang sehr sehr gut gemacht, da haben wir eine ganze Zeit lang gebraucht, um da Lösungen zu finden und aus dem Druck herauszukommen. Genau in die Phase fiel auch das 0:1, wobei ich nicht genau weiß, ob das wirklich ein Elfmeter war. Trotzdem eine verdiente Führung zu dem Zeitpunkt. Danach sind wir besser ins Spiel gekommen und vor allem in der zweiten Hälfte haben wir genau das gespielt, wo wir hinwollen. Wir hatten gute Chancen auf den Ausgleich. Aber wenn man so wie wir viele junge Spieler einsetzt, muss man sich bewusst sein, dass die dann auch mal nervös werden und nicht treffen. Andererseits hat uns unser Torwart im Spiel gehalten und einige gute Dinger rausgeholt. Auch nach dem 0:2 haben wir weiter alles versucht, aber heute hätten wir wohl bis in die Abendstunden spielen können und hätten kein Tor mehr erzielt.
Steffen Harms (Trainer USC Paloma): Mit dem Spiel heute können wir sehr zufrieden sein. Die ersten 25 Minuten haben wir eine richtige Top-Leistung aufs Feld gebracht. Es ist klar, dass man dieses Niveau nicht über 90 Minuten halten kann. Aber heute hat alles richtig gut funktioniert. Niendorf hat vorne eine Top-Qualität, aber wir haben sie gut angelaufen. Das war sehr risikoreich, haben die Jungs aber richtig gut gemacht. Dadurch haben wir Niendorf immer wieder im Umschaltspiel ungeordnet erwischt und sind völlig verdient in Führung gegangen. Nach der Pause hat Niendorf viel mehr Druck und gemacht und unser guter alter Torwart Voß musste sich ein paar Mal kräftig strecken und hat gezeigt, dass er noch springen kann – hat sich dabei aber auch gleich eine Zerrung geholt (lacht). Es war sehr wichtig, dass wir da nicht den Anschlusstreffer bekommen. Dafür steht er im Tor. Das war richtig gut. Wir haben heute bis zum Ende sehr kontrolliert weitergespielt. Das war von der Einstellung her eine Top-Leistung. Auf dem Weg können wir gerne weitermachen.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1946): 3 Spiele, 2 Siege, 0 Remis, 1 Niederlage, 5:5 Tore
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