09.09.2018 BU verballert alles, das interessiert Niendorf aber nicht die "Bohne" von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
Niendorfer TSV – HSV Barmbek-Uhlenhorst 1:1 (1:0)
Niendorfer TSV: Kindler – Benn, Krüger, Doege, Agdan – Karow, Ercetin – Brückner, Wilhelm (80. Merkle), Streubier (72. Fernandes) – Boettcher (65. Hartwig) HSV Barmbek-Uhlenhorst: Gaedtke – Schluchtmann, Musbau, Buchholz, Umurhan – Odabas, Eggers (86. Jeske) – Hathat, Mandel, Claus – Heuermann (63. Korczanowski) Tore: 1:0 Brückner (23.), 1:1 Claus (73.) Schiedsrichter: Felix Bahr (SV Ahlerstedt/Ottendorf): Verschaffte sich mit klaren Ansagen und zwei schnellen Gelben Karten früh Respekt. Ließ andererseits auf beiden Seiten viel laufen bzw. durchgehen. Aber das war völlig i.O. so. Beste Spieler: Doege, Krüger, Streubier – Hathat, Claus, Buchholz Zuschauer: 160
„Ich kann ja nichts dafür, dass BU die Chancen nicht reinmacht“, stellte Niendorfs Coach Ali Farhadi nach der Partie zutreffend fest (siehe „Stimmen“) – und Ex-Profi Daniel Brückner interessierte es ebenfalls nicht die „Bohne“ (so sein Spitzname) und sicherte dem NTSV mit seinem Treffer einen wirklich schmeichelhaften Zähler.
Denn die Gäste aus Barmbek, die nur mit einer Notelf angereist waren (Trainer Marco Stier: „Mir fehlen heute acht Spieler, darunter fast meine ganze Abwehr und meine vier Kapitäne Sabas, Hoeft, Lux, Hosseini“), „glänzten“ am Sachsenweg reihenweise im Auslassen allerdickster Torchancen. Den Hausherren merkte man die Verunsicherung nach drei, vier schlechten Spielen in Serie deutlich an. Insbesondere Außenverteidiger Necati Agdan erwischte nicht seinen besten Tag und lud die Gäste mit Stellungsfehlern geradezu zum Toreschießen ein. Doch die verballerten wirklich alles:
Schöner Diago-Pass von Jan Eggers auf Abdel Hathat (der Agdan mehrfach schwindelig spielte), aber dessen Schlenzer vom rechten Strafraumeck streicht knapp vorbei (8.). Wieder Hathat locker rechts frei durch mit dem perfekten Zuspiel in die Mitte auf Louis Mandel, doch der trifft aus drei Metern nur den auf der Linie stehenden Tim Krüger (12.). Unfassbar. Keine 40 Sekunden später: Tolga Odabas mit einem Zauberball über die Abwehr in den freien Raum, Mandel steht erneut frei vorm Tor und ballert aus vier Metern über (!) die Latte (13.). „Maaaaaan. Scheiße“, brüllte Stier und kickte vor Wut seinen Stuhl weg.
Bis auf eine Wilhelm-Ecke, die Keeper Oliver Gaedtke nicht richtig zu fassen bekam, aber von seinen Vorderleuten geklärt wurde (17.), war von Niendorf bisher nichts zu sehen (der Barmbeker Pöbel grölte: „Ohne Nien wärt Ihr nur ein Dorf“). Doch in Sachen Effizienz können sich die Blau-Gelben eine dicke Scheibe beim „Team Niendorf“ abschneiden. Mit dem ersten vernünftigen Angriff gleich die Führung: Schöner Flügelwechsel von Adam Benn auf Dario Streubier, der sich links mit Tempo an Nico Schluchtmann vorbeiarbeitet und eine ebenso gefühlvolle, wie langgezogene Flanke auf den zweiten Pfosten bringt. Dorthin war Ex-Profi Daniel „Bohne“ Brückner mit vorgerückt und zimmert die Kugel volley (!) aus vier Metern zum 1:0 in die Maschen (23.). Ein toller Spielzug und herrlicher Treffer!
Der Spielverlauf war damit komplett auf den Kopf gestellt, doch BU ließ sich nicht entmutigen. Mandel bedient Chris Heuermann, der zögert aber einen Tick zu lange und wird von Oliver Eugene Doege zur Ecke geblockt (26.). Die schlägt Hathat an den Elfmeterpunkt, von wo der heute sehr lauffreudige Ian Prescott Claus das Ziel mit dem Kopf nur um wenige Zentimeter verfehlt. „Kruzifix“, ärgerte sich Stier (in Anlehnung an seine bayrische Vergangenheit), doch der Stuhl blieb diesmal stehen. Nach einem schwachen Abschlag von Keeper Marcel Kindler hatte Claus die nächste Chance, traf aber nur das Außennetz (33.). Und kurz vor der Pause nochmal „IPC7“ aus spitzem Winkel, Kindler mit starkem Reflex (42.). Schon kurios: Statt 0:4 oder 0:5 gingen die Hausherren mit einer 1:0-Führung in die Kabine. Womit wir wieder beim Farhadi-Zitat wären („Ich kann ja nichts dafür, dass BU die Chancen nicht reinmacht“).
Der zweite Durchgang war dann deutlich ruhiger. Niendorf stand hinten stabiler, investierte aber wie schon in den ersten 45 Minuten nach vorne einfach zu wenig. BU rieb sich lange an der körperbetonten Abwehrarbeit auf (und beklagte sich mehrfach beim Schiedsrichter) und kam nicht mehr zu so einer Vielzahl von Chancen. Doch wie aus heiterem Himmel dann doch der hochverdiente Ausgleich: Ein Freistoß aus dem Halbfeld (von Hathat?) segelt in den Fünfmeterraum, Ronny Buchholz ist zur Stelle, trifft aber nur die Latte. Doch den abprallenden Ball kann Claus (ebenfalls mit dem Kopf) zum 1:1 unterbringen (73.). Für Niendorf ärgerlich, denn so einen Ball kann man eigentlich gut verteidigen (entweder der Keeper oder die Innenverteidiger). Darüber ärgerte sich auch Farhadi hinterher (siehe „Stimmen“), musste aber angesichts der Barmbeker Dominanz mit dem Remis zufrieden sein.
Beide Teams hatten am Ende noch den Siegtreffer auf dem Fuß bzw. Kopf, doch weder Magnus Hartwig (85., via Kopf knapp vorbei), noch Claus mit einem Freistoß-Pfostenknaller (89.) konnten für ihre Farben den Dreier eintüten.
Stimmen:
Marco Stier (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Schwierig, für dieses Spiel Worte zu finden. Momentan ist der Fußballgott nicht auf unserer Seite. Zusammen mit dem Spiel letzte Woche gegen HEBC hatten wir jetzt 16,17 hundertprozentige Torchancen und machen jeweils nur ein Tor. Das ist echt bitter. Wir hatten das Spiel komplett im Griff, Niendorf stand nur hinten drin und hat die Bälle rausgekloppt. Das war heute unser allerletztes Aufgebot, aber trotz unserer acht Ausfälle haben wir das spielerisch echt gut gemacht. Nur die Chancenverwertung ist halt bescheiden. Wir brauchen mal wieder einen „Dosenöffner“ zu Beginn der Partie und müssen in Führung gehen. Und auf der Gegenseite ist jeder Angriff vom Gegner gleich drin. Für mich ist dieses Unentschieden wie eine Niederlage. Letztlich bin ich aber wirklich stolz auf die Jungs, wie sie hier heute gespielt haben. Nach zwei Niederlagen sind wir jetzt wieder in der Spur. Die heutige Leistung gibt Auftrieb für die kommenden Spiele.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Ich kann ja nichts dafür, dass BU die Chancen nicht reinmacht. Und wenn Du dann schon lange 1:0 führst und so ein Marmeltor kriegst – echt ärgerlich. Das Gegentor wäre so einfach zu verhindern gewesen. Der Ball ist lange in der Luft und man kann lange darüber philosophieren, wer da gepennt hat. Am Ende ist sowieso wieder keiner schuld. BU hat sehr stark angefangen und hatte viele große Chancen. Unser Spielzug zum 1:0 war richtig gut, so wie wir das haben wollen, dass beide Flügel mitspielen. Aber im Spiel hat man gesehen, dass wir momentan Schwierigkeiten haben. Es gibt immer wieder Phasen, wo Du das Gefühl hast, da ist die Luft raus. Wir investieren zu wenig, sind zu unkonzentriert und verlieren viel zu schnell die Bälle. Das geht schon seit Wochen so. Osdorf war der Tiefpunkt, etwas besser ist es geworden. Aber wir sind nicht mehr da, wo wir an den beiden ersten Spieltagen waren. Wir sind nicht griffig genug und überlassen dem Gegner zu viele Räume.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1946): 33 Spiele, 15 Siege, 7 Remis, 11 Niederlagen, 57:51 Tore.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.