15.09.2018 Mustafantastisch: Niendorf überrollt Curslack von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – Niendorfer TSV 0:5 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Giese – Brudler, Papke, Schalitz, Künkel – Rogge, Radic (84. Witmütz) – Beldzik (69. Kerschke), Mokhlis (76. Driebel), W. Wilhelm - Lenz Niendorfer TSV: Kindler – Benn (84. Speck), Krüger, Doege, Brückner (70. Agdan) – Karow, Ercetin – Meyer, M. Wilhelm, Fernandes (78. Boettcher) – Hartwig Tore: 0:1 Ercetin (4.), 0:2 M. Wilhelm (72.), 0:3 Hartwig (77.), 0:4/0:5 Ercetin (80./88.) Schiedsrichter: Björn Lassen (Barsbütteler SV): War in vielerlei Hinsicht ein bisschen zu kleinlich (z.B. beim „Blutfleck“ von Radic oder bei den zu kleingeratenen Schienbeinschützern von Meyer). Beste Spieler: Keiner – Meyer, Ercetin, Hartwig, M. Wilhelm Zuschauer: 104
Duplizität der Ereignisse: Schon letzte Saison reiste Niendorf mit einer „Krise“ im Gepäck und drei sieglosen Spielen in Folge an den Gramkowweg. Damals waren es zwei Remis und eine Niederlage, heute (vor dem Match) ein Remis und zwei Niederlagen. Vor fünf Monaten beendete der NTSV die kleine Durststrecke mit einem 3:1-Erfolg ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6227), heute legte die Farhadi-Elf sogar noch eine Schippe drauf und bescherte den Gastgebern die dritthöchste Oberliga-Heimniederlage ihrer Vereinsgeschichte (in der Abstiegssaison 1978/79 gab es ein 3:9 gegen TSV Duwo 08 und 2007/08 ein 0:6 gegen Eintracht Norderstedt: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=2693). Damit blieben die Vierländer auch im fünften Versuch (0-3-2) ohne Heimsieg (bei 2:9 Toren).
„Nach den positiven Ergebnissen der letzten Wochen (Unentschieden bei Teutonia und gegen Meiendorf, Sieg bei HEBC) haben wir uns heute vor der Partie gefragt, wohin die Reise wohl geht. Die Frage wurde uns deutlich beantwortet“, fand CN-Trainer Matthias Wulff erfrischend ehrliche Worte nach dem Match. Da die ganze Truppe zusammen mit der dritten Mannschaft (insgesamt 60 Leute) heute Abend das Bergedorfer Oktoberfest besucht, dürfte es wohl ein paar Frustbierchen geben. „Aber ein 0:5 habe selbst ich mir noch nie schön getrunken“, so Wulff.
Niendorf gab – trotz der kleinen „Erfolgspause“ - vom Anpfiff weg Vollgas. Magnus „Maggi“ Hartwig und Malte Wilhelm setzten mit ihrem frühen Anlaufen („Das haben wir extra nochmal trainiert“, so NTSV-Coach Ali Farhadi) gleich ein deutliches Zeichen: Heute gewinnt hier nur einer, und das sind wir! Die völlig verunsicherte Curslacker Hintermannschaft (neben Jan Bannasch musste auch Sebastian Spiewak kurzfristig passen) kam mit dem Dauerdruck der Gäste überhaupt nicht zurecht – und produzierte Fehler am laufenden Band! Insbesondere der sonst so zuverlässige Marvin Schalitz erwischte einen rabenschwarzen Tag, verlor das Leder zwanzig Meter vor dem Tor an „Maggi“, der wunderschön für Mustafa Ercetin auflegte (Malte Wilhelm ließ die Kugel geschickt passieren): 0:1 (4.)!
Aus der Drehung das 1:0, dann ein „Siegertänzchen“: Matchwinner Mustafa Ercetin (belächelt von Evailton Fernandes). Fotos: Hanno Bode
In den folgenden zehn Minuten gab es viele weitere schöne Angriffe der Gäste, aber bis auf einen Kopfball von Hartwig übers Gehäuse (9.) keine zwingende Torchance mehr. So plätscherte das Spiel so dahin: Niendorf hatte alles im Griff und Curslack mühte sich, überhaupt in die Partie zu finden. Doch bis auf serienweise Eckbälle (geschätzt 10:1), die alle irgendwie gefährlich wirkten, es aber dank guter (Kopfball-)Abwehrarbeit von Tim Krüger, Oliver Doege und Daniel Brückner nie wirklich waren, passierte vor beiden Toren bis zum Halbzeitpfiff rein gar nichts mehr.
Normalerweise wird so ein nachlässiges Verhalten ja bestraft, doch die Hausherren waren heute zu keinen Gegenmaßnahmen in der Lage. So begann auch die zweite Hälfte genau wie die Erste: Mit einem Niendorfer Feuerwerk. Doch erst verpasste Evailton „Ivan“ Fernandes (der Curslack-Schreck vom 3:6 in Billstedt letztes Jahr) am zweiten Pfosten (48.), dann brachte es Malte Wilhelm nach einem weiteren kapitalen Bock von Schalitz (Rückpass Richtung eigenes Tor genau in den Lauf des Gegners) fertig, in einer 3:1-Überzahlsituation allein vor Keeper Leon Giese mit einem harmlosen Schüsschen das sichere 2:0 zu vergeben (54.). „Da dachte ich, das wird wieder so ein Spiel, wo Du selbst alles verballerst und am Ende froh sein musst, wenn Du 1:1 spielst“, so Farhadi: „aber meine Mannschaft hat gezeigt, dass es nicht so ist“.
Das kann man nur unterstreichen. Zwar vergab Fernandes (nach Papke-Fehler) auch die nächste Chance (61.), aber dann kamen die Niendorfer-Tor-Sieges-Vollstrecker richtig ins Rollen! Schalitz mit einer Sinnlos-Grätsche im Mittelfeld, Wilhelm ist auf und davon und macht mit einem herrlichen Lupfer aus halblinker Position das längst überfällige 0:2 (72.). Danach brachen alle Dämme. Die Gastgeber stellten jegliche Zweikampfbemühungen komplett ein. Niendorf – und hier insbesondere „Mustafantastisch“ Ercetin, Leon Meyer und „Maggi“ Hartwig – drehten Curslack nun vollständig „auf links“.
Leon Meyer beispielhaft mit zwei seiner zahlreichen Tempovorstöße über die rechte Seite: Erst mit dem Blick für Hartwig im Fünfmeterraum zum 0:3 (77.), dann als Vorlagengeber für Ercetin aus zehn Metern zum 0:4 (80.). Drei Gegentore binnen acht Minuten. „Gruselig. Einem Heimspiel unwürdig“, war Wulff entsetzt. Den Schlusspunkt setzte dann erneut „ME5“, seiner Rückennummer entsprechend mit seinem fünften Saisontor: Toller Pass von Doege aus dem Mittelkreis in den freien Raum. Ercetin startet durch, umkurvt Giese und schiebt locker zum 0:5 ein (88.). „Musti – was für eine Maschine“, freute sich der via WhatsApp zugeschaltete Liga-Manager Marcus Scholz (selbst mit dem HSV gegen Heidenheim im Reportereinsatz).
Für Niendorf ein „Brustlöser“ zur rechten Zeit. Mit Wedel, Buchholz und Condor gastieren in den nächsten Wochen ausschließlich „Kellerkinder“ am Sachsenweg – da kann man sich oben richtig schön festbeißen. Allerdings gibt es mit Sasel und Teutonia zwischendurch auch schwere Auswärtshürden zu meistern. Ähnliches gilt auch für Curslack: Mit nur sieben Punkten nach acht Spieltagen hinkt man den eigenen Erwartungen und Ansprüchen gewaltig hinterher – und die nächsten Gegner lauten Victoria und Altona…
Stimmen:
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Das Ergebnis spiegelt nicht so ganz das Spiel wieder. Nach dem 1:0 haben wir nur so ein bisschen hin und her gespielt und Curslack hatte in wenigen Minuten gefühlt 12 Eckbälle. Da hatte ich die Befürchtung, dass da irgend so ein Ding zum Ausgleich durchrutscht. Aber unsere Anfangsphase war richtig stark, das hatten wir uns auch genauso vorgenommen. „Hubi“ (Co-Trainer Hubertus Reinecke) hat das extra trainieren lassen. Wir müssen aus solchen schwächeren Phasen mit drei sieglosen Spielen lernen und gestärkt hervorkommen. Das frühe 1:0 hat uns natürlich voll in die Karten gespielt, danach haben wir es aber so laufen lassen. Da müssen wir noch cleverer werden. Es hätte zur Halbzeit nach den vielen gefährlichen Ecken auch 1:1 stehen können. Das waren alles Brandbomben, aber da haben unsere beiden Innenverteidiger gut aufgepasst. Nach der vergebenen hundertprozentigen Chance von Malte Wilhelm (54.) dachte ich, das wird wieder so ein Spiel, wo Du selbst alles verballerst und am Ende froh sein musst, wenn Du 1:1 spielst. Aber meine Mannschaft hat gezeigt, dass es nicht so ist. Das zweite Tor war toll herausgespielt, die schweren Dinger macht Malte eben. Danach war die Unordnung bei Curslack spürbar. Das hat Mustafa Ercetin mit seinen Fähigkeiten erkannt, hat immer wieder zwei Reihen überlaufen und ist vernünftig zum Abschluss gekommen. Aber wir heben jetzt nicht ab. Wir wissen, was hinter uns liegt und was noch vor uns liegt. Der Sieg heute war sehr wichtig nach dieser schweren Phase, aber wir werden ihn vernünftig einordnen. Ein Riesenlob an meine Jungs, die haben das sehr gut umgesetzt und hochverdient gewonnen.
Matthias Wulff (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Natürlich ist es ein verdienter Sieg für Niendorf, darüber muss man nach einem 0:5 nicht diskutieren. Wir sind unglaublich schlecht ins Spiel gekommen, haben die ersten zehn Minuten komplett verpennt. Nicht nur der katastrophale Fehler vor dem 0:1, auch noch bei zwei, drei, vier anderen Situationen haben wir unglaublich nachlässig agiert. Die letzte halbe Stunde vor der Halbzeit war das dann guter, solider Fußball von uns. Aus den vielen Flanken und Ecken muss aber einfach mehr herauskommen. Niendorf ist eine unglaublich gut organisierte Truppe, da ist es nach einem 0:1 extrem schwer – und natürlich erst recht nach dem zweiten Gegentor. Da war das Ganze dann durch. Ein absolut erschreckender Auftritt von uns, das waren zwanzig Minuten ohne jeglichen Zweikampf. Ali hat es netterweise „Unordnung“ genannt, mir fallen da noch andere Ausdrücke ein. Da haben wir uns wirklich ganz gruselig präsentiert. Da haben wir völlig verdient richtig auf den Sack bekommen. Das war für ein Heimspiel nicht würdig, extrem bitter. Damit sind wir weiterhin unten dabei.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 27 Spiele, 12 Siege, 6 Remis, 9 Niederlagen, 41:41 Tore
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