13.10.2018 Siebtes Heimspiel: Sieben Tore, sieben Schützen von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – VfL Pinneberg 7:0 (4:0)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Brudler, Spiewak, Schalitz – Wilhelm, Bannasch - Beldzik, Rogge (62. Reckstadt), Kerschke (62. Witmütz) – Mokhlis, Lenz (55. Driebel) VfL Pinneberg: Ceban – Zaman, Lendo, N. Lemcke (17. Etling), Krellmann – D. Lemcke, Clausen – Strauß (72. Trzeciok), Ignatiadis, Bejaoui – Lembke (62. Saliev) Tore: 1:0 Bannasch (6.), 2:0 Schalitz (16.), 3:0 Lenz (32.), 4:0 Kerschke (35.), 5:0 Driebel (56.), 6:0 Reckstadt (71., HE), 7:0 Brudler (81.) Rote Karte: Etling (70., Handspiel auf der Torlinie) Besondere Vorkommnisse: Trinkpause (24.). Mitte Oktober, bei 27 Grad! Schiedsrichter: Daniel Gawron (TuS Osdorf): Warum er VfL-Keeper Maxim Ceban für sein Foul außerhalb des Strafraums (39.) nicht einmal Gelb gab (eigentlich sogar klar Rot), bleibt wohl sein Geheimnis. Den Freistoß jedenfalls pfiff er ja. Ansonsten ordentliche Leistung in einer leicht zu leitenden Partie ohne nennenswerte Zweikämpfe. Die Trinkpause hatte er übrigens nicht mit den Gastgebern abgestimmt. Beste Spieler: Lenz, Kerschke, Rogge, Wilhelm – Krellmann Zuschauer: 153
„Der Fluch vom Gramkowweg“ – heute sollte er (und damit auch der VfL) endlich besiegt werden. Denn während es auswärts schon zu drei Erfolgen (HEBC, Vicky, Süderelbe) und insgesamt zehn Punkten reichte, konnten die Vierländer zu Hause erst drei magere Unentschieden (1:1, 1:1, 0:0) verbuchen (dazu drei Niederlagen). Wie praktisch, dass mit den Pinnebergern nun quasi der „SV Lurup der Neuzeit“ am Alten Bahnhof auftauchte. Denn die Gäste sind DER designierte Absteiger und hatten vor der heutigen Partie noch keinen einzigen Zähler auf dem Konto (bei 8:51 Toren).
Doch zu Beginn der Partie konnte man sich durchaus die Augen reiben, der VfL spielte frech und offensiv (andere sagen sicher naiv) mit, hatte durch Lion Strauß auch zwei richtig gute Chancen (12./14.), als auf der linken Seite der Curslacker Dreierkette (Schalitz!) noch reichlich Unordnung herrschte. Doch während Strauß zweimal freistehend versemmelte, versenkten die Gastgeber ihre ersten beiden Ecken! Erst von rechts durch Witalij Wilhelm, dann von links durch Florian Rogge. Beide Ecken segelten scharf in den Fünfmeterraum, einmal war Jan Bannasch zur Stelle (6.), dann Marvin Schalitz, der stehend zum 2:0 einnickte (16.). Einmal gaben auch die Gäste noch ein Lebenszeichen von sich, als Alexandros Ignatiadis schön von Strauß freigespielt wurde, aber aus elf Metern nur einen harmlosen Kullerball zustande brachte (21.). Es war die letzte nennenswerte Offensivaktion des VfL, danach kam wirklich siebzig Minuten lang gar nichts mehr.
Die Vierländer hingegen nahmen das passive „Zweikampfverhalten“ der Gäste (vor allem in der Defensive) dankend an und legten - nach der vom Schiedsrichter verordneten Trinkpause (24.), die mit den Hausherren übrigens nicht abgesprochen war – vor der Pause noch zwei Treffer drauf: Julian Kerschke marschierte locker durch die Pinneberger Viererkette hindurch und legte quer für Timo Lenz, der aus drei Metern zum 3:0 einschob (32.). Dann wieder das altbekannte Spiel: Ecke Wilhelm, heilloses Durcheinander im Fünfmeterraum und Kerschke staubt aus vier Metern zum 4:0 ab (35.).
Alle vier Tore wurden also aus dem Fünfmeterraum heraus erzielt. Da liegt es nahe, den Keeper und die Innenverteidiger zur Verantwortung zu ziehen. Allerdings hatte die frühe Auswechslung von Nico Lemcke (17.) verletzungsbedingte Gründe, wie VfL-Coach Patrick Bethke später erklärte („Zerrung“). Schiedsrichter Daniel Gawron jedenfalls hatte offensichtlich Mitleid mit den Kreisstädtern, denn nach einem klaren Foul von Torhüter Ceban außerhalb des Strafraums an Kerschke gab er zwar Freistoß (den Rogge aus 17 Metern neben das Tor setzte), aber „vergaß“ völlig die fällige Rote Karte (39.) - und gab nicht einmal Gelb!
Nach der Pause spulte Curslack es locker herunter, der VfL kam nun kaum noch über die Mittellinie und Babuschkin hätte sich in seinem Strafraum eigentlich ausgiebig der herrlichen Herbstsonne widmen können. Doch weit und breit war kein Liegestuhl zu finden…
Dann passierte etwas Unfassbares: Nach einer Ecke von Wilhelm gab es KEIN Tor. Schalitz hatte es aus zwei Metern mit dem Fuß probiert – und zielte in etwa die gleiche Entfernung über das Gehäuse (50.). Besser machte es der Sekunden zuvor eingewechselte Niklas Driebel, der im zweiten Versuch zum 5:0 traf (56.). Überflüssig zu erwähnen, dass dies aus vier Metern halbrechter Position (also wieder innerhalb des Fünfmeterraums) passierte.
Zum Glück für den VfL machten die Vierländer dann eine viertelstündige „Siesta“, sonst hätte es heute leicht zweistellig enden können. Zu allem Überfluss dezimierten sich die weitgereisten Gäste dann auch noch selbst: Eckball Wilhelm, Spiewak aus ca. sieben Metern unter die Latte – nein, nicht zum 6:0 (er hätte halt im Fünfmeterraum stehen müssen!), sondern Frederik Etling „rettete“ mit einer famosen Parade (70.). Natürlich „Rot“ und Elfmeter. Immerhin: Etling konnte zu seiner Ehefrau nebst Kleinkind in den Schatten hinter die Trainerbank.
Den fälligen Elfmeter durfte der gerade 18 Jahre alt (1. Oktober) gewordene Dennis Reckstadt (kam aus der A-Jugend des SC Wentorf) schießen – und sorgte mit seinem Linksschuss zum 6:0 (71.) für den dritten Kasten Bier (außerdem hatten heute schon Kerschke und Driebel erstmals getroffen). Doch eigentlich sind es sogar vier Kisten – denn Coach Matthias Wulff legte für seinen ersten Heimsieg als Chef-Trainer auch noch den begehrten Hopfensaft obendrauf.
Nach fünf Toren aus dem Fünfmeterraum und dem Strafstoß aus elf Metern schließlich noch eine „Sensation“: Ein Distanzschuss von Mark Brudler aus 18 Metern (Marke „HH“: harmlos und haltbar) ließ „Bahnschranke Ceban“ durch die Finger zum 7:0 flutschen (81.). Da hat sich das Offensivtraining doch noch gelohnt! Denn die Vierländer hatten heute eigentlich eine kompakte VfL-Abwehr erwartet und die Woche über viele Varianten mit schnellen Abschlüssen aus allen Lagen eingeübt. „Nur Eckbälle standen nicht auf dem Programm“, lachte Wulff (siehe „Stimmen“) – und überlegt sich jetzt gerade, was er für die kommende Partie in Osdorf NICHT im Training einstudieren lässt…
Stimmen:
Patrick Bethke (Trainer VfL Pinneberg): Wie so oft bekommen wir nach Standards Gegentore, die für mich unbegreiflich sind. Die ersten 20 Minuten haben wir richtig gut gespielt und hatten Superchancen. Da hatte ich das Gefühl, vielleicht geht heute was. Aber wir machen die Dinger einfach nicht und im Gegenzug kriegst Du nach der ersten Ecke ein Gegentor und nach der nächsten gleich noch eins. Wir spielen immer ganz ordentlich mit, aber nach dem 0:3 gingen die Köpfe runter. In der Halbzeit haben wir uns angeguckt und uns gefragt, warum liegen wir schon wieder 0:4 zurück, obwohl wir dicke Chancen hatten. Wir haben durch die vielen Verletzten momentan nur einen Kader von 17-19 Leuten und eigentlich gibt sich davon keiner so schnell auf. Aber wenn Du immer so schnell hinten liegst, geht das an die Substanz.
Matthias Wulff (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Da haben wir lange drauf hingefiebert: Endlich der erste Heimsieg! Gerade mental war das heute eine heikle Sache. Jeder hat einen klaren Heimsieg von uns erwartet, wir selber natürlich auch. Aber es ist immer so eine Sache, wie ein Spiel läuft. Wir hatten das Glück, zwei schnelle Tore zu machen, während Pinneberg seine Chancen nicht genutzt hat. So konnten wir relativ entspannt die 90 Minuten verbringen und uns am Ende über einen deutlichen Sieg freuen. Aber gerade die ersten 20 Minuten waren defensiv nicht optimal, da hatten wir ein paar Lücken. Wir haben die Woche über so ziemlich alles im Offensivbereich trainiert, nur Ecken haben wir diesmal nicht geübt. Und dann fallen aus fünf Ecken vier Tore. Schon witzig.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 27 Spiele: 8 Siege, 8 Remis, 11 Niederlagen, 42:48 Tore
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