11.11.2018 Der Walek kütt und Condor fliegt tief von Andreas Killat
von Stefan Knauß
vs.
SC Condor – FC Süderelbe 2:2 (0:1)
SC Condor: Hebbeler – Choi, Vinberg, Niederstadt, M. Cholevas (73. Löw) – Klammer, Grablewski, Bulut – Dikenli (61. Sousa), Iscan (90.+2 Bonewald), Ilic FC Süderelbe: Ceylani – Dzigbede (57. Garcia), Sethmacher, Hodolli, Heinbockel, Mahrt – Keisef, Reinecke (80. Sobczyk), Rodrigues, Mucunski – Sa Borges Dju (70. Hoeling) Tore: 0:1 Mucunski (34.), 1:1 Choi (49.), 1:2 Rodrigues (53.), 2:2 Löw (76.) Gelb-Rot: Keisef (50.), wdh. Foulspiel Schiedsrichter: Björn Lassen (Barsbütteler SV): Läuferisch gut und rhetorisch immer auf der Höhe, dazu sehr entschlossen – eine tolle Partie des Referees! Beste Spieler: Choi – Mucunski, Rodrigues Zuschauer: 59
11.11.2018: Karnevalsbeginn am Berner Heerweg. Da ließ sich Gästetrainer und Geburtstagskind Markus Walek (nochmals alles Gute!) nicht lumpen: Er stellte einen echten Prinzen (Prince Dzigbede) in die Startformation seines FC Süderelbe. Auf der anderen Seite hatte das (Trainer) Dreigestirn Smith, Boll und Werth ein paar bekannte Jecken auf der Bank gelassen. Sichtbar nicht in Feierlaune saßen Adrian Sousa und Melvin Bonewald an der Seitenlinie und wohnten der Sitzung bei.
Von Beginn an beharkten sich beide Mannschaften, zeigten die gesamte Palette eines intensiven Spiels. Alles inklusive echter Fouls, vieler Schauspieleinlagen und zahlreicher rhetorisch geschliffener Dialoge („Ey Digger, was ist mit dir denn los?“). Insbesondere Marcel Rodrigues schien auf Süderelbes Seite einige Nahtoderfahrungen zu durchleben, da er häufig nach eigenen Fouls schreiend über den Kunstrasen rollte. Das sind Einlagen, die den Zuschauer nerven und man möglicherweise geneigt ist, das nächste echte Foul nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Dennoch hatte Rodrigues auch einige leckere Kamellen mitgebracht. Seine Freistöße sind eine Augenweide und lassen jeden (auch den eigenen) Trainer vor Freude schwelgen.
In der ersten Viertelstunde ließ der Condor wenig zu. Offensiv ergaben sich für die Raubvögel drei eindeutige Torchancen. In der 14. Minute vergab Ken Niederstadt aus fünf Metern freistehend vor Ceylani. Er ließ den Ball links neben das Tor kullern. Dem stand Özgür Bulut in nichts nach. Bulut scheiterte ebenso in der 26. Minute vollkommen frei aus sechs Metern am eigenen Unvermögen. Das brachte den Leiter des Dreigestirns zum Kochen („Die musst du eben mal reinmachen, dann stehst du auch nicht mehr unten“).
Auf Süderelbes Seite hatte Torjäger Edison Sa Borges Dju im Alleingang eine Chance, nagelte den Ball aber aus 17 Metern hoch über das Tor von Hebbeler. Der SCC-Keeper hatte bis dahin gut gehalten, doch dann folgte ein Freistoß aus 35 Metern von Rodrigues auf den kurzen Pfosten. Den harten Schuss ließ Hebbeler nach vorne abprallen. Alexander Mucunski stand dankend parat und schoss zur Führung ein (34.). Dieses Tor wollte Smith nicht seinem Keeper ankreiden („In erster Linie stimmte die Zuordnung nicht. Wir müssen die zweiten Bälle gewinnen.“), besser wäre aber natürlich eine Faustabwehr oder ein schlichtes Fangen des Balls gewesen. Condor hätte mit Niederstadt in der 46. Minute den Ausgleich köpfen können. Auch das ging neben den Kasten. Schiri Lassen unterbrach somit die Prunksitzung für eine 15 minütige Pause.
Condor kam nach Ansprache des Dreigestirns griffiger aus der Kabine. Als Folge erzielte Incheol Choi den verdienten Ausgleich. Ganz trocken zog Choi den Ball aus 22 Metern ab. Rechts unten schlug die Kugel unhaltbar (nach Meinung beider Trainer) für Ceylani ein. Es kam noch schlimmer für Süderelbe. Der bereits verwarnte Simon Keisef ließ in der 50. Minute das Bein stehen. Ruckzuck durfte er duschen gehen. Sicherlich kein schlimmes Foul. Aber ein Zeichen des Unparteiischen, der die zunehmende Hektik damit entschärfte. Es gab trotzdem weitere Schauspielkünste zu bewundern. Ken Niederstedt spielte dabei nach einem Zweikampf mit Alexander Mucunski den sterbenden Schwan (bzw. Condor), um nach fünf Sekunden ruckartig aufzustehen. Aber nicht etwa, weil er Markus Walek zum Geburtstag gratulieren wollte, sondern ihn beschimpfte. Beide Spieler erhielten für unsportliches Verhalten die Gelbe Karte – immerhin etwas.
Rodrigues zeigte dann erneut seine Fähigkeiten, als er einen Freistoß aus 18 Metern über die gegnerische Mauer ins Eck zum 1:2 chipte (53.). Aus Sicht eines Torwarttrainers wäre der Treffer sicherlich vermeidbar gewesen, wenn Hebbeler sich etwas mehr in die Mitte des Tores gestellt hätte. Mit zunehmender Spieldauer übernahm Condor alle Spielanteile. Jedoch blieben klare Torchancen Mangelware. Daran änderte auch die Einwechslung von Adrian Sousa nichts, der nach Spielende treffend formulierte, dass ihn die langen Bälle nach vorne nicht helfen würden. Iscan traf sogar noch den Pfosten mit einem Freistoß (57.). Der verdiente Ausgleich fiel nach einer Ecke. In der 76. Minute stand Michael (Jogi?) Löw goldrichtig und staubte frei, völlig unbedrängt ab. Weitere eindeutige Chancen ergaben sich nicht mehr, weder hüben noch drüben. Dazu verließen Marcel Rodrigues die Kräfte. In austrainierter Form wäre er ganz sicher noch viel wertvoller.
Stimmen:
Markus Walek (Trainer FC Süderelbe): Das Unentschieden geht in Ordnung, da bin ich mir mit Femi einig. Heute sind wir gut gestartet. Es fehlte allerdings der finale Pass in die Spitze. Und in der zweiten Hälfte haben wir in den ersten fünf Minuten nach der Pause sehr schlechte Lösungen gefunden. Insgesamt 40 Minuten in Unterzahl zu spielen, ist dann auch sehr schwer. Trotz der Führung haben wir das Spiel nicht gewinnen können. Dabei haben wir mit viel Mut und guten Spielzügen agiert. Ich bin aber mit einem Punkt in diesem Auswärtsspiel ganz zufrieden.
Olufemi Smith (Trainer SC Condor): Wir haben das nach meiner Auffassung in den ersten 45 Minuten gut verteidigt, dabei wenig zugelassen. Der Führungstreffer fiel gegen uns, weil wir bei dem Freistoß keine gute Zuordnung gefunden haben. Ich mache Leo gar keinen Vorwurf, sondern werde das mit meinen Verteidigern besprechen. Ich bin ehrlich gesagt fast der Verzweiflung nahe gewesen, dass wir uns mal wieder nicht für den Aufwand belohnt haben. Die zweite Halbzeit habe ich dann nicht so gut gesehen. Trotz Überzahl war unser Spiel zu unruhig. Es gingen viel zu viele Bälle hoch in die Spitze. Und die Jungs standen häufig im Abseits, ohne dass Süderelbe eine großartige Abseitsfalle gespielt hat. Am Ende ist das ein Teilerfolg, mit dem ich leben kann. Wir haben uns für die letzten Spiele vorgenommen, am Ende des Jahres über dem Strich zu stehen.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1957): 11 Spiele, 4 Siege, 4 Remis, 3 Niederlagen, 18:16 Tore
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