Eine halbe Stunde lang dominierte der HSV Barmbek-Uhlenhorst Gegner Sasel. Das war Pressing vom Allerfeinsten. Stolz gab Trainer Marco Stier hinterher zu Protokoll: „Wir haben uns mit einer Video-Analyse auf Sasel vorbereitet. Die haben anscheinend nicht damit gerechnet, dass wir sie zu dritt hoch anlaufen und pressen.“ Überraschung gelungen und wohl dem, der in der Oberliga Hamburg über derart technische Möglichkeiten verfügt.
So ganz auf der Höhe war Sasel in dieser frühen Spielphase allerdings nicht. Das kommunizierte Übungsleiter Danny Zankl zeitweilig auch ganz direkt mit seinen Spielern. Zu Capitano Timo Adomat etwa: „Jetzt kümmer Dich mal um die wichtigen Sachen im Spiel und vergiss nicht die Binde an deinem Arm!“ Trotzdem kombinierte sich BU herrlich vor das gegnerische Tor. Besonders Samuel Hosseini verteilte die Bälle glänzend an seine Mitspieler. In der 8. Minute traf er aus 25 Metern nur die Latte. Weitere gefährliche Situationen gegen Sasel folgten im Minutentakt.
Der erste Treffer fiel nach einer Ecke von Hosseini. Vier mal wurde der Ball im Strafraum hin und her geköpft (D. Zankl: „gefühlte acht mal!“) ehe Louis Mandel zuletzt die Kugel ins Tor bugsierte. Dabei sah auch Tuffour nicht richtig glücklich aus. Beim zweiten Tor wurde Mandel im Strafraum per Foul von Steddin gestoppt. Der Gefoulte trat entgegen der alten Regel selbst an und nagelte den Ball in die rechte untere Ecke. Das hatte Tuffour geahnt. Aber er flog zu hoch, so dass der Ball unter ihm durch zischte.
BU nutzte die Fehler der Saseler Abwehrspieler zum Verdruss von Trainer Stier nicht weiter gnadenlos aus. Mandel scheiterte in der 42. Minute am linken Außenpfosten. Hathat schloss in der 45. Minute alleine vor Tuffour eigensinnig ab, statt dem freien Mandel in der Mitte aufzulegen. Und prompt folgte die übliche Strafe für Nachlässigkeiten im Abschluss. In der Nachspielzeit nagelte Nico Zankl einfach mal aus 35 Metern auf das Tor von Stephan Hölscher. Eine Torwartsorge mehr! Der Ball flog direkt in die Mitte an Hölscher vorbei. Sicherlich flatterte der Ball etwas. Aber so einen Schuss musst du halten.
Aus der Pause kam Sasel besser als die Heimmannschaft. Mit zunehmender Spieldauer hatte man das Gefühl, BU konnte das Tempo der ersten Hälfte nicht mehr halten. Stiers „Herde“ blieb aber eine weitere Chance in der 73. Minute. Ian Claus zeigte sich als „Bad Santa“ Claus und offenbarte Abschlussprobleme. Er lief alleine auf Tuffour zu. Statt den Ball ins lange Eck zu schieben, schoss er Tuffour an. Insgesamt machte Claus an diesem Nachmittag nicht den gefährlichsten Eindruck. Er hatte zwar einige schöne Momente, aber viel zu wenige, angesichts seiner Qualitäten.
Und erneut erhielt BU die Bestrafung. Im gleichen Gegenzug, Sekunden nach der Chance von Claus erzielte Jean-Lucas Gerken den Ausgleich. Tolga Celikten hatte zuvor über rechts in die Mitte gepasst. Im Anschluss hatte BU noch Glück, dass Sasel zweimal den Siegtreffer verpasste. So wurde es ein insgesamt sehr gutes und gerechtes Unentschieden.
In der Beurteilung der Torchancen waren sich beide Taktikfüchse dabei nicht einig. Nach der Chance von Claus schrie Stier: „Das ist die sechste Hundertprozentige!“. Worauf wenig später nach einem harmlosen Schuss von Adomat sein Gegenüber Zankl rief: „Mist, das ist jetzt die achte Hundertprozentige“. Fand Stier nicht wirklich lustig. Immerhin entschuldigte sich Zankl nach dem Spiel für seine Provokation. Es blieb die einzige verbale Auseinandersetzung der beiden. Viele hatten es vor dem Spiel anders erwartet.
Stimmen:
Danny Zankl (Trainer TSV Sasel): Unser Spiel war in den ersten 30 Minuten sehr schwach, da haben wir keinen Zugriff bekommen und hatten viele Nachlässigkeiten im Spiel. Wir waren schlecht organisiert und haben uns bei den Gegentoren dumm angestellt. Das erste Tor fällt nach einem Einwurf gegen uns an der Mittellinie. Beim zweiten Tor muss sich der Verteidiger ganz anders zum Ball stellen, dann kassieren wir auch keinen Strafstoß. Nach diesen 30 Minuten haben wir unser System umgestellt, um mehr Kontrolle ins Spiel zu kriegen. Das hat gepasst. Der Anschlusstreffer war verdient. In der zweiten Hälfte waren wir dann klar besser, viel konzentrierter und am Ende dem lucky punch näher. Insgesamt geht der Punkt auswärts in Ordnung. Man darf dabei ja nicht vergessen, dass BU eine gute Mannschaft hat.
Marco Stier (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Das ist ein bitterer Punktverlust für uns. Die Jungs sind auch mit hängenden Köpfen vom Platz gegangen. Wenn wir unsere klaren Chancen alle nutzen, gehen wir mit 4:1 in die Pause. Der Anschlusstreffer ist natürlich ein klarer Torwartfehler. Aber wir hatten auch in der zweiten Halbzeit noch genug Chancen, das Spiel zu entscheiden. So ist es am Ende ein sehr gutes Spiel von beiden Seiten gewesen.
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