10.02.2019 Altona entzaubert den Meister von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – Altona 93 1:4 (0:2)
TuS Dassendorf: Gruhne – M. Lenz, Aust, R. Carolus – Hinze – Dettmann, Louca (38. Büchler) – Dittrich, Maggio – von Walsleben-Schied (78. Blohm), Saqib (62. K. Carolus) Altona 93: Grubba – Safo-Mensah, S. Atug, Asani – Wachowski, Boock – Monteiro, Metidji (84. Tüter), Gebissa (65. Saglam), Siebert – Vojtenko (61. Kunter) Tore: 0:1 Gebissa (32.), 0:2 Vojtenko (37.), 0:3 Monteiro (53.), 1:3 Büchler (71.), 1:4 Wachowski (77.) Gelb-Rot: Dittrich (29., wdh. Foul) Besondere Vorkommnisse: Boock verschießt FE (59.) Schiedsrichter: Stephan Timm (SC Egenbüttel): Gelb-Rot war hart (aber vertretbar) und der Elfmeter ein Geschenk. Zog insgesamt etwas zu schnell Gelb (vor allem gegen die Gastgeber), aber bei den rutschigen Bodenverhältnissen waren die Zweikämpfe auch nicht immer leicht zu beurteilen. Die ihm von Dassendorfer Seite unterstellte Parteilichkeit (siehe „Stimmen“) wird jedoch seiner gezeigten Leistung nicht gerecht. Note 3-4. Beste Spieler: Hinze – Monteiro, Wachowski, Vojtenko Zuschauer: 315
Nach dem Spiel wurde Berkan Algan auf sein Erfolgsrezept angesprochen, warum es gerade gegen Dassendorf immer so gut klappt – und erntete mit seiner Antwort zunächst lautes Gelächter: „Weil wir auf der langen Busfahrt immer ganz viel Zeit haben uns auf das Spiel vorzubereiten“. Dann wurde Algan konkreter: „Wir haben viele junge Hasen in der Mannschaft, die brennen auf so ein Spiel. Wir nehmen zwar grundsätzlich jedes Spiel ernst, aber es funktioniert natürlich nicht immer alles so gut wie heute. Wir sind Altona, wir „nerven“ eben manchmal ganz schön…“ (mit einem Schmunzeln im Gesicht). „Nein, ihr nervt überhaupt nicht“, so Dassendorfs Sportchef Jan Schönteich: „wir spielen sehr gerne gegen Euch und Ihr und Eure Fans sind hier immer willkommen“.
Immerhin 150 AFC-Fans hatten sich (u.a. mit einem gecharterten Bus) bei strömenden Dauerregen mit auf den Weg gemacht – und sollten ihr Kommen nicht bereuen. Im Stile einer Spitzenmannschaft setzten die Gäste den Meister von Beginn an unter Druck und zwangen die Dassendorfer Defensive immer wieder zu riskanten Rückpässen auf Keeper Christian Gruhne. So manches Mal blieb den TuS-Verantwortlichen da das Herz stehen, doch Gruhne löste mit seiner fußballerischen Klasse jede brenzlige Szene.
Deutlich ungestümer ging Maxi Dittrich gegen Niklas Siebert mit einer Art „Blutgrätsche“ zu Werke und sah völlig zu Recht die Gelbe Karte (12.) – und holte sich eine gute Viertelstunde später (erneut im Duell mit Siebert) mit seiner zweiten Aktion „Gelb-Rot“ ab (29.). Ein Schock für die Hausherren, die sich immer wieder mit dem Schiedsrichter anlegten und sich durchgehend benachteiligt fühlten.
Gelb/Rot von Schiedsrichter Stephan Timm für Dassendorfs Maxi Dittrich (r.)
Nachdem zuvor die TuS zwei kleinere Halbchancen ausgelassen hatte (Mattia Maggio blieb nach einem Konter an der Außenbahn hängen und Mark Hinze scheiterte aus 16 Metern an Tobias Grubba), nutzte Altona das Momentum zu seinen Gunsten. Während die Blau-Weißen noch über den Platzverweis schimpften und haderten, setzte der AFC zwei blitzsaubere Nadelstiche: Erst versenkte Gebissa eine Vojtenko-Flanke im langen Eck (32.), dann konterte Eudel Monteiro locker an Samuel Louca vorbei (der danach sofort ausgewechselt wurde!) und legte für Neuzugang Alexander Vojtenko auf, der eiskalt zum 0:2 vollstreckte (37.). Eigentlich mehr als nur eine Vorentscheidung, aber die Ostermann-Truppe gab sich nicht willenlos geschlagen. Die Moral war trotz Unterzahl intakt, wurde aber nicht belohnt (Ersen Asani kratzte einen Aust-Schuss von der Linie, 43.).
Hoffnungen auf einen etwaigen Punktgewinn nahm der überragende Monteiro aber direkt nach dem Wiederanpfiff jegliche Nahrung. Mit einem klasse Solo über die rechte Seite und beherztem Abschluss zum 0:3 (53.) war die Sache durch – und hätte Vincent Boock kurz danach das Elfmetergeschenk angenommen (Rinik Carolus soll Vojtenko gelegt haben), es wäre wohl ein Debakel für den Meister geworden. Doch Keeper Gruhne blieb lange stehen und parierte glänzend (59.).
Der bis dahin taktisch und technisch souveräne AFC nahm nun für ein paar Minuten eine „Auszeit“ (Algan: „In solchen Momenten kann eine Partie kippen, das hat man gestern bei Dortmund gegen Hoffenheim gesehen“) und Dassendorf belohnte sich für seinen Aufwand mit dem Anschlusstreffer durch Linus Büchler, der eine Hinze-Flanke in die Maschen schädelte (71.). Aber im Gegensatz zum BVB ließ Altona nichts mehr anbrennen: Boock mit einem genialen Pass durch die Schnittstelle in den Lauf von William Wachowski, der Gruhne austanzte und ins kurze Eck zum 1:4-Endstand vollendete (77.). Der bis dahin (ebenso wie Schied) völlig abgemeldete Maggio hätte noch etwas Ergebniskosmetik betreiben können, doch erst strich sein Kopfball knapp vorbei (82.), dann rettete Atug auf der Linie (87.).
Marcel Lenz trifft Altonas Joshua Gebissa am Sprunggelenk. Der AFCler konnte danach nicht weiterspielen.
Ein verdienter Sieg für die Gäste, die die reifere Spielanlage zeigten und sicherlich auch von der Gelb-Roten Karte profitierten. Den „Vorwurf“ jedoch, er habe vor dem Spiel den Schiedsrichter umarmt (und sowas gehöre sich nicht), konterte Berkan Algan übrigens ganz gelassen: „Das war einfach nur eine menschliche Geste. Ich begrüße und umarme nun mal die Leute, die ich kenne und mag. Das mache ich auch, wenn er vier Elfmeter gegen uns pfeift“.
Stimmen:
Berkan Algan (Trainer Altona 93): Das war das erwartet schwere Spiel mit sehr vielen Zweikämpfen. Beide Teams wollten natürlich gut aus der Winterpause kommen, das ist uns ganz gut gelungen. Die beiden Gelben Karten (bzw. Gelb-Rot) haben uns sozusagen dazu gezwungen, plötzlich andere Laufwege zu gehen und freie Räume zu antizipieren. Dassendorf ist auch mit 10 Mann in der Lage, jeden Gegner zu schlagen. Aber wir haben unsere Grundordnung und unsere Philosophie durchgezogen und unsere Torchancen genutzt. Der Anschlusstreffer hat nochmal Brisanz ins Spiel gebracht, aber wir haben alles in der Hand behalten. Wir freuen uns über die drei Punkte, das war heute eine von 14 wichtigen Aufgaben.
Mirko Petersen (Co-Trainer TuS Dassendorf): Zunächst möchte ich Elard Ostermann entschuldigen, der schon im Zug Richtung Köln (Trainer-Lehrgang) sitzt. 1:4 hört sich hammerhart an. Uns haben diverse Entscheidungen des Schiedsrichters nicht gerade in die Karten gespielt. Eins der Gegentore ist durch ein klares Trikotziehen entstanden und bei der Gelb-Roten Karte hat er einfach kein Fingerspitzengefühl gezeigt. Es ist schon bemerkenswert, wenn sich der Trainer von Altona und der Schiedsrichter vor dem Spiel umarmen. Das sieht nicht gut aus und hat sich auf dem Spielfeld widergespiegelt. Wir waren über die ein oder andere Entscheidung schon sehr überrascht. Aber das Ergebnis geht völlig in Ordnung. Wir haben viele Fehler gemacht, zu wenig Chancen kreiert und hatten vorne keine Durchschlagskraft. Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft aber ein großes Kompliment machen. Wir haben in Unterzahl wirklich Moral bewiesen. Bei 11 gegen 11 wäre das Spiel ganz sicher anders ausgegangen. Ich sehe uns daher trotz der heutigen Niederlage auf gutem Wege, jetzt müssen wir eben eine Serie starten.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 16 Spiele, 5 Siege, 5 Remis, 6 Niederlagen, 25:25 Tore
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.