Dieses Spiel wird noch lange in Erinnerung bleiben! Leider nicht wegen des Sports. Aber beginnen wir mal mit dem sportlichen Aspekt dieser Begegnung. Bis zum besagten Vorfall spielte der HSV Barmbek-Uhlenhorst bei besten äußeren Bedingungen den Gegner Meiendorfer SV glatt an die Wand. Auch wenn der MSV tief stand und mit einer Fünferkette agierte, hatten die ganz in schwarz gekleideten Meiendorfer große Probleme mit dem Barmbeker Pressing. Das Spiel über die schnellen Außen setzte den MSV immer wieder unter Druck.
Aus diesem ansehnlichen Flügelspiel resultierte der erste Treffer. Fatih Umurhan zog von links in den Strafraum und zeigte einen bühnenreifen Auftritt. Er fädelte gegen einen Gegner ein und sank dann sofort zu Boden. Schiedsrichter Thore Holst bewertete diesen Kontakt mit einem Strafstoß. Narek Abrahamyan ließ sich diese Chance nicht entgehen. Eiskalt nagelte er den Ball in die rechte untere Ecke (9.). Obwohl er bereits seit der zweiten Minute mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte. Abrahamyan blieb schließlich zur Pause in der Kabine.
Danach ließen es die Barmbeker nicht mehr ganz so stürmisch angehen. Dennoch kontrollierten sie jederzeit Ball und Gegner. Der MSV kam nur einmal gefährlich vor das Barmbeker Tor. Andrej Blum traf den Außenpfosten (37.). Genau nach dieser Situation zog BU das Tempo wieder an. Zunächst scheiterte Abdel Hathat noch an Alberti im Alleingang (38.). Aus identischer Postion halbrechts im MSV-Strafraum passte Hathat den Ball beim zweiten Mal in die Mitte, wo Tim Jeske nur noch einschieben musste. Mit zwei Toren war der MSV zu diesem Zeitpunkt recht gut bedient.
Die Barmbeker Offensive setzte Janis Korczanowski in der zweiten Halbzeit fort. Vor dem Meiendorfer Strafraum ließ er die Verteidiger Kevin Heitbrock und Haci Gündogan stehen. Keeper Briant Alberti konnte den satten Abschluss auch nicht mehr entschärfen (47.). 3:0 hieß es kurz nach der Pause und auf Meiendorfer Seite lief nichts mehr zusammen. BU investierte nicht mehr allzuviel Energie. Dennoch verletzte sich Stürmer Tim Jeske im gegnerischen Strafraum, als er nach einem Zweikampf böse mit der Schulter auf den Boden prallte.
Bis zur entscheidenen Situation, die das gesamte Spiel in den Schatten stellte, saß auch MSV Trainer Baris Saglam vom eindeutigen Ergebnis ziemlich gefrustet nur noch auf der Bank. Dann aber sprintete die gesamte Bank, alle Wechselspieler, Betreuer und Mannschaft in Richtung Barmbeker Außenlinie, direkt vor den Barmbeker Anhang. Dort war zuvor folgendes passiert: Nach einem Zweikampf zwischen Umurhan und Rosseburg pfiff Schiedsrichter Holst einen Freistoß für den MSV (71.). Dabei kam es zu einer verbalen Entgleisung: MSV-Spieler Kevin Heitbrock wurde rassistisch aus dem Barmbeker Fanblock beleidigt: " ... verpiss dich, du Schwarzer!". In der Folge kam es zu tumultartigen Spielerversammlungen. Und Heitbrock sprang über die Bande. Er lief in Richtung der Barmbeker Anhänger. Das sah schlimm aus und ließ körperliche Auseinandersetzungen befürchten. Dergleichen fand aber glücklicherweise nicht statt. Mitspielern gelang es, Heitbrock zu beruhigen.
Tumulte im BU-Block. Foto: André Matz
Auf dem Platz setzten sich Auseinandersetzungen zwischen Trainern, Betreuern und Spielern fort. Der MSV entschloss sich schließlich nach kurzer Beratung, gemeinsam das Spielfeld zu verlassen (77.). In der Kabine saßen anschließend sichtlich erschütterte Meiendorfer Spieler. Einige weinten. Auch Trainer Baris Saglam rang noch lange nach Spielende um Fassung. Eine Fortsetzung des Spiels kam für die Meiendorfer nicht in Frage.
Der Rückzug war nach einer derartigen Beleidigung verständlich und nachvollziehbar. Dabei suchten später einige Barmbeker Fans das Gespräch mit den Meiendorfer Spielern und Trainern, um sich für das Verhalten eines Einzelnen zu entschuldigen. Saglam hob hervor, dass er die Barmbeker Fans noch aus dem Hinspiel in guter Erinnerung habe. Und er bedankte sich für die Entschuldigung des Barmbeker Kapitäns, Niklas Sabas. Dieser war in die Meiendorfer Kabine gegangen und entschuldigte sich u.a. für das Verhalten der Fans.
Demnächst werden sich beide Parteien in Jenfeld bei einer Verhandlung treffen. Maßgeblich wird der Bericht des Schiedsrichters sein. Von einer Umwertung des Spiels bis hin zu einer Wiederholung ist alles im Bereich des Möglichen. Ganz sicher dürfte es eine empfindliche Geldbuße für das Fehlverhalten der/des Fans geben.
MSV-Trainer Baris Saglam schildert Schiedsrichter Thore Holst seine Sicht der Dinge. Foto: André Matz
Stimmen:
Baris Saglam (Trainer Meiendorfer SV): Das sportliche Ergebnis wird komplett vom Geschehen um die Beleidigung meines Spielers überschattet. Und deshalb kann und will ich zum Spiel nichts sagen. Rassismus hat im Fussball nichts zu suchen. Ich stelle mich komplett hinter meine Spieler. Es haben alle gehört, es ist auf Video und die Schiedsrichter haben es notiert, wie einer unser Spieler rassistisch beleidigt wurde. Es ist mir auch vollkommen egal, ob da Alkohol im Spiel war. Es gibt eine alte Weisheit, dass Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagen. Insofern ist für mich klar, dass derjenige meinen Spieler mit voller Absicht derartig beleidigt hat. Für mich ist das alles wie ein schlimmer Traum, aus dem ich am liebsten aufwachen würde. Aber leider ist es die Realität. Und das ist nicht zu akzeptieren!
Marco Stier (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Ich konzentriere mich mal auf das sportliche Ereignis. Für mich hat der Gegner hier bis zur 70. Minute nicht den Hauch einer Chance gegen uns gehabt. Wir waren sehr dominant und haben viele gute Gelegenheiten liegen lassen. Bitter ist der Ausfall von Tim Jeske (Verletzung Schlüsselbein) und Narek Abrahamyan (Verdacht auf Muskelfaserriss). Jetzt haben wir nur noch einen Stürmer. Den Spielabbruch möchte ich nicht kommentieren. Da warten wir mal die Sport-Gerichtsverhandlung ab.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 39 Spiele, 10 Siege, 10 Remis, 19 Niederlagen, 62:85 Tore
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.