24.02.2019 Aus im Titelrennen? "Wir beißen am Ende zu" von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – FC Süderelbe 0:1 (0:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – M. Lenz, Aust, Büchler – Louca (68. Kurczynski), Dettmann (86. Blohm), Möller, R. Carolus (81. Hinze) – Nägele, Maggio – von Walsleben-Schied FC Süderelbe: Ceylani – Dzigbede, Reinecke, Sobczyk, Hoeling – Keisef – Hodolli, da Silva Moreira (64. Schulze), Düzgüner – Sa Borges Dju (72. Avila Garcia), Rodrigues (90.+1 Raji) Tore: 0:1 Rodrigues (16.) Gelb-Rot: Düzgüner (87., Foul/Meckern) Schiedsrichter: Florian Schwarze (MSV Hamburg): Bis auf die etwas kleinliche Gelbe Karte gegen Maggio eine überzeugende Vorstellung. Fünf Minuten Nachspielzeit waren ok, Dassendorf hätten heute auch 15 Minuten nicht geholfen… Beste Spieler: R. Carolus, Büchler – Reinecke, Sobczyk Zuschauer: 163
„Jetzt schwimmen wir auf Platz 5 eben ein wenig unter der Wasseroberfläche – und beißen dafür am Ende zu“, so ein arg enttäuschter Jean-Pierre Richter nach dem Abpfiff auf die Frage, ob angesichts von neun Punkten Rückstand das Titelrennen gelaufen sei. Das klang allerdings eher ein bisschen wie das Pfeifen im Walde, denn in der aktuellen Form mag man der TuS wirklich keine Siegesserie mehr zutrauen. Zu dünn und uninspiriert spielt der Meister diese Saison – insbesondere in der Offensive und ganz besonders zu Hause am Wendelweg (nur 19 Punkte aus 12 Partien).
Natürlich war heute ein wenig Pech dabei und natürlich war der Sieg der Gäste durchaus glücklich – doch zur Wahrheit gehört eben auch: Wenn eine so limitierte Vorstellung des FCS zum Erfolg reicht, dann ist das eben nicht nur Pech (siehe auch das 0:0 gegen Meiendorf und die beiden 0:1-Pleiten gegen Teutonia und Vicky).
Gefühlt waren die Neugraben-Fischbeker insgesamt nur viermal über der Mittellinie, der Rest war (vorbildlicher!) kämpferischer Einsatz im und um den eigenen Sechzehner herum. Und ohne „Hilfe“ der TuS wäre die Partie wohl ganz sicher 0:0 ausgegangen – aber Keeper Christian Gruhne leistete sich unter Bedrängnis (angelaufen von Edison Sa Borges Dju) einen folgenschweren Abspielfehler genau in die Füße des an der Strafraumkante lauernden Marcel Rodrigues. Der zieht in die „Box“, lässt einen Gegenspieler aussteigen und vollendet eiskalt ins lange Eck zum 0:1 (16.).
Danach folgten inklusive Nachspielzeit achtzig Minuten Spiel auf ein Tor. Doch eine echte Heldentat musste Torhüter Yalcin Ceylani gar nicht vollbringen. Entweder, es war ein Abwehrbein dazwischen (ca. 40x), oder die TuS versemmelte es selbst. Sinnbildlich dafür die Szene direkt vor dem Halbzeitpfiff: Ein schönes Zuspiel von Pascal Nägele befördert Marcel von Walsleben-Schied perfekt in den Fünfmeterraum, wo Mattia Maggio eigentlich nur den Fuß zum 1:1 hinhalten muss. Doch der Ex-Profi wollte es zu lässig machen, versuchte es mit der Hacke (45.). „Den Ball hätte ich natürlich gerne im Tor gesehen“, so Richter, „aber ich glaube nicht, dass er da absichtlich mit der Hacke spielen wollte, sondern einfach den Ball nicht richtig getroffen hat“.
Ganz ähnlich die Situation kurz nach der Pause: Nägele legt von rechts quer für Schied, aber der trifft aus vier Metern nur den Pfosten (56.). Es sollte wohl nicht sein, denn auch die dritte Großchance blieb ungenutzt, als erneut Schied eine Carolus-Flanke nicht zum Torerfolg verwerten kann (75.).
Rinik Carolus haut sich rein – aber Keeper Yalcin kann klären. Foto: André Matz
Nach der Hinspielniederlage (3:4) also eine erneute Pleite für den Serienmeister gegen den FCS, deren Liga-Manager Matthias Nehls auf der Pressekonferenz verständlicherweise allerbester Laune und zu Scherzen aufgelegt war. Als der von TuS-Sportchef Jan Schönteich über den Tisch geworfene Flaschenöffner auf dem Weg zu Nehls auf halber Strecke liegen blieb, witzelte er: „Das war wie Euer Spiel heute – zu unpräzise“.
Stimmen:
Timucin Gürsan (Trainer FC Süderelbe): Die ersten zehn Minuten hatte Dassendorf 99% Ballbesitz und hat seine Muskeln spielen lassen. Doch nach einer Umstellung in der Abwehr haben wir sehr entschlossen verteidigt und kaum eine Großchance zugelassen. Beim Tor erkennen wir sehr gut eine Situation aus dem Abwehrzentrum und haben clever nach vorne verschoben. Dadurch gewinnen wir den Ball und können unsere einzige echte Chance nutzen. Das ist eine überragende Effektivität. Danach war das Spiel sehr zerfahren, mit vielen Nickeligkeiten und Freistoßsituationen. Nach der Pause war klar, dass Dassendorf nochmal den Druck erhöhen und ein Feuerwerk abbrennen wird. Mit Blick auf die Tabelle wäre ein Punktverlust für die TuS dramatisch. Darauf haben wir uns eingestellt und haben mit Leidenschaft den Vorsprung verteidigt. Dafür können wir uns auf die Schulter klopfen und uns über die drei Punkte freuen. Wir hatten immer einen Fuß dazwischen und den Pfosten auf unserer Seite.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Das ist meine erste Niederlage gegen Süderelbe, das habe ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Darüber bin ich sehr frustriert. Wir haben wenig Fehler gegen den Ball gemacht, Süderelbe hatte ja keine echten Chancen gehabt. Im Umkehrschluss haben wir bei eigenem Ballbesitz aber viele falsche Entscheidungen getroffen und außerdem den Gegner dazu eingeladen, ein Tor zu erzielen. Uns hat einfach ein Tor gefehlt, dann wären glaube ich zwangsläufig weitere Treffer gefallen. Auch wenn es nach einer Niederlage paradox klingt: Wir nehmen die positiven Dinge mit, werden weiter an uns arbeiten und mit Wille und Leidenschaft noch viele Punkte holen. Solche Ergebnisse wie heute will ich in Zukunft jedenfalls nicht mehr erleiden müssen.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 14 Spiele: 10 Siege, 1 Remis, 3 Niederlagen, 33:13 Tore
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