Bei sieben Punkten Rückstand war es so etwas wie „die letzte Chance“ für den VfL Lohbrügge, wenn man – wie in der Winterpause angekündigt - noch um die Meisterschaft mitspielen wollte. Und schon vor dem Anpfiff war klar: Mindestens eine Serie würde heute reißen, denn sowohl die Hausherren (7 Siege in Folge), als auch die Gäste (5 Siege am Stück) hatten zuletzt perfekt gepunktet.
Allerdings fehlten bei den Hausherren gleich mehrere Spieler im Kader (Kamalow, Bamba, Kauth, Pietruschka, Schwarck), zudem saßen Balzis und Graudenz angeschlagen (bzw. geschwächt) nur auf der Ersatzbank. Letztlich wohl zwar keine Entschuldigung für den teilweise leb-/willenlosen Auftritt des Tabellenführers, aber zumindest eine Erklärung. „Wir haben kein Fußball gespielt, haben den Ball nicht laufen lassen“, stellte Trainer Sidnei Marschall hinterher fest - und tatsächlich waren es vor allem Schirosi, Eröksüz und Landau, die immer wieder zu ballverliebt mit der Kugel am Fuß über das halbe Feld marschieren wollten, um Ende das Leder zu verlieren.
Ganz anders die Gäste, die mit ihrer engagierten Art und Weise und ihrer Körpersprache keinen Zweifel aufkommen ließen: Hier wird es heute nur einen Sieger geben! Die „IC“-Truppe (Brandic, Arlovic, Zivkovic, Suntic, Bozic, Vidovic, Petrekovic, Brkic) spielte schnörkellos und schnell nach vorne, brachte die Hausherren mit überfallartigen Kontern immer wieder in Verlegenheit. Duro Arlovic mit toller Einzelleistung über die rechte Seite, in der Mitte haut Yannick Schlichting über den Ball und Anto Zivkovic trifft aus halbrechter Position ins lange Eck zum 0:1 (11.).
Anto Zivkovic (Mitte, Nr. 10) freut sich über seinen Treffer. Foto: Hanno Bode
Dieses „Duo Infernale“ war auch Protagonist der nächsten heiklen Szene: Diesmal Zivkovic als Vorbereiter über die rechte Seite und Arlovic knallt den Ball aus elf Metern an die Unterkante der Latte (22.). „Leider haben wir das zweite Tor nicht gemacht – und dann kommt eben Rahn mit seiner ganzen Klasse“, seufzte VfL-Coach Sven Schneppel und meinte damit den genialen Freistoß des 36jährigen. Nachdem Schirosi gut 25 Meter zentral vor dem Tor gelegt worden war (Schneppel: „Sowas wollten wir eigentlich unbedingt vermeiden“), zirkelte der mehrfache Meister und Pokalsieger (mit Vicky) das Leder mit seinem linken Zauberfuß genau in den rechten Giebel (27.). Ein Traumtor!
Doch HUFC, heute von den Rängen immer wieder lautstark und mit vielen Fangesängen angefeuert, konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen. Zu einfallslos und immer wieder leichte Ballverluste – das machte es den Gästen einfach! Das schon angesprochene Traum-Duo Zivko-/Arlovic mit seinem dritten Auftritt des Abends: Suntic mit einem feinen „Diago“-Ball auf Kapitän Zivkovic, der dribbelt sich leicht und locker an einem Gegenspieler vorbei in den Strafraum, legt quer für Arlovic und der schiebt aus zehn Metern eiskalt zum 1:2 ein (58.). Nun jubelten und sangen die zahlreichen VfL-Fans auf der Tribüne!
Von den Hausherren kam nach diesem erneuten Rückstand gar nichts mehr. Kein Aufbäumen, kein „Gras fressen“, keine Zweikämpfe. „So präsentiert man sich nicht als Tabellenführer“, war Marschall sauer – und musste noch zwei weitere Treffer schlucken: Einen Freistoß von Arlovic aus dem linken Halbfeld schädelte Suntic unbedrängt aus 12 Metern zum 1:3 in die Maschen (78.) und nach einem Konter kann Marcel Walter aus 17 Metern zum 1:4-Endstand vollenden (90.+3).
Trainer Sven Schneppel jubelte nach dem Schlusspfiff überschwänglich. Foto: Hanno Bode
Stimmen:
Sven Schneppel (Trainer VfL Lohbrügge): Wir freuen uns riesig. Mit so einem deutlichen Sieg hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet, nehmen es aber natürlich gerne mit. In der ersten Halbzeit hatte Hamm etwas mehr vom Spiel, aber wir waren mit unseren Kontern immer brandgefährlich. Nach dem 1:0 haben wir leider das 2:0 verpasst, sonst läuft es schon eher in unsere Richtung, weil Hamm dann aufmachen muss. Und dann kriegst Du eben das 1:1 durch Rahn. Ein super Freistoß, man kennt ja seine Qualitäten. Genau davor hatte ich jedenfalls vorher gewarnt, wir wollten solche Freistoßsituationen eigentlich unbedingt vermeiden. Später haben wir dann aber besser verteidigt. Ab der 60. Minute sind wir immer besser ins Spiel gekommen und haben auch fußballerisch überzeugt, was der Rasen eben so zuließ. Ich glaube, wir hatten die letzte halbe Stunde ein paar mehr Körner. Wir konnten noch eine Schippe drauflegen, Hamm nicht. Das lag aber glaube ich auch an der personellen Situation, da fehlten ja doch ein paar Leute. Dass zum Beispiel Samuel Graudenz nicht im Tor stand, war nicht ganz so schlecht für uns. Das nehmen wir gerne mit und konnten dadurch den Abstand in der Tabelle verringern. Wir sehen und in der Rolle des Jägers, da fühlen wir uns richtig wohl. Wir sind weiter die hungrigen Löwen.
Sidnei Marschall (Trainer Hamm United FC): Ein ungewohntes Gefühl, zu verlieren. Aber es kommt immer auf die Art und Weise an. Wir haben es dem Gegner heute sehr leicht gemacht. Ich habe schon vor dem Spiel zu meiner Mannschaft gesagt: Heute gewinnt nicht die bessere Mannschaft, sondern die, die am meisten kämpft. Und das hat Lohbrügge viel, viel besser gemacht. Wir haben wirklich nicht gut gespielt. Und wenn man kein Fußball spielt, dann verliert man so ein Spiel. Erste Halbzeit war noch ganz ok, aber nach der Pause war das insbesondere nach vorne viel zu wenig. Nach dem 1:2, was aus meiner Sicht Abseits war, haben wir – warum auch immer – viel zu früh die Köpfe hängen lassen. So präsentiert sich kein Tabellenführer. Lohbrügge musste heute gewinnen – und so haben sie auch gespielt. Und wir nicht. Das ist sehr traurig. Aber wir haben noch alles in eigener Hand und wollen die letzten acht Spiele gewinnen. Es liegt nur an uns.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 2005): 16 Spiele, 6 Siege, 4 Remis, 6 Niederlagen, 30:32 Tore
2010/11: 1:1 / 0:3 Landesliga Hansa 2011/12: 3:5 / 1:5 Landesliga Hansa 2012/13: 4:0 / 4:1 Landesliga Hansa 2013/14: 4:1 / 1:0 Landesliga Hansa 2014/15: 1:3 / 2:2 Landesliga Hansa 2015/16: 1:1 / 2:1 Landesliga Hansa 2016/17: 1:3 / 2:2 Landesliga Hansa 2018/19: 1:4 / 2:0 Landesliga Hansa
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