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17.03.2019
Landesliga Hammonia: Jammern auf hohem Niveau: USC gewinnt klar, will aber mehr von Andreas Killat


präsentiert:


vs.


USC Paloma – SC Sternschanze 7:1 (3:0)

USC Paloma: Gansel – Istrefi, Krause, Marx, Wallner – Merkle (65. Aydin), Madadi – Schiemann (61. Blunck), Ulaga, Mandelkau (46. Iljazi) – Bein
SC Sternschanze: Drechsler – Holtmeier, Altsinger (11. Zupanic), Gerhardt, Mieling – Jacobs, Chionidis – Kuhlmann, Kone – Sörensen, Stockhorst
Tore: 1:0/2:0 Ulaga (8./22.), 3:0 Schiemann (36.), 4:0 Bein (54.), 5:0 Schiemann (57.), 6:0 Madadj (67.), 7:0 Wallner (83.), 7:1 Kuhlmann (87.)
Schiedsrichter: Thore Holst (FTSV Altenwerder): Sehr gut, wie er Gäste-Coach Mattes Sandhop ganz sachlich und unaufgeregt zu mehr Ruhe ermahnte (51.). Auch sonst eine sehr solide Leistung.
Beste Spieler: Ulaga, Merkle, Schiemann - Keiner
Zuschauer: 55

„Eigentlich haben wir ja 40 Mann im Kader, aber heute bzw. in den letzten Tagen habe ich 27 (!) Absagen bekommen“, schwante Gäste-Coach Mattes Sandhop schon vor dem Anpfiff böses. „Wenn unsere besten 20 im Kader sind, können wir gegen jeden Gegner mithalten, aber wenn nicht…“, führte Sandhop den Satz nicht zu Ende. Doch nach dem Abpfiff wussten alle, was gemeint war. Mit zwei Akteuren aus der sechsten (!) Mannschaft, einem Torwart, der eigentlich nur die Nummer sieben oder acht im internen Ranking ist und mehreren Spielern, die noch gar nicht trainiert hatten – die ganze Sache glich schon beim Warmmachen (mit nur 13 Leuten im Aufgebot) eher einem Betriebsausflug, als einem Landesligaspiel.

Die Rollen waren daher schnell verteilt: Paloma ließ vor der Pause dreimal die Muskeln spielen, machte aber insgesamt viel zu wenig aus den reichlich vorhandenen Räumen und dem körperlosen Spiel der Rot-Blauen. Denn der SCS war schlicht zu langsam, kam also überhaupt nicht in die Zweikämpfe, sondern sah eigentlich immer nur die Hacken der Gegenspieler. Insbesondere Dominic Ulaga dürfte sich über so viel Freiheiten gefreut/gewundert haben. War sein erster Treffer quasi noch aus dem Stand heraus erzielt (aus gut 25 Metern mit links in den linken Giebel geschlenzt, 8.), konnte er ansonsten schalten und walten wie er wollte. Ein tolles Solo-Dribbling (mit Schanzer „Begleitschutz“ durch Manoli Chionidis) schloss Ulaga sehenswert zum 2:0 ab (22.), danach glänzte der 27jährige mehrfach als Vorbereiter über den rechten Flügel.

Für den 3:0-Pausenstand sorgte Denny Schiemann, der mit einem Abpraller (nach Merkle-Schuss) aus drei Metern abstaubte (36.). Mit etwas mehr Engagement und Konzentration wäre schon zur Halbzeit ein Schützenfest möglich gewesen, was USC-Coach Steffen Harms hinterher auch kritisierte (siehe „Stimmen“).

Die Gäste jedenfalls spielten auch im zweiten Durchgang mit einer Mischung aus Mut und Naivität. Anders kann man das sorglose nach vorne rennen von 5,6 Spielern (bei gleichzeitiger Defensiv-Passivität) kaum bezeichnen. Paloma „bedankte“ sich mit zahlreichen Kontern (!) und vier weiteren Toren.

Wieder Ulaga über rechts, scharfe Hereingabe, Tom Bein aus vier Metern zum 4:0 (54.) und Iljazi via Außenrist auf Schiemann: 5:0 (57.). Es drohte ein Desaster, doch die Tauben waren gnädig. Schiemann (47.), Merkle (55.), Madadi (64.) – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, sie alle hatten zum Teil hunderprozentige Gelegenheiten. Immerhin: Madadi mit schönem Flugkopfball (natürlich nach Ulaga-Flanke) und Lennard Wallner mit einem sehenswerten Distanzschuss aus 28 Metern ansatzlos in den Giebel erhöhten zumindest auf 7:0 (67./83.). Für den Toregleichstand mit Tabellenführer HSV III (beide nun +46) sorgte Kuhlmann, der aus dem Gewühl heraus einen eher harmlosen Kullerball abgab, den Keeper Dennis Gansel über die Linie zum 1:7 gleiten ließ (87.).

Die nächsten drei USC-Gegner kommen alle aus der zweiten Tabellenhälfte (HTB, Elmshorn, Tesla), während Konkurrent HSV mit Rantzau, Lokstedt und Niendorf drei Gegner aus der oberen Hälfte erwartet. „Wir können nur auf uns gucken“, stellte Harms zwar fest, doch ein bisschen wird er wohl doch auf Schützenhilfe in den nächsten Wochen hoffen. Denn nur der Meister steigt garantiert in die Oberliga auf, der Vize ist auf viele Unwägbarkeiten in der 3. Liga und Regionalliga angewiesen.

Stimmen:

Mattes Sandhop (Trainer SC Sternschanze):
Das war natürlich nicht gut heute. Hier kann man sicher verlieren, aber entscheidend ist das „wie“. Und das hat schon zu Hause mit extrem vielen Absagen angefangen. Uns haben heute 27 (!) Leute gefehlt, da ist von Beständigkeit auf dem Platz keine Spur. Heute haben zwei Spieler aus der sechsten Mannschaft mitgespielt, dazu mehrere Spieler, die noch nie mittrainiert haben. Das kotzt mich als Trainer natürlich auch an, aber bei uns im Verein ist eben alles ein bisschen anders. Unser Auftritt war einfach nur peinlich, wie schon beim 1:11 in Nienstedten. Paloma hat das aber auch sehr gut gemacht, hat extrem über die Flügel gespielt, da hatten wir große Probleme. Wir machen aber keine große Analyse, dieses Spiel heute haken wir einfach nur ab. Auf der Torwart-Position haben uns heute acht Torhüter gefehlt (drei verletzt, fünf krank), dafür hat das unser Keeper echt noch gut gemacht. Wenn er die drei, vier Dinger nicht hält, geht das hier zweistellig aus. Glückwunsch an Paloma, hoffentlich steigt Ihr auf. Toll, wie Ihr hier das alles aufzieht. Sehr professionell, das macht Spaß!

Steffen Harms (Trainer USC Paloma):
Unser Spiel war ok, aber auch nicht viel mehr. Natürlich ist 7:1 ein tolles Ergebnis, aber gerade in der ersten Halbzeit hat uns noch einiges an Zielstrebigkeit gefehlt. Das ist mit Sicherheit Jammern auf hohem Niveau, aber in den Jungs steckt eben noch so viel mehr drin. Die haben alle einen so hohen Anspruch an sich selbst, den gilt es eben immer wieder zu erfüllen. Dafür war es mir heute eigentlich nicht gut genug. Aber unzufrieden bin ich nicht.

Statistik:
Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1970): 4 Spiele, 3 Siege, 0 Remis, 1 Niederlage, 18:3 Tore

2017/18: 5:1 / 0:1 Landesliga Hammonia
2018/19: 7:1 / 6:0 Landesliga Hammonia

Historie:
Der SC Sternschanze von 1911 e.V. entstand erst im Frühjahr 1970 (22. April) durch die Fusion der beiden Vereine SC Falke 1921 und SC Vineta 1911. Beide Klubs belegten dabei zum Ende der Saison 1969/70 jeweils den letzten Platz in ihrer Staffel (SC Falke in der Bezirksliga Alster und SC Vineta in der Kreisklasse 3). Kurios: Eines seiner letzten Punktspiele bestritt der SC Falke im Frühjahr 1970 dabei ausgerechnet gegen den USC Paloma und verlor an der Brucknerstraße mit 5:6 (das Hinspiel hatten die „Falken“ dafür mit 1:0 gegen die „Tauben“ gewonnen).

Der neu entstandene „SCS“ nimmt somit daher seit 1970/71 am Punktspielbetrieb teil. Die Bezirksliga (Staffel 6) war damals übrigens das sechste Level und wurde später in Kreisliga umbenannt. Tatsächlich konnte der Klub aus dem Schanzenpark diesem Niveau gut 40 Jahre lang nicht entfliehen. Bis auf vier Spielzeiten in der Bezirksliga Süd (1999 bis 2003) kickten die Rot-Blauen von 1970 bis 2014 nämlich durchgehend in der Kreisklasse und Kreisliga.

In der Saison 2015/16 kam es dann zu der ungewöhnlichen Konstellation, dass die erste und die zweite Mannschaft des SC Sternschanze beide in der Bezirksliga spielten – und während die „Erste“ (mit Trainer Jasper Wehrt) in der BL Süd nur auf Platz 7 landete, schaffte die „Zweite“ (unter Trainer Mattes Sandhop) in der BL Ost als Vizemeister (hinter SVNA) den Sprung in die Landesliga.

Dort gelang 2016/17 erst am letzten (30.) Spieltag in einem echten „Finale“ der Klassenerhalt, als der SC Victoria II mit 3:1 besiegt werden konnte (die Vicky-Reserve musste daraufhin absteigen). Im letzten Jahr stabilisierte sich die Sandhop-Elf, der die „Zweite“ Ende 2011 als 25jähriger Trainer-Neuling im Tabellenkeller der Kreisliga übernommen hatte, und konnte einen beachtlichen siebten Platz in der Landesliga Hammonia belegen.


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