23.03.2019 Flotter Dreier am Wendelweg von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – TuS Osdorf 3:0 (0:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – Büchler, K. Carolus, M. Lenz – Aust (76. Louca) – Dittrich, Dettmann, R. Carolus – Möller – von Walsleben-Schied (16./23. Nägele), Kurczynski (73. Maggio) TuS Osdorf: N. Schmidt – Collet, Wesling, Jobmann, Schlumbohm (77. Ude) – B. Krause, R. Schmidt (84. Enderle) – Weiß (70. Kukuk), Eren, Spranger – Amoah Tore: 1:0 K. Carolus (64.), 2:0 Möller (73., FE), 3:0 R. Carolus (84.) Rote Karte: N. Schmidt (81.), Handspiel außerhalb des Strafraums Besondere Vorkommnisse: Feldspieler Mehmet Eren geht ins Tor, da die Gäste ohne Ersatz-Torhüter angereist waren (83.) Schiedsrichter: Alexander Teuscher (SC Eilbek): Schien zunächst seine Gelben Karten vergessen zu haben (R. Schmidt und K. Carolus hätten in der 1. Hz eigentlich verwarnt werden müssen). Brachte die hektische erste Hälfte aber gut über die Bühne, nach der Pause dann sehr souverän (der Elfmeter und die Rote Karte waren völlig berechtigt). Beste Spieler: Kurczynski, Aust, Nägele, Dittrich – Collet, Spranger Zuschauer: ca. 300 (davon 192 Zahlende)
Großer Bahnhof in Dassendorf schon am frühen Vormittag: Über 350 Menschen tummelten sich beim örtlichen REWE-Markt, um sich ein „Panini“ (bzw. Stickerstars)-Sammelalbum zu sichern. „Das war wie beim Volksfest“, freute sich Jörg Ziolek (1. Vorsitzender TuS Dassendorf): „Von den 260 Alben sind 255 Stück verkauft worden, es war der Wahnsinn“. Nächste Woche gibt es Nachschub, insgesamt sollen 500 Alben an den Mann (bzw. das Kind) gebracht werden. Die begehrten „Tütchen“ (5 Bilder für 80 Cent) gingen ebenfalls weg wie warme Semmeln und brachten mehrere Hundert Euro Umsatz.
Doch auch auf dem Platz tat sich etwas: Die Firma Primus XL Digitaldruck aus Berlin, Exklusiv-Partner des DFB bzw. der DFL in Sachen 3D-Werbung, hatte für die TuS eine Werbeplane angefertigt, die rechts neben dem Tor ausgerollt wurde und insbesondere im Fernsehen (siehe elbkick.tv) gut zur Geltung kommt. „Ich habe den Geschäftsführer Sven Ehrcke, der zwischen 2000 und 2007 selbst Spieler bei Union war, neulich bei einem Heimspiel von Union Berlin kennengelernt“, berichtete Sponsor Michael „Kobra“ Funk, der die ganze Sache initiiert hatte.
Auf einem Foto wirkt die neue 3D-Werbung natürlich nicht ganz so, wie im TV. Foto: Hanno Bode
Die Gäste aus Osdorf waren mit einem (Fan-)Bus angereist – allerdings ohne Keeper Claus Hencke, der sich beim gestrigen Abschlusstraining am Knie verletzte. „Der hat hier sowieso Dorfverbot“, scherzte Sportchef Jan Schönteich angesichts der Tatsache, dass es bislang zwei Niederlagen (ohne eigenes Tor) gegen Osdorf und ganz speziell gegen Hencke gegeben hatte. „Natürlich alles Gute an Claus. Er ist hier immer herzlich willkommen“. So aber mussten die Gäste ohne einen Ersatz-Torwart im Aufgebot auskommen. Eine Tatsache, die sich später noch rächen sollte…
Angefeuert von den vielen Fans (insbesondere die 2. Herren aus der Kreisklasse hatte sich schon ab 9 Uhr beim REWE-Markt getränketechnisch auf das Spiel „eingestimmt“) lieferten beide Teams über die gesamten 90 Minuten ein flottes Spiel ab. Die Wiehle-Elf kickte munter mit und brachte die Hausherren öfter in Verlegenheit, als ihr lieb sein konnte.
Früh beendet war die Partie hingegen für Stürmer Marcel von Walsleben-Schied. Der Ex-Profi hatte sich beim Sprung zum Kopfball eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen und humpelte vom Feld (16.). Da sich zu diesem Zeitpunkt noch niemand von der Ersatzbank warm gemacht hatte, spielten die Hausherren fast sieben Minuten in Unterzahl, ehe Pascal Nägele eingewechselt wurde (23.).
“Es geht nicht mehr“, signalisiert Marcel von Walsleben-Schied. Foto: Hanno Bode
Marcel Lenz mit einer Direktabnahme auf die Latte (24.) und Sven Möller aus 16 Metern knapp am Giebel vorbei (27.) setzten die ersten Akzente, doch fast hätte es dann auf der Gegenseite geklingelt. Bennet Krause, mit 12 Gelben Karten das „Rauhbein der Liga“, hatte aus sieben Metern die dicke Chance zum 1:0, doch Christian Gruhne bekam noch eine Hand dran und lenkte die Kugel an den Pfosten (29.). Piet Wiehle: „Mit ein bisschen Glück geht der rein. Der Schuss war für den Torwart leider sehr dankbar“. Und auch wenige Minuten später war Gruhne der Held, als er einen Schuss von Felix Spranger noch über die Latte bugsierte (36.). Eine bessere Note vermasselte sich der Schlussmann allerdings selbst, weil er immer wieder riskante „Spielchen“ gegen heranstürzende Gäste-Akteure machte. So hätte Samuel Amoah ihm am Fünfmeterraum fast den Ball stibitzt (35.). „Da hatte Gruhne seine lustigen zwei Minuten. Pech für Samuel, dass er den Ball nicht richtig mitbekommt“, seufzte Wiehle.
Emotionen gehören dazu: Beide Trainer lebten und litten an der Linie mit. Fotos: Hanno Bode
Nach der Pause hatten sich die Gastgeber etwas besser auf die Abseitsfalle der Osdorfer eingestellt (allein Rinik Carolus war zuvor sechsmal hineingetappt) und machten nun Dauerdruck. Osdorf war mit zunehmender Spieldauer sichtlich „platt“ – und „pennte“ bei einer Möller-Ecke tief und fest. „Mölli“ führte kurz auf Kerim Carolus aus, der machte noch ein paar Schritte und feuerte dann von der linken Strafraumkante aufs Tor. Leicht abgefälscht (von Mehmet Eren) schlug die Kugel flach zum 1:0 ein (64.). Was für eine Befreiung, was für ein Jubel! Schönteich hüpfte zwei Meter hoch und sprintete zum Feiern überschwänglich auf den Rasen. „Das war der Knackpunkt“, stellten beide Trainer hinterher fest, denn nun lief die Kugel bei den Blau-Weißen, während die Gäste keine Körner mehr hatten.
Kapitän Amando Aust, heute so eine Art „Libero“ vor der Dreierkette, setzte sich erst robust im Zweikampf gegen Tim Jobmann durch, kreuzte dann clever dessen Laufweg und wurde „wunschgemäß“ im Strafraum zu Fall gebracht. Den fälligen Elfmeter drosch Möller mittig unter die Latte zum 2:0 in die Maschen (73.). Eine tolle Kombination zwischen Nägele, Dittrich und Dettmann hätte eigentlich den dritten Treffer verdient gehabt, doch Torwart Nick Schmidt hielt glänzend (75.). Weniger glänzend allerdings sein Handspiel außerhalb des Strafraums, Mattia Maggio wäre ansonsten allein auf das leere Tor zugelaufen (81.). Klare Sache: Rote Karte und Freistoß aus 16,5 Metern.
Keeper Schmidt stoppt das Leder außerhalb des Sechzehners und sieht Rot. Fotos: Hanno Bode
Die Ausführung verzögerte sich jedoch ein wenig, da mit Mehmet Eren erst ein Feldspieler gefunden werden musste, der sich „freiwillig“ ins Tor stellte. Rinik Carolus nahm Maß und zirkelte die Kugel flach zum 3:0 ins linke Eck (84.). Schon der vierte Treffer in den letzten drei Partien des eigentlichen Linksverteidigers, der unter Coach Jean-Pierre Richter eine Position weiter vorne im linken Mittelfeld zum Einsatz kommt und sich dort offensichtlich pudelwohl fühlt.
Bitter für Osdorf: Durch die automatische Sperre für Keeper Nick Schmidt und die Verletzung von Hencke hat man nun keinen Torwart für das Pokalspiel nächsten Sonntag bei BU. „Das beschäftigt mich viel mehr, als die 0:3-Niederlage“, so Wiehle, der auf der Pressekonferenz gefühlt zehn Minuten auf sein Bier warten musste, weil die zweite Herren aus der Kreisklasse alles leergetrunken hatte… Immerhin: Torjäger Jeremy Wachter wird wohl trotz leichter Adduktorenprobleme auflaufen können, wurde deswegen heute extra geschont.
Stimmen:
Jan Schönteich (Sportchef TuS Dassendorf): Im Duell „die TuS“ gegen „der TuS“ gewinnt überraschenderweise „die TuS“ mit 3:0. Das sind drei von uns vorher nicht eingeplante Punkte. Dieser Sieg hat historische Dimensionen. Unser erster Punktspielsieg hier zu Hause am Wendelweg gegen Osdorf. Aus meiner Sicht war das wirklich ein klasse Fußballspiel, mit einem würdigen Rahmen von fast 300 Zuschauern durch unsere „Panini“-Aktion (jeder Zuschauer, der sich am Vormittag im örtlichen REWE-Markt ein Dassendorf-Album gekauft hatte, bekam freien Eintritt).
Peter Wiehle (Trainer TuS Osdorf): Dann herzlichen Glückwunsch zu diesem historischen Sieg. Das war ein Match mit vielen Emotionen, das gehört dazu und so bringt es richtig Spaß. Gerade die erste Halbzeit hat mir beim Zugucken viel Freude bereitet. Meine Mannschaft hat hier einen Riesen-Fight abgeliefert. Gegen so eine Übermannschaft wollen und müssen wir immer alles reinhauen und dem Gegner das Leben so schwer wie möglich machen. Das ist uns eine Stunde lang sehr gut gelungen. Knackpunkt war das 1:0, da hatten wir nicht mehr die geistige Frische auf die Eckballvariante zu reagieren, weil wir müde vom vielen Hinterherlaufen waren. Den Elfmeter holt er dann clever raus, richtig betrübt bin ich aber über die Szene vor dem dritten Tor. Der Ausfall von Keeper Nick Schmidt (wegen der Roten Karte) ist richtig bitter für uns, da sich unser Stamm-Torhüter Claus Hencke gestern Abend im Abschlusstraining am Knie verletzt hat. Für das Pokalspiel gegen BU nächste Woche müssen wir mal gucken, was uns da einfällt und wer ins Tor kann. Stand jetzt haben wir jedenfalls keinen Torwart. Die Rote Karte belastet mich daher ehrlich gesagt viel mehr, als die 0:3-Niederlage.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Meine Mannschaft hat sich über die gesamten 90 Minuten immer mehr gesteigert. In der ersten Halbzeit hatten wir gegen den Ball doch einige Probleme, da hatte Osdorf einige gut herausgespielte Chancen. Aber auch wir hatten unsere Gelegenheiten. Für mich wirkte das aber alles noch sehr zerfahren, viele Entscheidungen wurden sehr emotional kommentiert. Die Marschroute für die zweite Halbzeit war daher mehr Ordnung reinzubekommen. Wir haben dann mehr Entschlossenheit und Zielstrebigkeit gezeigt. Sehr bemerkenswert, wie sich Kerim Carolus beim ruhenden Ball anbietet und mit seinem Tor das Spiel für uns in die richtige Bahn gelenkt hat. Danach haben wir unsere Qualität auf dem Platz bekommen und uns eine Vielzahl an Chancen herausgespielt.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 6 Spiele: 3 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen, 8:4 Tore
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