Hatten die ersten 45 Minuten dieser Partie insgesamt wenig großartigen fussballerischen Unterhaltungswert, so war jedoch das Entertainment von Altonas Trainer Berkan Algan erstklassig. Sprüche wie: „Onur mach mal schneller, der Boden hier ist eklig!“ oder „Hischem, lauf anständig, hör auf zu humpeln!“ brachten selbst den Schiedsrichter-Assistenten Jonathan Spindler zum Schmunzeln.
Ansonsten hatten Berkans „Hasen“ wenig Zugriff auf der Gänseblümchenwiese. Der MSV verteidigte gut und ließ wenig zu. Bis zur 33. Minute. Da setzte sich Niklas Siebert an der Mittellinie durch und schoss einen traumhaften Flachpass auf Alexander Vojtenko. Der sprintete mit der Kugel am Fuß an Lawrence Schön vorbei. Im Strafraum lief er anschließend gegen das gestreckte Bein von Tatsis. Schiedsrichter Björn Lassen zeigte sofort auf den Punkt. Den fälligen Strafstoss verwandelte Marco Schultz ganz sicher zur Führung.
Marco Schultz und Abdullah Yilmaz bejubeln das 0:1. Foto: Olaf Both
In der Folge häuften sich die Fehler in den Reihen des MSV. Und der AFC bestrafte jeden Lapsus schmerzhaft. In einem Durcheinander wollte Max Rosseburg gegen drei Gegner im eigenen Strafraum klären. Er verlor den Ball an Hase Metidji, der die Kugel kurz nach außen passte. Onur Saglam flankte sofort zurück. In der Mitte fand sich Metidji plötzlich ganz alleine. Er konnte den Ball mit der Brust stoppen, nagelte die Kugel aus sechs Metern ins Tor und drehte jubelnd ab. Mit 2:0 ging es in die Pause. Ohne eine einzige Torchance für die Heimmannschaft!
Onur Saglam legt hier butterweich das 0:2 für Hischem Metidji auf. Foto: Olaf Both
Hischem Metidji und Onur Saglam bejubeln das 0:2. Foto: Olaf Both
In der zweiten Halbzeit musste der MSV aktiver in die Offensive gehen. Das brachte natürlich mehr Räume für die schnellen Altonaer Spitzen. Onur Saglam spielte sich auf rechts frei. Er flankte erneut butterweich auf Hischem Metidji, der dieses Mal den Ball direkt ins Tor drosch (59.). Das war die spielentscheidende Szene, nachdem der MSV zwei Minuten zuvor erstmals auf das Tor von Tobias Grubba schoss. Keeper Grubba war übrigens auch ein positives Beispiel beim Thema Einstellung. Er spielte 90 Minuten trotz sichtbarer Schmerzen durch. Und auch Hischem Metidij musste auf die Zähne beißen. Er lief ab der 60. Minute unrund. Aber Trainer Algan blieb unerbittlich. Auf seinen Kreativspieler angesprochen meinte Algan lakonisch: „Der Junge ist hochbegabt. Aber er muss auf dem Boden bleiben und noch ganz viel lernen. Dabei unterstütze ich ihn.“
Bis zum vierten Gegentreffer spielte der MSV ganz ordentlich, konnte sogar Druck auf Altonas Defensive ausüben. So scheiterte Tatsis aus drei Metern am Pfosten (75.). Auf der Gegenseite fiel dann der nächste Treffer. Der eingewechselte Gebissa chipte eine Ecke von links auf den Kopf von Safo-Mensah (79.). Das war der letze Treffer in einer besseren zweiten Hälfte.
Übrigens: das Bruderduell zwischen Altonas Spieler Onur Saglam und Bruder Baris Saglam vom MSV konnte Onur eindeutig für sich entscheiden. Er spielte ungewohnt offensiv und gab zwei Assists. Dazu Baris Saglam: „Sportlich kenne ich auf dem Platz keine Verwandschaft. Das weiß ich zu unterscheiden. Aber Onur hat heute in einer Position gespielt, die ich von ihm gar nicht kannte.“
Und zu guter letzt: Ein Hase fehlte am heutigen Ostersonntag irgendwie im Spiel des AFC. Vincent Boock ward nicht gesehen!
Stimmen:
Berkan Algan (Trainer Altona 93): Das war die schwierige Aufgabe, die wir erwartet haben. Der MSV ist eine extrem robuste Truppe und hat hier schon sehr gute Mannschaften besiegt. In diesem Spiel haben wir die entscheidenden Situationen für uns gewinnen können. Das war dann hart erkämpft. Und der MSV war dann auch zweimal dran, das Spiel zu drehen. Ich glaube, wir hatten auch noch fünf gute Torchancen. Aber wichtig war, das wir das dritte Tor schiessen. Ich freue mich über diesen Sieg und freue mich jetzt auch auf die Rückfahrt (40 Minuten).
Baris Saglam (Trainer Meiendorfer SV): Entscheidend waren heute die Einstellung und die Chancenverwertung. In beidem war uns Altona überlegen. Der AFC hat den unbedingten Willen gezeigt. Das hat man auch in der Torverhinderung gesehen, selbst als Altona 3:0 in Führung lag. Wir haben das erste Tor geschenkt. Da führte eine ganze Fehlerkette zum Strafstoß. Und der AFC hat eine 1a Toreffektivität. Glückwunsch an Altona und viel Erfolg für die weiteren Spiele!
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 36 Spiele: 16 Siege, 5 Remis, 15 Niederlagen, 62:65 Tore
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