10.05.2019 Landesliga Hansa: Oher Trainingsweltmeister düpieren Aufstiegskandidaten von Andreas Killat
von Jan Schubert
vs.
Hamm United FC – FC Voran Ohe 1:2 (1:0)
Hamm United FC: Graudenz – Kauth, Hartung, Schlichting (71. Märtens), Klein – Schwarck – Eröksüz (44. Landau), Kamalow, Rahn, Patrin (83. Weber) – Schirosi FC Voran Ohe: Thomä – Schenkenberg, Gläser, Walek, Lang – I. Gassmann, Pflug – M. Ohl, Woost (75. Sandig), Andersson – Braesen (90.+3 Malik) Tore: 1:0 Kauth (42.), 1:1/1:2 Lang (60./70.) Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth): Gut. Lag wohl auch beim Abpfeifen zweier Hammer Treffer (49. Schirosi / 90.+2 Weber) aufgrund Abseits bzw. Foulspiel richtig. Beste Spieler: Klein – Lang, Thomä, Gläser Zuschauer: 123
Wie frustrierend muss das sein. Und wie niederschmetternd für das ambitionierte Team von Hamm United, das doch zwischenzeitlich mal hoch in die Oberliga wollte, mindestens hart um die Landesliga-Meisterschaft mitkämpfte. Plötzlich kommen da diese partiell nicht ganz austrainierten Jungs vorbei, fiedeln dich mal eben ab und grölen nach dem Coup am Bierstand der Düpierten.
Da treffen sich am Montagabend acht aufrechte Feierabend-Fußballer am Amselstieg in Ohe. Nachdem das Voran-Team in der Vorwoche vor der Heimpleite gegen Bergstedt (2:3) fast in voller Mannschaftsstärke zum Training erschienen war, scheint die Luft nun raus beim wieder einmal unerwartet starken Hansa-Vierten. Die wenigen Voran-Kicker unter der Leitung von Cheftrainer Rainer Seibert überlegen kurz und entschließen sich, eine Kiste Bier in die Mitte der Umkleidekabine zu stellen und diese zu „bekämpfen“. Zwei Tage später – somit zwei Tage vor dem ultraschweren Auswärtsmatch beim HUFC – sieht es laut Ohe-Linksverteidiger Phillip Lang nicht anders aus: „Da haben wir Vier gegen Drei mit zwei Keepern gespielt.“
Der Wettkampf naht, die Verletzten- und Abwesenden-Liste scheint unendlich: Zum Gastspiel bei den „Geächteten“ bekommt Seibert mit viel Fantasie elf spielfähige Typen zusammen – und fühlte sich auf der Bank doch bis zur 18. Minute ziemlich allein. Dann endlich erschien Spieler Nr. 13 mit Ersatzfänger Paul Malik! So wohl nur im un- (oder geringfügig) bezahlten Amateurfußball zu beobachten.
Doch gerade an der Effektivität eines Phillip Langs beim 2:1-Triumph der Stormarner im Hammer Park ist abzulesen, wie wenig Aufwand und ein bisschen Spielglück es auf der einen Seite benötigt und wie offenbar gering der Glaube an den Aufstieg auf der anderen Seite ist. Lang war die fleischgewordene Torgefahr der Gäste – wenn da von Torgefahr überhaupt gesprochen werden darf: Ohes Laufwunder drückte zweimal mit links jeweils von der Strafraumgrenze ab, einmal nach Querpass von Marco Braesen zum 1:1-Ausgleich (60.) und nach einer Ecke von Robin Woost durch Freund und Feind hindurch zum Siegtreffer (70.).
Er lebe (und schwebe) hoch: Doppel-Torschütze und Matchwinner Phillip Lang. Foto: Hanno Bode
Wer bitte schön braucht da eigentlich einen „ordentlichen“ Trainingsbetrieb?!? Doppelpacker Lang gewiss nicht, wenn er flachst: „Das sind irgendwie wir in Ohe. Hätten wir mit 18 Mann wie in den Wochen zuvor trainiert, wären wir heute abgeschossen worden.“
Konsternierter geht es hingegen beim geschlagenen Gegner nicht mehr: „Ich kann diese Niederlage auch nicht erklären“, ist HUFC-Übungschef Sidnei Marschall total enttäuscht und versucht einen Erklärungsansatz: „Körpersprache, Einstellung, unbedingten Bock, das Tor machen zu wollen - das alles hatten wir nicht.“
Sinnbildlich: Hamm United (hier Kapitän Stephan Rahn) am Boden. Foto: Hanno Bode
Dabei wahrte Hamm in einer vom fußballerischen her betrachtet unsäglichen ersten Hälfte doch zunächst die Spannung im Titel-Fernduell mit dem Bramfelder SV, der nun mit einem Sieg am Sonntag in Bergstedt die Meisterschaft klarmachen kann. Der Führungstreffer der „Geächteten“ passte zur Darbietung beider Kontrahenten: HUFC ohne Esprit und Überraschungsmoment, die Oher Trainingsmonster nach anständiger Anfangsphase nur mit Befreiungsschlägen. Einmal jedoch klappte das nicht, als Lucas Kauth einen Ping-Pong-Abwehrversuch mit der Fußspitze an Voran-Torwächter Michel Thomä in die Maschen beförderte – 1:0 (42.).
Was nach dem Wechsel folgte, ist ein Beleg der These des HUFC-Coaches, dass sein Club „trotz einer Bombensaison als Aufsteiger“ nichts in Hamburgs höchster Spielklasse verloren hätte, Woche für Woche wahrscheinlich zerlegt werden würde. Denn „Sid“ hat einfach recht mit fehlender Körperspannung und Torgeilheit bei den Hochkarätern von Stephan Rahn (50.), Alessandro Schirosi (67.), Dimitri Patrin (82.) und gleich doppelt in einer Szene von Schirosi und Jan Landau (87.), die verschiedene Oher Spieler jeweils für ihren wahrscheinlich geschlagenen Schlussmann vor der Linie wegkratzten.
Apropos Thomä: Der erwischte trotz mangelnden Übungseinheiten auch einen brauchbaren Tag, boxte einen scharfen Rahn-Freistoß weg (78.) und vereitelte glänzend auch das letzte gefährliche Geschoss von Florian Klein (90.+1). Trauriges Fazit von Marschall: „Schon schade. Wir wollten doch unsere Stimmung hochhalten im Meisterschaftsrennen.“ Das Topspiel nächsten Freitag beim BSV ist dennoch nicht bedeutungslos, muss der HUFC doch noch den VfL Lohbrügge im Kampf um Rang zwei fürchten.
Statistik: Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 2005): 12 Spiele, 5 Siege, 2 Remis, 5 Niederlagen, 18:18 Tore
2009/10: 0:0 / 2:0 Landesliga Hansa 2010/11: 3:2 / 1:1 Landesliga Hansa 2014/15: 3:0* / 0:4 Landesliga Hansa (*Sportgericht-Wertung, w/Nichtantritt) 2015/16: 3:1 / 3:0 Landesliga Hansa 2016/17: 1:4 / 0:2 Landesliga Hansa 2018/19: 1:2 / 1:2 Landesliga Hansa
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