17.05.2019 Curslacker Abschied(e) - Dassendorfer Sorgen von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – TuS Dassendorf 0:1 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Künkel, Papke (90.+1 Reckstadt), Schalitz (46. Maskaljevic), Wilhelm – Bannasch, Rogge – Beldzik, Radic, Kerschke – Lenz (71. Hoffmann) TuS Dassendorf: Gruhne (60. Braun) – K. Carolus (73. Dettmann), Aust, Lenz – Dittrich, Hinze (46. Nägele), Kurczynski, R. Carolus – Blohm, Maggio – von Walsleben-Schied Tore: 0:1 von Walsleben-Schied (37.) Besondere Vorkommnisse: SRA Marcel Hass wird von Lenz böse mit einer Grätsche umgesenst (15.) und wollte zur Halbzeit mit einer dicken Knöchelverstauchung eigentlich aus dem Spiel (Zuschauer Thorsten Beyer, SCVM, stand schon bereit), hielt dann aber doch (dank Ibuprofen 600) bis zum Schlusspfiff durch. Schiedsrichter: Björn Krüger (SV Börnsen): Versuchte stets, Ruhe ins Spiel zu bringen und die Gemüter zu beruhigen. Dazu hätte er allerdings zwingend Timo Lenz für seine insgesamt vier harten Fouls verwarnen müssen. Beste Spieler: Babuschkin, Papke – R. Carolus, Aust, von Walsleben-Schied Zuschauer: 282
„Der Kapitän geht von Bord“ – nach genau einem Jahrzehnt am Gramkowweg hängt Patrik Papke (31) seine Buffer an den Nagel. Der aus der SCVM-Jugend (u.a. mit Martin Harnik, Max Kruse) hervorgekommene Edel-Techniker gab als damals 21jähriger am 31. Juli 2009 zur Oberliga-Saisoneröffnung sein Debüt im Trikot der „Blauen“ – ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub FC Bergedorf 85 (damals ganz frisch ausgegliedert und von ASV in FC umbenannt – übrigens der Anfang vom Ende für die „Elstern“).
„Paddy“, wie er von allen nur gerufen wird, machte sofort eine starke Partie ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=3611), traf aber trotz guter Chancen das Tor nicht. Ein Umstand, der sich wie ein roter Faden durch seine Karriere zog (und heute in der 90. Minute nicht anders war – doch dazu später mehr). Sein Ex-Trainer Torsten Henke dazu: „Paddy ist wirklich kein Torjäger - hat aber andere ganz wichtige Qualitäten. Er ist ein absoluter Stratege auf dem Platz. Fußballerisch ist er für mich über Jahre hinweg einer der besten Oberliga-Kicker mit einer überragenden Technik. Er ist ein Paradebeispiel dafür, was Teamgeist bedeutet. Er war immer für die Mannschaft da, hat sich nie in den Vordergrund gestellt“.
Patrik Papke bei seiner Auswechselung (90.+1). Fotos: Hanno Bode
In gut 300 Partien für die Vierländer hat die „Nr. 10“ (Rückennummer) „gefühlt nur drei Tore erzielt“, so Liga-Manager Oliver Schubert. So ganz genau lässt sich das leider nicht mehr recherchieren (Transfermarkt.de sagt 19 Treffer), auch Papke selbst hat auf Nachfrage keine Ahnung, scherzt aber: „Es dürften unzählige gewesen sein“. In den letzten vier Jahren war es aber tatsächlich insgesamt nur zwei (!) Treffer – letzte Woche per Handelfmeter zum 3:4-Endstand gegen BU und am 31. Oktober gegen Rugenbergen (zuvor hatte Papke zuletzt am 23. Mai 2015 zum 1:0 – Endstand 3:1 – gegen SCVM getroffen). „Schön, dass er zum Abschied nochmal getroffen hat“, so Henke, der sich „nur an ein Tor in Bramfeld (27.4.2014) aus 25 Metern in den Winkel“ erinnern konnte, „da hat sich Paddy damals selbst erschrocken“. Ob Papke, der im Sommer erstmals Vaterfreuden entgegensieht, allerdings wirklich komplett mit Fußball aufhört, oder „nur“ deutlich kürzer treten will, ist dabei noch gar nicht ganz sicher. „Ganz ohne Fußball kann ich wohl nicht“, mutmaßt der Defensiv-Allrounder selbst: „Spannende Angebote, zum Beispiel aus der Bezirks- oder Landesliga, höre ich mir in den nächsten Wochen gerne mal an“. Gemunkelt wird über einen Wechsel zum Nachbarn SCVM in die Bezirksliga, wo er seinen Jugendcoach Thorsten Beyer wiedersehen würde.
Trotz der tabellarischen Bedeutungslosigkeit war es heute ein ziemlich „giftiges“ Derby, vor allem die Gastgeber gingen dabei häufiger über die Grenze des Erlaubten hinaus. So gab ausgerechnet Papke dem am Boden liegenden Kristof Kurczynski noch einen im vorbei gehen mit und Stürmer Timo Lenz kam übermotiviert gleich mehrmals deutlich zu spät und sorgte für Verletzungen bei Christian Gruhne und Kerim Carolus, die beide ausgewechselt werden mussten. Außerdem hielt Lenz auch gegen Amando Aust und Rinik Carolus den Fuß drüber, wurde aber für keines seiner diversen Fouls vom Schiri verwarnt. Sogar den SR-Assistenten Marcel Hass räumte Lenz mit einer Grätsche an der Seitenlinie ab und sorgte bei ihm für eine schmerzhafte Knöchelverletzung (15.).
„Ich bin einigermaßen schockiert über diese üblen Foulspiele von der Nummer 21 (Timo Lenz). Er hat sich nicht einmal bei Gruhne entschuldigt. Das waren skandalöse Begleitumstände für ein Spiel, in dem es um die goldene Ananas ging“, so TuS-Sportchef Jan Schönteich nach dem Match. Auch sein Trainer Jean-Pierre Richter war sichtbar sauer (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes). Doch das wollte Curslacks Berater Torsten Henke so nicht stehen lassen: „Da haben wir schon ganz andere Derbys mit Roten Karten auf beiden Seiten erlebt. Das war heute kein besonderes hartes oder unfaires Spiel, sondern nur zwei, drei unglückliche Situationen“.
Die sportliche Seite der Partie ist relativ schnell erzählt. Dassendorf wirkte ballsicherer und zielstrebiger und hatte durch Mattia Maggio die frühe Chance zum ersten Treffer (2.). Aber auch die Hausherren waren durch Mike Beldzik (30.) und Jan Bannasch (nach Ecke von Florian Rogge, 33.) durchaus gefährlich. Doch das Tor machten die Gäste: Maggio mit starker Balleroberung gegen Bannasch, dann fast von der Seitenauslinie scharf in den Rückraum, wo Marcel von Walsleben-Schied das Leder volley zum 0:1 in die Maschen hämmert (37., siehe Foto).
Schied (Nr. 24, links) hat zum 1:0 abgezogen. Foto: Hanno Bode
„Schiedi“ hätte heute sogar einen Hattrick feiern können, doch Curslacks Bester, Keeper Gianluca Babuschkin, hatte etwas dagegen und bekam vom Publikum mehrfach Szenenapplaus. Zweimal kratzte „Babu“ mit sensationellen Reflexen Kopfbälle des TuS-Stürmers von der Linie (45./81.).
Dann kam die Szene, die zu einer fünfminütigen Verletzungsunterbrechung führte (55.-60.): Gruhne will das Leder aus dem Fünfmeterraum nach vorne schlagen, Lenz kommt von der Seite angelaufen, hält den Fuß rein und trifft Gruhne an der Wade bzw. Schienbein. Sicher keine böse Absicht, aber Gruhne musste verletzt vom Platz.
Keeper Christian Gruhne krümmt sich vor Schmerzen und muss ausgewechselt werden (55.). Foto: Hanno Bode
So blieb die Partie trotz klarer TuS-Überlegenheit bis in die Nachspielzeit spannend – und Sekunden vor dem regulären Ende hatte ausgerechnet „Paddy“ den Ausgleich auf dem Kopf. Nach einem Freistoß von Witalij Wilhelm hatte Duro Maskaljevic den Ball vom zweiten Pfosten mit dem Kopf gekonnt zurück ans andere Ende des Fünfmeterraums für Papke aufgelegt. Der stieg hoch und köpfte aus einem halben Meter am leeren Tor vorbei ans Außennetz (90.). „Ich hab den Ball schon drin gesehen“, war nicht nur Henke fassungslos. Aber „Paddy“ ist eben kein Torjäger (siehe Beginn des Berichtes)…
Später im Vereinsheim musste Papke die Geschichte dieser Riesenchance bestimmt 20x verschiedenen Fans erzählen (erklären) – und hatte die Lacher mit dieser Version auf seiner Seite: „Matte Reincke (jetzt Co-Trainer bei Teutonia, früher Stürmer in Curslack) ist schuld! Der hat vor fünf Jahren mal genau diesen Pfosten umgehauen, seither steht der zwei Zentimeter nach vorne gebogen“.
Neben Papke wurden heute übrigens auch Dennis Reckstadt, Marco Rohde, Kutay Keklikci, Julian Kerschke und Duro Maskaljevic verabschiedet. Dassendorf leckt nun seine Wunden – und hofft für das Pokalfinale auf die Rückkehr von Sven Möller, Henrik Dettmann, Kerim Carolus und Chris Gruhne. HAFO wünscht gute Besserung und schnelle Genesung!
Stimmen:
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Für mich als ehemaligen Mitspieler (in der SCVM-Jugend) war es etwas ganz besonderes, das letzte Spiel von Paddy Papke miterleben zu dürfen. Ich freue mich für ihn, dass er hier in Curslack so eine schöne Zeit hatte. Und für uns freue ich mich, dass wir das Spiel heute gewonnen haben. Ein freundschaftliches Derby sieht jedenfalls anders aus. Ich bin ziemlich angefressen, wie das hier heute auf die Knochen ging. Wir sind mit nur 12 gesunden Spielern angereist und haben jetzt drei Verletzte mehr (Gruhne und beide Carolus-Brüder). Etwas Härte gehört sicher dazu, aber das gibt mir heute doch zu denken. Hoffentlich können nächste Woche alle wieder spielen.
Matthias Wulff (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Glückwunsch an Dassendorf und beste Genesungswünsche an Chris Gruhne. Hoffentlich kann er nächsten Samstag wieder spielen. Wir drücken Dassendorf die Daumen für ein erfolgreiches Pokalfinale. Das Spiel war heute sicher nicht hochklassig, aber spannend. Aufgrund der reiferen Spielanlage kein ganz unverdienter Sieg für Dassendorf. Trotzdem haben wir es geschafft, es bis ganz zum Ende offenzuhalten. Paddy hätte den krönenden Schlusspunkt setzen können (90.), das ist ihm aber leider nicht gelungen. Insgesamt geht eine sehr turbulente Saison zu Ende. Kompliment an meine Mannschaft, wie sie hier gefightet und alles versucht hat.
Statistik: Gesamt-Pflichtspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 44 Spiele, 15 Siege, 9 Remis, 20 Niederlagen, 78:93 Tore
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