19.05.2019 Landesliga Hammonia: Paloma mental irgendwo zwischen Braunschweig, Altona und Norderstedt von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – TuRa Harksheide 1:2 (0:0)
USC Paloma: Gansel – Istrefi, Marx, Dreyer, Wallner (56. Krause) – Merkle – Morawitz (66. Lindholm), Ulaga, Madadi, Blunck (56. Mandelkau) – Bein TuRa Harksheide: Fofana – Hatje, Cammann, Meyer, Feuerlein – Saleh, Schildt – Weber, Ehrenberg (56. Ostermann), Meier (84. Latifaj) – Renfordt Tore: 1:0 Merkle (60.), 1:1 Meier (78.), 1:2 Ostermann (90.) Schiedsrichter: Falah Abed Saad (VfL 93): Hatte kaum etwas zu tun, da beide Teams lange Zeit nahezu körperlos agierten. Die Grätsche von Merkle gegen Ehrenberg war mindestens gelbwürdig (54.), blieb aber sogar ganz ohne Pfiff. Beste Spieler: Morawitz – Ehrenberg, Weber Zuschauer: 147
„Das ist schon eine seltsame Situation, wenn man seit drei Wochen nicht mehr für sich selbst zuständig ist, sondern auf andere Plätze gucken muss. Da ist man plötzlich Braunschweig-Fan, Norderstedt-Fan und Altona-Fan zugleich und möchte am liebsten da im Verein eintreten und es selber machen“, so USC-Trainer Steffen Harms nach dem Abpfiff zu der Tatsache, dass Paloma aktuell von anderen Klubs abhängig ist, ob es doch noch zum direkten Aufstieg, oder wenigstens zur Relegation gegen den Vizemeister aus der Hansa-Staffel reicht. „Wir haben natürlich die Hoffnung, dass es Norderstedt und Altona packen und wir verdientermaßen direkt aufsteigen. Sollte es nicht dazu kommen, sind wir gut vorbereitet. Wir haben uns mit Lohbrügge und Hamm United beschäftigt, bereiten uns sehr professionell darauf vor“.
Für die heutige Begegnung nutzte jedoch alle Vorbereitung nichts – die USC-Kicker waren mit ihren Gedanken einfach ganz woanders. Die erste Halbzeit glich mehr einer Schlaftherapie, als einem Landesligamatch. Bis zur 42. Minute, als Tim Weber Lennard Wallner mit einem Pressschlag foulte, gab es nicht einen richtigen Zweikampf, keinen einzigen Freistoß, nur drei Eckbälle (insgesamt) und auf beiden Seiten keinen echten Torschuss. Kein Wunder, dass Harms zwischendurch laut wurde: „Scheiß Gedaddel“.
Nur dreimal kamen die Hausherren zu nenneswerten Offensivaktionen – jedesmal mit Mel Morawitz über die rechte Außenbahn als Vorbereiter und Tom Bein in der Mitte als Abnehmer. Doch Keeper Fofana musste gar nicht eingreifen: Zweimal ging der Ball übers Gehäuse (16./35.) und beim dritten Versuch rutschte der USC-Stürmer am Leder vorbei (41.).
Nach der Pause kam dann aber doch etwas mehr Bewegung auf den Kunstrasen. Die Gäste starteten tatsächlich ihren ersten Angriffsversuch. Nach einer Kombination zwischen Weber, Schildt und Meier hatte letztgenannter so eine Art Torchance, kam aber im Fünfmeterraum einen Schritt zu spät (49.). Als dann Pascal Ehrenberg (nach Zuckerpass von Sebastian Meyer) alleine auf das USC-Tor zusteuerte, hatte die TuRa-Bank schon den Torschrei auf den Lippen. Doch wie aus dem Nichts rauschte Christian Merkle mit Speed von der Seite heran und räumte Ehrenberg samt Ball 17 Meter vor dem Tor rustikal ab (54.). Für so manchen Beobachter eine Rote Karte, für Schiedsrichter Falah Abed Saad nicht mal ein Freistoß (das Spiel lief zunächst weiter)…
„Ball gespielt“, deutete der Referee mit den Händen an. Kann man wohl so sehen. Wer allerdings so in die Beine des Gegners rauscht, trifft ja irgendwie immer den Ball. Jedenfalls konnte Ehrenberg nicht mehr weitermachen und musste verletzt ausgewechselt werden. Diesen Moment der TuRa-Verunsicherung nutzten die „Tauben“ eiskalt aus. Der eben vom Schiri noch verschonte Merkle nach Vorlage von Morawitz mit links aus 17 Metern zum 1:0 (60.)! Schlecht „gespielt“, aber trotzdem in Führung. Und das gegen einen absolut harmlosen Gegner, der zudem nur mit 13 einsatzfähigen Spielern angereist war. Da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen…
Doch wer regelmäßig an der Brucknerstraße zu Gast ist, der weiß: Solche Situationen „lieben“ die USC-Kicker: „Tote“ Gegner zum Leben erwecken! Also wurden die Gäste mutiger. Einen Schuss von Meier kratzte Keeper Dennis Gansel mit einer Glanzparade noch aus der Ecke (62.), aber gegen den nächsten Versuch war er machtlos: Schöne Vorarbeit von Weber über die rechte Seite und im Zentrum steht Meier völlig ungedeckt (!) und trifft aus wenigen Metern zum 1:1 (78.).
Danach war erstmals im ganzen Match so etwas wie „Aufbäumen“ beim Vizemeister zu sehen. Aber weder Madadi (80.), noch Bein (82.) oder Lindholm (völlig freistehend den Ball zu weit vorgelegt, 85.) brachten den Ball über die Linie. Deutlich effektiver zeigte sich da die Elf von Coach Jörg Schwarzer, der nach der Partie Richtung Paloma meinte: „Wer seine Chancen nicht nutzt, wird eben meist bestraft“. Einen tollen Pass von Elbasan Latifaj durch die Schnittstelle genau in den Lauf von Sören Ostermann verwertete der ganz abgezockt zum 1:2-Siegtreffer (90.).
Neben der (unnötigen) Niederlage gab es anschließend auch diverse Personalien beim USC zu vermelden:
Liga-Manager Carsten Gerdey legt sein Amt nieder, bleibt dem USC aber in anderer Funktion erhalten. Einzelheiten hierzu (Nachfolger etc.) sollen in Kürze verkündet werden.
Co-(Athletik-)Trainer Klind Steger verlässt die Tauben.
Die Spieler Torben Lindholm (zum SC Poppenbüttel), Leo Istrefi (Rahlstedter SC) und Jannik Dreyer (hört komplett auf) stehen Paloma nächste Saison ebenfalls nicht mehr zur Verfügung.
Stimmen:
Jörg Schwarzer (Trainer TuRa Harksheide): Glückwunsch an Paloma zu den Leistungen in dieser Saison. Das ist schon stark, was der USC dieses Jahr geleistet hat. Normalerweise reichen 68 Punkte ja zur Meisterschaft. Ich hoffe, dass es trotzdem mit dem Aufstieg klappt. Das hätte Paloma verdient. Für uns geht es schon ziemlich lange nur noch um die goldene Ananas. Da ist es oft schwer, die Jungs motiviert zu halten. Gerade heute mit dem 10.45 Uhr-Spiel war das nicht leicht. Von daher ziehe ich den Hut vor meiner Mannschaft. In solchen Partien geht es weniger um die fußballerische Komponente, sondern um Moral und Willen. Wir sind nur mit sehr wenigen Spielern angereist, haben aber trotz der hohen Temperaturen einen ordentlichen Ball gespielt. Sicherlich hätte Paloma ein paar Tore mehr machen können. Aber so ist das eben im Fußball: Wenn du die Chancen nicht nutzt, wirst du bestraft.
Steffen Harms (Trainer USC Paloma): Mein Fußballerherz möchte heute eigentlich meckern und durchdrehen. Schließlich verlangen wir von uns allen viel mehr. Aber man merkt einfach, dass die Jungs jetzt, wo Platz 2 sicher ist, ein bisschen durchatmen und leer sind. Ich bin aber davon überzeugt, sollte es noch zu den Relegationsspielen kommen, dass wir wieder richtig richtig in die Attacke gehen können und auch werden. Heute war es allerdings ein etwas blutleerer Auftritt. Das müssen wir auch mal akzeptieren. Nun sammeln wir uns und hoffen darauf, entweder direkt aufzusteigen, oder die Chance auf die Relegation zu bekommen. Dann schmeißen wir alles rein.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 24 Spiele, 9 Siege, 3 Remis, 12 Niederlagen, 30:42 Tore
1950/51: 1:0*** / 1:0 Kreisklasse Nord 1969/70: 0:2 / 0:4 Bezirksliga Alster 1975/76: 4:2 / 3:2 Amateurliga Hansa 1976/77: 1:3 / 0:4 Amateurliga Hansa 1977/78: 4:1 / 1:2 Amateurliga Hansa 1978/79: 0:2 / 0:3 Amateurliga Hansa 1979/80: 1:2 / 3:3 Landesliga Hansa 1985/86: 2:1 / 0:2 Bezirksliga Nord 1986/87: 2:1 / 0:1 Bezirksliga Nord 2013/14: 0:0 / 1:3 Landesliga Hammonia 2017/18: 3:2 / 0:0 Landesliga Hammonia 2018/19: 1:2 / 2:0 Landesliga Hammonia
***Das Spiel endete ursprünglich 1:1, wurde aber wegen eines Regelverstoßes wiederholt
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