26.07.2019 Saisoneröffnung: Wenn der Rahmen besser als das Spiel ist von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
Niendorfer TSV – SC Victoria 1:1 (0:1)
Niendorfer TSV: Alves Lopes – Schön, Doege, Brückner, Speck, Streubier (70. Veseli) – Karow, Thiessen – Düzgüner (89. Stannis), Afsin (81. Fernandes) – Merkle SC Victoria: Lohmann – Choi, Ermisch, Pahl, Schmid – Ernst (79. Stegmann), Schuhmann, Branco – Borck, Hartwig (70. D. Bergmann), Wohlers Tore: 0:1 Branco (36.), 1:1 Merkle (56.) Besondere Vorkommnisse: Ebbers (SCV) sieht als erster Trainer des Hamburger Amateurfußballs die Gelbe Karte (74.) Schiedsrichter: Christian Okun (BSV 19): Zog sich mit drei Gelben Karten binnen weniger Minuten (23.-27.) den Unmut der Gäste zu. Magnus Hartwig hätte er aber sogar mit Gelb-Rot vom Platz schicken können/müssen. Historisch seine Gelbe Karte gegen Ebbers. Alles in allem ein grundsolider Auftritt. Beste Spieler: Brückner, Schön, Merkle – Choi, Lohmann Zuschauer: 783
Vorhang auf zur 75. Spielzeit von Hamburgs höchster Amateurliga (seit 1946). Das traditionelle Eröffnungsspiel findet dabei aber „erst“ seit 2002 statt und ist mit der heutigen 18. Veranstaltung sozusagen „volljährig“ geworden ( http://www.hafo.de/hafosmf/index.php?topic=2464.msg83138#msg83138).
Bei herrlichen äußeren Bedingungen (traumhafter Rasen, angenehme 28 Grad) und perfekter Organisation mit insgesamt fünf „Versorgungsstationen“ (2 Bierwagen, 2 Grillstände und Kaffee/Kuchen) blieben eigentlich keine Wünsche offen. Eigentlich. Denn wie sagte es Gäste-Coach Marius Ebbers nach dem Match so treffend: „Das Spiel passte nicht zum Rahmen“.
Tatsächlich war es über weite Strecken eine sehr zerfahrene Begegnung. Insbesondere in der ersten Halbzeit gab es nicht einen (!) sehenswerten Spielzug, keine flüssigen Kombinationen und keine Torchancen. Der Ball war immer schneller wieder weg, wie er zuvor da war. Die Fünferkette der Hausherren funktionierte gar nicht, hauptsächlich, weil Dario Streubier mehr im Mittelfeld zu finden und sich fürs Zurücklaufen meist zu schade war. Ali Farhadi: „Die taktische Neuerung hat nicht gegriffen“. Das wurde nach der Pause (Umstellung auf Viererkette) deutlich besser – musste es auch, denn durch einen „Glücksschuss“ von André Branco führten die Gäste völlig überraschend mit 1:0. Lennart Merkle hatte im Strafraum des SCV viel Platz und Zeit, „verschenkte“ die große Chance aber mit einer Flanke ins Nichts. Vicky schaltete (endlich mal!) blitzschnell um, Tom Wohlers bediente André Branco und der zimmerte die Kugel aus 25 Metern in den rechten Giebel (36., siehe Foto).
André Branco (nicht im Bild) hat abgezogen und das Leder schlägt im Kasten von Keeper André Alves Lopes ein. Foto: Olaf Both
Kurz vor der Pause sogar fast der zweite Treffer für den Hamburger Rekordmeister, als Magnus Hartwig im Fünfmeterraum einen Ball von Luca Ernst nicht richtig erwischt und Alves Lopes parieren kann (42.). Nach dem Seitenwechsel dann das große Erwachen: Erst wurde Co-Trainer Jörg Steinbach lauter, dann ganz Niendorf besser. Kapitän Dennis Thiessen bringt einen Eckball von links scharf ins Zentrum, aus dem Rückraum kommt Merkle angelaufen, hat das perfekte Timing beim Absprung und schädelt das Leder sehenswert zum 1:1-Ausgleich in die Maschen (56., siehe Foto). Ausgerechnet Merkle, der das 0:1 quasi eingeleitet hatte: „Da habe ich den Überblick verloren und keinen freien Mann gefunden. Aber den Konter hätte man auch unterbinden können. Dafür hat die Eckball-Variante gut geklappt, das hatten wir trainiert“.
Lennart Merkle (2.v.r.) köpft nach Ecke von Thiessen zum Ausgleich...
... und ist bei seinem anschließenden Jubellauf nicht zu stoppen. Fotos: Olaf Both
Von Vicky kam nicht mehr viel (wie schon in der ersten Hälfte). Nichts zu sehen vom hochgelobten Tempofußball mit schnellen Umschaltspiel und feinen Pässen in die Tiefe. Coach Marius Ebbers, der sich häufiger verbal mit Schiri Okun anlegte und dafür mit einer historischen (weil erstmaligen) Gelben Karte (nach Änderung des Regelwerks) versehen wurde (74.), war dementsprechend unzufrieden: „Das können wir besser. Heute haben wir viel vermissen lassen“. Dafür witterte der NTSV nun seine Chance. Erst war es Ilyas Afsin aus spitzem Winkel (67.), dann Thiessen aus 16 Metern (90.). Beide Male parierte Lohmann glänzend und sicherte seinen Team so einen Zähler.
Dennis Thiessen (r.) im Zweikampf mit Branco. Foto: Olaf Both
Stimmen:
Marius Ebbers (Trainer SC Victoria): Ein sehr schöner Rahmen und gutes Wetter. Vom Spiel selbst hatten wir alle wohl mehr erwartet. Wir sind jedenfalls nicht zufrieden. Wir können viele Dinge deutlich besser, insbesondere haben wir heute unsere tiefen Läufe vermissen lassen. Das Spiel passte nicht zum Rahmen. Das Ergebnis geht aber in Ordnung.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Ich denke, bei diesem tollen Rahmen mit 783 Zuschauern spielte heute die Nervosität eine große Rolle. Bloß kein Fehlstart, bloß kein Fehler machen. Bis zu dem Tor hatte ich keine Chance notiert, auf einmal sitzt das Ding. Unsere taktischen Neuerungen haben in der ersten Halbzeit nicht gegriffen, deswegen haben wir das nach der Pause geändert. Die zweite Hälfte fand ich dann von uns richtig gut und griffig. Wir hatten einige gute Möglichkeiten für den Siegtreffer. Schlussendlich ist es aber ein absolut verdientes Unentschieden. Ich bin sehr stolz auf unser Orga-Team, das macht unser TEAM Niendorf aus!
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit Vereinsgründung 1919): 27 Spiele: 3 Siege, 7 Remis, 17 Niederlagen, 31:59 Tore
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