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27.07.2019
Bundeswehr-Krise: Dassendorfer "Panzer" kommen nicht ins Rollen von Andreas Killat




vs.


Meiendorfer SV – TuS Dassendorf 1:1 (1:0)

Meiendorfer SV: Alberti – Rosseburg, Tatsis, Vinberg, Musbau – Mucunski, Hercog – Ayim (60. Baafi), Fedai (53. Gündogan), Asante (83. Crentsil) – Ganitis
TuS Dassendorf: Jonas – Lenz, Aust, Tanovic (86. Nogovic), R. Carolus – K. Carolus (32. von Walsleben-Schied), Strömer (83. Kurczynski), Dettmann – Maggio, Möller, Nägele
Tore: 1:0 Vinberg (43.), 1:1 Nägele (70.)
Besondere Vorkommnisse: Möller (TuS) verschießt FE (76., Keeper Alberti hält)
Schiedsrichter: Luca Jürgensen (FC Eintracht 03 Norderstedt): Viel mehr kann man als Schiedsrichter in einem Spiel wohl nicht falsch machen. Hätte Kerim Carolus schon für seine Tätlichkeit zwingend vom Platz stellen müssen (20.), spätestens aber nach einem weiteren harten Einsteigen (27.). Kaschierte seine Unsicherheit mit wahllosen Gelben Karten und schenkte den Gästen einen Elfmeter, weil er das klare Foul von Schied übersah (74.). Griff auch beim ständigen Zeitspiel der Hausherren (über fast die gesamte zweite Halbzeit) nicht ein. Symbolisch sein Verhalten nach dem Schlusspfiff: Ohne Gruß und Händeschütteln an Trainer und Spieler stürmte (!) das SR-Trio im Dauerlauf ins Klubheim, vergaß dabei aber den Kabinenschlüssel. Da sich keiner der Drei zurück aufs Spielfeld traute (!), wurde MSV-Präsident Jens Malcharczik losgeschickt, um den Schlüssel zu holen (er lag auf der Dassendorfer Ersatzbank)…
Beste Spieler: Vinberg, Ganitis, Rosseburg – Lenz
Zuschauer: 196

„Wir haben die schriftliche Bestätigung, dass er spielen darf“, mit diesen Worten empfing Uta Jerasch, beim MSV heute sprichwörtliches Mädchen für alles, die Pressevertreter bei der Übergabe der Aufstellungen. Gemeint war Theodoros Ganitis, der im DFB-Net noch bis zum 31. Oktober als „gesperrt“ markiert ist und deswegen nur handschriftlich hinzugefügt werden konnte. Ein Restrisiko bleibt jedoch – und die TuS aus Dassendorf dürfte vermutlich spätestens am Montag (nach nochmaliger Kontrolle im System) ernsthaft darüber nachdenken, Protest einzulegen.

Derartige Überlegungen wären bei einem klaren Sieg natürlich nicht erforderlich gewesen, doch die Gäste zeigten eine leb- und willenlose erste Halbzeit. Nicht eine (!) Torchance konnte sich der Favorit erarbeiten, musste stattdessen „dankbar“ sein, zur Pause nur mit 0:1 hinten zu liegen und noch zu Elft auf dem Platz zu stehen. Schon nach acht Minuten die dicke (Doppel-)Gelegenheit für den MSV: Erst prüft Martin Fedai Keeper Yannik Jonas, der an alter Wirkungsstätte etwas überraschend für Christian Gruhne im Kasten stand, dann setzt er den Nachschuss knapp neben das Gehäuse (8.). Es folgte die Szene, die die Gemüter erhitzte: Fedai mit einem Foul an Kerim Carolus. Der lässt sich von einer Nickeligkeit provozieren und tritt – für jeden im Stadion klar ersichtlich – seinem Gegenspieler mit Vorsatz in die Beine (20.). Der SR-Assistent stand direkt daneben, doch Referee Jürgensen zeigt beiden Akteuren die Gelbe Karte. Fassungslosigkeit auf der Meiendorfer Bank, die sich ein paar Minuten später sogar noch steigern sollte. Wieder steigt Carolus Fedai hart in die Beine, der sich vor Schmerzen am Boden krümmt (27.). Doch statt der nun fälligen Gelb-Roten Karte ermahnt (!) der Mann in Schwarz Carolus nur. Eigentlich kaum zu glauben. TuS-Coach Jean-Pierre Richter nahm dieses Geschenk dankbar an und wechselte seine Nummer 6 schnell aus – und konnte damit zugleich seine taktische 4-3-3-Variante (mit Sven Möller als Spitze) korrigieren und nun Marcel von-Walsleben-Schied ins Zentrum stellen.

Aber die Hausherren bündelten ihre Erregung und fanden die richtige Antwort: Ein langer Freistoß von Alexandar Mucunski findet an der rechten Strafraumkante Andi Ayim, der sofort auf den aufgerückten Innenverteidiger Paul Vinberg passt. Der Ex-Condoraner fackelt nicht lange und spitzelt das Leder an Jonas vorbei aus zehn Metern zum 1:0 in die Maschen (43., siehe Foto). Der Jubel war noch nicht ganz verklungen, da hatte Kofi Asante sogar den zweiten Treffer auf dem Fuß, doch Jonas konnte den Schuss aus halblinker Position parieren – und hatte beim Nachschuss von Fedai Glück, dass dessen Versuch geblockt wurde (44.).


Sean Paul Vinberg (Nr. 12) überwindet Dassendorfs Keeper Yannik Jonas zum 1:0. Foto: Olaf Both

„Das war die schlechteste Halbzeit seit ich in Dassendorf bin“, stöhnte TuS-Abteilungsleiter Frank Flatau – und auch das Führungs-Trio um Sportchef Jan Schönteich, Liga-Manager Alexander Knull und Sponsor Michael Funk zog sich zur „Krisensitzung“ in den Schatten ganz am Rand des Geländes zurück. Dort „tagten“ die Herren die komplette Halbzeitpause (und auch noch weit nach Wiederanpfiff). Erst zur 60. Spielminute kamen alle Mann zurück an die Ersatzbank und verfolgten wieder das Spielgeschehen. Auf die Anmerkung: „Ihr habt nichts verpasst“, konterte Knull gewohnt lässig: „In der ersten Hälfte habe ich auch keinen Fußball gesehen“.

Die Meiendorfer verteidigten nun mit viel Leidenschaft den knappen Vorsprung, konnten selbst aber keine Akzente mehr setzen. Vielmehr waren es nun die Gäste, die das 0:4-Chancenverhältnis aus der ersten Halbzeit nach und nach ausgleichen konnten. Nach einem Nägele-Einwurf wird das Leder zunächst von einem MSV-Kopf unglücklich an den zweiten Pfosten verlängert. Dort geht Schied artistisch in die Luft und knallt den Ball per Seitfallzieher an die Unterkante der Latte – und von dort prallt das Spielgerät gemäß „Fotobeweis“ wohl hinter die Linie (63., siehe Fotos). Große Proteste, doch Schiri Jürgensen gibt nur Eckball.



Der herrliche Seitfallzieher von Marcel von Walsleben-Schied war vermutlich hinter der Linie. Foto: Olaf Both

Ein paar Minuten später war es dann aber doch soweit: Maggio bedient Nägele und der hört auf seinen Manager Alexander Knull, der von draußen: „Schießen, schießen“ reinruft. Also zieht „Palle“ aus gut 18 Metern ab und trifft flach unten rechts zum 1:1-Ausgleich (70.). Keeper Briant Alberti wirkte dabei etwas schwerfällig. Die nächste dicke Chance war eigentlich gar keine, doch wieder hatte der Unparteiische seine Finger im Spiel: Schied läuft einem langen Ball von Edin Tanovic hinterher und tritt dabei MSV-Abwehrspieler Tatsis deutlich sichtbar in die Hacken. Tatsis stürzt und Schied hat freie Bahn. Aber wo bleibt der Pfiff? Der kommt nicht! So stürmt „Schiedi“ am Keeper vorbei, wird von diesem zu Fall gebracht – und bekommt (s)einen Elfmeter! Wahnsinn. Entsetzen auf der MSV-Bank (um es vorsichtig auszudrücken). Doch alle Proteste nutzten nichts. Möller schnappte sich die Kugel – und scheiterte an Alberti, der den harmlos geschossenen Ball sogar festhalten (!) konnte (76.). Ausgleichende Gerechtigkeit sozusagen. Unstrittig hingegen die letzte Szene der Partie: Nach einem Einwurf von Nägele trifft Maggio aus 14 Metern den Ball nicht richtig, findet aber den am Fünfmeterraum lauernden Schied, der auch zum 1:2 trifft. Doch der Ex-Profi stand dabei einen halben Meter im Abseits (87.).


Stimmen:

Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf):
Die Unzufriedenheit und Enttäuschung ist sehr groß. Das war nicht das Ergebnis und die Leistung, die wir uns vorgestellt haben. Das ist ein herber Dämpfer für uns. Insbesondere in der ersten Halbzeit hat uns die Geduld und die Qualität gefehlt. Das war teilweise sehr chaotisch und wild. Nach der Pause waren wir etwas zielstrebiger, aber leider wurde ein Tor nicht gegeben, eines wegen Abseits zurückgepfiffen und dann haben wir noch einen Elfmeter verschossen. So ist es leider nur ein Punkt geworden. Mit diesem Frust müssen wir jetzt ins Wochenende gehen. Es gibt viel aufzuarbeiten. Schon mit der Vorbereitung war ich überhaupt nicht zufrieden, da wurde zu viel schön geredet. Es gibt zu viele Spieler, die noch nicht auf dem Stand sind, wie ich es mir wünsche. Auf den ersten Metern der Saison sind wir nicht gerade als Gazelle gestartet, sondern eher etwas schwerfällig wie ein Panzer. Es dauert wohl noch, bis wir ins Rollen kommen.

Baris Saglam (Trainer Meiendorfer SV):
Wir haben die Punkte heute nicht mit Dassendorf geteilt, sondern mit dem Schiedsrichter. Das war mit Abstand die schlechteste Leistung seit langem. Die treten hier mit Headset professionell auf, treffen aber glasklare Fehlentscheidungen. Das war eine klare Rote Karte. Und selbst fünf Minuten später gibt er ihm nicht Gelb-Rot. Er hat völlig das Konzept verloren und Gelbe Karten am Fließband verteilt. Da hat Dassendorf mit seinem gefühlt zwanzigköpfigen Funktionsteam geschickt Einfluss genommen. Sehr schade, dass wir hier zwei Punkte liegen gelassen haben. Wir haben bedingungslose Leidenschaft gezeigt und hatten die besseren Chancen. Aber es stimmt uns positiv, dass wir gegen so einen Gegner etwas mitnehmen konnten.

Statistik:
Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 15 Spiele, 2 Siege, 4 Remis, 9 Niederlagen, 17:39 Tore

1997/98: 4:5 / 0:5 Verbandsliga Hamburg
1998/99: 1:2 / 0:5 Verbandsliga Hamburg
2001/02: 8:1 / 0:0 Verbandsliga Hamburg
2013/14: 1:1 / 0:1 Oberliga Hamburg
2014/15: 2:1 / 0:5 Oberliga Hamburg
2015/16: 0:3 / 0:6 Oberliga Hamburg
2018/19: 0:3 / 0:0 Oberliga Hamburg
2019/20: 1:1 / --- Oberliga Hamburg


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