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31.07.2019
Regionalliga: Altona erleidet bitteren KO - Lübeck erstmals seit 52 Jahren beim AFC erfolgreich von Andreas Killat




vs.


Altona 93 – VfB Lübeck 1:2 (0:0)

Altona 93: Grubba – Mundhenk, Rohweder, Aminzadeh, Yilmaz, Monteiro – Sejdija (81. Pini), Hacker – Aydin (73. Wohlers), Schultz – Wachowski
VfB Lübeck: Gommert – Kim, Grupe, Weissmann, Thiel – Malone – Riedel (71. Parduhn), Hobsch (80. Coimbra Fernandes), Deichmann, Hoins – Arslan (90. Halke)
Tore: 0:1 Hobsch (56.), 1:1 Schultz (60., HE), 1:2 Kim (87.)
Schiedsrichter: Yannick Rath (TSV Osterholz-Tenever Bremen): Durchwachsene Vorstellung. Das Foul von Weissmann an Mundhenk (45.) war durchaus elfmeterwürdig. Der Handelfmeter dafür eher ein Geschenk.
Beste Spieler: Grubba, Aminzadeh, Aydin – Deichmann
Zuschauer: 2.531

Nach dem Schlusspfiff ging es rund auf dem Platz. VfB-Coach Rolf Landerl stürmte Richtung AFC-Manager Andreas Klobedanz. „Er hat mich leicht geschubst“, sagt Klobedanz, „ich habe ihn nicht berührt“, meint hingegen Landerl. Grund für die Aufregung: „Klobe“ hatte sich kurz vor dem Ende der Partie (beim Stand von 1:1) eine Wortgefecht mit dem VfB-Trainer geliefert. „Er hat uns Zeitspiel vorgeworfen, ich habe ihm gesagt er soll Ski fahren gehen“. Trotz des späten Siegtreffers wollte der Lübecker das nach dem Abpfiff offensichtlich nicht auf sich sitzen lassen: „Es wurden mir keine Nettigkeiten zugeworfen. Ich wollte eine Unterhaltung unter Männern“. Für Klobedanz der falsche Ansatz: „Während des Spiels gehören Emotionen dazu. Nach dem Abpfiff sollte das aber vergessen sein. Der Trainer von Lübeck hat nichts auf unserer Seite zu suchen, er soll sich um seine Mannschaft kümmern. Dadurch ist die Situation bedauerlicherweise ein wenig aus den Fugen geraten. Aber wir haken das jetzt ab“.

Tatsächlich gab es heute nämlich vor allem sehr viel Positives. Eine großartige Kulisse, tolles Wetter, tolle Stimmung auf beiden Seiten (mit manchmal etwas dumpfen Gesängen der Lübecker: „Wir hassen Pauli, wir hassen Braunschweig und wir hassen Holstein Kiel“) und einen kämpferischen AFC, der nach dem 2:5-Fiasko in Norderstedt eine Top-Leistung ablieferte.

Mit unheimlichen läuferischem Aufwand („Pressing“) störten die Hausherren die Kreise des Meisterschaftsfavoriten – und der kam in der ersten Halbzeit fast gar nicht zur Entfaltung. Bis auf Yannick Deichmann, der vier (erfolglose) Schüsse auf das Gehäuse von Keeper Tobias Grubba abfeuerte (13./24./36./39.), war vom VfB eigentlich nichts zu sehen. Nur Bujar Sejdija sorgte für große Gefahr vor dem eigenen Tor, als er aus dem Mittelfeld einen Rückpass spielte und Patrick Hobsch frei auf Grubba zusteuerte. Doch gerade, als Hobsch zum „sicheren“ 0:1 vollstrecken wollte, kam Dallas Sikes Aminzadeh mit seinen Rastalocken angeflogen und grätschte Hobsch das Leder vom Fuß (20.). Puh! Einen Schritt später und es hätte wohl für Notbremse Rot gegeben.

Neben der sehr guten Defensivarbeit war „A93“ aber auch im Vorwärtsgang zu finden. Der sehr emsige Furkan Aydin eroberte klasse den Ball und bediente Luis Hacker, der aus 25 Metern einen mächtigen Kracher losließ (25.) - jedoch leider knapp vorbei. Auch die nächste AFC-Chance leitete Aydin ein, der diesmal auf Sejdija durchsteckte. Der 21jährige zog in die „Box“ und versuchte Gäste-Goalie Benjamin Gommert aus spitzem Winkel zu überwinden (32.). Ein Querpass in die Mitte zu William Wachowski wäre wohl die bessere Wahl gewesen…Die beste Gelegenheit quasi mit dem Halbzeitpfiff: Leon Mundhenk wird im Strafraum klar ersichtlich von Tim Weissmann mit einem Rempler zu Fall gebracht. Doch der fällige Elfmeterpfiff des Bremer Schiedsrichters blieb aus (45.).

Nach dem Seitenwechsel drehte der VfB dann auf. Die AFC-Kicker konnten nun nicht mehr ganz das Tempo gehen, folglich ergaben sich mehr (Frei-)Räume für die Lübecker, die die Kugel jetzt minutenlang in den eigenen Reihen laufen ließen und Altona in die eigene Hälfte drückte. Nach einem Zuckerpass (gechipter Ball über die gesamte AFC-Abwehr) von Patrick Malone stand urplötzlich Deichmann völlig „blank“ am Elfmeterpunkt. Grubba stürzte heraus, verkürzte den Winkel und verhinderte sensationell einen Rückstand (50.). Doch Zeit zum Durchatmen blieb nun kaum noch, Angriff um Angriff rollte auf die Schwarz-Weiß-Roten zu. Für den Führungstreffer brauchte der VfB jedoch Hilfe: Einen langen Ball aus der Lübecker Defensive wollte Innenverteidiger Christian Rohweder am eigenen Sechzehner mit dem Kopf zu Grubba leiten, kam aber nicht ran, spürte nun den Atem von Hobsch im Nacken und ließ sich das Leder amateurhaft abjagen. Hobsch hatte freie Bahn, sagte „Danke“ und vollendete gekonnt zum 0:1 (56.).

Doch das Publikum feuerte seine „Helden“ an: All-to-nah, All-to-nah! Angetrieben von der großartigen Stimmung bäumte sich der Außenseiter auf – und plötzlich zeigte der Referee doch noch auf den Punkt. Dongsu Kim war der Ball aus kürzester Entfernung unglücklich an die Hand gesprungen: Elfmeter! Roch ein wenig nach Konzession aus der 45. Minute… AFC-Kapitän Marco Schultz war’s egal: Ganz trocken flach unten rechts zum 1:1 (60.)! Was für ein Jubel im weiten AJK-Rund – und mit dem Rückenwind dieses Treffers fightete sich die Algan-Elf bis kurz vor dem Ende zum Punktgewinn. Viele brenzlige Situationen wurden mit unbändigem Willen, Leidenschaft und Einsatz geklärt. Bis diese vermaledeite Ecke kam. Am zweiten Pfosten köpfte Weissmann den Ball zurück ins Zentrum, wo ausgerechnet „Handelfmetertäter“ Kim mit Wucht zum 1:2 in die Maschen köpfte und doch noch zum Matchwinner avancierte (87.).

Nun drehten die VfB-Fans (vor Freude?) durch, wollten offensichtlich den Zaun niederreißen und das Spielfeld stürmen. Zum Glück war schnell eine Hundertschaft der Polizei im VfB-Block (mit ca. 500 Gästefans) präsent und verhinderte Schlimmeres. Da blieben dem Anhang nur „Scheiss St. Pauli, scheiss St. Pauli“-Gesänge. Wie originell. Aber nach 52 sieglosen Jahren (siehe „Statistik“ am Ende des Berichtes) musste das wohl raus. Für den AFC eine ganz bittere Pille. So gut gespielt und gefightet, doch am Ende steht man mit leeren Händen da. Aber mit dieser Leistung werden schon bald die ersten Punkte auf dem AFC-Konto landen. Kommt ja nicht jede Woche ein Meisterschaftskandidat.

Stimmen:

Rolf Landerl (Trainer VfB Lübeck):
Ich muss ehrlich sagen: Ein richtig geiles Fußballspiel. Enger Platz, tolle Atmosphäre, tolle Stimmung von beiden Fanlagern. Toll, so ein Spiel auswärts zu bestreiten. Ein echtes Highlight. In der ersten Halbzeit war es sehr ruppig, Altona war sehr aggressiv und wir haben nur schwer ins Spiel gefunden. Nach dem 1:1 haben wir weiter versucht, unser Spiel durchzuziehen. Altona ist dann etwas müde geworden und wir haben aufgrund der Chancen in der zweiten Halbzeit verdient gewonnen.

Berkan Algan (Trainer Altona 93):
In meinen Augen war es ein sehr temporeiches Spiel und wir haben eine sehr gute Partie gemacht gegen eine Mannschaft, die Meister werden will. Ich habe heute aber keine großen Unterschiede gesehen, wir haben einen sehr guten Ball gespielt. Unglücklicherweise verlieren wir durch eine Standardsituation das Spiel. Sehr bitter für uns. Eigentlich hatte die Partie keinen Sieger verdient. Aber wenn der Gegner am Ende ein Tor mehr macht, dann ist das eben so.

Statistik:
Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des AFC (seit 1945): 32 Spiele: 12 Siege, 10 Remis, 10 Niederlagen, 48:41 Tore

1952: --- / 0:2 Aufstiegsrunde zur OL Nord (einfache Runde)
1952/53: 2:2 / 4:2 Oberliga Nord (1. Liga)
1953/54: 1:1 / 3:3 Oberliga Nord (1. Liga)
1957/58: 2:0 / 1:1 Oberliga Nord (1. Liga)
1959/60: 5:0 / 0:1 Oberliga Nord (1. Liga)
1960/61: 2:1 / 0:0 Oberliga Nord (1. Liga)
1962/63: 2:1 / 2:3 Oberliga Nord (1. Liga)
1963/64: 4:1 / 1:2 Regionalliga Nord (2. Liga)
1964/65: 2:0 / 0:0 Regionalliga Nord (2. Liga)
1965/66: 2:0 / 0:0 Regionalliga Nord (2. Liga)
1966/67: 4:3 / 0:1 Regionalliga Nord (2. Liga)
1967/68: 1:3 / 2:1 Regionalliga Nord (2. Liga)
1975: 0:0 / 0:3 Aufstiegsrunde zur AOL Nord
1977: 2:1 / 2:2 Aufstiegsrunde zur AOL Nord
2008/09: 0:0 / 0:2 Regionalliga Nord (4. Liga)
2017/18: 2:1 / 1:2 Regionalliga Nord (4. Liga)
2019/20: 1:2 / --- Regionalliga Nord (4. Liga)


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