04.08.2019 Neue Schuhe, neues Glück: Dassendorf gewinnt dank Möller das "Top-Spiel" von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – FC Teutonia 05 3:1 (1:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – Lenz, Aust, K. Carolus – Dittrich, Dettmann, Strömer (60. Hinze), R. Carolus – Möller (84. Nogovic) – Nägele, Maggio (73. von Walsleben-Schied) FC Teutonia 05: Zummack – Fischer, Kroiß, M. Bergmann, Steinecke (89. Voorbraak) – Fazlic, Boock – Gutmann, Toksöz (46. Eden), Krottke – Erman (67. G. Cholevas) Tore: 1:0 Möller (2.), 1:1 Erman (7., FE), 2:1 Maggio (48.), 3:1 Möller (66.) Schiedsrichter: Alexander Teuscher (SC Eilbek): Es gab wegen seiner Pfiffe zwar auf beiden Seiten viel Geschrei, doch unterm Strich war das eine ordentliche Leistung. Der Elfmeter war allerdings etwas strittig (Schubser?). Beste Spieler: Aust, Möller, Nägele – Gutrmann Zuschauer: 433
„Meine Schuhe habe ich nach dem verschossenen Elfmeter direkt nach dem Spiel weggeworfen“, sagte Sven Möller über die Partie letzte Woche in Meiendorf – und „Chef-Organisator“ Alexander Knull war mal wieder als Beschaffer gefragt. Rechtzeitig am Samstag trafen die nagelneuen, neongelben Buffer ein – und feierten heute eine Premiere, die sich gewaschen hatte. „Damit fahre ich nach Zwickau“, strahlte „Mölli“ nach dem Abpfiff. So einfach ist das also. Neue Schuhe, neues Glück. Von „Krise“ keine Spur mehr.
Unter den Augen der Video-Analysten der SG Dynamo Dresden, die übrigens nach dem Spiel ein paar Spielbälle aus Dassendorf mitnahmen, um damit im Hinblick auf das Pokalspiel trainieren zu können, zeigten beide Teams einen flotten Beginn. Dabei hatte es insbesondere an der Kreuzkirche viele Hiobsbotschaften gegeben. „Unter der Woche war viel los bei uns, da ist leider einiges weggebrochen. Müller im Urlaub, Mallwitz, Aniteye, Pressel, Vobejda und Eggert verletzt, Erman und Eden angeschlagen“, berichtete T05-Coach Sören Titze – wollte dies aber keinesfalls als Ausrede verstanden wissen: „Wir haben einen breiten Kader und alle wollen immer spielen“. Doch besonders viele Argumente lieferten ihm einige seiner Kandidaten aus der „zweiten Reihe“ heute nicht. Insbesondere die T05-Abwehrkette hatte heute so ihre liebe Mühe. Schon nach 100 Sekunden traf Sven Möller fast ungehindert aus acht Metern zum 1:0 (2.). Die neuen Schuhe!
Doch besonders lange währte die Freude bei den Hausherren nicht. Aytac Erman stand plötzlich am Fünfmeterraum frei vor Gruhne. Der rasselte mit den Beinen voran mit dem Teutonia-Stürmer zusammen (5.). Elfmeter! Doch wofür eigentlich? Bei der besagten Szene ging schließlich auch Erman mit den Füßen voran in den Zweikampf. Viele Beobachter wollten einen Schubser eines TuS-Spielers gesehen haben, doch der Referee nahm wohl ein angebliches Foul von Maxi Dittrich zum Anlass für seinen Pfiff. Alle Proteste verhallten ungehört, der „Gefoulte“ schnappte sich die Kugel und verwandelte sicher zum 1:1 (7.). Wütendes Anrennen der Gastgeber war die Folge und hätte eigentlich auch zur erneuten Führung gereicht. Nach einem langen Ball aus der TuS-Abwehr wollte Teutonia-Keeper Yannick Zummack 18 Meter vor seinem Kasten per Fußabwehr klären, traf aber den Ball nicht richtig und Mattia Maggio hatte freie Bahn. Doch zum Erstaunen (respektive Entsetzen) der TuS-Offiziellen auf der Ersatzbank wurde Maggio von Zummack im Laufduell eingeholt (!) und konnte so seinen Fehler wieder ausbügeln (15.).
Und auch die nächste dicke Chance ließ der „Italiener“ liegen: Erst zog Maggio gekonnt an Gegenspieler Marlo Steinecke vorbei, stand frei vor Zummack – und brachte dann nur einen halbherzigen Schuss zustande, der zur Ecke geklärt wurde (32.). Auf der Gegenseite machte es Deran Toksöz nicht viel besser. Statt freistehend aus wenigen Metern in die Ecke zu schlenzen, versuchte es der Edel-Techniker mit Gewalt. Marcel Lenz blockte die Riesenchance ab (41.). Sekunden vor der Pause hieß es dann Maggio zum Dritten. Doch wieder das gleiche Bild: Erst schön am Gegenspieler vorbei (diesmal Leon Kroiß), dann aus spitzem Winkel an Zummack gescheitert (45.).
So feurig, wie die Partie begonnen hatte, startete auch der zweite Durchgang. Nick Gutmann war mal wieder auf der rechten Seite an Kerim Carolus vorbei, übersah jedoch den Mitgelaufenen Erman und scheiterte an Gruhne (46.). „Ich habe in der Kabine zu meinen Jungs gesagt: Wer das 2:1 macht, der gewinnt vermutlich“, trauerte Titze dieser vergebenen Riesenchance später nach. Und wie es bei einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung üblich ist: Fast im Gegenzug feierte die TuS-Bank! Len-Aike Strömer tankte sich auf der linke Seite gekonnt durch und passte perfekt flach in den Fünfmeterraum, wo Maggio seine vierte dicke Gelegenheit endlich zum 2:1 veredelte (48.). Was für ein Jubel! Denn auch die Dassendorfer wussten: Nun wird es für Teutonia ganz schwer, nochmal zurückzukommen. Da sag übrigens auch Curslacks Trainerlegende Torsten Henke unter den Zuschauern so: „Das Spiel ist entschieden“. Ein wahrer Experte und Fachmann eben!
Tatsächlich verflachte die Partie nun ein wenig. Viele Ballverluste prägten das Geschehen. Teutonia wollte, konnte aber nicht (die besten Offensivleute mussten angeschlagen ausgewechselt werden), während die TuS hinten nun sehr konzentriert zu Werke ging (insbesondere Kapitän Amando Aust schädelte fast jeden Ball weg). Die Entscheidung brachte – wie früher bei der TuS so häufig – ein Standard. Am linken Strafraumeck, etwas außerhalb, rund 18 Meter vom Kasten entfernt, legte sich Möller (Sie wissen schon: Der mit seinen neuen Schuhen) das Leder zu recht und zwirbelte es an der Mauer vorbei halbhoch ins kurze (Torwart-)Eck zum 3:1 (66.)! Da sah Zummack nicht besonders gut aus, Möller dafür aber umso besser. Mit einem Jubelsprung und geballten Fäusten feierte „Mölli“ seinen Treffer. Den Rest der Partie brachte der noch amtierende (aber zwischenzeitlich überraschend ausgeschiedene) Pokalsieger souverän über die Zeit – und freut sich nun auf die DFB-Pokalreise nach Zwickau.
Stimmen:
Sören Titze (Trainer FC Teutonia 05): Wir sind sehr enttäuscht, das war keine gute Woche für uns. In der ersten Halbzeit war es ein richtig gutes Fußballspiel, da war alles dabei: Einsatz, Emotionen, Torchancen. Ein Lob an den Schiedsrichter. Er hat die lange Leine gelassen und alle gleich behandelt. Das 1:1 zur Halbzeit war gerecht. In der Kabine habe ich zu den Jungs gesagt, wer besser rauskommt und das 2:1 macht, hat die besseren Karten auf einen Sieg, weil die andere Mannschaft dann was tun muss. Beide Teams haben den Saisonstart nicht so hingelegt, wie man sich das vorgestellt hat und dann steigt die Verunsicherung. Wir hatten Sekunden nach Wiederanpfiff die Riesenchance, leider sieht Gutmann da Erman in der Mitte nicht. Nach dem unnötigen 1:2, wo wir den Ball eigentlich schon geklärt hatten, mussten wir mehr riskieren. Durch die individuelle Klasse von Möller wurde das Spiel dann entschieden.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Ich denke, wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr intensives Spiel gesehen. Man hat uns angemerkt, dass wir unbedingt gewinnen wollten. Das Spiel fing ideal für uns an, aber wir haben im weiteren Verlauf nicht immer gute Lösungen gefunden. Dadurch wurde es immer zerfahrener, viele Ballgewinne wurden schnell wieder hergeschenkt. In der zweiten Halbzeit wurden wir immer selbstbewusster und die gesamte Mannschaft hat eine sehr sehr ordentliche und disziplinierte Leistung gezeigt. Sven Möller hat sich nach dem verschossenen Elfmeter letzte Woche selbst in die Pflicht genommen, sich heute als Führungsspieler und Leistungsträger präsentiert und uns zum Sieg geschossen. Vier Punkte nach zwei Spieltagen sind eine gute Basis, die wir nutzen wollen. Jetzt freuen wir uns auf das Erlebnis DFB-Pokal in Zwickau. Mit dem tollen Ergebnis heute gehen wir positiv auf die Reise.
Jan Schönteich (Sportchef TuS Dassendorf): Nach der letzten PK mit Teutonia hatten wir in der Woche danach ein ziemlich hohes Medienaufkommen, das versuchen wir diesmal anders zu machen. Dank der ungewöhnlichen Anstoßzeit haben wir eine sehr gute Zuschauerzahl erreicht, das freut uns sehr. Nicht so schön waren die letzten Tage in den Medien. Da wurden viele Unwahrheiten über eine angebliche Krisensitzung geschrieben. Und mir wurde ein Zitat untergeschoben, das ich nie gesagt habe („Mit dieser Mannschaft kannst du keine Spiele gewinnen“). Glaubt wirklich jemand, ich würde so einen Satz sagen? Darüber habe ich mich sehr geärgert. Bei allem Verständnis für notwendige „Klicks“: Ich würde mir wirklich einen moderateren Umgang zwischen Medien und Trainern/Offiziellen wünschen. Das gilt auch für unseren heutigen Gast Sören Titze, dem es jetzt tabellarisch noch etwas schlechter als uns zuletzt geht. Da bitte ich um etwas mehr Rücksichtnahme. Wir haben den 4. August – und nicht den 4. April. Da schwimmt noch reichlich Wasser die Elbe runter. Lasst uns also ein freundschaftliches Miteinander pflegen.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 5 Spiele, 3 Siege, 0 Remis, 2 Niederlagen, 10:8 Tore
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