31.08.2019 Hitzeschlacht im goldenen August von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – Hamburger SV III 3:0 (0:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – Lenz, Aust, Nogovic – Dittrich (82. Blohm), Strömer, Nägele, R. Carolus (82. Garbers) – Möller – Maggio, von Walsleben-Schied (70. Kurczynski) Hamburger SV III: Dehmelt – Schroeder, Dornick, Wacker, Rieder (85. Abdalla) – Wäschenbach – Jordan, Morrone (57. Danzer), Nikroo – Jansen (70. Ayas), Scholz Tore: 1:0 Strömer (53.), 2:0 R. Carolus (66.), 3:0 Möller (85.) Schiedsrichter: Florian Schwarze (MSV Hamburg): Trotz 35 Grad keine Trinkpause in der ersten Hälfte – dementsprechend „dehydriert“ seine oft unverständlichen Pfiffe. Sogar die beiden HSV-Trainer mussten lachen, als ein „Tunnel“ von Schied mit Freistoß für den HSV „geahndet“ wurde. Diese konfuse „Linie“ behielt er leider über die komplette Spielzeit bei. Beste Spieler: Möller, Maggio, Strömer – Dehmelt Zuschauer: 284
„Unser Sportchef sichtet zum Ende der Transferperiode noch schnell ein paar Talente in Walsrode“, flachste Liga-Manager Alexander Knull über die Abwesenheit von Jan Schönteich, der die ganze Woche beruflich in der Hermann-Löns-Stadt weilte. „Die letzten drei Spiele, wo ich fehlte, haben wir alle verloren“ (Pokal beim MSV Hamburg und letzte Saison zweimal Teutonia) bemühte Schönteich via WhatsApp-Nachricht vor dem Anpfiff den unter Fußballern weit verbreiteten Aberglauben. Doch heute bestand keinerlei Anlass zur Sorge.
Bei tropischen Temperaturen (in der Sonne gefühlt 35-40 Grad) und unter Aufsicht von fünf Polizeibeamten (wirklich nicht zu beneiden in ihrer dunklen Montur), die aufgrund der Vorkommnisse von vor 16 Monaten ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=6226) sicherheitshalber „geordert“ wurden, dominierten die Hausherren vom Anpfiff weg die Partie. „Den Gegner müde spielen“, nennt TuS-Coach Jean-Pierre Richter das – und feierte mit dieser Taktik den fünften Sieg in Folge. Tatsächlich war es heute fast genauso, wie vor zwei Wochen gegen den anderen Aufsteiger Union Tornesch: Halbzeit 0:0, erstes Tor nach knapp einer Stunde, Endstand 3:0. „Wir waren müde vom vielen Hinterherlaufen“, bestätigte HSV-Trainer Marcus Rabenhorst später die Richter-These.
Suchten den Schatten: Drei von fünf Polizisten vor Ort. Foto: Hanno Bode
Denn die gekonnte Ball-Zirkulation über viele Stationen setzte den HSV unter Dauer-Druck, während sich die beiden Stürmer Max Scholz und Präsident Marcell Jansen vorne die Füße platt standen. „Wir haben es nicht geschafft, die beiden in Szene zu setzen“, so Rabenhorst, der sich aber immerhin über eine kompakte Defensive freuen konnte. Allen voran bewies vor allem Keeper Tino Dehmelt mal wieder seine ganze Klasse. Ob nun gegen Pascal Nägele aus 17 Metern (11.), gegen Sven Möller aus kürzester Distanz (42.), oder gegen Len Aike Strömer (27.) – immer war Dehmelt zur Stelle. Und wenn er doch mal geschlagen war, ging die Fahne des SR-Rekord-Assistenten (jedes Wochenende bei mind. drei Partien im Einsatz) Luis Albino Dos Santos in die Höhe. „Was winkt der denn da andauernd? Hat der eine neue Fahne, oder was?“, war Richter ziemlich sauer, dass u.a. ein Abseitstor von Schied (16.) abgewinkt wurde. Kurios auch die Szene, als der Ex-Profi seinen Gegenspieler an der rechten Außenbahn „tunnelte“ und vorbei war. Fahne oben, Freistoß für den HSV! „Ist tunneln jetzt verboten, oder was?“, schimpfte die TuS-Ersatzbank und hinterher auf der Pressekonferenz mussten sogar die beiden HSV-Trainer über diese Fehlentscheidung lachen. Völlig korrekt hingegen, als Schiri Florian Schwarze einen Treffer von Rinik Carolus nicht anerkannte (33.). „Mir ist der Ball von der Hüfte an die Hand gesprungen“, gestand Carolus, der das Leder zuvor - nach toller Vorarbeit von Möller - über die Linie bugsiert hatte.
Carolus trifft – aber vorher war die Hand im Spiel. Foto: Hanno Bode
Auch im zweiten Durchgang das unveränderte Bild: Dassendorf in Ballbesitz und mit Powerplay, HSV unter Druck. Dehmelt erst mit der nächsten Glanztat gegen Nägele (49.) und als er nach einem Möller-Lupfer schon geschlagen war, kam Tom Dornick angerauscht und klärte auf der Linie (51.). Doch jetzt waren die Gäste unter der sengenden Sonne - ähnlich wie ein Braten im Ofen - „gut durch“, die Konzentration ließ spürbar nach. Mattia Maggio vernaschte über links zwei Gegenspieler, Schied zimmerte die Hereingabe aus fünf Metern an den Pfosten – und den Abpraller donnerte Strömer vom Elfmeterpunkt zum 1:0 in die Maschen (53.).
Len Aike Strömer (r.) bejubelt seinen Treffer zum 1:0. Foto: Hanno Bode
„Brustlöser“ nennt man das und Maggio hätte umgehend den zweiten Treffer nachlegen können. Aber Goalie Dehmelt erneut glänzend (55.). Danach verpasste Möller zweimal knapp den Ball (60./61.). Erst hatte Maxi Dittrich, dann Strömer über Außen in den Fünfmeterraum geflankt. Trotz dieser drückenden Überlegenheit: Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn TuS-Keeper Christian Gruhne 25 Meter vor seinem Tor gegen Scholz einen halben Schritt bzw. eine Sekunde zu spät gekommen wäre (64.)? Scholz war nämlich nach einem Nikroo-Pass in die Tiefe völlig blank durchgestartet, als ihm Gruhne mit gestrecktem (langen) Bein voran entgegengeflogen kam. Gutes Timing, oder pures Glück? Jedenfalls war Gruhne Millisekunden vor Scholz am Ball und entging der ansonsten fälligen Roten Karte.
Kurz danach hatten sich aber alle etwaigen Spekulationen endgültig erledigt. Maggio marschiert über rechts und seine flache Hereingabe knallt Carolus zum 2:0 unter die Latte (66.). Nach der Trinkpause (69.) – diesmal hatten beide Mannschaften den Schiri darum gebeten, nachdem der im ersten Durchgang wohl keine Erfrischung für nötig hielt – ging ein völlig erschöpfter „Cello“ Jansen vom Feld (70.). „Er hat in den letzten Wochen unter Beweis gestellt, dass er viele Tore für uns schießen kann“, so Rabenhorst. Doch heute holte sich der Ex-Profi höchstens einen Sonnenbrand.
Die TuS schaltete mit der „sicheren“ 2:0-Führung im Rücken verständlicherweise zwei Gänge runter – und endlich war auch etwas von der HSV-Offensive zu sehen. Den ersten (!) Gäste-Eckball von Dominik Jordan hätte Nikroo fast zum Anschlusstreffer genutzt (77.), ebenso wie Dennis Ayas erst aus spitzem Winkel (81.), dann aus wenigen Metern an die Unterkante der Latte (86.). Zuvor allerdings hatte Möller aus 17 Metern aus dem Stand in den rechten Winkel zum 3:0 getroffen (85.). Herrlich anzusehen!
Schön anzusehen ist für die TuS nach dem fünften Sieg in Folge (alle im Monat August) auch die Tabelle: Spitzenreiter! Und sollte der TSV Sasel morgen das Top-Spiel gegen Teutonia nicht gewinnen, bleibt dies auch bis mindestens nächsten Freitag so.
Stimmen:
Marcus Rabenhorst (Trainer Hamburger SV III): Ein komplett verdienter Sieg für Dassendorf. Trotzdem haben wir es über weite Strecken sehr ordentlich gemacht. In der ersten Halbzeit waren wir zu passiv, hatten kaum Entlastung. Das zehrt dann an den Kräften, wenn man sich nur aufs Verteidigen beschränkt. Das war eigentlich auch gar nicht unser Plan. Wir hatten uns gegen die Dreierkette von Dassendorf im Umschaltspiel Räume erhofft. Aber das ist uns überhaupt nicht gelungen, weil keiner den Ball gefordert hat. Da waren wir viel zu ängstlich. Die ersten beiden Gegentore kann man besser verteidigen, aber da waren wir wohl schon zu müde vom vielen Hinterherlaufen. Erst danach haben wir ein paar Möglichkeiten bekommen, weil Dassendorf einen Gang zurückgeschaltet hat.
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Der HSV war sehr kompakt und gut organisiert, da hatten wir in der ersten Halbzeit häufig keine Lösungen. Das war jetzt das sechste Oberliga-Spiel und wir haben noch nicht einmal die erste Halbzeit gewonnen. Natürlich wäre es schön, auch mal frühzeitig die eine oder andere Chance zu nutzen. Aber gerade in der zweiten Hälfte haben wir viele gute Läufe und Aktionen gehabt und freuen uns, dass wir das dritte Heimspiel und das fünfte Spiel in Folge gewinnen konnten. Manchmal muss man den Gegner eben erstmal müde spielen. Die ganze Mannschaft arbeitet geduldig und gezielt daraufhin, dass irgendwann das Tor fällt. Das ist eine sehr hohe Qualität, die wir da haben.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1986): 3 Spiele, 3 Siege, 0 Remis, 0 Niederlagen, 12:3 Tore
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