15.09.2019 Tauben in der Kaninchen-Stellung - Toksöz kam, sah und siegte von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – FC Teutonia 05 1:3 (1:2)
USC Paloma: Waldmann – Lohrke (46. Niederstadt), Styhn, Blumauer, Wallner – Merkle, Niemann (83. Morawitz) – Pesch, Blunck – Bein, Haase (59. Ulaga) FC Teutonia: Zummack – Fischer, Mallwitz, Kroiß, Eggert – Eden, G. Cholevas (51. Müller) – Gutmann, Toksöz, Vobejda (72. Kazizada) – Krottke (86. Akyere) Tore: 1:0 Blunck (24.), 1:1/1:2 Toksöz (33./43.), 1:3 Akyere (88.) Gelb-Rot: Bein (78., USC) Schiedsrichter: Björn Lassen (Barsbütteler SV): Auf beiden Seiten pfiff er konsequent seine Linie und kam bis zur 60. Minute ohne Gelbe Karte aus. Die Gelb-Rote Karte für Bein wegen zwei nichtiger Aktionen war viel zu hart. Beste Spieler: Merkle, Styhn – Toksöz, Eden Zuschauer: 189
Da stand er nun nach dem Abpfiff, der Matchwinner Deran Toksöz (31) und freute sich nach wochenlanger Ersatzbank-Verbannung, endlich mal wieder in der Startelf gestanden zu haben. „Deran stand in den letzten Wochen nicht so oft in der Startelf, weil andere einfach noch besser trainiert haben“, erklärte T05-Coach Sören Titze die Luxus-Situation bei den Kreuzkirchlern – wenn denn alle Mann an Bord sind. Doch heute fehlten gleich acht Spieler aus dem 23-Mann-Kader, darunter fünf absolute Stammspieler (Mirco Bergmann, Vincent Boock, Dino Fazlic, Gerrit Pressel, Aytac Erman). So wurde der Platz frei für den Ex-Profi (Kiel), der es mit zwei wichtigen Toren zurückzahlte.
Denn völlig überraschend war zunächst der krasse Außenseiter Paloma in Führung gegangen. Nach einem schön vorgetragenen Angriff aus der eigenen Abwehr heraus (Prince Styhn und Pascal Haase im Doppelpass) vollendete Michel Blunck aus kurzer Distanz zum 1:0 (24.). Zuvor hatte schon Tom Bein eine gute Gelegenheit, traf den Ball aber nicht richtig (11.). „Gut so, Paloma“, freute sich Harms – doch dann kam Toksöz! Nachdem Davidson Eden zweimal scheiterte (16./29.) und Felix Vobejda aus spitzem Winkel am leeren Tor vorbeischoss (4.), verwertete Teutonias Mittfeldstratege eine Gutmann-Vorlage mit einem Flachschuss zum 1:1 (33.) – und packte zehn Minuten später mit einem Traumtor aus 23 Metern in den rechten Giebel noch einen Treffer obendrauf. Zuvor hatte Moritz Niemann aus dem eigenen Strafraum heraus einen schlimmen Fehlpass produziert, „aber das kann mal passieren“, so Harms, „wir wollen ja mutig nach vorne spielen“.
Der USC hielt zweifelsohne toll mit, aber die Halbzeitführung für die Gäste war dennoch hochverdient, da Kevin Krottke mit einem Latten-Kopfball (36.) und Toksöz aus 15 Metern (39.) weitere Top-Chancen hatten. Nach dem Seitenwechsel änderte sich jedoch das Bild. Paloma präsentierte sich durch eine Umstellung (Ken Niederstadt für Kevin Lohrke) hinten nun wesentlich stabiler und konnte die Teutonen lange Zeit vom Tor weg halten. „Das hat gut funktioniert“, freute sich Harms, während sein Gegenüber „mehr Stimmung“ forderte.
Lange Zeit verwaltete T05 die Partie nur noch. Erst nach einem Turbo-Solo von André Müller hatte Gutmann die Chance zur Vorentscheidung, zielte jedoch am langen Pfosten vorbei (69.). Die Hausherren konnten sich zwar kaum noch aus der Umklammerung befreien, hatten aber nach einem Niemann-Freistoß von der Mittellinie durch Dominic Ulaga fast das 2:2 auf dem Fuß (76.). Für eine Schlussoffensive der Tauben denkbar ungeeignet dann die Gelb-Rote Karte für Bein (78.). Allerdings waren beide „Fouls“ (62./78.) an Harmlosigkeit kaum zu überbieten, hier war der ansonsten gute Referee einen Tick zu streng.
Doch auch in Überzahl musste Teutonia weiter zittern. Nach einem schönen Dribbling von Wolfgang Pesch auf der rechten Außenbahn legte Christian Merkle das Leder eigentlich perfekt für Mel Morawitz auf. Doch der 20jährige hat eben (noch) nicht die Klasse eines Toksöz, zögerte acht Meter vor dem Tor viel zu lange und wurde schließlich geblockt (86.). „Das hätte unser Lucky Punch sein können“, ärgerte sich Harms – und musste fast im Gegenzug die Entscheidung hinnehmen. Gutmann und Müller hatten sich im Zusammenspiel mit Tempo über rechts durchgesetzt und für Soleiman Kazizada quergelegt. Dessen Schuss konnte USC-Keeper Jannis Waldmann zwar noch abwehren, doch gegen den Nachschuss von Isaac Akyere ins verlassene Gehäuse war er machtlos (88.).
Nach 73 Jahren also mal wieder ein Sieg für Teutonia an der Brucknerstraße, dies war zuletzt nämlich 1946 gelungen (siehe „Statistik“ am Ende des Berichtes). Für Paloma geht es nun am Freitag zum „Battle of Barmbek“, bevor Gegner auf Augenhöhe kommen (Tornesch, Curslack, HSV III, Osdorf). „Da wollen und werden wir mit so einer Leistung wie heute punkten“, ist der Tauben-Trainer zuversichtlich. Vom Kaninchen zum Tiger sozusagen.
Stimmen:
Sören Titze (Trainer FC Teutonia 05): Wir haben seit Saisonbeginn viele Verletzte, heute hatten wir aus unserem 23er-Kader nur 15 Leute zur Verfügung, zum Teil durch die Sperren (Boock, Fazlic) allerdings auch selbst verschuldet. Aber wenn man oben dran bleiben möchte, muss man jede Woche drei Punkte holen und darf sich keine Fehler erlauben. Entsprechend freuen wir uns über den Sieg. Obwohl wir 0:1 zurücklagen, fand ich unsere erste Halbzeit deutlich besser, als den zweiten Durchgang. Nach dem Gegentor aus dem Nichts haben sich die Jungs die Halbzeitführung verdient, da hatten wir viele gute Aktionen. Nach der Pause sind wir zu viel mit dem Ball gelaufen und sind kaum noch nach vorne durchgekommen. Paloma hat es da aber auch besser gemacht.
Steffen Harms (Trainer USC Paloma): In der ersten Halbzeit hatten wir beim Durchschiebeverhalten einige Probleme, dadurch ist Teutonia zu vielen guten Chancen gekommen. Das haben wir in der Halbzeit korrigiert, da konnten wir den Gegner weiter weg von unserem Tor halten. Es war klar, dass wir heute kein Chancen-Feuerwerk abbrennen würden, dafür reicht es dann gegen Teutonia nicht. Aber auch vor dem 1:0 hatten wir schon gute Situationen. Nach dem Ausgleich haben wir leider so ein bisschen die Kaninchen-Stellung eingenommen und haben Teutonia dominieren lassen. Und dann ist es bei der individuellen Klasse beim Gegner klar, dass da mal was passieren kann. Das 2:1 hatte schon eine sehr hohe Qualität, wie er den da aus 20 Metern in den Knick haut. Es war allerdings sehr gut von uns, dass wir das Spiel bis zum Schluss spannend halten konnten. Wir hatten durch Mel Morawitz ja sogar die Möglichkeit zum Lucky Punch (86.). Die Gelb-Rote Karte war ein bisschen hart und hat uns natürlich nicht geholfen. Aber wenn wir weiter so mutig bleiben, werden wir auch gegen die Großen der Liga mal einen Punkt mitnehmen.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 8 Spiele, 4 Siege, 1 Remis, 3 Niederlagen, 18:18 Tore
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