„Die Null steht…“, mit diesen Worten begrüßte das Niendorfer Trainer-Team in der Stadionzeitung die Besucher der heutigen Partie, „aber leider auf der falschen Seite“. Denn zuletzt hatte der NTSV zweimal nicht getroffen (0:0 gegen Buchholz, 0:2 in Dassendorf) und in den bisherigen acht Partien insgesamt nur neun Treffer erzielt. Doch bei hochsommerlichen 25 Grad kam heute mit Rugenbergen die Schießbude der Liga angereist (27 Gegentore), da hieß es am Ende: „Wer hat noch nicht, wer will noch mal?“ – und Niendorf lieferte eine 0/9/15-Show ab, stockte sein Torkonto von bisher 9 auf nun 15 Treffer auf.
Dabei sah es zu Beginn noch gar nicht nach einem Schützenfest aus. Rugenbergen präsentierte sich spielstark und zeigte ansehnliche Kombinationen nach vorne, während die Hausherren zunächst sehr abwartend agierten. „Aber das Szenario ist immer gleich“, beklagte sich SVR-Coach Andjelko Ivanko, „wir belohnen uns vorne nicht und kassieren hinten sofort Gegentore“. Niendorfs Kapitän Dennis Thiessen hatte von der Strafraumgrenze abgezogen, der Ball landete bei Daniel Brückner, der aus acht Metern halblinker Position ins lange Eck zum 1:0 einschweißte (7.).
Danach zogen sich die Blau-Weißen tief zurück, ließen die Bönningstedter kommen und wollten kontern. Doch den Gefallen taten die Gäste ihnen (noch) nicht. So plätscherte die Partie mit zwei Teams auf Augenhöhe bis kurz vor der Halbzeit so dahin, als Ali Farhadi der Kragen platzte: „Marvin, stell Deinen Fuß mal richtig ein, da kommt nur Schrott. Wir brauchen die Bälle“. Gemeint waren die langen „Diago-Pässe“ von Karow aus dem Zentrum auf die Flügel, die allesamt Richtung Niendorfer Gehölz flogen.
Gesagt, getan! Karow bedient Leon Meyer, der auf der rechten Außenbahn Lawrence Schön via Doppelpass mitnimmt. Dessen scharfe Hereingabe lenkt Unglücksrabe Jan Schrage aus drei Metern zum 2:0 ins eigene Netz (40.). Kleiner Trost: Ansonsten hätte wohl todsicher der einschussbereite Lennart Merkle getroffen. Mit diesem Nackenschlag ging es für die Gäste in die Kabine – und man konnte nun ahnen, dass das kein gutes Ende mehr nehmen würde.
Zwar hatten Kilian Utcke (49.) und Felix Dieterich (53.) die Chance zum Anschlusstreffer, doch danach brach es über die Rot-Schwarzen wie ein Gewitter herein. Binnen einer Viertelstunde schraubte Niendorf das Ergebnis auf 5:0 hoch. Einwurf Brückner, starke Balleroberung von Karow und noch stärkeres Zuspiel auf Merkle: 3:0 aus elf Metern (57.). Rechtsverteidiger Schön kann nach einem seiner tollen Tempoläufe nur regelwidrig im Strafraum gestoppt werden: Foulelfmeter, den Thiessen ganz sicher zum 4:0 in die Maschen zimmert (64.). Hübsch anzusehen auch der fünfte Streich: Ecke Streubier auf den zweiten Pfosten, von dort „chippt“ Marin Mandic das Leder vors Gehäuse und Oliver Doege köpft ohne große Gegenwehr ein (71.).
Den Schlusspunkt in der unterhaltsamen Partie setzten auf beiden Seiten die kleinsten Spieler: Erst durfte sich Patrick Hoppe (ca. 1,65m) mit einem Flugkopfball (!) zum 1:5 den Trostpreis abholen (80.), dann tat es ihm auf der Gegenseite Vedat Düzgüner (vermutlich auch 1,65m) – übrigens ebenfalls mit einem Flugkopfball - gleich und besorgte den 6:1-Endstand (82.).
Stimmen:
Andejlko Ivanko (Trainer SV Rugenbergen): Es ist immer das Gleiche: Wir halten fast eine Stunde lang gut mit, aber Ende fragst Du Dich, ob wir überhaupt eine Abwehr haben. Das Szenario wiederholt sich ständig: Wir haben die Chance zum Anschlusstreffer, im Gegenzug fällt das 0:3. Wir haben jedenfalls definitiv ein Problem in der Defensive, das kann man nicht mehr schönreden. Das werden wir kommende Woche sehr genau analysieren. Das hatte sich leider schon im Training angedeutet. Da hat unsere Stamm-Defensive gegen unsere Stamm-Offensive gespielt und ist total untergegangen. Da ist mental irgendwas in der Mannschaft drin - das geht nicht in die richtige Richtung. Man kann sich nicht so einfach abschießen lassen. Wir haben jetzt lange genug geredet, es wird auf jeden Fall Veränderungen geben.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Endlich mal Tore! Wir haben unsere Torausbeute ja fast verdoppelt, aber das war heute auch nicht besonders schwer. Vor dem Spiel war ich noch viel nervöser, weil Rugenbergen zuletzt gewonnen hatte und bei uns ein bisschen Sand im Getriebe war. Aber wir haben unsere beiden letzten Nullnummern gut aufgearbeitet und absolut verdient gewonnen. Eigentlich haben wir sogar noch viel zu wenig Tore erzielt, Rugenbergen hat sich ja relativ schnell aufgegeben. Heute hatten wir vorne endlich ein paar Vollstrecker.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1948): 33 Spiele: 16 Siege, 7 Remis, 10 Niederlagen, 67:43 Tore
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