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22.09.2019
Regionalliga: Leidenschaft frisst Tabellenführer auf von Jan Schubert




vs.


Altona 93 – VfL Wolfsburg II 4:1 (0:1)

Altona 93: Grubba – Dagott, Wachowski, Asani – Mundhenk, R. Monteiro, Sejdija, E. Monteiro – Wohlers, Pini (88. Janowsky), Schultz
VfL Wolfsburg II: Kasten – Klamt (74.Rizzi), Heuer, Siersleben – Onangolo, Stach, Marx (58. Herrmann), Horn – Möker – Iredale (69. Marmoush), Karamoko
Tore: 0:1 Iredale (14.), 1:1 Wachowski (49.), 2:1 Sejdija (56.), 3:1/4:1 R. Monteiro (73./87.)
Schiedsrichter: Christian Meermann (Niedersachsen Vechta): Unauffällig, gut.
Beste Spieler: Wohlers, R. Monteiro, Grubba, Mundhenk – Horn
Zuschauer: 773

Fußball ist manchmal nicht erklärbar. Genau deshalb ist dieser Sport so beliebt, emotionalisiert, überrascht, bereitet Freude und Schmerz. Wie im vorliegenden Fall: Da kommen Wolfsburgs Bundesliga-Backups an die Adolf-Jäger-Kampfbahn als Ligaprimus, wollen beim Regionalliga-Aufsteiger drei Punkte abholen, führen früh und stellen das Spiel für sich auf die Schiene. „Wir können hier zwischendurch 3:0 führen“, hat Gästecoach Rüdiger Ziehl gewiss nicht Unrecht – doch am Ende gewinnt der AFC nach sensationeller zweiter Hälfte verdient mit 4:1!

Wie aber geht das genau? Wolfsburg II hätte nach dem Führungstreffer von John Iredale (14.) mehrfach nachlegen können, Altonas Handschuhträger Tobias Grubba rettete unter anderem gigantisch gegen den durchgebrochenen Luis Horn (28.) oder gegen den vertrackten Aufsetzer von Yannik Möker (41.). Dass etwas für den Außenseiter drin war, deutete Altona noch vor dem Wechsel an, als Maximilian Dagott auf Marco Schultz chippte, der Kapitän zwar vor Wölfe-Goalie Lino Kasten am Ball, aber diesen eben auch über den Kasten setzte (44.).

„Wenn wir direkt mit einem Tor nach der Halbzeit einsteigen, sieht es schon ganz anders aus.“ So brachte Ole Wohlers, rechter Offensivkönner bei Altona 93, den Pausentalk mit Coach Berkan Algan auf den Punkt. Und von auf den Punkt servieren versteht Wohlers etwas: Der junge Mann hatte, nachdem er zum Entrée des zweiten Umlaufs den Gästen ein Solo mit einem etwas zu zentralem Abschluss angeboten hatte (46.), großen Anteil am AFC-Comeback: Denn sowohl den 1:1-Ausgleich von William Wachowski (49.) - es besteht der Verdacht des Eigentores eines Wolfsburgers, Wachowski war aber auch mit dran - als auch den 2:1-Führungstreffer ebenfalls per Kopf von Bujar Sejdija (56.) bereite der 19-Jährige mit Freistoß beziehungsweise Ecke vor.

Als dann noch Ridel Monteiro groß auftrumpfte, zunächst den Fuß in einen Pass von Bruder Eudel zum 3:1 hineinhielt (73.) und zur endgültigen Entscheidung von Erdogan Pini auf die Reise zum 4:1 geschickt wurde (87.), wurde der AFC-Coup Realität. Bei allen Erfolgserlebnissen leisteten sie sich aber einen minimalen Makel: Sie ignorierten einfach den „Mitspieler“, der an der Bande hinter der rechten Eckfahne total blank stand. Dort erlebte Club-Präsident Dirk Barthel den eigenen Torreigen hautnah mit, hätte so gern mitgefeiert, wurde aber geschnitten: „Ich stehe immer da. Bezieht mich beim Jubel mal mit ein“, bat er später im obligatorischen Kreis.

Barthels Trainer Algan war besonders mit Dauer und Intensität des Pressings seiner Truppe einverstanden: „Ich bin stolz, denn wir waren sehr gut, diszipliniert, leidenschaftlich - und wir haben ein paar Prozent mehr als neulich in Kiel (2:4-Pleite) gebracht.“ Hilfreich dabei, dass AFC-Torwart Grubba weitere zwei Male reaktionsschnell gegen Mamoudou Karamoko (62.) und Jannis Heuer (78.) zur Stelle war und sich auch bei Heuers Latten-Kopfball mal das Glück verdiente (84.).

„Ein sehr, sehr enttäuschender Nachmittag für uns, aufgrund der zweiten Halbzeit aber total verdient für Altona“, konstatierte Gästecoach Ziehl, „sie haben uns gezeigt, wie Fußballleidenschaft funktioniert. Die war bei meiner Mannschaft ab der 30.Minute nicht mehr vorhanden.“ Leidenschaft und Leidensfähigkeit werden Algan und Co auch weiter benötigen: Nächstes Wochenende steigt der Kellerkick beim HSC Hannover, „das wird ein anderes Spiel mit anderem Fußball und anderen Umschaltaktionen“, weiß „Berki“ – dieser Sport ist halt so wenig vorhersehbar.


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