29.09.2019 Tauben "füttern" Tornescher Ente von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
USC Paloma – FC Union Tornesch 0:2 (0:1)
USC Paloma: Waldmann – Marx, Niederstadt, Krause, Blumauer – Merkle (60. Madadi), Schwäbe – Pesch (69. Morawitz), Ulaga (60. Haase), Blunck – Bein FC Union Tornesch: Schramm – Prien, Zimmermann (46. Ellerbrock), Moritz, Tiedemann – Swennosen, Dora – Kulicke, Stahnke (62. Pracht), Beckmann – Dohrn (81. Aufgebauer) Tore: 0:1 Dohrn (14.), 0:2 Aufgebauer (90.) Schiedsrichter: Florian Pötter (FC Voran Ohe): Sehr starker Auftritt! Setzte zur rechten Zeit mit Ermahnungen bzw. Gelben Karten Akzente und war immer bereit, den Spielern seine Entscheidungen zu erklären. Guter Umgangston (ohne es an Bestimmtheit fehlen zu lassen). Beste Spieler: Schwäbe – Dohrn, Swennosen Zuschauer: 110
„Das ist Kai, unser Spielmacher“, schmunzelte FC-Trainer Thorben Reibe über die rote (Plastik-)Ente, die auf dem Dach der Ersatzbank Platz genommen hatte (siehe Foto). „Kai wurde im Mai auf Malle „geboren“ und hat uns beim Aufstiegsspiel gegen Lohbrügge Glück gebracht, seither ist die Ente immer dabei. Das ist einfach ein netter Gimmick“. Die „Tauben“ fütterten heute also sinnbildlich die Tornescher (Punkte-)Ente…
”Spielmacher” Kai (die Ente) ist bei Tornesch immer dabei. Foto: Andreas Killat
Denn im Barmbeker Dauerregen unterlief dem aufgerückten USC-Innenverteidiger Ken Niederstadt kurz vor der Mittellinie der spielentscheidende Lapsus: Einen langen Ball von Tim Moritz wollte der 27jährige mit dem Körper blocken, doch Union-Torjäger Björn Dohrn drehte sich geschickt um ihn herum und hatte freie Bahn zum 0:1 (14.). Schon der achte Saisontreffer für Dohrn. „Björn ist ein Phänomen. Er hat diesen Monat nur einmal trainiert, bringt aber immer seine Leistung“, so Reibe. Mit der Führung im Rücken konnten die Gäste genau das machen, was sie gut können: Tief stehen, eklig spielen und dem Gegner das Leben schwer machen.
Dabei spielten es die Hausherren gegen den nun angerührten „Beton“ in der ersten Hälfte gar nicht mal schlecht. „Wir haben viele gute Lösungen gefunden“, war USC-Coach Steffen Harms, gestern 38 Jahre jung geworden, im Prinzip sehr einverstanden mit der Leistung seines Teams. Mit Ausnahme der Effektivität: „Wir hatten reichlich Torgelegenheiten, aber uns fehlt das nötige Spielglück, damit es vorne mal klingelt“. So vergaben nacheinander Tom Bein (4., von Jan Zimmermann kurz vor der Linie geklärt), Colin Blumauer (10., mit dem Kopf knapp rechts vorbei), Maurice Schwäbe (20., per Direktabnahme hauchdünn über die Latte) und Christian Merkle (39., freistehend aus elf Metern übers Gehäuse).
Auch nach der Pause gab es drei dicke Chancen: Einen abgefälschten Distanzschuss von Merkle parierte Keeper Björn Schramm nur mit Mühe (56.) und Max Krause hatte bei seinen beiden Kopfballgelegenheiten das Visier falsch eingestellt (58./73.). Der Rest war bei wirklich fiesem Fußballwetter eine reine Abwehrschlacht, die die Gäste bravourös überstanden. „Letzte Woche waren neun Spieler von uns vier Tage lang zusammen im Urlaub. Das geht in der Oberliga natürlich eigentlich nicht. Aber genau deswegen spielen die Jungs ja bei uns“, stellte Reibe die Kameradschaft bei den Torneschern in den Vordergrund: „Wir haben nicht die finanziellen Bedingungen, die andere Vereine bieten können. Aber der Zusammenhalt der Truppe macht uns stark“.
Das nicht mehr spielentscheidende 0:2 in der Schlussminute war heftig umstritten. Nach einem Pressschlag gingen Schwäbe und ein Gäste-Spieler rd. 25 Meter vor dem Tor zu Boden. Das Leder trudelte zu Jannik Swennosen, der kurz stehen blieb, weil von „seiner“ Ersatzbank zunächst „Spiel den Ball ins Aus“-Rufe kamen. Doch nachdem man den freien Raum vor sich sah, änderte die Bank ganz schnell die Meinung und rief: „Spiel weiter, spiel weiter“. Gesagt, getan. Swennosen ging über rechts frei durch und legte in die Mitte quer für den völlig blank stehenden Tim Aufgebauer, der ohne Mühe zum 0:2 traf (90.). „Wir gewinnen den Ball, dann gibt es einen Pressschlag, wo zwei Spieler liegen bleiben. Eigentlich spielt man da den Ball ins Aus. Aber ich ärgere mich mehr über die Szene vorher, wo wir nach dem Ballgewinn nicht schneller nach vorne umschalten“, wollte Harms die Sache nicht zu hoch hängen, während sein Gegenüber eingestand: „Grundsätzlich ist das grenzwertig, das gebe ich zu. Aber die Regel sagt ja, dass nur der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen kann. Die Spieler sollen dann entscheiden, ob sie den Ball ins Aus spielen, obwohl die Situation oft gar nicht so schlimm ist. Ich würde dem Gegner auch keinen Vorwurf machen, wenn sie da in der 90. Minute weiterspielen“.
Für Tornesch war es übrigens der erste Sieg der Vereinshistorie gegen den USC (siehe "Statistik" am Ende des Berichtes).
Stimmen:
Thorben Reibe (Trainer FC Union Tornesch): Das waren heute sehr schwierige Bedingungen, viel Regen von oben und ein rutschiger Platz. Es gibt in der Liga sechs richtig starke Mannschaften, aber vom Rest kann jeder jeden schlagen - und da kommt es oft auf das nötige Spielglück an. Das hatten wir heute mit dem frühen Tor. Da ist der Ball irgendwie durchgerutscht und wir haben mit Björn Dohrn einfach einen Mann mit richtig guter Qualität, der solche Dinger reinmacht. Danach brauchten und wollten wir nichts mehr fürs Spiel tun. Tief stehen und Paloma das Leben schwer machen – das ist uns gut gelungen. Richtige Chancen haben wir nicht zugelassen, von daher bin ich sehr stolz auf die Leistung meiner Mannschaft. Wir haben jetzt schon 13 Punkte, damit haben glaube ich nicht sehr viele gerechnet. Das ist schon überragend. Wir kommen hauptsächlich über den Zusammenhalt und die Gemeinschaft, trainieren nur zweimal die Woche. Eigentlich ist es ein Wunder, das wir jedes Spiel konditionell so lange durchhalten und fast immer späte Tore schießen. Wir bringen unsere Attribute sehr gut auf den Platz, deswegen werden wir auch weiter punkten.
Steffen Harms (Trainer USC Paloma): Wir haben uns sehr schnell die Ballkontrolle erarbeitet oder der Gegner hat sie uns überlassen, ganz wie man will. Das kennen wir aus der letzten (Landesliga-)Saison noch zur Genüge. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir viele gute Lösungen gefunden und hatten reichlich Torgelegenheiten. Aber wie mein Kollege schon sagte: Man braucht auch das nötige Spielglück, damit es vorne mal klingelt. Tornesch war heute deutlich effektiver, nutzen die erste Chance zum Tor. Das tut uns sehr weh, wir wollten heute unbedingt den Bock umstoßen. Aber da müssen wir nun durch, weiter an uns arbeiten und es nächste Woche besser machen. Wir haben noch viele Ideen im Köcher, um die Saison positiv zu gestalten.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1946): 7 Spiele, 3 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage, 17:15 Tore
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