02.10.2019 Pokal: Curslack wirft das Achtelfinale weg von Andreas Killat
Lotto-Pokal, 4. Runde
vs.
SV Curslack-Neuengamme – Meiendorfer SV 2:3 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Witmütz (59. Beldzik), Spiewak, Schlufter, Wilhelm – Bannasch, Iscan (59. Franz) – Lenz (59. Kühn), Rogge, Mokhlis – Schubring Meiendorfer SV: Hoxha – Gündogan, Musbau, Vinberg, Asante – Rosseburg, Herrdum (78. Mucunski) – Williams, Ganitis, Bulut (69. Baafi) – Tüter Tore: 0:1 Vinberg (17.), 0:2 Williams (53.), 1:2 Schubring (64.), 2:2 Bannasch (77.), 2:3 Musbau (79.) Schiedsrichter: Marco Kulawiak (SC Teutonia 10): Hätte Gundogan auch „Rot“ zeigen können (25.). Die vielen Freistoßpfiffe für die Gäste kann man ihm nicht anlasten, der MSV war da einfach cleverer. „Nur“ vier Minuten Nachspielzeit reichte den Hausherren nicht, aber die fehlenden zwei Minuten waren wirklich nicht spielentscheidend. Beste Spieler: Schubring, Spiewak – Ganitis, Tüter, Musbau Zuschauer: 94
„Wir haben das Spiel weggeschmissen“, sagte Curslacks Co-Trainer Daniel Grosse mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung nach dem Abpfiff und Matthias Wulff ergänzte: „Das ist nicht zu erklären und schon gar nicht zu rechtfertigen. Die gesamte Mannschaft hat nicht funktioniert. In einem KO-Spiel musst Du über den Kampf und Willen kommen, das ist uns nicht ansatzweise gelungen“.
Bei sprichwörtlich schaurigem Wetter bekamen die nur 94 zahlenden Zuschauer eine „Leistung“ ihrer Mannschaft zu sehen, die über weite Strecken an ein unbedeutendes Freundschaftsspiel erinnerte, aber selbst da geht es vermutlich mehr zur Sache. Meiendorf zog vom Anpfiff weg ein beeindruckendes Pressing auf, attackierte die Hausherren permanent mit zwei, drei Spielern, lieferte ein sagenhaftes Laufpensum ab und wurde früh belohnt, als Sean Paul Vinberg aus acht Metern über Keeper Gianluca Babuschkin hinweg zum 0:1 einköpfte (17., siehe Foto).
Sean Vinberg (2. v. r.) köpft den Ball über Gianluca Babuschkin (verdeckt) zum 0:1 in die Maschen. Foto: Olaf Both
Immer wieder zauberte Theo Ganitis Bälle aus dem Halbfeld in die Spitze (Wulff: „Die sind normalerweise am einfachsten zu verteidigen“). Tolga Tüter stand mehrfach völlig frei vor Babuschkin, brachte das Leder aber nicht im Gehäuse unter. Und auch Ganitis selbst kam einen Schritt zu spät (10.), während Haci Gündogan nach einem sehenswerten Konter zu zögerlich agierte (36.). Eben jener Gündogan hatte Glück, dass Schiri Kulawiak ihn nach seiner Trittattacke (am Boden liegend mit gestrecktem Bein hoch Richtung Kopf des Gegenspielers) nicht aus dem Verkehr zog, sondern nur mit Dunkel-Gelb bedachte (25.). Auf der Gegenseite stand indes Sebastian Spiewak kurz vorm Platzverweis. Für seine harte Grätsche gegen Rosseburg gab es völlig zu Recht „Gelb“ (55., siehe Foto) und danach folgten noch ein paar heikle Zweikämpfe (Wulff: „Er war der einzige, der sich gewehrt hat“).
Sebastian Spiewak (u.) versuchte Zeichen zu setzen und grätscht hier Max Rosseburg um. Foto: Olaf Both
Spiewak war es auch, der den Spielverlauf kurz vor der Halbzeit auf den Kopf hätte stellen können, doch nach der Ecke von Gökhan Iscan wurde sein Kopfball von Yusuf Musbau auf der Linie geklärt (42.). Nach dem Seitenwechsel (und einer vermutlichen Gardinenpredigt in der Kabine) erwarteten alle ein stürmisches und engagiertes Curslack – Pustekuchen! Weiterhin nur der MSV – und wieder war es Tüter, der völlig freistehend am langen Pfosten vorbeizielte (49.). Aber der nächste Versuch war drin. Zwar nicht für Tüter, denn dessen zu unplatzierten Schuss konnte „Babu“ abwehren, dafür aber für Williams, der den Abpraller nur noch im leeren Tor unterbringen musste (53.).
Der starke Theodoris Ganitis (r.) ist hier Sieger im Kopfballduell gegen Spiewak. Foto: Olaf Both
Nun hatte Wulff genug gesehen bzw. „nicht“ gesehen und wechselte dreifach (59.), was eigentlich immer ein sicheres Zeichen für maximale Unzufriedenheit ist. Tatsächlich wirkte es irgendwie. Marco Schubring (Saglam: „Ein goldener Spieler“) versenkte das Leder wie aus dem Nichts mit einer fantastischen Aktion (halb Lupfer, halb Schlenzer) aus 15 Metern halbrechts zum 1:2 ins lange Eck (64.). „Den kriegen nicht viele Spieler so im Tor unter“, war sogar Gäste-Trainer Baris Saglam voll des Lobes. Plötzlich keimte ein bisschen Hoffnung bei diesem trüben Wetter auf. Für rd. zehn Minuten kam der MSV nämlich aus dem Rhythmus – und „mit einer Aktion des Willens“ (Wulff) drückte Jan Bannasch nach einer Ecke von Witalij Wilhelm die Kugel zum 2:2-Ausgleich über die Linie (77.).
Aber die Freude währte nur 75 Sekunden, dann war es wieder Ganitis mit einem Freistoß aus dem Halbfeld – und Musbau durfte sich im Fünfmeterraum freistehend die Ecke zum 2:3 aussuchen (79.). In der Nachspielzeit hätte Wilhelm tatsächlich sogar fast noch den Ausgleich erzielt, doch seinen Volleykracher kratzte Keeper Sulejman Hoxha, heute überraschend für Briant Alberti ins Tor rotiert, aus dem kurzen Eck (90.+2). Den Schlusspunkt setzte – wie sollte es auch anders sein - Tolga Tüter mit seiner gefühlt sechsten Hundertprozentigen. Collins Baafi hatte über rechts wunderbar quergelegt und Tüter traf aus fünf Metern wieder nur Babuschkin (90.+4). Danach war Jubel angesagt (siehe Foto) – während Wulff Konsequenzen ankündigte: „Morgen haben wir eine Trainingseinheit – die werden wir jetzt ein wenig umstrukturieren. Mal sehen, wer für das ganz wichtige Spiel am Samstag gegen Paloma bereit ist, zu beißen und zu fighten“.
Kollektiver Jubel beim MSV nach dem Einzug ins Achtelfinale. Foto: Olaf Both
Stimmen:
Baris Saglam (Trainer Meiendorfer SV): Wir sind sehr glücklich, dass wir eine Runde weiter sind. Noch wichtiger ist mir allerdings, dass wir heute unser wahres Gesicht gezeigt haben. Wir haben einen sehr großen Kader, haben daher heute einige Spieler pausieren lassen und sind ganz bewusst in die Rotation rein. Die lange verletzten Spieler wie Bulut und Herrdum müssen ja auch wieder langsam reinkommen. Die ganze Mannschaft hat sehr gut gegen den Ball gearbeitet, aggressiv und willig. Tüter war vorne sehr fleißig, hat sich aber leider nicht belohnen können. Curslack ist immer sehr schwer zu bespielen und mit Schubring haben sie einen „goldenen Spieler“. Das Tor zum 1:2 bekommen bestimmt nicht viele Spieler so hin, das hatte eine ganz hohe Qualität. Wir sind sehr froh, dass wir heute ein anderes und besseres Gesicht (als beim 0:2 in Rugenbergen) gezeigt haben. So wollen wir spielen! Dazu brauchen wir manchmal noch etwas mehr Geduld mit den Jungs. Es wäre schön, wenn die Presse da nicht immer gleich draufhaut, sondern sie sanfter in Schutz nimmt.
Matthias Wulff (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Glückwunsch an Meiendorf, ein völlig verdienter Sieg! Wir haben heute leider eine Stunde lang ALLES vermissen lassen, was man im Fußball braucht. Und wenn man solche 60 Minuten abliefert, dann hat man es auch Nullkommanull verdient, in die nächste Runde einzuziehen. Minimal positiv sind vielleicht die letzten 30 Minuten, da war zumindest etwas Wille da. Das 1:2 war zu dem Zeitpunkt sehr glücklich, das war die individuelle Qualität von „Schubi“. Nach dem Ausgleich fangen wir dann leider direkt das 2:3 und sind jetzt raus aus dem Pokal. Das ist sehr bitter, denn ich glaube, dieses Jahr hätte man sehr weit kommen können, da Dassendorf schon raus ist und viele andere Top-Klubs sich aufgrund der Auslosung gegenseitig rauswerfen. Wer weiß, wie weit es jetzt für Meiendorf noch gehen kann. Ich wünsche ihnen viel Glück und Erfolg! Diesen Weg hätten wir natürlich gerne genommen…
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