26.10.2019 Will.i.am(s) - Meiendorf rückt zusammen von Andreas Killat
vs.
Meiendorfer SV – FC Union Tornesch 4:2 (1:1)
Meiendorfer SV: Köhler – Rosseburg, Tatsis, Hercog, E. Asante – Mucunski, Ganitis – Williams (80. R. Asante), Fedai (61. Sara), Bulut (48. Ayim) – Tüter FC Union Tornesch: Baese – Lüneburg (52. Aufgebauer), Moritz, Ellerbrock, Kuschka – Kulicke, Stahnke, Dora (27. Prien), Beckmann – Dohrn, Pracht (68. Nötzelmann) Tore: 0:1 Dohrn (34.), 1:1 Williams (45.), 2:1 Williams (60.), 3:1 Ganitis (63.), 4:1 Williams (72.), 4:2 Dohrn (88.) Schiedsrichter: Johannes Mayer-Lindenberg (HTB): Ohne Probleme in einer sehr fairen Partie. Die Abseitsentscheidung gegen Tornesch (44.) war sehr knapp, aber tendenziell richtig. Beste Spieler: Rosseburg, Williams, E. Asante, Ganitis – Kulicke, Dohrn Zuschauer: 132
„Unser „Team Meiendorf“ ist in dieser Woche noch enger zusammengerückt“, so MSV-Trainer Baris Saglam, „jeder im Funktionsteam notiert sich jetzt Dinge, die ihm auffallen und wir analysieren sie dann gemeinsam. So bekommt jeder Spieler einzeln und ganz persönlich Aufgaben zugeteilt, die wir von ihm erwarten. Das sind oft nur Kleinigkeiten, aber dadurch werden wir Schritt für Schritt besser“. Die ersten Früchte dieser neuen Symbiose konnten - nach zuvor vier Niederlagen in Folge – schon heute geerntet werden.
Danach sah es an der B75 allerdings lange Zeit nicht aus. Die mit großer Personalnot angereisten Tornescher (u.a. fehlten wegen privater Termine die Abwehrrecken Zimmermann und Knottnerus) spielten mutig und munter drauf los. Nach Kopfballablage durch Oliver Pracht stand Goalgetter Björn Dohrn völlig frei, doch Keeper Jonas Köhler parierte stark (7.). Und auch im 1:1-Duell gegen Christian Kulicke war Meiendorfs neue Nummer Eins (nach der Verletzung von Briant Alberti) zur Stelle (19.).
Vom MSV war bis dahin nichts zu sehen, bis Max Rosseburg und Özgür Bulut eine feine Kombination auf Tolga Tüter durchspielten, der aber knapp am langen Pfosten vorbei zielte (33.). Noch während Saglam gerade sein Team für diese erste positive Aktion loben wollte, blieben ihm die Worte im Halse stecken. Denn obwohl Rosseburg nach einem Zweikampf kurz hinter der Mittellinie am Boden liegen blieb, kickt Kulicke das Leder in die Spitze zu Dohrn, der aus zehn Metern eiskalt zum 0:1 vollstreckte (34.).
Kurz vor der Pause wurde Union dann aber quasi der Stecker gezogen. Nach einem Pass von Maik Stahnke starteten Dohrn und Pracht kurz hinter der Mittellinie alleine auf das Meiendorfer Tor zu, aber die Abseits-Fahne von Assistent André Heinrich ging hoch. „Niemals“, rief der entsetzte FC-Trainer Thorben Reibe, doch „Kollege“ Jean-Pierre Richter (Dassendorf) sah es auf der Tribüne anders: „Für mich war es Abseits“. Alle Proteste nützten eh nichts – und quasi im Gegenzug folgte der 1:1-Ausgleich! Nach einer gut getimten Flanke von Bulut stand der eher kleine Dylan Williams am zweiten Pfosten völlig blank und köpfte zum Ausgleich in die Maschen (45.).
Nun waren die Lebensgeister der Gelb-Schwarzen geweckt – und im gleichen Maße bauten die Gäste nach dem Seitenwechsel ab. Besonders der verletzungsbedingte Wechsel von Rechtsverteidiger Flemming Lüneburg (52.) machte sich für Union äußerst negativ bemerkbar – denn fast jeder MSV-Angriff rollte nun über die linke Seite. Insbesondere der US-Amerikaner Williams erwischte wohl den größten Tag seiner Karriere. Ein ums andere Mal „tanzte“ der 25jährige über den Flügel an der Tornescher Abwehr vorbei und sorgte zudem mit seinem zweiten Treffer für die endgültige Wende im Match. Nach einem tollen Doppelpass mit Tüter, der das Leder sechs Meter vor dem Tor (mit dem Rücken zum Gehäuse) stark nach vorne abtropfen ließ, versenkte Williams ganz sicher zum 2:1 (60.).
Doch damit nicht genug: Wieder Will-i-am(s) mit Speed über links, starke Hereingabe ins Zentrum und Theo Ganitis ganz abgezockt zum 3:1 (63.). Meiendorfer Jubel, Tornescher Tristesse. Kein Aufbäumen mehr zu sehen, die MSV-Abwehr hatte nun im Gegensatz zur ersten Hälfte alles im Griff. Und vorne war US-Boy Williams einfach nicht zu stoppen und markierte aus 15 Metern seinen dritten Treffer (72.). Was für ein „Stars-and-Stripes“-Tag in der Flens-Arena – und ausgerechnet heute fehlte der Gelbgesperrte Sean Paul Vinberg (ebenfalls US-Amerikaner und bester Kumpel von Williams). „Keine Ahnung, ob er in den USA schon mal drei Tore gemacht hat. In Deutschland auf jeden Fall noch nicht“, schmunzelte Saglam und mahnte zugleich: „Er braucht noch Zeit, der amerikanische Fußball ist etwas ganz anderes“.
„Eisern Union“ nutzte die sorglose Freude in der Meiendorfer Hintermannschaft immerhin noch zum 2:4-Ehrentreffer durch Dohrn (88.), doch der elfte Saisontreffer des Torjägers konnte die dritte Niederlage in Folge gegen einen direkten Konkurrenten aus dem Tabellenkeller (Buchholz, Rugenbergen, Meiendorf) nicht verhindern. Reibe machte dafür die fehlende Erfahrung verantwortlich: „Wir sind in der zweiten Hälfte nicht mehr bei unseren Männern geblieben, sondern haben den Ballführenden angegriffen. Dadurch hatte Meiendorf in den freien Räumen viel Platz und konnten es gut ausspielen“.
Stimmen:
Thorben Reibe (Trainer FC Union Tornesch): Eigentlich müssen wir hier mit 2:0 in die Pause gehen. Zwei sehr ärgerliche Situationen für uns direkt vor der Halbzeit. Für mich war das kein Abseits und da laufen zwei Mann frei auf den Torwart zu. Und 20 Sekunden später kriegst Du dann das Gegentor zum 1:1. Das war sehr bitter und ein echter Nackenschlag für uns. Was uns aber noch mehr den Zahn gezogen hat, waren die Ausfälle unserer erfahrenen Leute Dora und Lüneburg. Man hat in der zweiten Halbzeit gesehen, dass uns diese Erfahrung gefehlt hat. Gerade auf unserer rechten Seite haben wir das Spiel nicht mehr in den Griff bekommen. Aber ich mache den Jungs keinen Vorwurf, die mussten auf ungewohnten Positionen spielen, weil wir heute nur 14 gesunde Spieler hatten. Es fehlte einfach die Abstimmung. Knackpunkt war letztlich die erste Halbzeit.
Baris Saglam (Trainer Meiendorfer SV): Das waren zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten von uns. Gut war, dass unsere Jungs nach dem 0:1 nicht eingeknickt sind, sondern weiter ihr Spiel gespielt haben. Wir haben uns auch durch Fehlpässe nicht verunsichern lassen. Das 1:1 hat uns natürlich sehr gut getan. In der Pause haben wir sie dann gute zehn Minuten bequatscht und ihnen aufgezeigt, was wir sehen wollen – und das wurde in der zweiten Halbzeit zu 100% umgesetzt. Wir müssen gar nicht groß den Gegner analysieren, sondern zuerst einmal uns intern. Wenn wir das auf die Reihe kriegen, können wir den Schwung aus dem heutigen Spiel mit in die wichtigen nächsten Wochen nehmen. Ich würde gerne einmal ein paar Spiele mit der gleichen Formation spielen und nicht immer wieder Ausfälle kompensieren müssen. Heute fehlte uns nicht nur Vinberg (gesperrt), sondern auch Kevin Heitbrock, der kurzzeitig wegen Magenproblemen abgesagt hat. Ganz ehrlich: Ich bin es langsam leid. Manchmal denke ich, auf uns liegt ein Fluch. Ich wünsche mir von Herzen, dass wir zum Beispiel mal vier Wochen am Stück mit der gleichen Innenverteidigung spielen können.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 1 Spiel, 1 Sieg, 0 Remis, 0 Niederlagen, 4:2 Tore
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