31.10.2019 Ein Unfall vor dem Spiel, viele "Unfälle" im Spiel von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
Niendorfer TSV – Hamburger SV III 6:3 (2:1)
Niendorfer TSV: Kindler – Schön, T. Krüger (46. Qestai), Mandic, Speck – Huneke, Karow – Afsin (78. Meyer), Doege (46. Thiessen), Brückner - Merkle Hamburger SV III: Mountassir – Sampaney (39. Schroeder), Wacker, Wäschenbach, Michalowski – M. Augustinovic, A. Krüger – Ahn (73. Danzer), Jordan, Nikroo – Jansen (77. Scholz) Tore: 1:0 Brückner (16.), 2:0 Afsin (33.), 2:1 Nikroo (42.), 3:1 Mandic (52.), 4:1 Merkle (63.), 4:2 Jordan (72., FE), 5:2 Meyer (78.), 5:3 Nikroo (83.), 6:3 Brückner (90.) Schiedsrichter: Daniel Gawron (TuS Osdorf): Ließ einerseits viel laufen, gab andererseits aber auch schnell Gelb (18./23. für harmlose Aktionen). Beim Elfmeter mit Fingerspitzengefühl, Kindler hätte für die nicht ballorientierte Aktion durchaus auch Rot sehen können. Beste Spieler: Brückner, Karow – Nikroo, Jordan Zuschauer: 348
Glück im Unglück: Auf der Fahrt zum Spiel wurde Niendorfs Stürmer Vedat Düzgüner (27) in einen heftigen Autounfall verwickelt und stand seinem Trainer somit heute nicht zur Verfügung. Nachdem ein vor ihm fahrender PKW wegen eines einscherenden Fahrzeugs voll in die Eisen gehen musste, war Düzgüner seinem Vordermann bei hohem Tempo hinten draufgeknallt. „Sein Auto ist schrott“, so Ali Farhadi, „aber ihm geht es bis auf den Schock ganz gut“. Alles Gute an dieser Stelle!
Auf das heutige Spiel bezogen kann man sagen: Es sollte nicht der einzige „Unfall“ bleiben. Beide Abwehrreihen produzierten Ballverluste und Fehlpässe am Fließband – entsprechend munter und torreich ging es auf dem Platz zu. Die „Rothosen“ mussten dabei auf ihre beiden besten Torhüter verzichten: Tino Dehmelt war beruflich im Ausland unterwegs (Scouting für den HSV in Paris) und Yannick Heuer hat vermutlich einen Bandscheibenvorfall. So stand mit Youssef Mountassir (32) nur die „dritte Wahl“ zur Verfügung.
Diese „Schwachstelle“ hatten die Hausherren natürlich schon beim Warmmachen erkannt. Allerdings wäre es ungerecht, dem nicht ganz austrainiert wirkenden Keeper die alleinige Schuld an der Gegentorflut zuzusprechen – ganz so unbeteiligt, wie es Coach Marcus Rabenhorst hinterher sah („Ihn trifft noch die geringste Schuld, er hat ein ordentliches Spiel gemacht“), war er dann aber doch nicht.
Die gut 350 Zuschauer bekamen bei bestem Herbstwetter jedenfalls jede Menge Action geboten. 9:7 Torchancen standen am Ende auf dem Notizzettel des HAFO-Redakteurs – und das waren nur die Highlights. Für die beiden HSV-Trainer und für Farhadi, der aktuell weiter ohne „richtigen“ Co-Trainer auskommen muss, weil der „Bass aus Prag“ (Jörg Steinbach) nach einer Hüft-OP ausfällt und Matthias Jobmann länger beruflich in Asien unterwegs ist, ein Partie zum Haare raufen – aber für die Fans ein sehr abwechslungsreicher Nachmittag.
Sepehr Nikroo hatte nach Kopfballablage von HSV-Präsident Marcell Jansen die erste Chance, zog aber knapp am langen Pfosten vorbei (6.). Es folgten Gelegenheiten von Jeonghoon Ahn, der eine Jansen-Hereingabe nur um Zentimeter verpasste (17.) und von Jansen, der nach einem Patzer von Tim Krüger fast in den linken Giebel getroffen hätte (36.). Dieser Chancenwucher sollte sich rächen: Ilyas Afsin setzt Lennart Merkle in Szene, dessen Flanke verlängert Oliver Doege leicht mit dem Haupthaar und Daniel Brückner markiert mal wieder das wichtige 1:0 (16.). Schon gegen Bramfeld, Meiendorf und Rugenbergen hatte der Ex-Profi den ersten Treffer erzielt und sozusagen als „Dosenöffner“ fungiert. Heute profitierte er dabei von erheblichen Abstimmungsschwierigkeiten in der HSV-Abwehr, neben den beiden Innenverteidigern umkurvte „Bohne“ nämlich auch noch Keeper Mountassir und schob aus einem Meter ins leere Tor ein.
Auch am zweiten Treffer war er beteiligt: Einwurf Brückner, wieder verlängert Doege mit dem Kopf und Afsin staubt am zweiten Pfosten zum 2:0 ab (33.). Nur wenige Minuten später hatte der kleine Flügelflitzer sogar das 3:0 auf dem Fuß: Mountassir irrte an der Strafraumkante umher, Afsin lupfte den Ball Richtung verlassenes Gehäuse, aber Torben Wäschenbach klärte kurz vor der Linie (40.). Generös zeigte sich dann Lawrence Schön, der den Ball im eigenen Sechzehner Nikroo direkt in die Füße spielte. Dieser hat anschließend wenig Mühe, das Leder flach zum 1:2 ins rechte Eck zu schlenzen (42.). Farhadi tobte!
Nach der Pause ging es im Zehn-Minuten-Takt weiter: Ecke Lennard Speck, am zweiten Pfosten mal wieder keine „Rothose“ zu sehen und Marin Mandic knallt die Kugel zum 3:1 unter die Latte (52.). Merkle durfte dann im Fünfmeterraum ungehindert eine Afsin-Flanke zum 4:1 ins Netz köpfen (63.), auch da sah der HSV-Torhüter gar nicht gut aus. Doch entschieden war damit noch lange nichts. NTSV-Schlussmann Marcel Kindler rennt an der Strafraumkante etwas unmotiviert Nikroo um: Foulelfmeter! Diesen verwandelt Jordan ganz sicher zum 2:4 (72.).
Doch bevor es nochmal richtig spannend werden konnte, schlug der erst 10 Sekunden vorher eingewechselte Leon Meyer (nach toller Vorarbeit von Brückner) mit dem 5:2 zu (78.). Großer Jubel im weiten Rund, auch wenn die Gäste ebenfalls sehr viele Fans mitgebracht hatten. Die durften dann erneut Hoffnung schöpfen: Speck unbedrängt mit einem schlimmen Fehlpass quer vor dem eigenen Strafraum und Nikroo trifft aus 17 Metern zum 3:5 (83.). Und wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn Maxi Danzer (als Ex-Niendorfer) mit seinem tollen Schuss nicht an einer Glanzparade von Kindler gescheitert wäre (89.)…Doch so blieb dem besten Akteur auf dem Platz der Schlusspunkt vorbehalten: Meyer mit einer präzisen Flanke auf den – sie ahnen es bereits – zweiten Pfosten und dort darf „Bohne“ völlig ungedeckt zum 6:3 einköpfen (90.).
Was für ein Spiel! Fußballerisch nicht wirklich gut, aber Tore sind ja bekanntlich das Salz in der Suppe. Und da kamen die Besucher am Sachsenweg zuletzt fast immer auf ihre Kosten. 6:1 gegen Rugenbergen, 4:3 gegen Meiendorf und heute 6:3 gegen HSV III. BU (3.11.) und Sasel (10.11.) sollten sich also schon mal warm anziehen…
Stimmen:
Marcus Rabenhorst (Trainer Hamburger SV III): Mir fehlen ehrlich gesagt ein bisschen die Worte. Niendorf spielt oben unter den ersten Sechs mit, aber wenn man sieht, wie die Fußball spielen – nur langer Hafer und tun nichts für das Spiel. Und wir legen ihnen sechs Geschenke hin. Das tut echt weh. Hinten waren wir destruktiv und haben schlecht und katastrophal verteidigt. Das ist am Ende dann fehlende Qualität. Unserem Torwart mache ich aber keinen Vorwurf, der hat ein ordentliches Spiel gemacht. Da kriegst Du gegen eine Mannschaft, die sich gefühlt nicht einen Treffer herausgespielt hat, sechs Gegentore. Das ist mir unbegreiflich. Wir haben es Niendorf viel zu leicht gemacht.
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Unterm Strich ist es ein Sieg und man muss sich eigentlich freuen – aber es war ein komisches und wirklich kein gutes Fußballspiel. Wir haben echt nicht gut gespielt. Das war statisch, langweilig, einfrierend, viele merkwürdige Ballverluste und null Inspiration. Und trotzdem schießt Du sechs Tore. Wir können froh sein, dass wir so alte Hasen wie Mandic und Brückner haben, die genau wissen, wo die Bälle hinkommen. Unsere Außenverteidiger haben Fehler gemacht, die dürfen einfach nicht passieren. Gegen eine Mannschaft mit mehr Qualität geht das schief. HSV hat jeden Fehler von uns eiskalt bestraft. Drei Fehler, drei Tore. Uns ist zu Gute gekommen, dass der HSV heute personell nicht das auf der Felge hatte, was sie sonst haben. Da muss man ehrlich sein: Mit einem anderen Torwart im Kasten hätten wir diese Tore nicht geschossen. Kann mir aber auch egal sein. Wir haben gewonnen und zusammen mit dem Hinspiel acht Tore gegen den HSV gemacht. Ich glaube, das ist okay. In den nächsten Wochen müssen wir aber deutlich besser funktionieren.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1986): 6 Spiele: 6 Siege, 0 Remis, 0 Niederlagen, 15:4 Tore
Historie: Die dritte Mannschaft des HSV nimmt erst seit 1986 am Spielbetrieb teil, hatte ihn nach der Saison 1993/94 für ein Jahr eingestellt, aber ab 1995/96 wieder aufgenommen.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.