Dabei waren die Vorzeichen nicht gerade günstig, denn mit Daniel Michalowski und Torben Wäschenbach meldeten sich heute Morgen kurzfristig zwei Mann aus der geplanten Viererkette krank. So mussten Marko Augustinovic und Marco Schroeder hinten ran. Insbesondere Schroeder zeigte sich dabei in der ersten Hälfte überfordert und wurde von Tolga Tüter gleich mehrfach düpiert. Doch der plötzlich wieder aufgetauchte Andrej Blum (zuletzt wochenlang nicht im Kader) konnte keine seiner beiden – von Tüter perfekt vorbereiteten - Großchancen nutzen, sondern traf den Ball (wie in einer Wiederholung) jeweils nicht richtig (3./12.). Also probierte es Tüter einfach mal selbst, nagelte die Kugel aber nur ans Lattenkreuz (22.). „Unsere Abnehmer in der Endzone haben Probleme bei der Vollendung“, seufzte MSV-Coach Baris Saglam – und musste wie zum Beweis mit ansehen, wie auch Dylan Williams knapp am rechten Pfosten vorbei zielte (25.).
„Das war eine schlimme halbe Stunde“, analysierte das HSV-Trainer-Duo (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichts), fand danach aber zu deutlich mehr Stabilität. Und kam hellwach aus der Kabine! „Cello“ Jansen mit einer gefühlvollen Hereingabe von der linken Seite auf Sepehr Nikroo, der am Elfmeterpunkt unter gütiger Mithilfe von Sean Paul Vinberg für Maxi Danzer auflegen kann. Dessen strammer Volleykracher (siehe Foto) landet zum 0:1 in den Maschen (50.).
Maximilian Danzer (l.) zieht ab, trifft zum 0:1...
...und jubelt euphorisch mit Sepehr Nikroo (r.) und Jeonghoon Ahn. Fotos: Olaf Both
Nun hätte es eine halbwegs entspannte Restspielzeit für die „Rothosen“ werden können – doch Nikroo hatte offensichtlich eine andere „Idee“. Nach einem harmlosen Tackling von Vinberg forderte Nikroo vehement einen Freistoß für sich – und bekam völlig zu Recht „Gelb“ vom guten Schiedsrichter Martin Ghafury. Doch die Nummer 10 des HSV hatte noch lange nicht fertig – ging Nase an Nase auf Tuchfühlung mit dem Referee und motzte kräftig weiter: Gelb-Rot binnen weniger Sekunden (52.)! „Er hat da irgendwie einen Freistoß für sich gesehen – den haben wir aber nicht gesehen. Und sich dann Nase an Nase mit dem Schiedsrichter zu stellen…einfach eine dumme Aktion“, so HSV-Coach Christian Rahn und sein Kollege Marcus Rabenhorst ergänzte: „Das hätte uns den Sieg kosten können“.
Die Betonung lag dabei allerdings auf „können“, denn den Hausherren fiel in Überzahl wirklich nicht viel ein. Kein Tempo, immer wieder lange Bälle – es wirkte fast schon hilflos. „Wir sind total verkrampft“, hatte Saglam erkannt, „die Spieler waren sozusagen übermotiviert und haben die taktischen Vorgaben vergessen“. Bis auf einen Distanzschuss von Williams, den Keeper Tino Dehmelt mit einer „Showeinlagen-Flugparade“ entschärfte (64.) und einem Kopfball von Vinberg, den Torben Wacker kurz vor der Linie klären konnte (79.), gab es für die MSV-Fans kaum mal Hoffnung auf den Ausgleich.
„Das ist doch Scheiße, man“, rief ein frustrierter Max Rosseburg direkt vor der Tribüne laut hörbar seinen Mitspielern zu – und so konnten die Gäste den Vorsprung auch in Unterzahl locker über die Zeit retten (u.a. taktisch clever mit drei Auswechslungen in der Nachspielzeit). Für den HSV schon der dritte Sieg auf Rasen (Buchholz, Rugenbergen, Meiendorf) und „ein ganz wichtiger Dreier im Abstiegskampf“, wie Rabenhorst anmerkte, dann aber angesichts der Tabellenposition (26 Punkte, Platz 7) selbst ein bisschen schmunzeln musste. Gar nicht zum Lachen hingegen die Situation an der B75. Nur 12 Punkte (alle vor heimischen Publikum) aus 17 Partien lassen die Abstiegs-Alarmglocken schrillen…
Tino Dehmelt schreit seine Freude über das "zu Null Spiel" raus...
...und das Team feiert mit den Fans den vierten Auswärtssieg. Fotos: Olaf Both
Stimmen:
Christian Rahn (Trainer Hamburger SV III): Das war ein hartes Stück Arbeit. Extrem schwierige Verhältnisse auf diesem Boden. Wir haben keine gute erste halbe Stunde gespielt, waren defensiv überhaupt nicht geordnet. Mit dem Führungstreffer im Rücken lief es dann besser. Die Gelb-Rote Karte war mehr als unnötig und danach ging es für uns nur noch darum, irgendwie das Ergebnis zu verteidigen. Und das haben die Jungs überragend gemacht, die haben alles rausgehauen. Meiendorf hat ja nur anderthalb Chancen gehabt. Das war erst unser zweites zu Null-Spiel – vielleicht sollten wir öfter in Unterzahl agieren (lacht). Offensiv haben wir eine hohe Qualität, das ist ja bekannt. Aber gerade defensiv hatten wir zuletzt zu viele Dinger kassiert. Heute war das sehr sehr gut, mit Wille und Leidenschaft.
Marcus Rabenhorst (Trainer Hamburger SV III): Zu Beginn war das nicht gut, da können wir von Glück reden, dass es nicht 0:1 oder 0:2 heißt. Dann haben wir es aber in den Griff gekriegt. Da müssen wir hinkommen, dass wir im Kollektiv verteidigen. So gewinnt man Spiele. Und die Spieler jubeln gerade mehr, wie nach einem 4:3-Sieg. Deswegen wäre es nicht schlecht, wenn wir es häufiger mal zu Null hinkriegen.
Baris Saglam (Trainer Meiendorfer SV): Schade, dass wir uns das Leben selber schwer gemacht haben. Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit dominiert und hatten die Chancen – machen aber keine Tore. Von Zone 1 bis Zone 3 machen wir ein gutes Spiel, aber in der Endzone klappt es nicht, unsere Abnehmer haben Probleme in der Vollendung. In der zweiten Hälfte kommen wir schläfrig aus der Kabine und rennen dann einem Rückstand hinterher. Der HSV hat es clever gemacht und gut verteidigt. Und wir haben es nicht verstanden, das Spiel in die Breite zu ziehen. Meine Spieler waren in einem Tunnel gefangen. Der zwanghafte Wille, ein Tor erzielen zu wollen, hat zu einer Blockade und zu Fehlern geführt. Wir sind in krampfhafte Hektik verfallen, haben viel zu viele lange Bälle gespielt. Das ist natürlich auch der aktuellen Tabellensituation geschuldet. Wir alle verspüren den Druck, der auf uns lastet. Dazu setzen sich auch noch alle selbst unter Druck. Wir brauchen dringend ein Erfolgserlebnis, dann haben wir auch wieder eine ganz andere Qualität auf dem Platz.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1986): 1 Spiel, 0 Siege, 0 Remis, 1 Niederlage, 0:1 Tore
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