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16.11.2019
Ein Spiel wie das Wetter - Rugenbergen "Verlierer des Herzens" von Andreas Killat




vs.


TuS Dassendorf – SV Rugenbergen 1:0 (1:0)

TuS Dassendorf: Gruhne – Lenz, Aust, K. Carolus – Nägele, Dettmann, Strömer (89. Thomas), R. Carolus – Möller – Maggio (68. Hinze), von Walsleben-Schied (68. Kurczynski)
SV Rugenbergen: Marciniak – Feigenspan (82. von Bastian), Wilckens, Schrage, Worthmann, Mesenholl (46. Neumann) – Rörström (61. Zarei), Rühmann – Dieterich, Hoppe – Utcke
Tore: 1:0 von Walsleben-Schied (3.)
Schiedsrichter: Janik Möller (SV Lieth): War im gesamten Spiel eigentlich nur einmal gefordert – und entschied sich gegen einen Strafstoß für die Gäste (67.).
Beste Spieler: Strömer – Neumann, Wilckens, Rühmann
Zuschauer: 103

„Die Fahrt hierher war spannender“ – dieser Ausspruch eines Zuschauers sorgte kurz vor der Pause für ordentlich Lacher auf der Tribüne. Und auch Dassendorfs Liga-Manager Alexander Knull grantelte zur Halbzeit: „Das Spiel ist wie das Wetter“.

Dabei hatte es bei strömendem Dauerregen so gut angefangen: Henrik Dettmann ging rechts durch, doch bevor Mattia Maggio die Hereingabe einköpfen konnte, wurde zur Ecke geklärt (2.). Diese führt Sven Möller im Doppelpass mit Len Aike Strömer kurz aus und bringt das Leder dann scharf auf den zweiten Pfosten, wo Marcel von Walsleben-Schied aus wenigen Metern zum 1:0 ins kurze Eck trifft (3.). Keeper Patrick Marciniak sah dabei ziemlich unglücklich aus. Dassendorf machte weiter Tempo, konnte den Vorsprung aber nicht ausbauen: Strömer (5.), Rinik Carolus (14.) und Möller (19.) vergaben gute Chancen.


Marcel von Walsleben-Schied (l.) – hier im Duell mit Mika Feigenspan - erzielte den Treffer des Tages. Foto: Hanno Bode

Was danach geschah, bleibt ein Rätsel. Die Gastgeber zogen sich weit in die eigene Hälfte zurück (sogar die „Stürmer“ Maggio und Schied standen 40 Meter vor dem eigenen Tor) und investierten gar nichts mehr. Weder ins Spiel, noch nach vorne. Das Spiel plätscherte wie der Regen nur noch so vor sich hin und mancher auf der Tribüne hatte Mühe, die Augen offenzuhalten (nur die bibbernde Kälte verhinderte das Einschlafen). Rugenbergen machte es phasenweise ganz ordentlich, konnte Ball und Gegner laufen lassen (weil Dassendorf sie gewähren ließ), doch richtige Torchancen kamen dabei auch nicht heraus. Bis zur 43. Minute, als Amando Aust sich einen fatalen Quer-/Fehlpass leistet. Patrick Hoppe macht ein paar Meter und spielt dann den perfekten Ball in den Lauf von Kilian Utcke. Doch der Ex-Niendorfer versemmelt freistehend aus 12 Metern. Das wäre es gewesen!

Wer nun gehofft hatte, dass es nach der Pause wieder besser werden würde – Fehlanzeige! Kein Tempo, keine Torszenen – nur Ballgeschiebe. Dassendorf bettelte irgendwie um den Ausgleich und hatte Glück, dass Schiedsrichter Möller für einen Moment unsicher war. Denn nach einem langen Ball in den Strafraum blieb Pascal Nägele stehen und ließ seinen Gegenspieler Felix Dieterich ziehen - weil Gruhne „Leo“ gerufen hatte. Doch Gruhne kam zu spät, touchierte Dieterich, der prompt zu Boden ging (67.). Aber kein Pfiff ertönte. „Ich hätte Elfmeter gepfiffen“, gab sogar TuS-Manager Knull zu, der zu dem Zeitpunkt direkt hinter dem Tor stand. „So geht uns das schon die ganze Saison. Ich will keine Absicht unterstellen, aber die schwerwiegenden Entscheidungen fallen immer gegen uns aus“, stöhnte SVR-Coach Andjelko Ivanko und musste im Prinzip noch froh sein, dass der bereits verwarnte Dieterich nicht wegen einer „Schwalbe“ mit Gelb-Rot vom Feld geschickt wurde.

Direkt im Anschluss an diese Szene überraschte TuS-Coach Jean-Pierre Richter die Fans mit einem Doppelwechsel: Beide (!) Stürmer gingen vom Feld, dafür kam ein weiterer Defensivmann fürs Mittelfeld (Mark Hinze) und Kristof Kurczynski, der nun als alleinige Spitze agierte (68.). Das sorgte tatsächlich nochmal für Belebung – allerdings nur fünf Minuten lang. Dreimal wurde Strömer in Szene gesetzt, verfehlte das Tor aber jeweils knapp (73./75./78.). Und auch Kurczynski hatte die Chance zum 2:0, war sogar schon an Torhüter Marciniak vorbei (siehe Foto), wurde dann aber von Jannick Wilckens geblockt (76.).


Kristof Kurczynski hatte die Chance zum 2:0. Foto: Hanno Bode

Als die Bönningstedter diese „wilden“ fünf Minuten überstanden hatten, verfiel die Partie wieder ins gleiche Muster: Viel Ballkontrolle beim SVR, wenig Aktionen von der TuS. Mit dem Mute der Verzweiflung drängten die Gäste in der Schlussphase auf den Ausgleich, aber Stürmer Utcke hatte heute einfach kein Zielwasser getrunken. Wie schon kurz vor der Pause, vergab der 20jährige zwei weitere Hochkaräter: Nach Vorlage von Leon Neumann, der im zweiten Durchgang für viel Belebung im Spiel des SVR sorgte, knallte Utcke weit übers Tor (84.) und nach einem Freistoß von Dennis von Bastian schoss er freistehend aus 12 Metern knapp rechts vorbei (86.). Solche Dinger muss man natürlich machen, wenn man aus Dassendorf etwas mitnehmen will. Oder eben einen Elfmeter zugesprochen bekommen…

„Wir sind die Verlierer des Herzens“, lächelte Ivanko leicht verbittert auf der Pressekonferenz, während sich sein Gegenüber Richter - trotz der mageren Vorstellung am heutigen Tage – völlig zu Recht über nun 18 ungeschlagene Partien (16-2-0) in der Hinrunde freute (inkl. des vorgezogenen 21. Spieltags). Saisonübergreifend sind es übrigens sogar schon 22 Spiele (19-3-0).

Stimmen:

Alexander Knull (Liga-Manager TuS Dassendorf):
Ein Riesenkompliment – auch im Namen von Sportchef Jan Schönteich, der gerade in Neapel ist und dort Talente scoutet - an unseren Trainer und die Mannschaft für eine überragende Hinrunde. 18 Spiele ungeschlagen, 16 Siege, 2 Unentschieden - das ist nicht selbstverständlich. Da kann man nur alle Hüte ziehen. Vielen Dank dafür.

Andjelko Ivanko (Trainer SV Rugenbergen):
Eigentlich sage ich nach jedem Spiel das gleiche: Wieder mal eine gute Leistung – und wieder nicht belohnt. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit der Mannschaft. Man sieht, dass bei uns Qualität vorhanden ist. Aber wir bleiben seit Wochen ohne Punkte. Wir kriegen nach jedem Spiel Komplimente vom Gegner – wir sind sozusagen die Verlierer des Herzens. Heute hat es mit der Dreierkette gut geklappt. Leon Neumann hat in der zweiten Halbzeit richtig Power gemacht, das hat uns in der ersten Hälfte gefehlt. Aber er hatte nicht trainieren können, deswegen habe ich ihn erst nach der Pause eingewechselt. Heute kam auch viel Pech dazu. Allein Kilian Utcke hatte drei Hundertprozentige. Und wie ich gehört habe, war es auch ein Elfmeter (67.). Man hat es an der Reaktion von Torwart Gruhne gesehen, der „unschuldig“ die Hände hebt und zwei, drei Schritte zurückgeht. Wenn es eine Schwalbe gewesen wäre, hätte er ja sofort protestiert. So geht uns das schon die ganze Saison. Ich will keine Absicht unterstellen, aber die schwerwiegenden Entscheidungen fallen immer gegen uns aus. Das ist symptomatisch für unsere Situation. Ich hoffe, dass die Jungs den Kopf oben behalten und wir irgendwann belohnt werden.

Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf):
Erstmal vielen Dank für das anerkennende Resümee von Alexander Knull. Auf diese Serie mit 18 ungeschlagenen Spielen in einer Hinrunde können wir sehr stolz sein, darauf haben wir mit großen Mühen hingearbeitet und wir können uns auf dem Sonnenplatz der Tabelle präsentieren. Unser Spiel heute hatte aber mit Sonne – ähnlich wie das Wetter – nicht viel zu tun. Fußballerisch war es ein sehr energischer und zielstrebiger Auftakt im Spiel, aber danach haben wir die Zielstrebigkeit vermissen lassen. Rugenbergen hat uns viel hinterherlaufen lassen, wir hatten nur wenig Zugriff. Durch das frühe Tor haben wir plötzlich einen Meter weniger gemacht, waren immer zu weit weg und standen sehr tief. Das wollten wir eigentlich gar nicht. Wichtig sind am Ende aber nur die drei Punkte, die wir uns mit Geduld, Kompaktheit und gutes Arbeiten gegen den Ball verdient haben.


Statistik:
Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 15 Spiele, 11 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage, 32:10 Tore

2003/04: 0:2 / 2:2 Verbandsliga Hamburg
2013/14: 3:1 / 5:1 Oberliga Hamburg
2014/15: 0:0 / 3:0 Oberliga Hamburg
2015/16: 3:1 / 1:1 Oberliga Hamburg
2016/17: 1:0 / 2:1 Oberliga Hamburg
2017/18: 3:0 / 2:1 Oberliga Hamburg
2018/19: 4:0 / 2:0 Oberliga Hamburg
2019/20: 1:0 / --- Oberliga Hamburg


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