SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Brudler (79. Kühn), Spiewak, Schalitz, W. Wilhelm – Bannasch (79. Lenz), Franz – Beldzik, Rogge, Mokhlis (79. Schlufter) – Schubring HSV Barmbek-Uhlenhorst: Höcker – Schluchtmann, Buchholz, Sabas, Umurhan – Hathat, Pfeifer, A. Hoeling, Saad – Abrahamyan (86. Kuklinski), L. Mandel Tore: 0:1 Hathat (15.), 1:1 Schubring (27.), 1:2 Abrahamyan (55.), 1:3 Hathat (81.) Schiedsrichter: Thomas Bauer (Rahlstedter SC): Alles nachvollziehbar – vom Erkennen falscher Einwürfe bis hin zur eigenen Wahl für wärmende Sporthandschuhe. Obwohl es jeweils haarscharf war, gab der Referee keinen Elfmeter für BU nach Foul von Wilhelm an Hathat (22., knapp außerhalb des Sechszehnmeter-Raums) und kein Tor für den SVCN nach dem Treffer von Beldzik (45.+1, hauchzart im Abseits). Beste Spieler: Schubring, Brudler – A. Hoeling, Hathat, Schluchtmann Zuschauer: 114
Wissen Sie, verehrte hafo-Leser, was Offizielle und Spieler bei Verliererteams gar nicht gut abkönnen? Wenn sie vom siegreichen Opponenten über den grünen Klee hinweg gelobt werden - und dennoch mal wieder nix zu holen war. Das jüngste Kapitel in dieser Serie schreibt Übungschef Marco Stier nach dem 3:1-Erfolg seiner BU-Boys beim SV Curslack-Neuengamme, in dem er sagt: „Größter Respekt an Curslack. Wenn ihr so weitermacht, habt ihr auf gar keinen Fall mit dem Abstieg zu tun, sondern erreicht einen einstelligen Tabellenplatz.“
Szenenapplaus für diese unankündigte Laudatio des Barmbeker Cheftrainers – was aber auch nicht allzu sehr verwundert, wenn so viele Gästefans der Pressekonferenz im Curslacker Clubheim beiwohnen. Und wie lautet dann die erwartbare Replik der Hochgelobten und zugleich Punktlosen? „Das haben wir leider viel zu oft gehört“, erwidert Oliver Schubert, Manager des SVCN.
Mal ehrlich: In einer rasanten Paarung waren die Gastgeber fast eine Stunde lang gewiss nicht die schlechtere Mannschaft. Zwar ging BU in der Hochgeschwindigkeits-Veranstaltung nach einer Viertelstunde durch Abdel Hathat, der dabei noch SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin tunnelte, mit 1:0 in Führung. Doch die Truppe von Matthias Wulff war lästig, griffig, spielfreudig. Die Kopfbälle von Oliver Franz (19.) und Marco Schubring (24.) verfehlten das Ziel noch, doch dann klappte es mit dem Ausgleich: Schubring netzte zum 19-mal in dieser Spielzeit ein, nachdem Kollege Marvin Schalitz trotz Bedrängnis vieler Gelbhemden das Kopfballduell nach einer Ecke zur Vorlage auf den Stürmer gewann (27.).
Marco Schubring (r.) trifft zum zwischenzeitlichen 1:1. Foto: André Matz
Willkommen zum Chancen-Ping-Pong: Schubring hätte mit dem nächsten Kunstschuss seine Farben in Führung schießen können (29.), am anderen Fünfmeterraum bezwang Louis Mandel völlig freistehend Babuschkin nicht (31.). Speedy Hathat wiederum servierte in der nächsten Szene flach von rechts gefährlich vors Cursalcker Tor, Mike Beldzik unterlief fast das für Kicker ultimative Missgeschick, wenn der Außenpfosten nicht im Weg gestanden hätte (35.). Dann versuchte sich wieder Schubring nach starkem Ballklau von Mark Brudler, seinen Rechtsschuss parierte allerdings Johannes Höcker (41.) . „War schon eine coole erste Halbzeit. Für uns war der Spagat zwischen hinten gut stehen und vorn offensive Akzente setzen extrem schwierig“, gestand Matthias Wulff. Den von ihm trainierten Vierländern darf zugestanden werden, dass sie das balancetechnisch zunächst erstklassig hinbekamen.
Jetzt aber besser wieder weghören, liebe Curslacker, denn das könnte weh tun: „Zur Halbzeit kann es locker 4:4 oder sogar 5:4 für Curslack stehen, das wäre völlig okay gewesen“, ordnete Marco Stier sportlich nachvollziehbar und fair ein. Die Halbzeitführung des SVCN, sie war sogar für einen Augenblick faktisch vorhanden – wenn Spielleiter Thomas Bauer und sein Assistent Matti Walsdorff nicht das Milimeter-Maßband herausgeholt hätten: Nach Vorlage von Schubring platzierte Beldzik den Ball im langen Eck und stand wohl um eine Nuance in der verbotenen Zone (45.+1.). Das wollte so mancher Zweifler nochmal sehen: „Wir haben in der Pause den Video-Schiedsrichter bemüht“, berichtete Oli Schubert vom Sichten des Online-Streaming-Materials in der Sprecherkabine, „das Gespann hatte wohl den besseren Blickwinkel“…
Es ging ähnlich attraktiv nach dem Seitentausch weiter. Bei den „Stierlingen“ vor allem über die rechte Flanke mit Tempomaus Hathat und Anschieber Nico Schluchtmann, der die neuerliche Führung von Narek Abrahamyan auflegte (55. ). Typisch für den Spielcharakter : Auf der Gegenseite hätte Franz, der unmittelbar vor dem gegnerischen Sechszehner den Ball erobert hatte, den Kontrapunkt setzen können, wurde aber gekonnt von Niklas Sabas abgegrätscht (56.).
BU schaltete nun in den Autopiloten, der SVCN ackerte sich vergeblich ab. Bis zum Schockmoment: Der dynamsiche Brudler verletzte sich offenbar folgenschwer in einem Duell mit Arnold Hoeling am Knie (75.).Bitter für die verletzungsleidgeplagte Equipe von Wulff : „Wir hatten draußen gerade die Abteilung Attacke vorbereitet, da passiert das. Vielleicht bleibt es ,nur’ bei einem Außenbandriss.“ Extrem fair, wie auch der Trainerkollege reagierte: „Das war der Genickbruch, und das tut mir sehr leid. Dennoch großer Respekt an Curslack, das war 50 Minuten ein Megaspiel von euch.“
Florian Rogge (l.) und Oliver Franz (r.) nehmen Arnold Hoeling in die (Zweikampf-)Zange. Foto: André Matz
Als Indiz für die Genickbruch-Hypothese dürfte das dritte Barmbeker Tor durchgehen, dass die Gäste sehr hübsch gegen sich sammelnde, aber auch geschockte Curslacker herausspielten mit dem überragenden Abdel Hathat in der Endverwertung der Kombinationskette (81.). Dass dann Florian Rogges Schlenzer als allerletzte Aktion am Pfosten landete, weil Höcker noch dran war, passte irgendwie (90.+5.).
Feine Ansätze, gutes Spiel, viele Torszenen - davon wollen sie am Gramkowweg vermutlich erst dann wieder etwas hören, wenn auch gewonnen wird. Matthias Wulff gehörte das Schlusswort. Wieder klatschten die Zuhörer, weil Wulff es auf den Punkt brachte: „Über 90 Minuten konnten wir BU nicht Paroli bieten, und sie waren auch zwei Tore besser.“
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 39 Spiele, 10 Siege, 11 Remis, 18 Niederlagen, 52:70 Tore
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