07.12.2019 Trotz Schmuddelwetter: Dassendorf wahrt weiße Weste von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – HSV Barmbek-Uhlenhorst 2:0 (1:0)
TuS Dassendorf: Gruhne – Lenz, Aust, K. Carolus – Dittrich (70. Thomas), Dettmann, Strömer, R. Carolus – Möller – Kurczynski (65. Nägele), Maggio (88. Garbers) HSV Barmbek-Uhlenhorst: Höcker – Schluchtmann, Buchholz, Sabas, Umurhan – Pfeifer (70. Hoeling), Hosseini – Mandel, Abrahamyan, Saad – Jeske (13. Sa Borges Dju) Tore: 1:0 Maggio (25.), 2:0 Möller (83.) Schiedsrichter: Dr. Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide): Mit dem Spiel hatte er keine Mühe – nur mit dem BU-Co-Trainer Yusuf Akbel, den er erst mit Gelb-Rot von der Bank schickte (44.) und schließlich auf dem Weg zur Kabine komplett des Stadions verweisen ließ! Beste Spieler: Strömer, Lenz – Saad, Buchholz Zuschauer: 154
„Ein besonders gutes Gefühl hatte ich ehrlich gesagt die ganze Woche nicht“, beschrieb TuS-Sportchef Jan Schönteich sein leichtes Magengrummeln nach der unglücklichen 2:3-Niederlage letzte Woche bei Teutonia, während sein Trainer Jean-Pierre Richter klarstellte: „Die Niederlage haben wir schnell abgehakt, schon ab Dienstag war die Stimmung wieder gut, weil wir wissen, was wir können“. Genau mit dieser Einstellung ging Dassendorf auch in die ersten Minuten – und setzte die Barmbeker sofort mächtig unter Druck.
Schon nach 30 Sekunden hatte Sven Möller (nach toller Flanke von Rinik Carolus) aus sechs Metern die Führung auf dem Kopf, scheiterte aber an einer Mischung aus Glanzparade von Johannes Höcker und Außenpfosten. Nur zwei Minuten später standen sich Maxi Dittrich und Kristof Kurczynski im Fünfmeterraum gegenseitig auf den Füßen, sonst wäre auch hier ein Treffer möglich gewesen (3.). Nach dieser wilden TuS-Anfangsphase (in der er es auch noch zwei Ecken für die Gastgeber gab), kamen aber auch die Gäste immer besser ins Spiel. Tim Jeske „tanzte“ Marcel Lenz am rechten Strafraumeck aus und stand urplötzlich blank vor Gruhne. Doch schon während seines Schussversuchs sackte der BU-Stürmer schmerzverzerrt zu Boden und musste danach verletzt ausgewechselt werden (13.). „Das hat uns natürlich geschockt“, so Marco Stier. Aber der Tabellendritte spielte weiter mutig mit und nach einem tollen Chipball von Samuel Hosseini stand Narek Abrahamyan am Elfmeterpunkt völlig frei. Während alle TuS-Verteidiger wie versteinert auf den Abseitspfiff warteten (der nicht kam), setzte Abrahamyan das Leder kläglich neben das Tor (24.). Das war die Tausendprozentige Chance. Quasi im direkten Gegenzug vertändelte der „Nicht-Torschütze“ im Mittelfeld auch noch das Leder an Möller, der über die rechte Außenbahn Dampf macht und Dettmann bedient. Der steckt die Kugel umgehend zu Mattia Maggio durch und der Vollblutstürmer dreht sich um seinen Gegenspieler Ronny Buchholz herum und trifft zum 1:0 (25.).
Narek Abrahamyan vergibt die große Chance zum 0:1 (24.)…
…und geht dann fassungslos zu Boden. Fotos: Hanno Bode
Doch die Barmbeker ließen sich von diesem „Doppelschlag“ (eigene Führung leichtfertig vergeben, im Gegenzug das Tor kassiert) nicht beirren und zeigten, warum sie aus den letzten 12 Partien 31 Punkte geholt hatten (10-1-1). Optisch jedenfalls kontrollierten die Gäste das Spiel bis zum Halbzeitpfiff, doch bis auf einen Distanzschuss von Nico Schluchtmann hatte Keeper Christian Gruhne nicht viel zu tun (36.). Dann hatte Barmbeks Co-Trainer Yusuf Akbel seinen großen Auftritt, schimpfte und meckerte (warum auch immer) wie ein Rohrspatz, so dass Referee Dr. Michael Ehrenfort ihn mit „Gelb“ verwarnte. Damit war Akbel jedoch nicht einverstanden, motzte weiter und flog mit Gelb-Rot von der Ersatzbank (44.). Nach dem Halbzeitpfiff trafen sich Akbel und Ehrenfort auf dem Weg zur Kabine am Stadionausgang wieder. Akbel meckerte kräftig weiter, so dass es dem Schiri zu bunt wurde: „Der kommt hier nicht mehr rein“, gab er dem Dassendorfer Ordnungsdienst klare Anweisung und erteilte dem BU-Co-Trainer Stadionverbot für die zweite Hälfte.
“Wir müssen leider draußen bleiben“ – Co-Trainer Yusuf Akbel (r.) musste die zweite Halbzeit außerhalb des Stadions gucken. Foto: Hanno Bode
Die zweite Halbzeit begann dann genau wie Durchgang Eins: Mit einer Riesenchance für die Hausherren! Dettmann setzte auf rechts Kurczynski in Szene, doch dessen scharfe Hereingabe quer durch den Fünfmeterraum verpasste Rinik Carolus am zweiten Pfosten um eine Fußspitze (46.).
Anschließend war die Partie mehr etwas für Taktik-Feinschmecker. Beide Teams neutralisierten sich weitestgehend gegenseitig, das Mat(s)ch war geprägt von viel Laufarbeit und ständigen Abnutzungskampf. Bis auf einen Strömer-Schuss (62.) und einen Möller-Kracher (80.) gab es kaum spannende Torraumszenen zu sehen. Heftige Regenfälle taten ihr übrigens – wahrlich kein Leckerbissen zum zweiten Advent. Doch ein „Leckerli“ hatten die Dassendorfer dann doch noch für ihr treues Publikum: Dettmann will eigentlich zentral in die Mitte spielen, doch der Fuß von Finn Thomas verändert die Richtung zum Positiven: Das Leder landet so nämlich bei Lenz auf der rechten Außenbahn, der bis an die Grundlinie marschiert, alle Zeit der Welt hat und perfekt auf den zweiten Pfosten flankt. Dort geht der sträflich alleingelassene Möller in die Waagerechte und vollendet sehenswert via Flugkopfball zum 2:0 (83.). Dankbarer Jubel auf der Tribüne – und der elfte Heimsieg im elften Heimspiel der Saison.
Psst! Sven Möller (ohne "weiße Weste") nach seinem Flugkopfball zum 2:0. Fotos: Hanno Bode
Sportchef Jan Schönteich zog dementsprechend ein positives Fazit: „Wir haben jetzt alle vier Partien gegen die beiden Top-Teams der Liga weg. Natürlich gehen wir jetzt mit einem extrem guten Gefühl in die Weihnachtspause. Die Barkasse bestellen wir aber noch nicht. Doch ich bin schon sehr guter Hoffnung, dass wir den Vorsprung ins Ziel bringen. Wenn wir dann im Mai ganz oben stehen sollten, war möglicherweise rückblickend der heutige Sieg als Reaktion auf die Niederlage bei Teutonia ein ganz wichtiger Faktor“.
Stimmen:
Jan Schönteich (Sportchef TuS Dassendorf): Bevor wir zu den Einschätzungen der Trainer kommen, möchte ich noch die Gelegenheit ergreifen und die Vorkommnisse aus dem Hinspiel klarstellen. Ja, wir haben uns gezofft (Schönteich und Stier), aber Emotionen gehören auch immer noch dazu. Wir haben uns ausgesprochen und die Sache ist erledigt. Das sehen wir glaube ich beide so. Marco ist ein sehr guter und erfolgreicher Fußball-Trainer und wir beide bleiben der Oberliga hoffentlich noch lange erhalten.
Marco Stier (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Natürlich ist man nach einer Niederlage enttäuscht. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass der Sieg für Dassendorf in Ordnung geht und verdient ist. Der Beginn war ziemlich wild, aber danach hatten wir das Spiel ganz gut im Griff. Bei den Platzverhältnissen war es aber sehr schwer, guten Fußball zu spielen. Da hat das Niveau ein bisschen gelitten. Wir können oder müssen eigentlich in Führung gehen, stattdessen fällt im Gegenzug das 1:0. Trotzdem war ich mit der ersten Halbzeit ganz zufrieden. In der zweiten Halbzeit hat Dassendorf richtigen Männerfußball gespielt. Da hat man schon gesehen, dass zwischen uns und Dassendorf noch ein Unterschied da ist. Die haben richtig gute Kicker. Wir hatten gar keinen Zugriff mehr und deswegen geht der Sieg auch in Ordnung. Wahrscheinlich hört ihr es nicht so gerne, aber für mich ist damit die Meisterschaft entschieden und man kann schon gratulieren. Und Teutonia zu Platz 2 und zur Teilnahme an der Regionalliga-Aufstiegsrunde. Die beiden ersten Plätze sind für mich vergeben. Wir sind erstmal raus aus dem Rennen. Trotzdem wollen wir natürlich noch so viele Punkte wie nur möglich holen.
Zum Thema Regionalliga-Ambitionen: „Bisher haben wir uns mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt. Der Verein ist hier noch nicht auf mich zugekommen. Aber nach der heutigen Niederlage brauchen wir darüber auch nicht mehr lange zu diskutieren. Aber grundsätzlich ist als Trainer mein Anspruch, in die Regionalliga aufzusteigen. Deshalb habe ich meinen Vertrag bei BU gerade um zwei Jahre verlängert. Innerhalb dieses Zeitraums habe ich mir den Aufstieg als Ziel gesetzt. Wenn der Verein das nicht will, wäre ich der falsche Mann. Dann haben wir ein Problem, dann wäre es für mich vorbei. Ich investiere nicht 24 Stunden am Tag in Fußball, um dann nur um die goldene Ananas zu spielen".
Jean-Pierre Richter (Trainer TuS Dassendorf): Wir sind sehr zielstrebig in die Partie gegangen und man hat gemerkt, dass die Mannschaft die erfolgreiche Heimbilanz (11 Spiele, 11 Siege) unbedingt ausbauen möchte. Wir haben uns nicht auf unseren 53 Punkten ausgeruht, sondern ganz im Gegenteil nochmal eine gute Reaktion auf die unglückliche Niederlage letzte Woche gezeigt. Wir wollten uns unbedingt mit einem Sieg aus diesem Jahr verabschieden, das haben wir gut gelöst. BU ist eine Top-Mannschaft. Wir mussten taktisch sehr diszipliniert arbeiten, hatten aber eine hohe Fehlpassquote. Dafür war das Tor unglaublich gut herausgespielt. Danach haben wir es verpasst, auf 2:0 zu stellen. Aber auch BU hätte ein Tor erzielen können. In der zweiten Halbzeit haben wir etwas breiter verteidigt und ganz viel für dafür getan, um hier kein Gegentor zu kassieren. Auch das zweite Tor war sehr schön herausgespielt. Toll, wie Lenz da als Innenverteidiger bis in den gegnerischen Strafraum vordringt und eine traumhafte Flanke auf Möller schlägt. Hut ab. Die Mannschaft hat sich mit der Mischung aus Leidenschaft und Motivation die Tabellenführung zur Winterpause verdient. Aber die Glückwünsche zur Meisterschaft sind verfrüht, es gibt noch 13 schwere Wettkampfwochen. Gerade im oberen Drittel ist die Oberliga diese Saison brutal gut.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 24 Spiele, 16 Siege, 2 Remis, 6 Niederlagen, 57:32 Tore
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